Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
26.08.2013 - Nr. 1444

ACHTUNG

Am Dienstag und Mittwoch, 27. und 28. August 2013, erscheint KEIN COMPASS.

Am Donnerstag, 29. August 2013, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 189 mit einem Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Thomas Feist über seine Reise in den Iran, seinen jüdischen Urgroßvater und krumme Biographien.


Guten Tag!

Nr. 1444 - 26. August 2013


"Was in den letzten zehn Jahren passiert ist, geschieht nach dem immer gleichen Muster: Es wird geredet, aber nichts getan", beklagt der israelische Schriftsteller Nir Baram in einem Essay für die TAZ. Den "Friedensprozess" kritisiert er als einen Prozess, der das verhindert, was er vorgibt zu erreichen. "Der 'Prozess'", schreibt er, "ist wichtiger als alles andere. Bleiben wir nur immer im 'Prozess' - dem Muster, das über einen so langen Zeitraum schon funktioniert." Dem stellt er die eigentliche Frage zur Seite: "Wirklich, Israel ist mit einer ganz einfachen Wahl konfrontiert, jeder Fünfjährige versteht sie: Wenn Israel entscheidet, dass die Siedlungspolitik wichtiger ist als die Zweistaatenlösung - und alles weist in diese Richtung -, dann ist die Entscheidung, die getroffen werden muss, doch ganz einfach: Apartheid oder Demokratie." Baram fordert die Beteiligten auf zu erkennenn, dass die Zweistaatenlösung ein "Zombie" ist und mahnt: "Wir lassen zu, dass die Zweistaatenlösung unser Denken lähmt, und viele Leute haben auch nicht den Mut über Postzweistaatenlösungen zu sprechen, weil sie wissen, dass man ihnen sofort vorwerfen wird, sie versuchten, den jüdischen Staat zu zerstören."
Der Link zum Essay in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG denkt der in Tel Aviv lebende und arbeitende Professor für Psychoanalyse Carlo Strenger über "Israel und das Ende des «arabischen Frühlings»" nach - und gesteht, dass er als "langjähriger Vertreter des Friedenslagers ... in eine unangenehme Situation" geraten sei, denn der "Zerfall des «arabischen Frühlings» gibt Israels Pessimisten viel Munition".
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

"Weshalb haben so viele Israelis drei Jobs gleichzeitig?", so beginnt ein Witz, den man sich zwischen Eilat und Haifa erzählt. Die Antwort: "Weil sie keinen vierten finden können." Hinter dem ersten Lachen, das die Pointe auslösen mag, steht eine immer noch bittere Realität in Israel, schreibt Til Biermann in der WELT. Insbesondere viele junge Israelis befänden sich in einem "finanziellen Laufrad", das ein 27-jähriger Israeli wie folgt auf den Punkt bringe: "Wir arbeiten in Israel länger als in Deutschland und bekommen dafür weniger Geld. Und das Geld, das wir bekommen, müssen wir für teurere Dinge ausgeben." Biermann fragt sich, was aus dem im Sommer 2011 geborenen Protest gegen die wirtschaftlichen und sozialen Probleme in Israel geworden ist - und bilanziert, eine "positive Veränderung für die Mehrheit lässt sich in Zahlen nicht messen".
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Tal Niv, 38 Jahre alt, verbrachte seine ersten Lebensjahre in der israelischen Wüste, nahe des Gazastreifens in einem Kibbuz. Als Jugendlicher zog er mit den Eltern nach Galiläa zwischen Tiberias und Haifa. Nach dem obligatorischen Militärdienst studierte er Internationale Beziehungen, Arabische Sprache und die Geschichte des Nahen Ostens an der Hebrew University in Jerusalem. Heute aber, immerhin seit vier Jahren schon, lebt er im Allgäu, in der Nähe von Kempten. Warum und wieso aus dem Wüstensohn ein Allgäuer Bergführer geworden ist, beschreibt Stephanie Geiger in einer Reportage für die WELT: "Der Berg ist ein Geschenk".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

45 der noch vorhandenen Baracken des Frauenlagers in Birkenau drohen im Morast zu versinken, berichtet Sabine Adler für DEUTSCHLANDRADIO. Sie stehen auf Moorboden, auf dem die Holzbaracken morsch werden. Die Stiftung Auschwitz-Birkenau will nun für ihre Sanierung 120 Millionen Euro sammeln: "Auschwitz versinkt im Sumpf".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Währen ihre Freunde sich am Strand und in der Sonne vergnügen, arbeitet sie lieber im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück. Freiwillig, denn Geld verdient sie nicht. Noch dazu: Sie ist eine Spanieren, Maria Victoria Cupe, 21 Jahre jung. Sie will mit ihrem Engagement die deutsche Geschichte besser verstehen, sagt sie. Der SPIEGEL stellt die Spanierin und ihre Motivation, in einer deutschen Gedenkstätte zu arbeiten, näher vor: "Wir lachen auch mal".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die Niederschlesische Hochschule in Breslau wollte dem weltbekannten Soziologen Zygmunt Bauman die Ehrendoktorwürde verleihen, aber die Veranstaltung wird nach dem Auftritt von rechten Störern verschoben. Bauman, Jahrgang 1925, aus polnisch-jüdischer Familie stammend, hatte Krieg und Holocaust in der Sowjetunion überlebt. Warum die Polen über ihn so sehr streiten und mit welchen Störmethoden Polens neue Rechte sich dies zunutze macht schildern DIE WELT und DEUTSCHLANDRADIO: "Bürde statt Würde".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITISMUS/RECHTSRADIKALISMUS.

Wie im Iran antisemitische Propaganda gegen jüdische Organisationen betrieben wird, schildert in der JUNGLE WORLD Wahied Wahdat-Hagh, Fellow bei der European Foundation for Democracy. Betroffen seien insbesondere Organisationen wie das American Jewish Community, die Zionist Organization of America (ZOA) oder The Jewish Institute For National Security Affairs (JINSA). Wahdat-Hagh betrachtet die Kampagne gegen diese Organisationen als Beispiel für den "puren Antisemitismus der iranischen Staatsdoktrin".
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Das Mentoring-Projekt »Hürdenspringer +« hilft in der Regel Jugendlichen bei Problemen vom Übergang zwischen Schule und Ausbildung. Kürzlich jedoch widmete sich das Programm dem Überwinden ganz anderer Hürden: In Berlins Neuer Synagoge kamen die Projektbeteiligten zusammen, um einen »interreligiösen Trialog« zwischen Juden, Muslimen und Christen zu führen. Fabian Wolff war für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG mit dabei: "Aller guten Dinge sind drei".
Der Link zu seinem Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Jüdische Intellektuelle diskutieren immer wieder darüber, was denn nun eigentlich jüdische Identität ausmache, die sowohl als Mitgliedschaft der Religionsgemeinschaft wie auch des jüdischen Volkes verstanden wird. Als Stammvater des Judentums gilt Abraham, auf den sich freilich auch die Christen und Muslime berufen. Welche Bedeutung hat das für das Verhältnis des Judentums zu den anderen abrahamitischen Religionen? Mit dieser Leitfrage an der Hand führte Rüdiger Achenbach für DEUTSCHLANDRADIO ein langes, jetzt in fünf Teilen publiziertes Gespräch mit der jüdischen Religionshistorikerin Edna Brocke, ihres Zeichens ehemalige Leiterin der Gedenkstätte Alte Synagoge in Essen. Die fünf Teile widmen sich jeweils einem Aspekt der Fragestellung: "Die Bedeutung Abrahams im Judentum", "Abraham und die Verbindung von Religion und Politik im Islam", "Schriftenauslegung und die Suche nach der Wahrheit", "Das Volk Israel und das Christentum" und schließlich "Die Rolle der Religion in Israel".
Die Links zu den fünf Gesprächsrunden in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Im Mai 1945 wurden in Berlin etwa 8.000 jüdische Überlebende der nationalsozialistischen Verfolgung befreit. Einige von ihnen blieben in der Stadt, womit kaum jemand gerechnet hatte. Von den "Juden im befreiten Berlin" erzählt nun eine Ausstellung im Centrum Judaicum, die Seyda Kurt für die TAZ besucht hat: "Leben auf den Trümmern der Hoffnung".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Eine andere Stadt, eine andere Geschichte: Nach 1945 gaben jüdische Immobilienkaufleute Frankfurt sein heutiges Gesicht. Es sind Menschen wie beispielsweise Michael und Max Baum. Sie wurden reich - und die Stadt am Main wurde schön, meint Rainer Hank der die Beiden in der FAZ porträtiert: "Erfolgreiche Juden: Sie gaben Frankfurt ein Gesicht".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Seitdem der Papst Franziskus heißt, steht die Armut wieder auf der Agenda der Katholiken. Der Begriff der Armut freilich ist zwiespältig, erläutert Lutz Nehk für DEUTSCHLANDRADIO. Denn Armut ist nicht allein ein hohes Ideal des christlichen Lebens, sondern gewiss auch ein Missstand, den man gerade als Christ nicht akzeptieren kann, schreibt er und schildert zwei Beispiele christlicher Herrscher, die sich einst das Bekämpfen der Armut auf ihre Fahnen geschrieben hatten: "Die armen Herrscher".
Der Link zum Essay in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Peter Beinarts Buch über die Beziehung der amerikanischen Juden zu Israel ("Die amerikanischen Juden und Israel. Was falsch läuft.") findet vor den Augen des Historikers Michael Wolffsohn keine Gnade, denn es basiere auf einer einseitigen Darstellung des Nahostkonflikts. Wolffsohn wird in seiner Rezension für den TAGESSPIEGEL deutlich: "Dieses Buch ist ärgerlich. Der Autor versucht seinen Lesern ständig seine eigenen Meinungen einzuhämmern. Er bietet so gut wie keine Fakten, die seinen Thesen widersprechen. Von Abwägen keine Spur. Eine solide Analyse, die gerade bei einem so gefühlsgeladenen Doppelthema wie Israel und US-Juden vonnöten wäre, ist es nicht."
Der Link zur Buchkritik in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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