Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
20.02.2019 - Nr. 1820

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Dienstag, 26. Februar 2019.



Guten Tag!

Nr. 1820 - 20. Februar 2019



Nach dem Mord an einer 19-jährigen hat Israel kürzlich ein Gesetz erlassen, das unter anderem Hilfszahlungen der Palästinenserführung an Familien von Gefangenen sanktioniert. Es geht um mehr als 120 Millionen Euro. In der TAZ erläutert Susanne Knaul den Hintergrund:
"Laut israelischem Verteidigungsministerium zahlt die Autonomiebehörde monatlich umgerechnet knapp 500 Euro an Häftlinge, die zu drei bis fünf Jahren Haft verurteilt wurden. Diese Summe entspricht einem durchschnittlichen Monatsgehalt im Westjordanland. Rund 2500 Euro bekommen Palästinenser, die für mehr als 20 Jahre hinter Gitter müssen, egal ob sie die Zeit tatsächlich absitzen oder vorzeitig begnadigt werden. Im Fall ihres Ablebens beziehen die Familien die Renten weiter. Für Ehefrauen und Kinder gibt es Zahlungsaufstockungen, außerdem bekommen Palästinenser aus Ostjerusalem einen Bonus und Araber, die im Besitz der israelischen Staatsangehörigkeit sind. „Je mehr sie schlachten, desto mehr wird bezahlt“, schimpfte Netanjahu im Herbst vor der UN-Generalversammlung über die Praxis der PA."
Und sie kommentiert in einem weiteren Beitrag für die TAZ:
"Rechtlich sauberer wäre es, wenn die Spendernationen, darunter die Bundesrepublik, die finanzielle Förderung der Autonomiebehörde an die Bedingung knüpfen würden, Terroranschläge nicht länger zu belohnen. Eine Bedingung, die die PA allerdings nicht erfüllen würde. Bestraft würden dann wieder alle – auch die, die die Gewalt ablehnen."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung ist in rund 80 Ländern auf fünf Kontinenten mit einem eigenen Büro vertreten. Die Auslandsmitarbeiter vor Ort sollen aus erster Hand über aktuelle Ereignisse und langfristige Entwicklungen in ihrem Einsatzland berichten. In den sogenannten „Länderberichten“ bieten sie den Nutzern der Webseite der Konrad-Adenauer-Stiftung exklusiv Analysen, Hintergrundinformationen und Einschätzungen. Nun ist ein neuer Länderreport erschienen, der sich mit Israel im Wahlkampf beschäftigt. Der etwas längere, informative Bericht erläutert die Parteienlandschaft und stellt die Kandidaten sowie deren Positionen vor. Am Ende des Berichts heißt es in einem Fazit:
"Der Likud wird aller Voraussicht erneut stärkste Kraft in der Knesset werden. ... Selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass es Lapid oder Gantz gelingen sollte, mehr Stimmen auf ihre Parteien zu vereinigen, um den Likud von Platz eins zu verdrängen, dürfte eine Regierungsbildung ohne den Likud kaum möglich sein. Damit wiederum sind neue Impulse im Friedensprozess höchst unwahrscheinlich. Die bisherige Geschichte des israelischen Parteiensystems zeigt die Kurzlebigkeit von Parteineugründungen, die lediglich um eine Führungsfigur gruppiert sind. Selbst wenn also Gantz oder Lapid den nächsten Regierungschef stellen sollte, wird dies nichts an der strukturellen Überlegenheit des Likud, der seit 1977 alle bis auf drei Wahlen gewonnen hat, ändern. Solange es nicht gelingt, entweder die Arbeiterpartei zu regenerieren oder im politischen Zentrum eine echte Parteineugründung mit programmatischem und institutionellem Fundament vorzunehmen, wird die politische Rechte weiterhin den Ton in der israelischen Politik angeben."
Der Link zum Länderbericht in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Für Netanyahu lauert die wahre Gefahr derzeit weniger auf politischer Bühne, sondern vielmehr fernab der Öffentlichkeit – im Büro des Generalstaatsanwalts, wo sich derzeit die Ermittlungsakten der Polizei in drei Fällen stapeln. Denn dort sitzt ausgerechnet der Mann, den Netanjahu einst zum Kabinettssekretär und damit zum engen Vertrauten machte: Avichai Mandelblit, 55 Jahre alt. Als Generalstaatsanwalt ist er derjenige der entscheiden muss, ob der Premier wegen Korruption auf der Anklagebank landet oder nicht. Wer ist der Mann? Lissy Kaufmann stellt ihn im TAGESSPIGEL näher vor: "Der Mann, der Netanjahu stürzen könnte".
Der Link zum Porträt in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Dudu Tassa ist einer der populärsten Rockmusiker Israels, der seine Songs natürlich in hebräisch singt. Seit kurzem aber stürmt er jetzt auch mit orientalischen Melodien die Charts - und mit arabischem Gesang! Und erstaunlich ist: selbst in den arabischen Nachbarländern hat er Erfolg. Wie es dazu gekommen ist, auf Arabisch zu singen und wieso das alles alles mit einer Kiste aus der Vergangenheit begonnen hat, erzählt Knut Henkel in einer Reportage für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: "Der israelische Rockstar, der Arabisch singt".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Das polnisch-israelische Verhältnis steckt in der Krise: Der in Jerusalem geplante Visegrad-Gipfel ist geplatzt, weil Polen seine Teilnahme abgesagt hat. Grund für die Absage Polens war eine Aussage des frisch ernannten israelischen Außenministers Israel Katz, die laut Morawiecki "rassistisch und inakzeptabel" sei und nicht unbeantwortet bleiben könne. In einem Fernsehinterview am Sonntag hatte Katz gesagt: "Wir werden niemals verzeihen und niemals vergessen, und es gab viele Polen, die mit den Nazis kollaboriert haben." Außerdem zitierte er den ehemaligen israelischen Premier Yitzhak Shamir mit den Worten, die Polen hätten den Antisemitismus mit der Muttermilch aufgesagt, wie der österreichische STANDARD und andere Medien berichten. Polen hat sich mit seiner Reaktion außenpolitisch freilich in eine Klemme begeben: Die Beziehungen zu den einst engen Partnern Deutschland und Frankreich sind bereits stark abgekühlt. Selbst die engsten Verbündeten, die Visegrad-Länder, zeigen Warschau immer öfter die kalte Schulter. So im aktuellen Fall: Sie weigerten sich, solidarisch mit Warschau auch ihren Besuch in Israel abzusagen. "In der Außenpolitik steht die polnische Regierungspartei PiS also vor einem Scherbenhaufen. Hoffentlich lernt sie daraus", kommentiert Florian Kellermann im DEUTSCHLANDRADIO. Umgekehrt hat allerdings auch Netanyahu ein Problem: Mit dem Streit um die Rolle Polens im Holocaust ist Israels Ministerpräsident seine Bindung an die Visegrad-Staaten auf die Füße gefallen, sagt etwa der Historiker Dan Diner im Interview mit DEUTSCHLANDRADIO. Denn der „geschichtspolitische Rechtsruck“ Polens sei in Israel nicht vertretbar, so sehr Netanyahu gerade zu den osteuropäischen Staaten eine enge Bindung gegen die EU Brüssels aufzubauen versucht hat, so Dan Diner:
"Was eigentlich passiert ist, dass Netanjahu, der Ministerpräsident sich sehr stark in seinem, man könnte sagen, Anti-Brüssel-Kurs, antieuropäischen Kurs auf diese Visegrad-Staaten auch gestützt hat, die eine gewisse Distanz ja zu Brüssel halten, und das, was man im Englischen Backfight nennt, das ist ihm irgendwie auf die Füße gefallen, denn er musste sich dann wiederum diesem geschichtspolitischen Diskurs anschließen, und plötzlich stellte er fest, dass dieser geschichtspolitische Diskurs so in Israel nicht vertretbar ist, dass er damit – ich sage das mal ganz ungeschützt und zugespitzt –, wenn man so will, die jüdische Erinnerung an den Holocaust verrät."
Links zu Berichten, Kommentaren und Interviews zum Thema in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Gestern Abend startete die von Kritik und Publikum heiß erwartete neue Staffel der Serie „Charité“, die diesmal von den Jahren 1943 bis 1945 an der Klinik erzählt. Im Mittelpunkt steht der berühmte Chirurg Ferdinand Sauerbruch, Vorbild der Ärzte, Held der Patienten. Die Serie zeichnet von ihm das Bild eines vorbildhaften Mediziners, der zwar unter den Nazis weiter ordentlich Karriere machte, aber dabei aufrichtig und anständig blieb, mit dem Gedanken an Auswanderung spielte, ja fast sogar zum Widerstandskämpfer wurde. Ist das so zutreffend? Die WELT und die FAZ unterziehen dieses Bild von Sauerbruch einem Fakten-Check und kommen zu Ergebnissen, die von seiner Zeichnung in der Serie doch signifikant abweichen: "Wie ging es an der Charité im Nationalsozialismus wirklich zu?".
Die Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Hört man heute die Stichworte Restitution und Raubkunst denkt man sicher nicht in erster Linie ... an Bücher! Und doch, auch in den Bibliotheken müssen Millionen von Büchern gesichtet werden, um ihre Herkunft zu klären, wie Karl Grünberg anschaulich im TAGESSPIEGEL erläutert:
"Eigentlich ist es der schiere Wahnsinn. Zwar hat Deutschland offiziell erklärt, dass es Geraubtes zurückgeben möchte. Doch niemand hat die Bibliotheken in diesem Zusammenhang zu irgendetwas verpflichtet. Sie haben sich freiwillig das Ziel gesetzt, sämtliche Bücher in ihren Regalen zu untersuchen. „Weil die Bücher vielleicht nicht uns gehören, weil an den Büchern Blut klebt, weil die Angehörigen ein Recht auf sie und ihre Geschichte haben“, sagt Sebastian Finsterwalder, der bei der Zentralen Landesbibliothek Berlin, kurz ZLB, beschäftigt ist. Seit 2002 Jahren arbeiten sie hier an der Rückgabe, erst nur vereinzelt, jetzt konsequenter. In seiner Bibliothek sind es rund eine Million Bücher, die sie durchsehen müssen. Und in der Bibliothek der Freien Universität Berlin, wo für diese Aufgabe 2013 eine Stabstelle eingerichtet wurde, noch einmal so viele. Durchgesehen werden müssen alle Bücher, die vor 1945 erschienen sind, denn jedes einzelne von ihnen könnte Raubgut sein. Diesen zwei Millionen Büchern in zwei Bibliotheken stehen 5,5 Personalstellen gegenüber, verteilt auf neun Angestellte."
Der Link zur Reportage in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der neue Roman "Monster" des israelischen Schriftstellers Yishai Sarid thematisiert die Verbindung zwischen Juden damals und Israelis heute, nach Machtverherrlichung und danach, was Menschen zu Mördern macht. Und er beobachtet Schülergruppen, die sich in Fahnen hüllen, scheinheilige Minister oder manipulative Künstler, er beobachtet, wie ein jeder in dem Grauen der Geschichte vor allem eines zu erkennen meint: einen Nutzen für sich selbst. Anders gesagt: Sarid hat einen hochinteressanten Roman vor allem über die israelische Erinnerungskultur an den Holocaust verfasst. Judith Heitkamp stellt in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG den Roman vor: "Detailgenau führt Yishai Sarid seine Leser ins Labyrinth dieser Erinnerungsmoral. ... Ein Buch wie ein Schlag in den Magen. Mit Demut zu lesen." Und Ayala Goldmann hat für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG mit dem Autor ein sehr kluges und lesenswertes Interview geführt. Auf die Frage, wie er als Jugendlicher die für viele Israelis obligatorische Reise in ein Vernichtungslager erlebt hat, antwortet Sarid:
"Das hat mich sehr stark beeindruckt, aber es war auch ein ziemlich seltsames Erlebnis. Denn Jugendliche wollen natürlich Spaß haben – 17-Jährige, die zum ersten Mal in ihrem Leben ins Ausland fahren! Aber während der Reise wird ihnen ständig gesagt, freut euch nicht zu sehr, benehmt euch nicht wie 17-Jährige. Meiner Meinung nach ist die Fähigkeit eines Menschen in diesem Alter, die weitreichende Bedeutung der Schoa emotional zu begreifen, sehr begrenzt. Die einzige Lektion, die ich auf dieser Reise gelernt habe, war: Wir müssen sehr stark sein. Das ist meiner Ansicht nach keine schlechte Lektion, sondern eine gute. Aber es ist nicht die einzige Lehre, die wir aus der Schoa ziehen sollten."
In seinem Roman beschreibt er, dass junge Israelis an den Orten der Vernichtung immer wieder die Hatikwa, die israelische Nationalhymne, singen. Eine Lehrerin sagt: »Das tröstet sie. Das ist unser Siegeslied. Was bleibt uns denn sonst? Nur Verzweiflung. Und wir wollen nicht, dass sie verzweifelt heimkehren. Wir wollen ihnen Hoffnung einflößen.« Goldmann fragt den Autor: Was stört Sie daran? Und er antwortet:
"Ich erhebe keine Beschwerden gegen die Kinder. Aber in Auschwitz gibt es keinen Sieg. Keine Hoffnung. Es gibt dort nur das Weinen über die schreckliche Tragödie unseres Volkes und die menschliche Gattung, die es so weit kommen ließ."
Der Link zum Interview Rubrik VERGANGENHEIT...

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Paukenschlag bei der englischen Labour-Partei: Sieben Abgeordnete der britischen Sozialdemokraten sind aus Protest gegen Parteichef Jeremy Corbyn ausgetreten. Hintergrund sind dessen Haltung zum Brexit - und Antisemitismus-Vorwürfe. Peter Sturm kommentiert in der FAZ:
"Aber vollends die Schamröte ins Gesicht treiben müsste dem Labour-Chef, dass auch das Thema Antisemitismus zu den ganz wichtigen Gründen für die Rebellion gehört. Genau dies ist aber bei Corbyn nicht zu erwarten, denn er verharrt in einer Haltung, die er in sehr altlinker Manier „Antiimperialismus“ nennen würde. Wenn es um die Palästinenser bzw. um Israel geht, wird der Parteichef noch sturer als in vielen anderen Fragen. Diejenigen, die weiter innerhalb der Labour-„Familie“ gegen den Antisemitismus kämpfen wollen, werden das auch noch merken. Die Frage ist nur, ob sie den jetzt Ausgetretenen folgen."
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

In Frankreich gärt es derweil nicht minder: Der Anstieg antisemitischer Übergriffe um 74 Prozent im vergangenen Jahr schreckt viele auf (zu den Zahlen siehe: Compass 14.2.2019). Hinzu kommt: Schätzungen zufolge kehrten in den vergangenen zehn Jahren rund 45.000 französische Juden Frankreich den Rücken und wanderten nach Israel ein. Erst am Wochenende war der jüdische Philosoph Alain Finkielkraut am Rande einer „Gelbwesten“-Demonstration beleidigt worden. Der Vorfall zog eine Welle der Verurteilungen bis hin zu Präsident Macron nach sich. Und eine spektakuläre Gräberschändung auf einem jüdischen Friedhof im Elsass führte die dramatische Situation zusätzlich vor Augen. Am Dienstagabend fanden daraufhin in Paris und anderen Orten Demonstrationen gegen den Judenhass statt. In gleich zwei Interviews - in der WELT und der FRANKFURTER RUNDSCHAU - beklagt der Historiker Denis Peschanski das "Klima des Hasses" in Frankreich. Auf die Frage, welche Rolle dabei die Gelbwesten spielen, antwortet er:
"Der Antisemitismus tritt in einem Klima an die Oberfläche, da Verschwörungstheorien fröhliche Urstände feiern. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Verschwörungstheorien, die sich in der gesamten Bevölkerung großer Beliebtheit erfreuen, bei den Gelbwesten doppelt so viele Anhänger finden. Dazu gehört auch die Theorie von der zionistischen Weltverschwörung."
Und zu den Überlegungen, den Antizionismus nun als eine „Form von Antisemitismus“ unter Strafe zu stellen, meint er:
"Das ist keine gute Lösung. Natürlich bemäntelt der Antizionismus oft nur den Hass auf die Juden. Aber wenn er sich so äußert, kann er auch entsprechend verfolgt werden. Wenn man antizionistische Aussagen generell verbietet, erlaubt man den Urhebern nur, sich als Opfer zu präsentieren. Und dann würden sie rasch ein neues Tarnwort für ihre Judenfeindlichkeit finden."
Im Interview mit dem DEUTSCHLANDRADIO weist der Literaturwissenschaftler Jürgen Ritte von der Universität Sorbonne insbesondere auf die Rolle der Schulen und Lehrer hin, die bislang noch viel zu wenig in Sachen Antisemitismus pädagogis aktiv seien. Dazu passt, dass Suzanne Krause ebenfalls im DEUTSCHALNDRADIO davon berichtet, dass an Frankreichs Universitäten antisemitische Übergriffe immer häufiger zu verzeichnen seien: „In der französischen Gesellschaft stimmt etwas nicht mehr“.
Links zu Berichten, Kommentaren und Interviews zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Im Sommer letzten Jahres sorgte ein Vorfall bundesweit für Schlagzeilen: In Bonn wurde damals ein jüdischer Professor von einem Mann angegriffen, der ihm die Kippa vom Kopf schlug. Die Polizei kam, verwechselte Opfer und Täter, schlug den Professor. Seit Monaten ermittelt die Bonner Staatsanwaltschaft gegen alle Beteiligten. Gegen den Mann, der den Professor geschlagen und beleidigt hat. Gegen Polizisten wegen Körperverletzung im Amt und Nötigung. Aber auch gegen Yitzhak Melamed, den israelischen Professor, wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Dabei stehen sich die Aussagen der Polizisten gegen die Aussage des Professors gegenüber. Es gibt nur wenige Zeugen. Tatsächlich ist der Fall kompliziert, wie die Ermittlungsakten zeigen, die der STERN einsehen konnte: "Der jüdische Professor und sein Ärger mit der deutschen Polizei".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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In früheren Zeiten waren es hauptsächlich höher Gebildete aus urbanen Schichten, die der katholischen oder der evangelischen Kirche adieu gesagt haben. Das ist mittlerweile anders. Der Austritt aus der Kirche ist längst enttabuisiert - und daher treten auch immer mehr Menschen vom Land wie auch weniger hoch Gebildete aus. Auch in der Geschlechterfrage gebe es eine Anpassung: "Es sind zwar noch immer mehr Männer konfessionslos, aber das gleicht sich immer mehr an", sagt dazu der Religonssoziologe Pollack. Vor diesem Hintergrund fragen Peter Mayr und Markus Rohrhofer in einem längeren Beitrag für den österreichischen STANDARD danach, ob nun endgültig wissenschaftliche Erkenntnisse Antworten auf alle Lebensfragen geben oder ob doch noch Raum für Göttliches bleibt: "Konfessionslos – ein Leben ohne Gott".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Fast jeder Bibel-Leser - und nicht nur dieser - kennt die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Jene Israeliten lebten vor mehr als 2000 Jahren im Nordreich, das nördlich von Jerusalem begann und bis nach Galiläa reichte. Heute gibt es noch rund 800 Samaritaner. Die eine Hälfte lebt im Dorf Kiryat Luza auf dem Berg Garizim im Westjordanland. Dort wird Arabisch gesprochen, man kennt die muslimischen Nachbarn, versteht sich. Die andere Hälfte spricht Hebräisch und lebt vollständig integriert im Zentrum Israels. Sie verstehen sich als Nachfahren der Israeliten, sind eine winzige Religionsgemeinschaft - aber jüdisch sind sie nicht, wie Lissy Kaufmann in ihrem Porträt der Religionsgemeinschaft für DEUTSCHLANDRADIO berichet: "Auch Samaritaner essen koscher".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Jahre nach der Kölner Silvesternacht waren eine Evolution der Gewalt: Belästigungen, Vergewaltigungen und Morde wie zuletzt in Österreich. So sieht es Laila Mirzo, deutsch-syrische Ex-Muslimin und Trainerin für interkulturelle Kompetenz und fragt in einem mitunter zornigen Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, ob Frauen über Jahrzehnte den schweren Weg der Emanzipation gegangen sind, "um jetzt vor dem frauenfeindlichen Islam zu kuschen"? Ihr Essay ist ein engagierter Apell an die Frauen, sich gegen den frauenfeindlichen Islam zu solidarisieren:
"Wenn ein Muslim einer Frau den Handschlag verweigert, dann ist das kein harmloser religiöser Brauch. Er sagt damit, dass ich unrein bin, dass ihn die Berührung mit mir beschmutzt und er sich danach wieder waschen muss. Wo sind hier die Feministinnen?"
Der Link zu ihrem Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Lange bekannt als Bastion von Künstlern und türkischen Einwanderern, wird Kreuzberg zunehmend diversifiziert. Das Berliner Viertel zieht immer mehr Zuwanderer aus aller Welt an und findet in den Medien wachsende Beachtung. Zuletzt haben die erfolgreichen Proteste gegen die Ansiedlung einer Google-Niederlassung Schlagzeilen gemacht. Derzeit mehren sich die Zeichen für eine wachsende jüdische Präsenz in Kreuzberg, denn dort am Fraenkelufer soll die von den Nazis vor 85 Jahren zerstörte Synagoge wieder neu gebaut werden. Ein ehrgeiziges Projekt, das nun zunehmend konkreter wird, wie u.a. die schweizer TACHLES, die BERLINER MORGENPOST und die JÜDISCHE ALLGMEINE WOCHENZEITUNG berichten: "Eine Gruppe. Eine Vision. Ein Zeichen für Berlin".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Nach Angaben der amerikanischen Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hat die Zahl der Selbstmorde in den Vereinigten Staaten einen Höchststand erreicht. Rund 47.000 Menschen nahmen sich 2017 das Leben – ein Plus von 33 Prozent im Vergleich zu 1999 und deutlich mehr, als jedes Jahr bei Verkehrsunfällen sterben – Tendenz steigend. Besonders betroffen sind Menschen in der Altersgruppe zwischen 45 und 54 Jahren, Männer nehmen sich eher das Leben als Frauen, auch sind es häufiger Weiße als Farbige. »Auch in den jüdischen Gemeinden gibt es immer mehr Fälle von Suizid«, sagt Miriam Ament, Gründerin von »No Shame On U«. Die Organisation mit Sitz in Chicago hat es sich zur Aufgabe gemacht, in jüdischen Schulen und Gemeindezentren über psychische Krankheiten aufzuklären. Katja Ridderbusch schildert für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG, wie diese und andere jüdische Organisationen dem dramatischen Anstieg von Selbstmorden begegnen wollen: "Reden hilft".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die Autorin Deborah Feldman ist eine vernehmbare Stimme der jüngeren Generation von Juden in Deutschland. 1986 in New York geboren, verliess sie im Alter von 23 Jahren die ultraorthodoxe Satmarer Glaubensgemeinschaft in Williamsburg, New York, und brach damit alle Verbindungen zu ihrer Familie ab. In ihren autobiografischen Büchern «Unorthodox» (2016 in deutscher Übersetzung erschienen) und «Überbitten» (2017) beschreibt sie Kindheit, Jugend und Neubeginn in Deutschland. Feldman lebt in Berlin. In einem sehr lesenswerten und klugen Gespräch mit der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG spricht sie über den neuen Antisemitismus, die deutsche Erinnerungskultur und ihr eigenes Jüdischsein. Zu letzterem sagt sie beispielsweise:
"Das war ein langer Kampf, ja. Ich erkläre auch am Anfang des Buches, wie man mir beigebracht hat, was das Jüdischsein zu bedeuten hat, und als wie belastend ich das empfunden habe. Die Frage ist, wie ich als Kind damit umgehen kann, wenn man mir sagt, dass Jüdischsein bedeutet, immer verfolgt zu werden und nie in der Aussenwelt akzeptiert zu werden und immer für irgendetwas büssen zu müssen und immer Angst vor Gott zu haben. Es hat lange gedauert, bis ich realisiert habe, dass die jüdische Identität keine Belastung bedeuten muss."
Und auf die Frage, was sie von Max Czolleks Forderung, sich als Jude heute in Deutschland zu desintegrieren, hält, gibt sie eine sehr interessante Antwort, in der sie diese Aufforderung ablehnt und als Teil eines "Mythos der Diaspora" erläutert und kritisiert. Die Antwort kann hier aufgrund ihrer Länge leider nicht zitiert werden, aber wenigstens sei doch ihr Fazit wiedergegeben, das wie folgt lautet:
"Meine Lebenserfahrung hat mir etwas anderes beigebracht, nämlich: Man muss Verbindungen aufbauen, man muss Brücken bauen, es geht für mich nicht darum, sich einer Leitkultur zu unterwerfen. Dieses Abschotten, das finde ich destruktiv und unmodern, anachronistisch."
Der Link zum lesenswerten Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Viele Religionsvertreter scheinen zum Lachen in den Keller zu gehen – oder sie nehmen sich und ihre Religion so ernst, dass sie das Lachen verbieten. Aber Lachen ist vielen Menschen so wichtig wie ihr Glaube. Warum also nicht in Kirchen lachen? Etwa beim Clown-Gottesdienst im Londoner Stadtteil Haggerston. Ada von der Decken hat für DEUTSCHLANDRADIO an einem solchen Gottesdienst teilgenommen: "Clowns in der Kirche".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

In den letzten Tagen des NS-Regimes wurde er im KZ Flossenburg hingerichtet: Dietrich Bonhoeffer, 1906 geboren, am 9. April 1945 ermordet. Nun ist ein neues Buch über den Widerstandskämpfer aus christlichem Glauben erschienen, keine klassische Biografie, eher ein Porträt seines Denkens. Geschrieben hat das Wolfgang Huber. Das Buch zeigt auf, wie früh der evangelische Pfarrer das NS-Regime durchschaute. Wenn nun rechte Gruppen unter Berufung auf ihn zum „Widerstand“ aufriefen, sei das eine falsche Instrumentalisierung, sagt der Autor im Gespräch mit DEUTSCHLANDRADIO: „Heute würde Bonhoeffer als Gutmensch beschimpft“.
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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In Mythen und Ritualen verständigen sich Gesellschaften über sich selber. Der Kunsthistoriker Neil MacGregor zeigt in seinem neuen Buch, dass wir «mit der Entscheidung, wie wir mit unseren Göttern leben wollen, auch entscheiden, wie wir miteinander leben». Diese These zieht sich von der ersten bis zur letzten Seite durch das Buch, schreibt Clemens Klünemann, der es für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG gelesen hat: "Die Menschen erzählen der Welt von den Göttern, und die Götter erklären den Menschen die Welt".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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