Deutsche Bibliothek
ISSN 1612-7331
23.06.2020 - Nr. 1904
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ACHTUNG

Am Freitag, 29. Juni 2020, erscheint Die nächste Tagesausgabe erscheint am Dienstag, 26. Juni 2020, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 303 mit einem Beitrag von Samuel Salzborn: "Was ist moderner Antisemitismus?".


Guten Tag!

Nr. 1904 - 23. Juni 2020



Das israelische Geheimdienstministerium hat eine Liste mit Gründen angefertigt, die für eine Annexion von Gebieten im besetzten Westjordanland zum jetzigen Zeitpunkt sprechen, berichtet die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG. In dem Positionspapier wird unter anderem auf die momentane Unterstützung durch die US-Regierung von Präsident Donald Trump verwiesen. Reicht das allein, um die Annexionspläne zu realisieren? In einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO halten Benhamin Hammer und Tim Aßmann mehrere Szenarien für möglich:
"Ein Szenario, das viele Beobachter für möglich halten, ist, das Netanjahu zunächst formal eine Annahme des US-Friedensplans erklärt, einen Fahrplan für eine Annexion ankündigt und dann das Ergebnis der US-Wahlen abwartet. Es könnte aber auch sein, dass Israel Fakten schafft, bevor sich die Machtverhältnisse im Weißen Haus möglicherweise ändern. Eine Annexion, egal wie sie ausfällt, wäre das Ende des Status quo im Nahostkonflikt – die Zwei-Staaten-Lösung wäre so wie sie Jahrzehnte geplant war nicht mehr umsetzbar."
Auch Ralf Balke äußert große Zweifel, ob Netanyahu seine Annexionspläne tatsächlich realisiert. In der JUNGLE WORLD gibt Balke als Begründung u.a. an:
"So könnte Netanyahus großes außenpolitische Projekt Schaden nehmen: das strategische Bündnis mit den sunnitischen Staaten gegen den Iran. Darüber hinaus droht ihm im Falle einer Wahlniederlage Trumps bei den Präsidentschaftswahl in den USA im November weiteres Ungemach. Denn Joe Biden, der Kandidat der Demokraten, hat bereits erklärt, dass er die Annexionspläne nicht unterstützen werde."
Im Interview mit der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zeichnet der Historiker Tom Segev von Netanyahu das Bild eines gewieften Taktierers, der zwar eine extreme Rhetorik an den Tag lege, aber dann doch meist nur kleine Lösungen realisiere. Auf die Frage, ob er eine Zwei-Staaten-Lösung für tot halte, antwortet Segev:
"Ja, die ist tot. Ganz einfach deshalb, weil im Westjordanland schon eine halbe Million Juden wohnen. Die geopolitische Situation ist eine andere als zu der Zeit, als man damals von einer Zwei-Staaten-Lösung sprach. Jetzt ist sie unrealistisch."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Im Hintergrund war er schon länger präsent, doch nun ist es offiziell: Aaron Klein wird neuer Strategieberater des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanyahu, berichtet Andrea Spalinger für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Der 41-jährige Autor, Journalist und Radiomoderator ist eine bekannte Figur am rechten Rand der amerikanischen Medienlandschaft, arbeitete für tendenziöse Nachrichtenportale wie Breitbart und ist ein Meister der Verschwörungstheorie: "Netanyahu holt sich einen Kettenhund aus den USA".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Israel galt als eines der Länder, die das Coronavirus vorbildlich bekämpft und so beinahe ausgerottet hatten. Im Mai steckten sich pro Tag nur noch fünf Menschen neu mit dem Virus an. Es galt quasi als besiegt, Netanyahu sprach von einer "großen Erfolgsgeschichte". Doch nachdem Israel die Corona-Beschränkungen lockerte, Zusammenkünfte wieder erlaubte, Schulen öffnete und die Wirtschaft wieder ankurbelte, steigt die Zahl der Fälle. Am Samstag hat nun als erste Behörde das "Nationale Zentrum für Information und Wissen im Kampf gegen das Coronavirus" offiziell davor gewarnt, dass Israel am Beginn einer zweiten Welle stehe. Wenn nicht "in den nächsten Tagen" Maßnahmen ergriffen würden, werde es Tausende Neuinfektionen pro Tag geben und die Sterberate werde um einige hundert Menschen steigen: "In Israel rollt die zweite Welle an".
Links zu Berichten über die aktuelle Lage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Die Mädchen und jungen Frauen posieren alleine, zu zweit oder in Gruppen vor ihrer Schule, immer in Jeans Shorts, und sie fluten mit ihren Fotos gerade zu hunderten die Sozialen Medien in Israel: Aus Protest gegen die ihrer Ansicht nach zu strenge Kleiderordnung, die in manchen Schulen das Tragen von Jeans Shorts als „unmoralisch“ verbietet. Es geht ihnen dabei um Gleichberechtigung, um Selbstbestimmung und auch um Protest in einer Gesellschaft, in der die streng orthodoxen Juden in den letzten Jahren mit ihren Vorstellungen von einem gottesfürchtigen Leben immer mehr Einfluss gewonnen haben. Die Gründerinnen des Vereins „Slut Walk“ in Tel Aviv freuen sich über diesen frischen Wind im Netz: Denn sie wehren sich schon lange gegen eine neue orthodoxe Strenge in den Straßen, bei der Armee, in den Universitäten und am Arbeitsplatz. Eine 13-minütige Reportage von ARTE gibt Einblick in die Szene: "Rebellin in Jeans Shorts".
Das Video dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Eine kleine verrückte Geschichte erzhählt Frank Trende in der WELT: 1956 fährt der Schrifsteller Peter Rühmkorf zu einem Studentenkongress nach Prag. Eine Angina greift um sich, auch Rühmkorf erwischt es und er muss ins Krankenhaus. Im Zimmer des deutschen Dichters nervt ihn sein Bettnachbar, ein „Mister Palestine“. Dabei handelt es sich um niemand anderen als Jassir Arafat höchstselbst! Der scheint von allen Kranken am stärksten stärksten zu leiden und „mit Abstand am farbigsten“. Rühmkorf hat den Eindruck, dass bei Arafat die entzündungsbedingten Klagelaute in „höhere Wehgesänge übergingen und sich das bittere Los eines ganzen Volkes in dieser seiner aktuellen Krankheit zu vergegenwärtigen schien“. Das hindert die Beiden jedoch nicht, heftig miteinander über den Nahost-Konflikt zu diskutieren und schließlich kommt es gar zu einem handgreiflichen Streit: "Als Peter Rühmkorf mit Jassir Arafat im Krankenhaus lag".
Der Link zur Story in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Mindestens 80 Prozent der leitenden Beamten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Jahr 1959 waren Mitglieder der NSDAP gewesen. Damit war, so das erste Ergebnis der Historikerkommission des Ministeriums, die jetzt ihre Ergebnisse vorgelegt hat, der Anteil ehemaliger Nationalsozialisten im Bonner Landwirtschaftsministerium noch höher als im Justizministerium (Höchststand dort 76 Prozent 1957). Und auch höher als im Arbeitsministerium (in den 1950er-Jahren etwa 70 Prozent), im Innenministerium (61 Prozent 1961/62) und im Auswärtigen Amt (rund 40 Prozent Anfang der 1950er-Jahre). Am 17. Juni nahm Bundesministerin Julia Klöckner den Abschlussbericht zur Geschichte des Bundesministeriums entgegen. Sven Felix Kellerhoff fasst für die WELT die wichtigsten Erkenntnisse zusammen: "Wie braun war das Landwirtschaftsministerium?".
Der Link zum Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Im Sommer 1947 flüchteten 5000 jüdische Holocaust-Überlebende zu Fuß über den Krimmler Tauern nach Südtirol, um von Italien aus in Richtung Palästina auszuwandern. Der beschwerliche 15-stündige Marsch war die einzige Option, nachdem auf Initiative Großbritanniens den Flüchtlingen die Fahrt über den Brenner verwehrt wurde. Ihnen zum Gedenken wandern jährlich engagierte Österreicher den Fluchtweg nach. Auch jüdische Flüchtlinge, die selbst als Kinder über den Tauern marschierten, und deren Nachkommen aus Israel nahmen regelmäßig an der Gedenkwanderung teil. Mitte Juni sollte es erneut losgehen, aber Corona machte den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. Nun bringt man den Fluchtweg virtuell in die Wohnzimmer, wie Stefanie Ruep für den österreichischen STANDARD berichtet: "Auf dem Fluchtweg von 5000 jüdischen Überlebenden".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der Vorsitzende der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Avner Schalev, ist zurückgetreten. „Es war nicht leicht für mich, diese Entscheidung zu treffen“, erklärte der 81-Jährige am Sonntag in einem Brief an die Mitarbeiter. Er habe Premier Benjamin Netanjahu darüber informiert, dass er nur noch bis Ende 2020 im Amt bleibe. Fast 30 Jahre lang hatte Schalev den Vorsitz der Gedenkstätte inne. Gründe für den Rücktritt gab er nicht an. Ein Nachfolger wurde noch nicht benannt. Yad Vashem steckt aufgrund der Corona-Pandemie derzeit in einer schweren finanziellen Krise. Michael Thaidigsmann würdigt in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG die Arbeit von Avner Shalev: "Nach der dritten Karriere ist Schluss".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Ende 2015 begann das „Bundesamt für Verfassungsschutz“ (BfV) auf Veranlassung des damaligen Innenministers Thomas de Maizière eine spezielle Akte anzulegen. Ihr Titel: „Fallsammlung antisemitische Ereignisse mit vermutetem islamistischem Hintergrund“. Daran erinnerte kürzlich Ronen Steinke in der „Süddeutschen Zeitung“ (siehe Compass 4.6.2020), was in der Folge auch von der „Jerusalem Post“ aufgenommen wurde. In einem Beitrag für das schweizer Portal AUDIATUR nimmt der Politikwissenschaftler Matthias Küntzel das Theam auf und erläutert nähere Hintergründe und Zusammenhänge, die aus besagter Akte des Verfassungsschutzes hervorgehen: "700 Mal muslimischer Antisemitismus".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Trotz zurückgehender Teilnehmerzahlen suchen Antisemiten und andere Rechtsradikale sowie Verschwörungstheoretiker nach wie vor Anknüpfungspunkte oder bilden sogar den Kern der Organisatoren bei sogenannten Corona-„Spaziergängen“, „Mahnwachen“, „Hygiene-Demos“ und anderen Demonstrationen und Protesten von Gegnern der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, wie Rainer Zitelmann für den TAGESSPIEGEL berichtet: "Wie die Corona-Demos von rechts unterwandert werden". Ein wenig mag es da trösten, dass laut einer Umfrage des Allensbach-Instituts die Mehrheit der Deutschen Verschwörungstheoretikern äußerst skeptisch gegenüber steht: 53 Prozent halten sie für „Spinner“. Der Wert ist damit viel größer als in den USA, Großbritannien oder Frankreich. Nachzulesen in der WELT.
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Giorgio Agamben zählt zu den einflussreichen Philosophen der Gegenwart. In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG ist nun ein Essay von ihm erschienen, in dem Agamben ausführlich über Walter Benjamins Schrift zu "Kapitalismus als Religion" nachdenkt und sich dabei auch auf diverse Quellen aus der Religion, Religionsgeschichte und -philosophie stützt. U.a. schreibt er:
"Der Kapitalismus ist eine Religion, die vollständig auf Glauben beruht, eine Religion, deren Anhänger allein aus dem Glauben (sola fide) leben. Und wie nach Benjamin der Kapitalismus eine Religion ist, in welcher der Kult sich von jedem Gegenstand und die Schuld von jeder Sünde, also von jeder möglichen Erlösung, emanzipiert hat, so hat der Kapitalismus unter dem Aspekt des Glaubens keinen Gegenstand: Er glaubt an die reine Tatsache des Glaubens, an den reinen Kredit, besser gesagt: an das Geld. Der Kapitalismus ist also eine Religion, in welcher der Glaube – der Kredit – an die Stelle Gottes getreten ist. Anders ausgedrückt: Da die reine Form des Kredits das Geld ist, ist der Kapitalismus eine Religion, deren Gott das Geld ist. Das bedeutet: Die Bank, die nichts anderes ist als eine Maschine zur Vergabe und Verwaltung von Kredit, hat die Stelle der Kirche eingenommen, und indem sie über den Kredit verfügt, manipuliert und regelt sie den Glauben, den unsere Zeit noch in sich trägt – das knappe, unsichere Vertrauen."
Der Link zum Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Covid-19-Pandemie weckt auch die Hoffnung, dass ein neues Zeitalter des interreligiösen Dialogs anbrechen kann. Davon zeigt sich Martin Jäggle, bis 2013 Professor für Religionspädagogik und Katechetik in Wien und Präsident des Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Österreich. In einem Beitrag für THEOCARE, dem Blog des Instituts für Praktische Theologie der Uni Wien, weist er auf bemerkenswerte Gesten interreligiöser Verbundenheit in Österreich, Deutschland, Israel und im Internet hin - schließt sich den Worten des Generalsekretärs der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), Gady Gronich, an, der gemeinsame Gebete, Online-Botschaften oder Erfahrungsaustausch Aktivitäten nannte, "die es wohl vor Corona so nicht gegeben hätte".
Der Link zu Jäggles "Spurensuche" in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Anfang Juli will die israelische Regierung Teile der palästinensischen Gebiete im Westjordanland annektieren. Auch die christlichen Kirchen treibt das Vorhaben um, pflegen sie doch enge Beziehungen in den nahöstlichen Raum mit eigenen Gemeinden vor Ort. Nun haben angesichts der Annexionspläne Erzbischof Ludwig Schick von Bamberg sowie Weihbischof Udo Bentz von Mainz die deutsche Bundesregierung sowie die Staaten der Europäischen Union aufgefordert, politisch aktiv zu werden. Auch drei namhafte Führungspersönlichkeiten in Israel/Palästina selbst haben sich zu Wort gemeldet: der emeritierte katholische Patriarche Michel Sabbah, der emeritierte anglikanische Bischof Riah Abu El Assal und der emeritierte lutherische Bischof Munib Younan. „Das Heilige Land steht in Flammen“, heißt es in einem Statement, das von einem „Kriegszustand“ spricht. Unterdessen haben am "Josefsgrab" Juden für Israels Annexionspläne gebetet. "Geschichte wird jenen nicht vergeben, die diesmal die heiligen Stätten aufgeben", so der Vorsitzende des Siedler-Regionalrats laut "Jerusalem Post".
Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

"Impulse geben! Jüdische und muslimische Gründer im Gespräch" lautet der Titel eines kürzlich erschienenen Buches, das im im Rahmen des Projekts "Schalom Aleikum. Jüdisch-muslimischer Dialog" des Zentralrats der Juden entstanden und im Verlag Hentrich & Hentrich veröffentlicht wurde. Der TAGESSPIEGEL veröffentlicht einen Auszug aus dem Buch, in dem Tarik Mara sein Engagement für den Dialog zwischen Juden und Muslimen schildert: "Für mich ist der Döner eine Brücke zwischen den Menschen, weil Essen verbindet".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Sie waren lange unsichtbar: Jüdischen Frauen wurde in der Synagoge viele Jahrhunderte lang ein separierter Raum zugewiesen, sie durften nur hinter einem Vorhang oder auf einer Empore sitzen, abgesondert von den betenden männlichen Gemeindemitgliedern. Damit wurde ihnen natürlich auch in der jüdischen Gemeinschaft selbst eine bestimmte Rolle zugewiesen. Im Lauf der Jahrhunderte hat sich das im liberalen Judentum verändert. Dennoch will eine Ausstellung des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben sie jetzt aufspüren: "Die Unsichtbare Frau", so der Titel einer Ausstellung, in der sich Künstler*innen auseinandersetzen mit diesem Verborgensein und auch dem Aufbegehren dagegen. Mit Barbara Staudinger, der Direktorin des Jüdischen Museums, hat der BAYRISCHE RUNDFUNK über die Ausstellung gesprochen: "Unsichtbar im Judentum: Künstlerinnen begehren auf".
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

„Das Einhalten der Arbeitsruhe an jüdischen Feiertagen unterfällt grundsätzlich dem Schutzbereich des Art. 4 Abs. 1 des Grundgesetzes“, erklärte die Bundesregierung nun auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Grünen zum Benachteiligungsschutz jüdischer Studierender. Die religiös motivierte Weigerung, an jüdischen Feiertagen, die ein Schreibverbot implizieren, Prüfungen abzulegen, kann demnach als die Ausübung des Grundrechts der Religionsfreiheit gelten. Die Kultusministerkonferenz hat daher nun den Universitätn empfohlen, bei der Terminierung von Prüfungen und Examina auf die Belange jüdischer Studierender Rücksicht zu nehmen. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete Volker Beck, Mitglied der Grünen und Lehrbeauftragter am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (Ceres) der Ruhr-Universität Bochum, freut sich über diesen ersten Schritt, hält ihn jedoch nicht für ausreichend, wie der TAGESSPIEGEL berichtet: "Am Schabbat muss man sich nicht prüfen lassen".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT

Das American Jewish Committee (AJC) wurde 1906 in New York von amerikanischen Juden vorwiegend deutscher Herkunft mit der Zielsetzung gegründet, jüdische Sicherheit zu gewähren und Demokratie, Menschenrechte und Völkerverständigung weltweit zu fördern. Das nationale Büro der Organisation ist in New York City, 33 weitere lokale Büros gibt es insgesamt in den USA. Auch in Europa unterhält das AJC Büros: das Lawrence & Lee Ramer Institute for German-Jewish Relations in Berlin, das AJC Transatlantic Institute in Brüssel und weitere Büros in Paris und Rom. Das Berliner Büro organisiert Konferenzen, Seminare, Expertentreffen sowie Gespräche am runden Tisch und betreibt Öffentlichkeitsarbeit. Es ist Kooperationspartner der 2015 gegründeten Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus. 20 Jahre lang lag die Leitung des Berliner Büros in den Händen von Deidre Berger. Nun hat sie sich per Videokonferenz verabschiedet - und hinterlässt ein beachtliches Erbe, wie Elisabeth Binder im TAGESSPIEGEL darlegt: "Ein Kämpferin hört auf".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Juden sind vielerorts als besonders gesetzlich verschrien. Doch wenn jemand in Lebensgefahr gerät, werden die Gebote zweitrangig. Das wird auch in der Corona-Krise deutlich. Der dahinter stehende Grundsatz heißt „Pikuach Nefesch“, also „Wachen über die Seele“ oder „Aufsicht über die Seele“. Demnach hebt Lebensgefahr alle Gebote auf - oder wie der einstige israelische Oberrabbiner Israel Meir Lau sagte einmal mit Bezug auf die 613 Ge- und Verbote in der Tora es sagte: „Alle anderen der 613 Mizvot sind zweitrangig, wenn sie in Konkurrenz zur Heiligkeit des Lebens stehen.“ Für ISRAELNETZ beschreibt Elisabeth Hausen die Hintergründe dieser Haltung und erläutert das Prinzip "Pikuach Nefesch" anhand einiger Beispiele: "Wenn Lebensschutz über den Gebote steht".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Am vergangenen Samstag feierte ein "Kirchenrebell - Guru - Auflagenmillionär" seinen 80. Geburstag: Eugen Drewermann. Der Ex-Priester, Kirchenkritiker und Psychotherapeut zählte über Jahre zu den umstrittensten Theologen in der katholischen Kirche. 2005, zu seinem 65. Geburtstag, trat er aus der Kirche aus. Zuvor war er Anfang der 1990er Jahre vom Priesteramt suspendiert und ihm die Lehrerlaubnis entzogen worden. Vor dem Hintergrund des seitdem zutage getretenen Mißbrauchsskandal in der katholischen Kirche gewinnt sein bereits 1989 erschienenes Buch „Kleriker – Psychogramm eines Ideals“ rückblickend beinahe prophetischen Charakter. Viele Printmedien würdigen den Theologen - und in einem Interview mit KATHOLISCH.de, das alle wichtigen Stationen und Themen seines Lebens streift, antwortet Drewermann auf die Abschlussfrage des Interviews, wie er sein persönliches Verhältnis zu Kirche und Glauben beschreiben würde:
"Ich könnte ohne Jesus nicht leben. Beim Lesen der Zeitung morgens hilft mir gegenüber der Verzweiflung, die jeden Tag zwischen den Zeilen steht, nichts anderes als zu glauben, dass der Mann aus Nazareth recht hat: dass es keinen Weg zum Frieden gibt, sondern dass der Frieden selbst der Weg ist. Dass es gegen die Gewalt nur das Verstehen gibt, dass nur die Güte die Gewalt besiegen kann. Das alles glaube ich, und anders könnte ich überhaupt nicht leben."
Díe Links zum Thema in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Die deutsche Erinnerungskultur gilt vielen als beispielhaft. Samuel Salzborn sieht das anders. Der Glaube an eine tatsächliche Aufarbeitung der NS-Vergangenheit sei „nicht weniger als die größte Lüge der Bundesrepublik“ und die Entnazifizierung der Gesellschaft allein gute Absicht geblieben, heißt es in seinem Buch „Kollektive Unschuld. Die Abwehr der Shoah im deutschen Erinnern“. Johanna Christner hat das Buch für die FAZ gelesen: "Die größte Lüge?".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

23. Juni 2020

 * Annexionspläne in der Diskussion ... mehr
 
 * Netanyahu holt sich einen Kettenhund aus den USA ... mehr
 
 * Corona: In Israel rollt die zweite Welle an ... mehr
 
 * Rebellin in Jeans Shorts ... mehr
 
 * Als Peter Rühmkorf mit Jassir Arafat im Krankenhaus lag ... mehr
 
 * Wie braun war das Landwirtschaftsministerium? ... mehr
 
 * Auf dem Fluchtweg von 5000 jüdischen Überlebenden ... mehr
 
 * Yad Vashem: Avner Shalev hört auf ... mehr
 
 * 700 Mal muslimischer Antisemitismus ... mehr
 
 * Wie die Corona-Demos von rechts unterwandert werden ... mehr
 
 * Giorgio Agamben: Kapitalismus als Religion ... mehr
 
 * Covid-19-Pandemie und das Verhältnis der Religionen zueinander ... mehr
 
 * Kirchen äußern Kritik an Annexionspläne Israels ... mehr
 
 * Jüdische und muslimische Gründer im Gespräch ... mehr
 
 * Unsichtbar im Judentum: Künstlerinnen begehren auf ... mehr
 
 * Am Schabbat muss man sich nicht prüfen lassen ... mehr
 
 * Ein Kämpferin hört auf ... mehr
 
 * Wenn Lebensschutz über den Gebote steht ... mehr
 
 * Eugen Drewermann zum 80. Geburtstag ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Samuel Salzborn - Kollektive Unschuld ... mehr

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EDITORIAL
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ACHTUNG:
Am Freitag, 29. Juni 2020, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 303 mit einem Beitrag von Samuel Salzborn: "Was ist moderner Antisemitismus?".