ACHTUNG:
Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Dienstag, 08. Mai 2012.

Guten Tag!
Wer Israel zum Verzicht auf Atomwaffen drängt, verkennt, so Richard Herzinger in einem Beitrag für die WELT, dass Israels Nuklearpotenzial den Nahen Osten jahrzehntelang stabilisiert habe:
"Der Ruf nach einer "atomwaffenfreien Zone" mag in den Ohren friedenspolitischer Romantiker einen wohligen Klang haben. Unter diesem Slogan jetzt Israels Atombewaffnung in Frage zu stellen, würde aber nicht der Befriedung des Nahen Ostens dienen, sondern im Gegenteil dessen Destabilisierung beschleunigen. Die Verhandlungen mit dem Iran über sein Atomprogramm an die Frage der israelischen Nuklearwaffen zu koppeln, wie es auch Apologeten des Teheraner Regimes im Westen fordern, würde nichts anderes bedeuten als Irans Atomrüstung zu legitimieren. Denn ohne Sicherheitsgarantie aller seiner Nachbarn im Rahmen einer umfassenden Friedensordnung kann es sich der jüdische Staat nicht leisten, auf seinen atomaren Schutzschild zu verzichten."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
An die Wurzeln des Nahostkonflikts geht der britische Regisseur Peter Kosminsky mit dem TV-Vierteiler "Gelobtes Land", dessen zwei erste von insgesamt vier Teilen heute abend ausgestrahlt werden. Der Vierteiler verbindet die politische Geschichte des Nahostkonflikts mit privaten Dramen. Stimmen aus Israel nennen den Film "eine neue Kategorie der Feindseligkeit", doch gegen den Vorwurf des Antisemitismus muss man den Regisseur gewiss in Schutz nehmen, meint etwa Peter Münch in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Ähnlich auch Andrea Backhaus in der WELT, die betont, es gehe in dem Film nicht um die Zuweisung von Schuld, vielmehr zeige "Gelobtes Land" auf "irritierend klare Weise, welch hohen Preis die Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern bis heute fordern. Von beiden Seiten." Gänzlich anders sieht das Michael Wuliger in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG. Er sieht in dem Vierteiler "Propaganda zur Primetime" und schreibt u.a.:
"Die Juden/Israelis erscheinen in Gelobtes Land fast durchweg als militant und unmenschlich, die Palästinenser in der Regel als wehrlose Opfer. Als einziger guter Israeli tritt Elizas Bruder Paul (Itay Tiran) auf, ein militanter jüdischer Antizionist. Man muss diese Produktion nennen, was sie ist: einseitige Propaganda."
Die Links zum Thema in den Rubriken ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND sowie FERNSEH-TIPPS.
In Israel haben die Menschen am gestrigen Donnerstag der sechs Millionen ermordeten Juden während er Nazi-Herrschaft gedacht. Um 10 Uhr Ortszeit heulten am Holocaust-Gedenktag zwei Minuten lang die Sirenen, das ganze Land stand still. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu warnte in seiner Ansprache in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem erneut vor der Gefahr eines atomaren Iran gewarnt. Es sei die Pflicht Israels und der Welt, das Regime in Teheran daran zu hindern, in den Besitz von Atomwaffen zu gelangen. Für ISRAELNETZ schildert Ulrich W. Sahm die innerisraelischen Gedenkfeiern und Diskussionen rund um den Yom Hashoa. U.a. wurde auch über die politische Instrumentalisierung des Holocaust diskutiert, berichtet Sahm:
"Abraham Burg, ehemaliger Knessetvorsitzender, fragte in einer Fernsehdiskussion, ob Politiker sich heute noch bei tagesaktuellen Themen auf den Holocaust berufen dürften. Burg beklagte dadurch eine Entwertung der Einzigartigkeit des Holocaust, während Elior konterte, dass heute einzig der jüdische Staat Israel mit physischer Auslöschung bedroht werde, etwa durch den Iran, die Hisbollah oder die Hamas. "Es ist undenkbar, dem jüdischen Volk zu versagen, ein konstituierendes Trauma seiner Geschichte zu verbieten." Kein anderes Volk auf Erden sei derart bis heute mit Existenzangst konfrontiert."
Von einer beinahe kuriosen und dennoch sehr ernsthaften Diskussion erfährt man durch zwei Beiträge auf HAGALIL: In Israel wird am Holocaust-Gedenktag und am acht Tage später folgenden Gedenktag für die Gefallenen der Kriege Israels im Fernsehen üblicher Weise nur Programm ausgestrahlt, das mit den Gedenktagen in Zusammenhang steht. Sport- und sonstige Spartensender senden ein Standbild, das die Zuschauer darüber informiert, dass der Sendebetrieb während der Gedenktage unterbrochen ist… Just an diesen beiden Tagen finden in diesem Jahr jedoch die Halbfinalspiele der Fußball-Champions League statt. Am Mittwoch-Abend etwa spielte der FC Barcelona gegen den FC Chelsea, nächste Woche folgen Real Madrid gegen Bayern München. Nun ist eine Debatte darüber entbrannt, ob man die Spiele nicht doch übertragen sollte. Zwei Meinungen dazu können in deutscher Übersetzung auf HAGALIL gelesen werden: "Verpflichtung zum Gedenken?".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Elena Bashkirova wurde 1958 in Moskau als Tochter des Pianisten Dimitri Bashkirov geboren, bei dem sie auch studierte. Die Pianistin war in erster Ehe mit dem Geiger Gidon Kremer verheiratet. Seit 1988 ist sie mit ihrem zweiten Ehemann Daniel Barenboim liiert, mit dem sie zwei Kinder hat. 1998 gründete Bashkirova das International Jerusalem Chamber Music Festival, das zum festen Bestandteil des kulturellen Lebens in Israel zählt. Das Festival gastiert nun als sechstägige Veranstaltung mit insgesamt 34 Künstlern vom 24. bis 29. April im Jüdischen Museum Berlin. Aus diesem Anlass sind im TAGESSPIEGEL zwei Porträts zu lesen, einmal über die Gründerin Bashkirova, zum anderen über das Chamber Music Festival selbst. Ergänzend dazu in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG ein Interview mit Elena Bashkirova selbst: "Durst nach Musik".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Rund 30.000 Deserteure wurden in Deutschland während der NS-Zeit zum Tode verurteilt. Vielerorts wird ihnen gedacht - und in Hamburg wird nun über einen zentralen Gedenkort diskutiert, wie Alexandra Zykunov in der WELT informiert: "Ein Denkmal für Deserteure der Wehrmacht".
Der Link zum Bericht in der Rubri VERGANGENHEIT...
In der TAZ gratuliert Cord Riechelmann dem italienischen Philosophen Giorgio Agamben zum 70. Geburtstag am morgigen Samstag. Insbesondere hebt er dabei dessen Werk "Homo Sacer" über Auschwitz als "Denker des Undenkbaren" hervor:
"Agamben sah in dem, wofür Auschwitz steht, nämlich für die elaborierteste Form des nationalsozialistischen Konzentrationslagers und der nationalsozialistischen Menschenvernichtung, die Philosophie direkt betroffen. Auschwitz ist ganz konkret der Tod des Subjekts. Dagegen gibt es kein Beruhigungsmittel, und dagegen hilft keine Therapie. Damit ist der abendländischen Philosophie, die sich seit Descartes um drei Kernbegriffe - Sein, Wahrheit und Subjekt - formiert, eines ihrer Elemente abhandengekommen, das genauso wenig wiederkommen kann wie jeder andere Tote."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
In Anbetracht der neuerlichen Annäherung von Vatikan und Piusbruderschaft erinnert der ehemalige Ressortchef Außenpolitik der "Salzburger Nachrichten", Clemens M. Hutter, in einem Beitrag für die WIENER ZEITUNG an die antisemitischen Hetzparolen von Bischof Williamson, die vergessen zu werden drohen: "Holocaust - alles Lügen, Lügen, Lügen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Die Zahl gewaltsamer Übergriffe mit antisemitischem Hintergrund ist im vergangenen Jahr - vielleicht zur Überraschung vieler - weltweit um mehr als ein Viertel zurückgegangen. Das geht zumindest aus einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung des Studienzentrums Kantor in Tel Aviv hervor. Auf der anderen Seite habe sich jedoch das Lebensgefühl für Juden in Europa merklich verschlechtert. ISRAELNETZ und BADISCHE ZEITUNG informieren über die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung: "Weniger antisemitische Gewalttaten".
Der Link zu den Berichten in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Der Glaube an einen Gott geht in vielen entwickelten Ländern schrittweise zurück - das hat eine am Mittwoch veröffentlichte Untersuchung an der Universität von Chicago festgestellt. Dazu erhoben die Wissenschaftler nicht eigens neue Daten, sondern stützten sich auf Ergebnisse des großen internationalen Erhebungsverbunds International Social Survey Program (ISSP), der 1991, 1998 und 2008 in christlich geprägten Ländern der ganzen Welt das Ausmaß der Religiosität erfragte, von Australien über Israel und Russland bis nach Zypern. Während in Russland, Israel und Slowenien eine Renaissance des Glaubens zu verzeichnen sei, ist er beispielsweise in den neuen deutschen Bundesländern nachhaltig verschwunden. HUMANISTISCHER PRESSDIENST und SÜDDEUTSCHE ZEITUNG stellen die wichtigsten Zahlen vor. Über die Gründe, warum nirgends auf der Welt so wenige Menschen an Gott glauben wie in Ostdeutschland, macht sich wiederum Matthias Kamann in der WELT so seine Gedanken: "Warum so wenige Ostdeutsche an einen Gott glauben"
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Während der Glaube also offenbar weltweit auf dem Rückzug ist, feiert er im sonntäglichen "Tatort" gewissermaßen seine Auferstehung. Das bestätigt zumindes eine Untersuchung von Literaturwissenschatlern, die mehr als 400 Folgen der ARD-Krimiserie auf religiöse Motive hin untersucht haben, wie Charlotte Morgenthal in der WELT schildert: "Der heilige Mord – viel Religion im „Tatort“"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Seine scharfe Zunge und sein rebellischer Geist haben manchen Papst erzürnt: Hans Küng ist als Kirchen-Rebell und Papst-Kritiker zu einem der bekanntesten Theologen in Deutschland geworden. In den letzten Jahren hat er sich vor allem für sein von ihm initiiertes Lebenswerk - die Stiftung Weltethos - eingesetzt. Zuletzt war jedoch kaum zu übersehen, dass das Alter bei dem 84-Jährigen seinen Tribut forderte und ihn nun zu einem offiziell Einschnitt motivierte: Zu seinem 85. Geburtstag im nächsten Jahr will er sein Lebenswerk, die Stiftung Weltethos, einem Nachfolger übergeben. Und wer wird das sein? Nun, man darf ruhig staunen: Es ist der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler, der sein Amt als Stiftungspräsident übernehmen soll, wie die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG berichtet: "Küng ernennt Köhler zum Nachfolger".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Die Deutsche Islamkonferenz (DIK) hat sich gegen den radikalen Salafismus ausgesprochen. "Religion darf nicht für ideologische Machtansprüche missbraucht werden", betonte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) zu Beginn der jährlichen Plenarsitzung. "Wir sind uns alle einig, dass salafistischer Extremismus nicht akzeptabel ist und nicht in eine freie Gesellschaft, wie wir sie in Deutschland haben, passt". Radikale Salafisten seien unter Muslimen in Deutschland nicht mehrheitsfähig, hieß es. Eigentliches Thema der Islamkonferenz war freilich die Geschlechtergerechtigkeit, zu der eine Erklärung gegen Gewalt verabschiedet wurde. Für Aufregung im Vorfeld sorgte vor allem die Aussage von Unionsfraktionschef Kauder, der Islam gehöre - entgegen der legendären Feststellung des ehemaligen Bundspräsidenten Wulff - nicht zu Deutschland. Insgesamt fallen die Kommentare zur Konferenz skeptisch bis negativ aus. Thorsten Denkler kritisiert in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, dass der Innenminister der Konferenz wohl wenig Bedeutung beimesse: "Ein paar harmlos-freundliche Worte in der Kaffeepause reichen aus seiner Sicht, um die Beschlüsse zusammenzufassen - während die Vertreter der Islamverbände auf der Straße stehen." Mely Kiyak, Kolumnistin der BERLINER ZEITUNG und früheres Mitglied der Islamkonferenz, beklagt im Interview den schwierigen Stand muslimischer Frauen in der deutschen Gesellschaft und den bislang geringen Ertrag der Konferenzen. Und im TAGESSPIEGEL hält Andrea Dernbach fest, dass das Innenministerium immer mehr muslimische Persönlichkeiten vergrault habe. Die Islamkonferenz lebe vor allem von ihrer Symbolkraft, doch die, um die es eigentlich geht, blieben der Konferenz immer öfter fern: "Was hat dieses Forum noch zu bieten?"
Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Nun ist es soweit: Die jüdische Glaubensgemeinschaft in Österreich erhält nach über 120 Jahren eine neue gesetzliche Grundlage. Der Nationalrat beschloss am späten Donnerstagabend die Novelle zum Israelitengesetz, die die Israelitische Religionsgesellschaft in ihren Kompetenzen stärkt. Ziel der Gesetzesänderung ist es auch, die Rechte der Juden - etwa auf Feiertage und koschere Lebensmittel - stärker zu verankern und teilweise veraltete und bereits verfassungswidrige Regelungen aufzuheben. "Liberale" Juden lehnen die Gesetzesreform freilich ab, weil sie sich dem mehrheitlichen "orthodoxen" Flügel im österreichischen Judentum untergeordnet sehen. KATHWEB unterrichtet ausführlich über den Stand der Dinge.
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Am Sonntag wählt Frankreich einen neuen Präsidenten. Das Ergebnis wird mit Spannung erwartet, denn das Rennen könnte knapp werden. Der sozialistische Kandidat François Hollande liegt zwar in den Umfragewerten vorn, doch der amtierende Staatschef Nicolas Sarkozy von der konservativen UMP hat durchaus die Chance, wiedergewählt zu werden. Wie aber sieht es - vor allem vor dem Hintergrund der Morde an Juden in Toulouse - mit den jüdischen Bürgern Frankreichs aus? Wen werden die Juden in Frankreich wählen? Dieser Frage geht in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG Iris Hartl in ihrem Beitrag nach: "Wer wird Präsident?"
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Der Politikwissenschaftler Werner Ruf beschreibt in seinem Buch "Der Islam - Schrecken des Abendlands. Wie sich der Westen sein Feindbild konstruiert" das Aufkommen neuer Aversionen und Vorurteile gegen den Islam und die Muslime. Dabei kritisiert er durchaus zutreffend einige bedenkliche Entwicklungen, ignoriert aber die realen Gefahren und Probleme, meint Rezensenst Armin Pfahl-Traughber für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST: "Islam - Schrecken des Abendlandes?".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)

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