Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
18.06.2018 - Nr. 1775

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Donnerstag, 21. Juni 2018.


Guten Tag!

Nr. 1775 - 18. Juni 2018



An kaum einem anderen Ort, der mit Wasserknappheit zu ringen hat, tritt der Verteilungskampf um das rare Gut so existenziell und facettenreich zutage wie im Nahen Osten. Immer wieder führt das Problem einer Aufteilung der Ressourcen zu Auseinandersetzungen zwischen den betroffenen Nachbarn, die sich nicht auf eine gerechte Aufteilung einigen können. In einer umfangreichen, zweiteiligen Reportage schildert Bernd Schröder für TELEPOLIS den Kampf ums Wasser im Kontext des Nahostkonflikts und in Anbetracht der Herausforderungen, die eine israelische Landwirtschaft inmitten eines Trockenklimas zu bewältigen hat: "Nahostkonflikt: Kampf um Wasser".
Die Links zu den beiden Teilen in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Edna Levin, 70, ist Jüdin und wohnt in Tel Aviv. Gihad, 69, ist Palästinenser und wohnt in Gaza. Tel Aviv ist Israels modernste Stadt, ein Wirtschafts- und Kulturzentrum an der Mittelmeerküste. Gaza ist ein Küstenstreifen zwischen Israel und Ägypten, von der radikalislamischen Hamas regiert, von der Außenwelt abgeschottet, eine der ärmsten Regionen der Welt. Edna darf nicht Gihad besuchen und Gihad nicht Edna. Alleine der Versuch könnte sie das Leben kosten. Und trotzdem hat sich zwischen den Beiden eine Freundschaft entwickelt, die tiefer ist als der Graben, der ihre beiden Völker seit Jahrzehnten trennt. Anja Reich erzählt für die FRANKFURTER RUNDSCHAU die außergewöhnliche Geschichte über "Eine gefährliche Freundschaft".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

In keinem anderen westlich orientierten Land werden so viele Kinder geboren wie in Israel. Einer der Hauptgründe dafür hat religiöse Ursachen: sowohl für orthodoxe wie auch für muslimische Israelis stellt die Verjüngung und Vermehrung ein religiöses Gebot dar - und hat zugleich eminent politische Implikationen, die manche sogar schon von einem demografischen Krieg sprechen lassen. Diana Hörger schildert für DEUTSCHLANDRADIO die Hintergründe des Bevölkerungswachstums in Israel und wie dabei die Demographie zum Politikum wird: "Wettbewerb der Fruchtbarkeit".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Ein echtes Kuriosum berichtet Alexandra Föderl-Schmid in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: Israel hat vor kurzem ein "Kamel-Gesetz" beschlossen, demzufolge alle Halter ihre Tiere mit Mikrochips versehen müssen, auf denen die Personalien der Besitzer gespeichert sind. Der Grund für die Maßnahme liegt an den zahlreichen Verkehrsunfällen mit Kamelen. Mit dem Gesetz will man sicherstellten, dass bei derlei Unfällen die Besitzer zur Verantwortung gezogen werden können. Ein Problem bleibt allerdings: Viele Halter sind Beduinen ohne festen Wohnsitz: "Vorsicht, Kamelwechsel!"
Der Link zu Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

**********************

In der Berliner Dokumentation Topographie des Terrors auf dem Gelände der früheren Gestapo-Zentrale ist kürzlich die Ausstellung „Terror durch ,Recht‘“ eröffnet worden. Im Mittelpunkt steht dabei der Volksgerichtshof, das berüchtigte Zentrum der NS-Terrorjustiz, der zwischen 1934 und 1945 mehr als 5000 Todesstrafen verhängte. Justizielle Tötungen dieses Ausmaßes sind in der neuen westeuropäischen Rechtsgeschichte einzigartig. Die Prozessführung war menschenverachtend, die Urteilsfindung willkürlich und rechtsbeugend. "Eindringlich und berührend vermittelt die Ausstellung die Entwicklung des VGH zum zentralen Instrument des nationalsozialistischen Terrors", stellt Florentine Kutscher fest, die die Ausstellung für DIE WELT besucht hat: "Die braunen Richter trugen blutrote Roben".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die deutsche Dichterin Ina Seidel (1885 bis 1974) wird heute so gut wie nicht mehr gelesen. Von ihrem einst hundertausendfach verkauften Roman "Das Wunschkind" (1930) hat sich am ehesten die gemeine Bemerkung des Kollegen Werner Bergengruen erhalten, der die Autorin das "Glückwunschkind" nannte, weil sie von 1933 an mehrfach Deutschland zu ihrem Führer gratuliert hatte. Demzufolge verwundert es nicht, dass etwa der Literaturhistoriker Jan-Pieter Barbian urteilt, Seidel habe "publizistisch zum Gelingen der nationalsozialistischen Diktatur und ihrer Kriegsziele" beigetragen. Gleichwohl tragen auch heute noch Straßen und Schulen ihren Namen. Wie das möglich ist, schildert Willi Winkler für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Ina Seidel macht Schule".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der diesjährige Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird an Jan und Aleida Assmann gehen (siehe Compass 12.06.2018). Die beiden werden vor allem für ihre Forschungen zur Geschichtspolitik und Erinnerungskultur ausgezeichnet - in einer Zeit, da von beidem wieder verstärkt die Rede ist. Was hat das mit unser Identität zu tun? Und was ist das „Kulturelle Gedächtnis“ eigentlich genau? Marc Reichwein unternimmt für DIE WELT einen Crashkurs in fünf Grundbegriffen - Ägypten, Identität, Erinnern und Vergessen, Trauma, Geschichtspolitik: "Warum keine Nation ohne Gedächtnis leben kann".
Der Link zu seinem Crashkurs in der Rubrik VERGANGENHEIT...

**********************

Beim israelfeindlichen Marsch am Al-Quds-Tag (siehe Compass 12.06.2018) sind offenbar dem iranischen Regime nahestehende Verbände aufgetreten, die teilweise mit Bundesmitteln finanziert werden. Das berichten der TAGESSPIEGEL und die BERLINER ZEITUNG, die sich auf Ergebnisswe der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS) und des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus stützen. Auch die umfangreiche Auswertung des Marsches durch die beiden genannten Organisationen selbst ist nun online nachzulesen: "Judenfeinde mit öffentlichem Geld".
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Die Kreisliga C ist ein Sammelbecken von Feierabend-Fußballern ohne große sportliche Ambitionen, hier geht es gerne mal etwas derber zu, am Ball wie abseits davon. Die Fußballer des jüdischen Vereins Maccabi Düsseldorf kennen das, sie sind selbst Teil der niedrigsten Düsseldorfer Spielklasse. Doch Mitte April sollen die überwiegend jüdischen Fußballer von einem Gegenspieler als "Scheiß Juden" beschimpft worden sein - für den Verein war damit erstmals eine Grenze überschritten, wie Clemens Boisserée für die RHEINISCHE POST schildert: "Maccabi-Vereine klagen über judenfeindliche Beleidigungen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Unter Muslimen gibt es kein höheres Antisemitismus-Potenzial als etwa unter Christen. Das hat der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, im Gespräch mit ISRAELNETZ erklärt. In dem Interview kritisiert er zudem eine einseitige Israel-Berichterstattung der Medien und zeigt sich empört über judenfeindliche Äußerungen innerhalb der Kirche: „Kein höheres Antisemitismus-Potenzial unter Muslimen“.
Was aber bedeutet eigentlich "islamischer Antisemitismus" genau? Die Bezeichnung „islamischer Antisemitismus“ bezieht sich "weder generell auf den Islam, dessen Texte auch pro-jüdische Passagen enthalten noch pauschal auf Muslime, von denen nicht wenige den Antisemitismus ablehnen. Islamischer Antisemitismus meint eine spezifische Ausprägung von Judenhass, die besondere Kennzeichen aufweist, besondere Konsequenzen nach sich zieht und deshalb auch gezielt zu bekämpfen ist. Wodurch unterscheidet sich der islamische Antisemitismus von anderen Erscheinungsformen des Judenhasses?" In einem Essay auf seiner Homepage versucht der Politikwissenschaftler Matthias Küntzel diese Frage zu beantworten: "Islamischer Antisemitismus - was ihn ausmacht und wie er entstand".
Die Links zu den genannten Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

**********************

Am kommenden Wochenende findet in Nürnberg der Deutsche Humanistentag statt. Dann treffen sich konfessionsfreie und nichtreligiöse Menschen, solche, die in ihrer Weltanschauung und bei ihren Werten den Menschen sehr bewusst ins Zentrum stellen – deswegen auch die Selbstbezeichnung als Humanisten. Unter den nichtreligiösen Weltanschauungen ist der Humanistische Verband Deutschland, HVD, die Organisation mit den meisten Mitgliedern – gut 20.000 – und einem interessanten Herangehen an das Leben ohne Religion: Der HVD sucht nämlich nach eigenen Formen, auch Ritualen, um seine Überzeugungen auszudrücken. Was genau das bedeutet, hat DEUTSCHLANDRADIO im Gespräch mit Michael Bauer, Vorstand des Humanistischen Verbandes in Bayern und als solcher auch Geschäftsführer des Humanistentages, zu klären versucht: "Ohne Konfession, aber nicht ohne Glauben".
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Mit einer Konferenz unter dem Motto "Friedensverantwortung der Religionen" will das Auswärtige Amt internationalen Religionsvertretern aus Asien ein Forum für Dialoge bieten. Eingeladen sind Christen, Juden und Muslimen, Anhänger des Buddhismus, des Hinduismus oder des Daoismus. Damit geht die deutsche Diplomatie den zweiten Schritt nach einer – noch größer – angelegten Auftaktveranstaltung im Mai 2017. Es ist der Versuch, gerade in Konflikten nicht mehr nur auf staatliche Akteure zu setzen, sondern Religionen als wesentliche Kräfte vieler Zivilgesellschaften einzubinden. DOMRADIO und DEUTSCHE WELLE berichten über die Hintergründer der Konferenz und im TAGESSPIEGEL ist ein Gastbeitrag von Michael Roth, Staatsminister im Auswärtigen Amt, zu lesen, in dem er auf die Verflechtungen zwischen Staat, Kirche, Politik und Religion eingeht: "Religion und Verantwortung gehören zusammen".
Die Links zum Tehma in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Wie werden Menschen mit muslimischem Hintergrund auf dem Weg zur Taufe begleitet? Was ist, wenn staatliche Behörden die Glaubwürdigkeit der Konversion bezweifeln? Und welche Gefahren drohen Konvertiten in ihren Heimatländern? Solche Fragen standen im Mittelpunkt einer Fachtagung der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland in Münster. Auf der Seite der DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ ist ein kurzer Tagungsbericht zu lesen: "Konversion zum Christentum im Kontext des Asylverfahrens".
Der Link zum Bericht in der Rubrik  INTERRELIGIÖSE WELT.

**********************

An den jüdischen Schulen hat sich der Konflikt über die Arbeits- und Gehaltsbedingungen der Lehrkräfte offenbar zugespitzt, so berichtet Sylvia Vogt für den TAGESSPIEGEL: "Nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wird zum Ende des Schuljahres rund ein Drittel der Lehrkräfte das Jüdische Gymnasium Moses Mendelssohn in Mitte verlassen, an der Heinz-Galinski-Schule in Charlottenburg hätte rund die Hälfte der Lehrkräfte zum Sommer gekündigt – dem Vernehmen nach rund zehn Lehrer. Von Eltern hört man, dass sie sich um die Zukunft der Schulen sorgen."
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Zwei Beiträge in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG liefern interessante Einblicke in Geschichte und Gegenwart der jüdischen Gemeinden in den Niederlanden. Heidi Friedrich schildert in ihrem Beitrag von einer Ausstellung im Jüdisch-Historischen Museum in Amsterdam, die das Verhältnis der Juden zum niederländischen Königshaus darstellt. Und Tobias Müller berichtet von einer jungen sefardischen Gemeinde, die sich kürzlich im Süden Amsterdams neu gegründet hat: "Generation Aufbruch".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Bis in die 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts lebten 270.000 Juden in Marokko. In Casablanca allein waren es noch in den 50er Jahren gut 75.000, die hier, viele verarmt, in der Mellah, dem jüdischen Viertel in der Medina in der Nähe des Hafens lebten. Dann aber wanderten die meisten nach Israel aus. Heute ist die Jüdische Gemeinde in Casablanca mit 2500 Mitgliedern die größte in ganz Marokko. Es gibt mehrere jüdische Schulen, Kindergärten, drei große Synagogen, davon eine Orthodoxe. Und das einzige Jüdische Museum in der arabischen Welt. Chrisitane Kreiner war für DEUTSCHLANDRADIO vor Ort: "Das Judentum gehört zu Marokko".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

**********************

Die evangelischen Kirchen in Deutschland sind in Gefahr, so die evangelische Theologin Dorothea Wendebourg aus. "Mit leeren Kirchen gibt es kein Christentum," sagt sie im Gespräch mit DEUTSCHLANDRADIO und kritisiert den "liturgischen Wildwuchs" sowie eine "fehlende Gottesdienstzentrierung" bei den evangelischen Pastoren: "Bei uns wird immer rumgebastelt".
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

**********************

Das Forschungsinteresse am Deutsch-Jüdischen in der Literatur scheint in neuerer Zeit wieder zuzunehmen, nachdem es lange Zeit eher ein vernachlässigtes Thema war, das höchstens im Kontext von Exilliteratur oder im Rahmen deutscher Vergangenheitsbewältigung aufkam. Dann jedoch ging es primär um deutsche Schuld oder Bewahrung einer deutschen Identität im Ausland, das heißt nicht um Bewältigungsstrategien emigrierter Deutschjuden und ihr Weiterleben im Ausland. Genau danach - dem Verhältnis von emigrierten Juden zu Deutschland sowie nach ihren eventuellen Rückkehrbestrebungen - wird verstärkt gefragt. Und darum geht es bei den elf Beiträgen des Sammelbandes "Rückkehrerzählungen. Über die (Un-)Möglichkeit nach 1945 als Jude in Deutschland zu leben". Zurück geht der Band auf eine dreijährige Zusammenarbeit zwischen dem Franz-Rosenzweig-Minerva-Zentrum an der Universität Jerusalem und der Universität Augsburg. Die Beiträge sind Resultat der Abschlusstagung und sind interdisziplinär ausgerichtet. Behandelt werden persönliche und literarische Dokumente von Autoren wie Hannah Arendt, Hans Mayer, Jean Améry, Amos Oz, Margarete Susman und weiteren. Julia Stetter hat den Band für LITERATURKRITIK.de gelesen: "Juden und ihr Deutschlandbezug".
Der Link zu Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



Abo-Hinweis

 Die Information, in welchem externen Medium Sie den vollständigen Text kostenfrei lesen können sowie einen Link dorthin ist angemeldeten Abonnenten vorbehalten!
Sie möchten die Information über die Fundstelle inkl. Quellenangabe und Link zum Artikel sehen und nutzen, um den angegebenen Artikel zu lesen?
Dann abonnieren Sie unsere Seiten oder testen Sie uns vorab mit einem kostenfreien Schnupper-Abonnement!
Abo bestellen

Sie sind bereits Abonnent?
Dann melden Sie sich bitte erst mit Ihrem Benutzernamen und Passwort an, um die Fundstelle inkl. Quellenangabe und Link sehen und nutzen zu können!

Anmeldung