Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
31.03.2016 - Nr. 1630

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erscheint am Montag, 4. April 2016.



Guten Tag!

Nr. 1630 - 31. März 2016



Vergangene Woche hat ein israelischer Soldat in Hebron einen verletzten Attentäter per Kopfschuss getötet. Der Soldat wurde zwar mittlerweile verhaftet und selbst Ministerpräsident Netanjahu hat den gezielten Kopfschuss als Verstoß gegen "Werte" der Armee verurteilt, gleichwohl ist nun eine heftige Debatte über den Vorfall entbrannt, bei dem der Soldat auch Verteidiger unter den Politikern findet, wie mehreren Berichten in dieser Sache zu entnehmen ist: "Grotesken um einen Mord in Israel".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

"Die guten Nachrichten aus dem Nahen Osten muss man in diesen Tagen mit einer Pinzette aufspüren", beginnt Gisela Dachs ihren Bericht für die ZEIT über eine Begegnung zwischen dem 90jährigen israelischen Autor Sami Michael und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Letzerer lud den Autor zum Tee und einem Gespräch über Hass, Unabhängigkeit und Versöhnung: "Müde von den vielen Kriegen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Ein festes Haus für Kunst und Kultur - und das mitten in Ramallah. Dort soll nämlich im Mai dieses Jahrs das Palestinian Museum eröffnen, das bisher größte Museum seiner Art im Westjordanland. Freilich ist die ursprünglich beauftragte Kuratorin Lara Khaldi mit ihren vielversprechenden Ansätzen gescheitert - und hat aufgegeben, wie Jochen Stöckmann in seiner Hintergrundreportage für DEUTSCHLANDRADIO berichtet: "Triste Aussichten für die Eröffnung".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Kürzlich fand in Potsdam ein Workshop zum Thema „After 50 Years of German-Israeli Diplomacy. New Directions?“ statt, der einige Aufmerksamkeit auf sich zog. Vor allem ein Interview mit der Philosophin und Direktorin des Einstein-Forums, Susan Neiman, machte aufgrund ihrer weitgehenden politischen Forderungen Schlagzeilen: „Ich bin dafür, dass Europa Palästina anerkennt“, erklärte sie ohne Wenn und Aber, und legte gleich noch nach: „Produkte aus den israelischen Siedlungen sollten hier nicht mehr verkauft werden.“ Olaf Glöckner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, nimmt Neimans Äußerungen zum Anlaß, Europas Hang zur Maßregelung Israels unter die Lupe zu nehmen: "Kritisieren, distanzieren, boykottieren?".
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Vor dem Hintergrund des jüngsten Urteils des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag gegen Radovan Karadzic, dem die Richter das Massaker von Srebrenica 1995 zur Last legten und es als Genozid verurteilten, gibt Sven Felix Kellerhoff in der WELT einen interessanten Überblick zur komplizierten Vorgeschichte des Begriffs "Genozid". Geprägt und eingeführt wurde der Terminus brereits von Raphael Lemkin, der aus einer gebildeten jüdischen Familie im heutigen Litauen stammte und seinerzeit in Berlin lebte: "Was 'Völkermord' und 'Genozid' genau bedeuten".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die Tatsache, dass naturgemäß immer weniger Menschen leben, die als überlebende Zeitzeugen vom Schrecken der nationalsozialistischen Vernichtungslager leibhaftig Zeugnis ablegen können, erhöht ohne Frage den Wert ihrer Aufzeichnungen oder von Interviews mit ihnen. Dies gilt sicher auch für einen jüngst erschienen Band, der die Erinnerungen von sechzehn Menschen enthält, die den NS-Lagern entronnen sind – eine Quellensammlung, die Bestand haben wird, wie Urs Hafner meint, der sich die Sammlung für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG angesehen hat: "Das Grauen und die Erinnung".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In seiner jüngsten Ausgabe hat das wöchentliche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" mit einem Titel bzw. einer Titelstory aufgemacht, die unter der Überschrift „Die gefährliche Rückkehr der Religionen – Der Missbrauchte Glaube“ die jüngsten Attentate jihadistischer Extremisten zum Anlass für eine - sagen wir mal: religionskritische Betrachtung nimmt. Clemens Heni zeigt sich in einem Beitrag für AUDIATUR entsetzt, sieht er doch in der Spiegel-Story einen Text wie er "antichristlicher und zumal antijüdischer nicht sein könnte" - und damit nicht zuletzt die Opfer etwa des jüngsten Brüssler Attentats verhöhne: "Der Spiegel, das antijüdische Ressentiment und die Verhöhnung der Opfer jihadistischer Gewalt von Brüssel."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Zwei Interviews in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG greifen ebenfalls die jüngsten Terroranschläge in Brüssel auf, um nach der Bedrohungslage für Juden in Europa und insbesondere dem wiedererstarkten Antisemitismus zu fragen. So zum einen in dem Interview mit Katharina von Schnurbein, Koordinatorin der Europäischen Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus, und zum anderen in einem Interview mit Bundeskriminalamts-Präsident Holger Münch.
Die Links zu den beiden Interviews in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

„Auferstanden“ läuft schon, „Der junge Messias“ folgt demnächst. Offenbar haben Bibelfilme in den USA wieder einmal Konjunktur und sind allerdings ganz anders, als wir es aus den Hollywood-Klassikern früherer Jahre in Erinnerung haben. Der Erzählgestus dieser neuen Bibelfilme unterscheide sich nämlich vor allem in drei Punkten, so Anke Westphal in ihrem Beitrag für die BERLINER ZEITUNG: "Weitgehender Verzicht auf Pathos, gepaart mit Lebensnähe und Humor." Westphal stellt in ihrem Beitrag die jüngsten Bibelfilme etwas näher vor - und das gleiche Thema nimmt auch der Filmhistoriker Anreas Körzting auf, der im Interview mit DEUTSCHLANDRADIO über die Gründe spricht, warum Hollywood so gerne Bibelfilme dreht.
Die Links zu Artikel und Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Im Interview mit derm schweizer Medien- und Nachrichtenportal KATH.ch äußert sich der Präsident der Päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, der schweizer Kardinal Kurt Koch, ausnehmend positiv über den christlich-jüdischen Dialog. In den letzten 50 Jahren seit der Erklärung «Nostra aetate» des Zweiten Vatikanischen Konzils seien wesentliche Fortschritte erzielt worden. Das werde auch daran deutlich, dass Juden inzwischen "in der katholischen Kirche ... einen starken Partner im Kampf gegen den Antisemitismus" sehen würden: «Antisemitismus hat kein Heimatrecht in der christlichen Kirche»
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Terroranschläge in Brüssel nähren auf fatale Weise den Eindruck vieler, dass eine Begegnung und Aussöhnung zwischen Christentum und Islam nahezu unmöglich erscheinen. Doch Forscher wollen nun gerade das Gegenteil beweisen, wie Lucas Wiegelmann in der WELT berichtet. Der Paderborner Theologe Stosch und der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide von der Universität Münster haben sich nämlich in einem neuen Forschungsprojekt eines der heikelsten Themen vorgenommen, die der interreligiöse Dialog zu bieten hat: die Art, wie der Koran mit Jesus von Nazareth umgeht: "Das Jesus-Geheimnis im Buch der Muslime".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Sein "Roman eines Schicksallosen" von 1973 machte den ungarischen Schriftsteller jüdischer Abstammung Imre Kertész weltberühmt. In dem Roman verarbeitete er seine Zeit in den KZs Buchenwald und Ausschwitz. 2002 wurde er für sein Werk mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Jetzt ist der Autor, der von 2001 an mehr als zehn Jahre in Berlin lebte, im Alter von 86 Jahren in Budapest gestorben, wie heute morgen bekannt wurde. Erste Nachrufe sind u.a. in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG und der WELT zu lesen: "Schreiben gegen die Angst"
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Für viel Wirbel und Aufmerksamkeit sorgt derzeit das Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam. Der Grund: Der Potsdamer Student der jüdischen Theologie Armin Langer wurde aus der Rabbinerausbildung verwiesen, weil er den Zentralrat der Juden in Deutschland kritisiert hatte. Langer hatte dem Zentralrat im Rahmen der Flüchtlingsdebatte Rassismus vorgeworfen, weil dieser sich der Forderung nach einer Obergrenze für Flüchtlinge anschloß. Der angehende Rabbi ist dabei kein Unbekannter: Der 25-jährige gründete 2013 die Neuköllner Initiative "Salaam-Schalom", ein jüdisch-islamisches Dialog-Projekt, das sogar schon von Bundespräsident Joachim Gauck gewürdigt wurde. Zahlreiche Beiträge greifen den Fall auf und schildern weitere Hintergründe. Auf der Internetseite "NEUKÖLLNER.net" meldet sich der Betroffene schließlich im Interview selbst zu Wort - und vermutet, dass der eigentliche Grund seines Rauswurfs in eben seinem Engagement für den jüdisch-islamischen Dialog zu sehen sei:
"Im Grunde stand das Kolleg meinen Aussagen und meiner Arbeit in der Salaam Schalom Initiative schon immer sehr kritisch gegenüber. So teilte mir der Pressesprecher des Kollegs, Hartmunt Bomhoff, während meinen zweieinhalb Jahren Ausbildungszeit sowohl mündlich als auch schriftlich mehrfach mit, dass ein jüdisch-muslimischer Dialog nicht erwünscht sei. Das Thema sei “zu heikel”. Sie haben nur ein einziges Mal positive Worte über meine Arbeit außerhalb des Kollegs verloren und das war, als Bundespräsident Joachim Gauck unsere Salaam Schalom Initiative im Sommer 2014 zu sich nach Bellevue einlud."
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

In Deutschland gibt es zwar nicht gerade sehr viele aktive jüdische Politiker, aber immerhin sind sie in allen Parteien vertreten. Dort ecken sie nicht selten an, auch aufgrund ihrer Religion. Andere wiederum trauen sich erst gar nicht, ihre Herkunft öffentlich zu machen. Jens Rosbach hat für DEUTSCHLANDRADIO einmal genauer hingesehen und beschreibt die "Unbequeme Stimme einer Minderheit".
Der Link zu seiner Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Im Interview mit der BERLINER ZEITUNG spricht Daniel Barenboim u.a. über Musik und die Flüchtlingsproblematik. Dabei sagt er u.a.:
"Ich bin sehr erstaunt, dass sich der Rest der Welt für das Flüchtlingsproblem nicht interessiert und keine Solidarität mit Europa zeigt. Natürlich wollen die Flüchtlinge nach Europa kommen, weil es nah ist und es sich um Sozialstaaten handelt. Aber warum tun andere Kontinente nichts? In Argentinien gibt es drei syrische Gemeinden, eine muslimische, eine jüdische, eine christliche, die alle friedlich miteinander leben. Chile hat eine riesige palästinensische Gemeinde. In Brasilien leben mehr Libanesen als im Libanon. Warum nehmen die niemanden auf? Und was ist mit den arabischen Brüdern?"
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Soll man Terroristen mit Liebe begegnen? Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, hat einiges Aufsehen provoziert mit ihrer Behauptung, Christen dürften nicht mit Gewalt auf den islamischen Terror reagieren, sondern mit Liebe und Gebet. Sehr kritisch antworten der Theologin im HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST Alan Posener und in CICERO Alexander Kissler. Und auch von jüdischer Seite gibt es kräftigen Gegenwind, so etwa von Rabbiner Andrew Aryeh Steiman, dessen Kommentar, der in gekürzter Fassung in der "Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung" zu lesen ist, COMPASS in vollem Wortlaut veröffentlicht: "Das Kreuz und der Terror".
Der Text von Rabbi Steiman sowie die Links zu weiteren Reaktionen in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Noch vor wenigen Jahren war es alles andere als problemlos, wollten ein Katholik und ein Protestant heiraten. Trotzdem fanden sich immer wieder solche "Mischpaare" - auch in der Familie der Publizistin Stefanie Oswalt kam das häufiger vor, die für DEUTSCHLANDRADIO von den Widrigkeiten erzählt, die dabei zu gewärtigen waren: "Gräben quer durch die Familien".
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Papst Franziskus hat den Begriff der Barmherzigkeit zu einer programmatischen Leitvokabel erhoben. Zu diesem wesentlichen Akzent hat der Pontifex nun auch ein Buch vorgelegt, in dem er seine Vorstellungen von der göttlich-menschlichen Tugend der «misericordia» näher erläutert. Jan-Heiner Tück hat es für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG gelesen: "Wider eine gnadenlose Theologie der Gnade".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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