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ISSN 1612-7331
27.01.2014 - Nr. 1473
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Martin Kloke rezensiert: Das Israelpseudos der Pseudolinken



"...ohne Angst verschieden sein"!?
Rassismus und Antisemitismus in der politischen Bildungsarbeit


Tagung
14./15. Februar 2014
Melanchthon-Akademie Köln

Seit Jahrzehnten verweisen empirische Studien auf die Virulenz von Antisemitismus und Rassismus in der bundesrepublikanischen Gesellschaft – zwei Phänomene, die aufgrund ihres antidemokratischen Charakters zentrale Probleme der schulischen und außerschulischen politischen Bildungsarbeit darstellen. Die Komplexität beider Erscheinungen erschwert es, Gemeinsamkeiten und Differenzen wahrzunehmen und Antisemitismus wie auch Rassismus entsprechend ihren jeweiligen Eigenqualitäten zu erfassen. Daraus ergeben sich verschiedene Probleme für die Bildungsarbeit, denen sich die Tagung „... ohne Angst verschieden sein“!? widmet.

Grundlage für die Tagung bildet die Erkenntnis, dass Antisemitismus und Rassismus keineswegs gleichzusetzen sind, dass es aber ebenso ein Trugschluss wäre, beide Phänomene als gänzlich verschieden zu betrachten. Die Gemeinsamkeiten und die grundlegenden Unterschiede sind für eine an demokratischen Idealen ausgerichtete politische Bildungsarbeit von besonderem Interesse.

Auf der Tagung werden zum einen über theoretische Impulse Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Forschung zu Rassismus und Antisemitismus vermittelt. Darüber hinaus ist die Möglichkeit zur Reflexion der Praxis politischer Bildungsarbeit gegeben.

Die Tagung versteht sich als Forum für Diskussionen und als Raum zum Austausch zwischen pädagogisch Tätigen, Studierenden, Wissenschaftler_innen und Praktiker_innen der politischen Bildungsarbeit.

Wir laden Sie herzlich ein!

Anmeldung:

Eine verbindliche Anmeldungen ist bis zum 02. Februar 2014 möglich.
Per Mail:
anmeldung@melanchthon-akademie.de
oder per Telefon.: 02 21 – 93 18 03 0

Es fällt ein Teilnahmebetrag an von:
25 EUR für Berufstätige und
10 EUR ermäßigt für Geringverdienende.
(Imbiss und Getränke inbegriffen)

Tagungsort
Melanchthon-Akademie Köln
Kartäuserwall 24b
50678 Köln

Alle Informationen zu der Tagung
finden Sie auch hier  im Flyer:
Info-Flyer
       






Rassistische Kampagne der Lega Nord

[NEUE ZÜRCHER ZEITUNG]
Von Nikos Tzermias | Ministerpräsident Enrico Letta weist gegenüber ausländischen Gesprächspartnern gerne darauf hin, dass seiner Regierung die erste dunkelhäutige Ministerin Italiens angehöre. Den Stolz teilen aber nicht alle Italiener, was die rechtspopulistische Lega Nord seit Monaten politisch auszuschlachten versucht...  

Jakob Augstein sabotiert



Der Autor und "Freitag"-Chef lässt seinen für heute geplanten Auftritt an der Leibniz-Universität in Hannover kurzfristig platzen. Zuvor waren Antisemitismus-Vorwürfe gegen ihn laut geworden...  

»Die Leute haben echte Angst«



Boris Fuchsmann über Attacken auf Juden in Kiew und Antisemitismus in der Ukraine. Interview ... 

Europa ist gefordert



Menschenrechtskommissar Nils Muizniek warnt vor zunehmendem Antisemitismus... 







Randale gegen rechten Ball in der Hofburg



Von Ralf Leonhard | Mitglieder des Schwarzen Blocks aus Deutschland greifen mit Gewalt in die Proteste gegen den rechtspopulistischen Aufmarsch in der ehemaligen Kaiserresidenz ein. FPÖ wettert gegen "Linksmob"... 

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Von Michael Pilz | Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien lässt sich nicht beirren: Die Südtiroler Rockband Frei.Wild soll auf den Index. Zumindest eines ihrer schlimmen Lieder, "Rache muss sein"... 

Aufmärsche gegen Flüchtlingsheime



In Sachsen gab es am Wochenende erneut fremdenfeindliche Aufmärsche gegen Asylbewerberheime. Die Gegendemonstrationen waren kleiner denn je... 



Zu Gast bei ...


Original-Beitrag


Nachfolgend lesen Sie einen Original-Beitrag von Martin Kloke,  Politikwissenschaflter und Redakteur im Fachbereich Kulturwissenschaften der Bildungsmediengruppe Cornelsen in Berlin.

COMPASS dankt dem Autor für die Genehmigung zur Wiedergabe
seiner Rezension an dieser Stelle.


“Der Antisemit nimmt dem Juden prinzipiell alles übel,
auch das Gegenteil”


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Ein erster intellektueller Einspruch gegen die linke Israelfeindschaft deutscher Provenienz


„Was an vielen Argumentationen gegen Israel auffällt, ist eine eigentümliche Realitätsblindheit hinsichtlich des bestehenden Kriegszustandes. […] Die von arabischer Seite immer wieder geäußerten Drohungen, Israel total zu vernichten, werden so wenig real genommen, wie die pazifistische Welt von 1933 die in aller Unumwundenheit erklärten Kriegsabsichten Hitlers real nahm. In Wahrheit beruht ein gut Teil von dem, was man Israel vorwirft, ausschließlich auf dem Kriegszustand und auf diesen Drohungen, die mit einer leichten Geste beiseite zu schieben schuldhafte Verantwortungslosigkeit ist. So die vielgerügte ‚einseitige Bindung an den Westen‘, die militärische Rüstung, das Besetzthalten der eroberten Gebiete bis zu einem Friedensschluss […]. Diese einzelnen Tatsachen aus ihrem Kontext zu lösen, ihre Ursache zu verschweigen und ihretwegen einseitig Israel zu bezichtigen, ist Demagogie.“

Beim Lesen dieser Zeilen des Philosophen Michael Landmann könnte man meinen, es handle sich um eine Abrechnung mit jener „Israelkritik“, die in unseren Tagen mit notorischer Selbstgewissheit den jüdischen Staat in die Paria-Rolle der Staatenwelt drängt. In Wirklichkeit hat der aus der Schweiz stammende und seinerzeit an der FU Berlin lehrende jüdische Sozialist Landmann diese Sätze bereits vor über 40 Jahren formuliert. 1969/70 sah sich die westdeutsche Bundesrepublik mit einer bis dato undenkbaren antizionistischen „Krawall- und Terrorwelle“ konfrontiert. Allerdings waren die Täter keine ewig-gestrigen Rechtsradikalen, sondern kamen aus der sog. Neuen Linken – jenen studentisch geprägten Aktivisten, die 1967 ihre kurzzeitigen proisraelischen Sentiments in noch kürzerer Zeit gegen einen hinterhältigen Antizionismus eingetauscht hatten. Landmanns 1971 erstmals veröffentlichte Streitschrift wider die ideologische Verwahrlosung nicht weniger APO-Aktivisten markiert neben ähnlich kritischen Essays von Jean Améry und Helmut Gollwitzer einen der ersten intellektuellen Einsprüche gegen die Israelfeindschaft linksdeutscher Provenienz.

Rückblickend muss ernüchtert festgestellt werden, dass Landmanns Kernthesen wenig bewirkt haben und insofern unvermindert aktuell geblieben sind. Progressive „Israelkritiker“ lehnen beinahe jede israelische Grundposition und erst recht jede Selbstverteidigungsmaßnahme a priori ab, während sie palästinensische Terroraktionen geflissentlich ignorieren, verharmlosen oder relativieren, manchmal sogar begrüßen.

Einige deutsche Israel-Phobiker sehen keine Bigotterie darin, der sog. „Reichskristallnacht“ zu gedenken oder Stolpersteine für ermordete Juden zu polieren und gleichzeitig das iranische Recht auf atomare Aufrüstung zu verteidigen oder israelische Produkte aus der Westbank unter der Hand zu boykottieren, genauer: sie zu „kennzeichnen“, um „informierte Kaufentscheidungen“ zu ermöglichen.

Gleichwohl ändern die Fehler israelischer Regierungen – etwa in der teilweise religionspolitisch aufgeladenen Siedlungspolitik – nichts am grundsätzlichen Wahrheitsgehalt der simplen Tatsache: Die trotz israelischer Teilrückzugsversuche nunmehr seit 46 Jahren andauernde Besatzungspolitik ist ursächlich die logische Folge der arabischen resp. palästinensischen Weigerung, Israel als jüdischen und demokratischen Staat anzuerkennen – vor, während und nach dem Sechstagekrieg von 1967.

Mag es in der islamischen Welt der Gegenwart auch mutige, vom streng antizionistischen Kurs abweichende, Stimmen geben, so ist der arabische Mainstream nach wie vor von der vermeintlichen Illegitimität der Existenz Israels als jüdischer Staat überzeugt. Dieser unerbittliche Diskursrahmen würde sich selbst dann nicht ändern, wenn der Staat Israel sein Territorium auf den Strand von Tel Aviv beschränken würde.

Dennoch halten hierzulande viele Feuilletonisten und „Nahost-Experten“ an der Überzeugung fest, die palästinensische Gesellschaft habe sich inzwischen mit der Existenz des jüdischen Staats abgefunden und strebe lediglich einen eigenen Staat an der Seite Israels an. Dieses Wunder soll an jenem Tag stattfinden, an dem die Israelis ihre Siedlungen im Westjordanland aufgeben und sich aus diesen Gebieten vollständig zurückziehen.

Die Faktenlage ist freilich nicht dazu geeignet, derartige Fata Morganas zu bestätigen. Bis heute zirkuliert nicht nur im von der Hamas beherrschten Gazastreifen, sondern auch innerhalb der palästinensischen Autonomiegebiete, in der die „gemäßigte“ Fatah regiert, ein eliminatorischer Antisemitismus, den letztlich auch die politische und religiöse Führungsspitze duldet oder hinter vorgehaltener Hand gar teilt: Der ranghöchste Mufti der Autonomiebehörde, Muhammad Hussein, hat im Januar 2012 – am 47. Jahrestag der Fatah-Gründung, etwa zeitgleich zum Gedenken an die Wannseekonferenz vor 70 Jahren – eine Rede gehalten, in der offen zum Mord an allen Juden aufgerufen wird. Kein Geringerer als Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte Hussein 2006 zum obersten geistlichen Führer ernannt. Von Protesten aus der palästinensischen „Zivilgesellschaft“ oder vonseiten der Autonomiebehörden gegen derartige Brandreden ist nichts bekannt.

Derweil ist auch das iranische Israel-Bild von fanatischen Vorstellungen geprägt. Ungeachtet der erfolgreichen Charme-Offensive gegenüber den USA und Europa, wie sie Ahmadinejad-Nachfolger Hassan Rohani betreibt, ist der jüdische Staat für Revolutionsführer Ayatollah Ali Khamenei nach wie vor nichts anderes als ein „tollwütiger Hund“. Das „zionistische Regime“ sei „zum Verschwinden verurteilt“, rief das geistliche Oberhaupt erst am 20. November 2013 vor etwa 50.000 Mitgliedern der Bassidsch-Miliz in Teheran aus.

Umso verdienstvoller ist es, dass Jan Gerber und Anja Worm für die Hallenser „Materialien zur Aufklärung und Kritik“ Michael Landmanns längst vergriffenes Buch nach über 40 Jahren neu herausgegeben und mit einer sowohl zeitgeschichtlichen wie gegenwartsrelevanten Kontextualisierung versehen haben. Henryk M. Broder deutet bereits im Titel seines Vorworts an, welche Hindernisse sich jedweden aufklärerischen Bemühungen entgegenstellen: „Der Antisemit nimmt dem Juden prinzipiell alles übel, auch das Gegenteil.“

Michael Landmann:
Das Israelpseudos der Pseudolinken.
Hrsg. von Jan Gerber und Anja Worm.
Mit einem Vorwort von Henryk M. Broder.
Verlag Ça ira
Freiburg 2013
148 Seiten, 13,50 €
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© Martin Kloke




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