ACHTUNG:
Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erscheint am Montag, 13. Februar 2012!

Guten Tag!
Die Nachrichten, dass Israel erwägt, mit einem Militärschlag die iranischen Bestrebungen zur Produktion der Atombombe zu unterbinden (siehe Compass, 03.02.2012), werden unterschiedlich diskutiert. Im DEUTSCHLANDRADIO warnt der israelische Militärhistoriker Martin van Creveld vor einem Angriff auf den Iran. Er bezweifelt die Effektivität eines solchen Angriffs. Micha Brumlik hingegen hält das militärische Vorgehen Israels gegen den Iran für eine abgemachte Sache - und weist allerdings daraufhin, dass es auf beiden Seiten - im Iran wie in Israel - Profiteure einer solchen Entwicklung gäbe:
"Bevor man nun moraltheoretisch das Pro und Kontra eines israelischen Luftangriffs auf den Iran abwägt und sich ernsthaft der Frage stellt, ob der jüdische Staat nach der Schoah auch nur das geringste Risiko, von wahnsinnigen iranischen Mullahs oder ihnen willfährigen Politikern mit Atomwaffen angegriffen oder auch nur bedroht zu werden, hinnehmen darf, sollten ein paar nüchterne Erwägungen Gehör finden. Dieser künftige, drohende Krieg wird vor allem deshalb kaum noch zu vermeiden sein, weil er im wohlerwogenen Interesse beider Feinde, des klerikalfaschistischen Regimes der Mullahs sowie der rechtsnational/rechtsradikalen Koalitionsregierung von Benjamin Netanjahu liegt."
Avi Primor, ehemaliger Botschafter Israels in Deutschland, wägt ebenfalls die Vor- und Nachteile eines Militärschlags ab und schlägt in seinem Beitrag für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG schließlich eine in seinen Augen bessere Alternative vor:
"Was also ist der Ausweg aus dieser Krise? Es gibt wahrscheinlich keinen Weg, Iran von seinen Atomambitionen abzubringen. Diesen Ehrgeiz teilt die Mehrheit der Bevölkerung, selbst wenn sie dem Regime misstraut. Die echte Frage ist nicht, ob Iran Atomwaffen haben wird, sondern in wessen Hände diese Waffen fallen werden. In den Händen der Ayatollahs sind sie aus allen genannten Gründen gefährlich. Zusätzlich auch, weil man damit rechnen muss, dass Iran die Atomwaffen an die verschiedenen weltterroristischen Organisationen, die das Land unterstützt, verteilen könnte. Atomenergie in den Händen eines demokratischen, weltoffenen, mit dem Westen verbündeten Iran muss keine Gefahr sein. Das Ziel des Westens sollte also sein, zu versuchen, die großen Massen Irans, die mit ihrem Aufstand 2009 der Auslöser des arabischen Frühlings waren, weiterhin zu einem iranischen Frühling zu ermuntern."
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Isolierte Fälle von Rassismus gegen die äthiopische Gemeinschaft in Israel kommen hier und da durchaus vor. So auch in der israelischen Stadt Kriyat Malakhi. Doch 120 Wohnungseigentümer, die sich offensichtlich per Schriftstück darauf einigten, nicht mehr an äthiopische Israelis zu vermieten, brachten das Fass dann doch zum Überlaufen. Es folgten Proteste. In der Woche darauf gingen Tausende in Jerusalem auf die Straße, wie Andreas Hackl im österreichischen STANDARD berichtet. Für die äthiopischen Juden in Israel, so meint er, hat sich der zionistische Traum noch lange nicht erfüllt: "Äthiopische Israelis: Rassismus und Ungleichheit".
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Immer noch kann man im Kibbuz die Essenz des israelischen Lebensgefühls finden, das darin besteht, durch gemeinsame Anstrengung in einer unwirtlichen Gegend etwas geschaffen zu haben, einen Staat, der sogar Lebensmittel exportiert. Doch heute wohnen nur noch 100.000 von den rund siebeneinhalb Millionen Israelis in Kibbuzim. Allerdings haben sie inzwischen auch andere Einnahmequellen entdeckt, wozu ganz besonders der Tourismus gehört. So kann man in einigen von ihnen gut übernachten und lässig wie lehrreich seinen Urlaub verbringen, wie Brenda Strohmaier in ihrer Reisereportage für die WELT schildert: "Lässiger Israel-Urlaub mitten im Nichts".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Fünf Tage lang reiste der Grünen-Chef Özdemir durch Israel und das Westjordanland. U.a. knüpfte er damit auch an eine große Tradition an: Die Pendeldiplomatie des ehemaligen grünen Außenministers Joschka Fischer, der einst 2001 nach einem Terroranschlag zwischen Israelis und Palästinensern vermittelte, und seine Nahost-Friedenspläne sind hier vielen in guter Erinnerung geblieben. Auch Özdemir hat sich mit Politikern beider Seiten getroffen, Israels rechtsnationaler Außenminister Avigdor Lieberman hat sich sogar eine Stunde Zeit für ein gemeinsames Mittagessen genommen und auch ein Treffen mit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Salam Fajad kam zustande. Ulrich Schulte berichtet in zwei Beiträgen in der TAZ, was Özdemir in Israel erlebte und welche Eindrücke er gewonnen hat: "Graswurzeln verzweifelt gesucht".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Die Nazis eine linke Partei? Die CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach ist sich da sicher, wie sie jüngst mit Großbuchstaben in einer Twitter-Nachricht kundtat: „Die NAZIS waren eine linke Partei. Vergessen? NationalSOZIALISTISCHE deutsche ARBEITERPARTEI…“. Christian Thomas schildert in der BERLINER ZEITUNG die kritischen Reaktionen, die Frau Steinbach daraufhin erhielt. Götz Aly wiederum geht das Problem in der FRANKFURTER RUNDSCHAU recht differenziert an und hinterfragt, ob viele Deutsche zurecht Rechts mit Böse und Links mit Gut identifizeren:
"Wer den 'Befreiungskampf des palästinensischen Volkes' gerecht und links findet, wird in der Nazi-Welt Geistesverwandte treffen. Wer den deutschen Mieter- und Kündigungsschutz, das Kindergeld, die Krankenversicherung für Rentner oder den Naturschutz für fortschrittlich hält, sollte bedenken, dass die Gesetze 1937, 1934, 1937, 1941 und 1938 erlassen oder in ihrer Schutzfunktion erheblich gestärkt wurden. Nicht wenige Deutsche identifizieren Rechts mit Böse und Links mit Gut. Ihrem geschichtlichen Durchblick hilft das nicht."
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Der Antisemitismus in der drittgrößten Stadt Schwedens nimmt zu, vor allem durch muslimische Migranten. Das hatte bereits im vergangenen Jahr das amerikanische Simon Wiesenthal Center dazu veranlasst, eine Delegation nach Malmö zu schicken, nachdem man darauf aufmerksam geworden war, dass einige jüdische Familien die Stadt wegen des zunehmenden Antisemitismus verlassen hatten. Anschließend gab das Zentrum sogar eine Reisewarnung heraus, in der man Juden, die Südschweden besuchen, zu „extremer Wachsamkeit“ ermahnte. Was hat es mit alledem im liberalen Schweden auf sich? Paula Neuding ist dieser Frage in der WELT nachgegangen: "Malmö verdrängt sein neues Antisemitismus-Problem".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Rechtsextremisten verfolgen immer geschickter ausgefeilte Strategien, um in der Mitte der Gesellschaft anzukommen. Auch im katholischen Umfeld finden sie dabei Unterstützer, auch im Internet etwa bei Online-Medien wie "kath.net". Angelika Strube hat sich das für PUBLIK FORUM genauer angesehen: "Das rechte Scharnier".
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS.
"Wie viel Demokratie braucht Religion, wie viel Religion braucht Demokratie?" - Unter diesem Tagungstitel referierten beim 13. Marburger Religionsgespräch neben dem Vizepräsidenten des Deutschen Bundestags auch der evangelische Religionshistoriker Prof. Dr. Christoph Markschies von der Humboldt-Universität (HU) Berlin und der Soziologe Prof. Dr. Johannes Weiß aus Kassel. Gut 300 Interessierte hatten den Weg in die Alte Aula gefunden, wo die gemeinsame Veranstaltung der Fachbereiche Katholische Theologie und Evangelische Theologie der Philipps-Universität sowie der Universitätsstadt Marburg bereits zum 13. Mal stattfand. Mit dabei war auch Franz Josef Hanke, der für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST einen Tagungsbericht verfasste.
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
2001 wurde in unserem Nachbarland Österreich vom damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel eine Bioethikkommission ins Leben gerufen. Sie berät den Bundeskanzler in allen gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen und rechtlichen Fragen der Humanmedizin und -biologie aus ethischer Sicht. 15 bis 25 Mitglieder, meist Experten aus der Wissenschaft, werden für jeweils zwei Jahre ernannt. Seit Oktober 2011 sind nun auch Judentum und Islam mit Beobachtern vertreten. Ida Labudovic schildert für M-MEDIA wie die Kommission sich u.a. mit Fragen der Reproduktionsmedizin auseinandersetzt: "Was Juden und Muslime zur künstlichen Befruchtung sagen".
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Rafael Seligmann hat eine neue Zeitung erfunden: „Jewish Voice from Germany“ heißt sie, ein spannendes Projekt, das in englischer Sprache über das neue jüdische Leben in Deutschland aufklären möchte. Tobias Kaufmann hat sich die erste Ausgabe für den KÖLNER STADTANZEIGER genauer angesehen und ist enttäuscht, da das Versprchen in der ersten Nummer seines Erachtens nicht wirklich eingelöst werde: "Nur die Juden fehlen".
Der Link zu seiner Zeitungsrezension in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Schon mal koscher gegessen? Oder wenigstens Pastrami? Zwei Berliner Gastronomen wollen nun den Unwissenden helfen, ihre kulinarischen Bildungslücken zu schließen - in einer ehemaligen jüdischen Mädchenschule kochen sie koscher, wie Brenda Strohmaier für die WELT berichtet: "Jüdisches Essen macht Schule".
Jüdisches Essen macht allerdings nicht nur in Berlin Schule: Auch im beschaulichen Raaesfeld im Münsterland hat man die koschere Küche entdeckt. In einem Vier-Sterne-Landhotel sollen sich nämlich künftig auch jüdische Gäste wohlfühlen. Die Voraussetzung dafür schuf im November ein Rabbiner, der die Hotelküche nach allen Regeln jüdischer Lehre "koscherisierte". In der WELT erzählt Andreas Fasel die Hintergründe einer ebenso kuriosen wie beeindruckenden Geschichte. Und wenn Sie das alles von der Faszination koscheren Essens immer noch nicht überzeugt hat, dann lesen Sie schließlich noch einen Beitrag von Peter Kaiser im DEUTSCHLANDRADIO. Er macht Sie dort mit dem "jüdischen Penicillin" vertraut, dem gar wundersame Heilkräfte zugesprochen werden. Was genau das ist? Nun, ganz einfach: "Hühnersuppe" - ein Klassiker der koscheren Küche!
Die Links zum guten Appetit in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Einem Beschluss der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) zufolge dürfen seit Ende 2010 auch homosexuelle Geistliche mit ihren Partnern im Pfarrhaus zusammenleben. Die Synode der sächsischen Landeskirche will nun im April als eines der letzten Mitglieder des größten deutschen Dachverbands der evangelischen Kirchen über die Neuregelung entscheiden. In Kirchenkreisen regt sich allerdigns heftiger Widerstand, wie Jennifer Stange in der JUNGLE WORLD schreibt: "Gottes Werk und Sachsens Beitrag".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
Es gibt Gestalten der Vergangenheit, an denen haben sich schon immer die Geister geschieden. Zu ihnen zählt gewiß auch der Reformator Martin Luther - in all seiner Widersprüchlichkeit. Am schlimmsten aber wiegt Luthers Hass auf die Juden, der in nun in einem neuen Band ausgebreitet und analysiert wird. Günther B. Ginzel hat das Buch von Thomas Kaufmann über "Luthers 'Judenschriften'" gelesen und stellt es im DEUTSCHLANDRADIO näher vor: "Der hässliche Luther".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)

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