Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
05.11.2012 - Nr. 1375

ACHTUNG:

Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Mittwoch, 07. November 2012.


Guten Tag!

Nr. 1375 - 05. November 2012


Israels Militärzensur hat ein Interview freigegeben, in dem ein Elitesoldat die Verantwortung für die Tötung von Abu Dschihad übernimmt. Der PLO-Vize wurde 1988 in Tunis getötet. Anlass für den SPIEGEL, Jerusalems Politik der "gezielten Tötungen" genauer ins Visier zu nehmen. Im offiziellen Sprachgebrauch heißt es: "sikul memukad", auf Deutsch "gezielte Prävention" - und gemeint ist damit eben die Politik der gezielten Tötung von Feinden des jüdischen Staats. Die Regierung rechtfertigt das Vorgehen damit, dass es die Sicherheit des Landes stärke und Feinde abschrecke, wie Christoph Sydow in seinem Beitrag erläutert: "Die Akte Mossad".
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Immer mehr Nichtregierungsorganisationen, die in Palästina aktiv sind, sehen sich gezwungen, ihre humanitäre Arbeit immer mehr zu politisieren, berichtet Andreas Hackl für den österreichischen STANDARD. Unter den Nichtregierungsorganisation sind etwa die Diakonie, Medico International und Norwegian People's Aid: Organisationen, deren Mandat eigentlich primär humanitärer Natur ist. Dennoch nehmen NGOs und auch Internationale Organisationen zunehmend eine politische Haltung gegenüber Israels Besatzungspolitik ein, wie in der Forderung nach einem Boykott von Produkten aus Siedlungen ersichtlich ist. Während Israel eine klare Linie zwischen Politik und humanitärer Arbeit zieht, sagen immer mehr Organisationen und Aktivisten, dass diese Trennung keinen Sinn mehr macht: "Das Ende humanitärer Arbeit in Palästina?".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Die Israelis leben im Durchschnitt lang und gesund. Wer 2010 in dem Land geboren worden ist, hat mindestens 81,7 Lebensjahre vor sich. Das belegen aktuelle Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Israel rangiert somit statistisch vor den reichen Wohlfahrtsländern Norwegen, Kanada und Deutschland. Weltspitzenreiter sind die Israelis unter den Männern, mit einer Lebenserwartung von rund 80 Jahren. Das ist erstaunlich in einem Land, in dem sich die Hälfte der Bevölkerung existenziell bedroht fühlt und nicht glaubt, dass es je Frieden geben wird. Gisela Dachs hat sich für die ZEIT auf Ursachenforschung für dieses Phänomen begeben: "Keiner lebt so lang wie Männer in Israel".
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Noch einmal wurden die Trauer und die Verzweiflung über das Unfassbare spürbar. Sieben Monate nach dem blutigen Überfall auf eine jüdische Schule in Toulouse reisten der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu und Frankreichs Präsident Francois Hollande am Donnerstag zu dem Ort, an dem der fanatische Islamist Mohamed Merah am 19. März drei Schüler und einen Lehrer erschossen hatte. Sie nahmen dort an einer Gedenkfeier für die Opfer teil, über die TAGESSPIEGEL, ISRAELNETZ und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichten: "Geeint im Drama".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Ob das Ereignis nun Rommel heißt, wie letzten Donnerstag in der ARD, oder Der Untergang, Das Goebbels-Experiment oder Speer und Er, egal ob Doku, Faction oder Fiktion: Ist der aufklärerisch-heilige Ernst, mit dem seit Jahren an den Nazimythen gekratzt wird, nicht immer auch Kasperletheater, Historienstadl mit den Massenmördern als ewigen Helden? - fragt Christiane Peitz kritisch im TAGESSPIEGEL und konstatiert, dass diese bad guys nach wie vor sexy erscheinen, zumal sie von grundsympathischen Schauspielern dargestellt werden, von Sebastian Koch und Hanns Zischler, Moritz Bleibtreu und Herbert Knaup – und nun Ulrich Tukur als Wüstenfuchs. Die Massenmörder aus der NS-Zeit kommen in vielen Verfilmungen zu sympathisch rüber, meint sie: "Historienstadl mit den Massenmördern".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Das sogenannte "Hoßbach-Protokoll" hält eine Geheimrede Adolf Hitlers vor einem ausgesuchten Kreis am 5. November 1937 fest. Das Protokoll zeigt Hitlers Pläne, möglichst bald per Angriffskrieg das deutsche Gebiet zu vergrößern und lässt die zunehmende Radikalisierung der NS-Innen- und Außenpolitik erkennen. Bernd Ulrich erinnert im DEUTSCHLANDRADIO an diesen Tag vor 75 Jahren, als Hitler die Grundzüge seiner Kriegs- und Expansionspolitik bekannt gab: "Die Planung des Angriffskrieges".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT....

Die TAZ hat ausführlich mit der Shoah-Überlebenden und späteren Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger gesprochen, über die gerade auch ein Dokumentarfilm gedreht wurde. Im Interview erläutert sie u.a., dass sie mit dem Begriff "Heimat" so ihre Probleme hat:
"Ich brauche keine. Wissen Sie, die Welt ist derartig voller Flüchtlinge und Migranten, mehr als je. Wenn alle diese Leute eine Heimat brauchten, dann wären sie noch schlechter dran, als sie sowieso sind. Ich bin kein Baum, ich brauche keine Wurzeln. In diesem übertragenen Sinne, dass die Kindheit Wurzel ist: ja. Aber das ist nicht dasselbe wie ein Boden. Ich habe Füße, keine Wurzeln, ich kann gehen. Sogar Auto fahren."
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Rabbiner Daniel Alter, der Ende August in Berlin im Beisein seiner Tochter mitten auf der Straße brutal attackiert worden war, ist nun vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde zu Berlin zum neuen Antisemitismusbeauftragten berufen. Sidney Gennies schildert im TAGESSPIEGEL Hintergründe und Reaktionen.
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Aus Protest gegen Israels Siedlungspolitik hat die Initiative "Solidarische Kirche im Rheinland" zum Boykott bestimmter Waren aufgerufen. Die Aktion zeige, so Kirsten Serup-Bilfeldt in ihrem Kommentar für DEUTSCHLANDRADIO, dass auf die doktrinäre Unbelehrbarkeit mancher Kirchenvertreter in puncto Judenfeindlichkeit noch immer Verlass sei: .
"Diese "Aktion" löst nicht nur Kopfschütteln, sondern Fassungslosigkeit aus. Die Erinnerung an das Wort "Kauft nicht beim Juden" dürfte selbstverständlich im kollektiven Gedächtnis verankert sein. Es ist kaum anzunehmen, dass die Initiatoren der "Aktion" das nicht begriffen haben. Haben sie allerdings diese Reminiszenz einkalkuliert, handeln sie antisemitisch. In beiden Fällen gilt: Gelernt haben sie nichts."
Der Link zum Kommentar in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Homosexuelle, Juden und sonstige "Gegner" der Kirche sind die Zielscheibe von Beschimpfungen und Hasstiraden auf der radikalen Internetseite kreuz.net. Eine Initiative will deren Betreiber nun vor Gericht bringen, berichtet die DEUTSCHE WELLE. Während sich die katholische Kirche offiziell von der Internetseite distanziert, sind dort trotzdem Dutzende Beiträge von Autoren mit kirchlichem Hintergrund zu finden, wie der SPIEGEL berichet. Die RHEIN-ZEITUNG greift dies auf und schildert das Beispiel eines Geistlichen aus dem Bistum Mainz, Pfarrer Hendrick Jolie, Leiter der Pfarrgruppe Darmstadt Ost, der seine aktive Mitwirkung freilich bestreitet: "Kampf gegen Kreuz.net".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Muslime, Juden, Christen – ja auch Buddhisten und Hindus – sie alle gehören zur Bundesrepublik, folgt man den Worten des Generalsekretärs des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer. Im Jüdischen Museum in Berlin stellte er sich am Montag vergangener Woche gemeinsam mit der Kulturbeauftragten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Petra Bahr, und dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, der Frage: Gibt es eigentlich eine Religion, die nicht dazugehört? Nein, lautete die einstimmige Antwort der Religionsvertreter. Das christliche Medienmagazin PRO war bei dem Treffen dabei und berichtet: "Islam, Judentum, Christentum – alles inklusive".
Der Link zum Berich in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Nun unterstützen auch die Bundesländer das Vorhaben, religiöse Beschneidungen per Gesetz zu erlauben. Bei der Debatte im Bundesrat kamen auch die antisemitischen Klänge in der Beschneidungsdiskussion zur Sprache, die auch dem israelischen Botschafter Sorgen bereiten, wie DOMRADIO berichtet. In einem längeren, sehr interessanten Beitrag in der ZEIT macht Michel Chaouli, Associate Professor of German an der Indiana University in Bloomington/USA, auf einige Aspekte zum Thema aufmerksam, die er bislang in der Debatte vermisst hat. U.a. schreibt er:
"Die Gegner der Kindesbeschneidung hängen einem Bild des Leibes an, der in seiner Natürlichkeit unversehrt ist. Doch dieses Bild ist ein Phantom. Einen solchen Leib – einen Leib außerhalb aller kulturellen und symbolischen Leistungen – bekommen wir schlicht nie zu greifen. Denn mit »natürlichem Leib« meinen wir ja nicht den Körper, so wie ihn »die Natur« uns bei der Geburt darbietet. Wir meinen einen Leib, wie er »natürlicherweise« sein soll. Wenn wir sagen, dass Menschen an jeder Hand fünf Finger haben, dann meinen wir, dass es zur Konstitution »des Menschen« gehört, fünf Finger an jeder Hand zu haben, was Ärzte dazu befugt, knorpelige Auswüchse, mit denen viele Babys geboren werden und die aussehen wie ein sechster Finger, zu entfernen, ohne befürchten zu müssen, vom Gesetz belangt zu werden. Der natürliche Leib ist mithin keine Tatsache, die man sich auf ewig sichern könnte, sondern eine Norm, die sich mit der Zeit wandelt."
Und kritisch fügt er an anderer Stelle hinzu:
"Es ist immer bequemer, das Skalpell des kritischen Denkens an das Fremde anzulegen, statt ans Eigene. Hierfür gibt die politische und juristische Kultur in Deutschland reichliche Belege. Die Trennung von Staat und Religion wird erst dann rasiermesserscharf gezogen, wenn das Kopftuch von der türkischen Lehrerin getragen wird, nicht aber von der deutschen Nonne. Es kommt mit Merkels Wort einem »Notstand« gleich, wenn einer Religionsgemeinschaft »Sonderrechte« zugestanden werden, außer natürlich in Fällen, in denen Kirchenglocken unbehelligt läuten dürfen, Sonntag und Weihnachten Feiertage bleiben und der Staat die Kollekte der Kirchen übernimmt."
Der Link zu seinem Essay sowie weiteren Beiträgen zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Vor wenigen Tagen, am 29. Oktober, vollendete Charlotte Knobloch, prominenteste Vertreterin des Judentums in Deutschland, ihr 80. Lebensjahr. Die gebürtige Münchnerin ist Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses und leitete von 2006 bis 2010 den Zentralrat der Juden in Deutschland. Seit 1985 steht sie an der Spitze der Israelitischen Kultusgemeinde ihrer Heimatstadt. Die neue Hauptsynagoge und das angegliederte Jüdische Zentrum gelten als ihr Lebenswerk, das zum Geburtstag von Vertretern aus der Politik und aus anderen Religionsgemeinschaften gewürdigt wurde. Anlässlich ihres runden Geburtstages sind eine Reihe von Würdigungen und Interviews mit ihr zu lesen: "Die mahnende Stimme".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Und auch ihr Nachfolger im Amt des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, meldet sich zu Wort. Im Interview mit dem DOMRADIO spricht er über sein Leben als Jude in Deutschland, die Rolle der katholischen Kirche gegenüber dem Judentum von heute - und: natürlich über die Beschneidung: "Ich lebe ganz bewusst und sehr gerne hier".
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Beide - Dieter Graumann als auch Charlotte Knobloch - haben vor kurzem in Autobiographien ausführlich über ihr Leben Auskunft gegeben. Charlotte Knobloch blickt dabei nüchtern auf ihr Leben zurück und Dieter Graumann möchte vor allem die Juden von der Opferrolle befreien. Claudia Keller hat beide Bücher gelesen und schildert für den TAGESSPIEGEL ihre Eindrücke: "Unerwiderte Liebe".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Seit Tagen berichten die Medien über die verheerenden Auswirkungen des Sturms »Sandy« an der Ostküste Amerikas: Der Hurrikan hat eine Spur der Verwüstung hinterlassen, als er die Küsten von New York und New Jersey überschwemmte, U-Bahn-Tunnel voller Wasser laufen ließ und das öffentliche Leben zum Erliegen brachte. Auch die jüdischen Gemeinden blieben vom Sturm nicht verschont, insbesondere die jüdische Gemeinde auf Long Island hat es schwer getroffen, wie Hannes Stein für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet: "Synagogen ohne Strom".
Der Link zu seinem Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Zu acht hat die jüdische Familie Krasnansky die Sowjetrepublik Lettland verlassen und wartet in Rom auf die Ausreise in die «freie Welt». So die Ausgangssitution in dem Roman des 1973 in Riga geborenen Schrifstellers David Bezmozgis, der als Kind selbst mit seiner Familie nach Kanada ausgewanderte. "Die freie Welt" lautet der Titel seines Romans, der im "Stil über weite Strecken flirrend wie die Sommerhitze, leichtfüssig, voller Gegenwart und knapper, witziger Dialoge" ist, wie Judith Leister in ihrer Rezension für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG schreibt: "Gefangen im Dazwischen".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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