Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
16.03.2012 - Nr. 1323

ACHTUNG:

Am Montag, 19. März 2012, erscheint KEIN COMPASS!

Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erscheint am Dienstag, 20. März 2012.


Guten Tag!

Nr. 1323 - 16. März 2012


Die Unzufriedenheit im Gaza-Streifen und der Aufstand in Syrien setzen die Hamas zunehmend unter Druck, berichtet Hannes Bode für JUNGLE WORLD. In den vergangenen Wochen sei deutlich geworden, dass der hausinterne Konflikt nicht in erster Linie einer zwischen zwischen Gaza- und Auslandsführung ist, sondern vor allem einer zwischen »Fundis« und »Realos« innerhalb der islamistischen Organisation. Dabei geht es um nicht weniger als den Machterhalt der Hamas in Zeiten der Revolten und Umbrüche im Nahen: "Realismus statt Raketen".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat sich am Mittwoch erstmals mit Aktivisten der äthiopischen Gemeinschaft getroffen. Sie forderten ein Ende von Rassismus und Diskriminierung in Bildung, Beruf und auf dem Wohnungsmarkt. Der Regierungschef versprach, sie mit den entsprechenden Regierungsvertretern in Kontakt zu bringen, um das Problem anzugehen. ISRAELNETZ berichtet von Verlauf und Ergebnissen des Treffens: "Ich akzeptiere keinen Rassismus".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Guy Elhana hatte eine Schwester, Smadar. Sie starb 1997, als sich zwei palästinensische Selbstmordattentäter in die Luft sprengten. Am Tag der Beerdigung forderte die trauernde Mutter alle Anwesenden zur Aussöhnung mit den Palästinensern auf. Sie sagte, die israelische Besatzungspolitik sei verantwortlich für den Tod ihrer Tochter. Das war ein Affront, mit dem sie viele ihrer Freunde vor den Kopf stieß. Im Geise seiner Mutter betreibt nun Guy auch seine kontroverse Talkshow, die Freitag Nachmittags im israelischen Hörfunk ausgestrahlt wird. Hier geht es ihm um das Mit- und Gegeneinander von Juden und Arabern in Israel, im Gaza-streifen und im Westjordanland. Andreas Boueke porträtiert den Friedensmoderator und seine Familie in einer Reportage für NEUES DEUTSCHLAND: "Wie ein persönlicher Holocaust".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Na, da hat der große Vorsitzende der SPD, Sigmar Gabriel, wohl heftig daneben gegriffen. Während seiner aktuellen Reise durch Israel griff er zum Smartphone und postete knapp auf seiner Facebook-Seite: „Ich war gerade in Hebron. Das ist für die Palästinenser ein rechtsfreier Raum. Das ist ein Apartheid-Regime, für das es keinerlei Rechtfertigung gibt.“ In kurzer Zeit landete die Notiz auf 150 anderen Facebook-Seiten. Nach zwei Stunden gab es schon 500 teilweise bitterböse Kommentare. Später rechtfertigte sich Gabriel in einem weiteren Facebook-Eintrag:
"Ich habe heute Mittag nach einem für mich wirklich bedrückenden Besuch in Hebron davon gesprochen, dass dort ein 'Apartheid-Regime' herrsche. Mir ist klar, dass dies eine sehr drastische Formulierung ist. Aber genau so erleben die Palästinenser in Hebron ihre Situation. Der drastische Begriff ist das, was mir und nicht nur mir bei den Gesprächen und Besichtigungen in Hebron eingefallen ist."
Und weiter: "Ich halte die aktuelle Siedlungspolitik (Israels) für falsch. Ich halte die Verhältnisse in Hebron für unwürdig." Dies bewege ihn gerade deswegen so, weil er selbst sich als Freund Israels sehe. Als “Friendly Fire” und “diplomatische Granate” gegen Israel hat unterdessen der Jüdische Weltkongress (WJC) den Vergleich des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel auf Facebook kritisiert. Der Vizepräsident und stellv. Generalsekretär des WJC, Maram Stern, schrieb in einem Beitrag für die Online-Ausgabe des FOCUS, Gabriel habe mit seiner Apartheid-Analogie “erheblichen Flurschaden” angerichtet und sich nicht wie ein Staatsmann und Freund Israels verhalten. So habe Gabriel deutlich gemacht, “wie schlecht er außenpolitisch beraten ist,” erklärte Stern. Auch innerparteilich stoßen die Äußerungen Gabriels über Hebron auf Kritik. Der frühere deutsche Botschafter in Israel, Rudolf Dressler, rügte bespielsweise den Vergleich zwischen dem südafrikanischen Apartheid-Regime und dem Staat Israel, wie ISRAELNETZ berichtet. "Das Hebron, das ich erlebt habe, ist ein anderes", entgegnet wiederum die Gastautorin Stefanie Galla im TAGESSPIEGEL in ihrer Replik. Die Rechtsanwältin aus Köln machte Ende 2011 auf einer Urlaubsreise selbst Halt in der Stadt. Dort sei die Situation nicht so einseitig, wie Gabriel sie darstelle, gibt Galla zu bedenken. Sie weiß aber auch: "Es ist sehr schwer, in Hebron einen neutralen Blick zu bewahren."
Die wichtigsten Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Ali und Alexander, seine beiden Helden, trennen siebzig Jahre Lebenserfahrung und das Minenfeld des Nahostkonflikts. Ali, 14, ist Palästinenser und mit seiner Familie vor dem Krieg aus dem Libanon geflohen, doppelt entwurzelt also und ein Neuling auf den Kreuzberger Straßen. Alexander, 84, ist russischer Jude und Weltkriegsveteran - ein Foto an der Wand seiner Wohnung weist ihn als einen der Befreier Berlins aus -, ein knorziger, leidgeprüfter Mann, der nach Israel auswanderte, dort seine Zukunftshoffnung verlor und nun schon drei Jahrzehnte in Kreuzberg lebt. Hier treffen die Beiden schicksalhaft aufeinander. So kann man kurz den Inhalt des nun anlaufenden Films "Kaddisch für einen Freund" von Regisseur Leo Khasin beschreiben. Der Nahost-Konflikt mitten in Kreuzberg, gewissermaßen. Caroline M. Buck meint im NEUEN DEUTSCHLAND zu dem Film:
"Aber Neil Belakhdar als Ali und Ryszard Ronczewski als Alexander spielen ihre allmähliche Annäherung, ihre persönliche Überwindung des nach Kreuzberg verlängerten Nahost-Konflikts so wahrhaftig, das man sich freuen darf über diesen Film, der Versöhnung predigt, ohne die Mühen zu verschweigen, die sie kostet."
In der BERLINER ZEITUNG kommt der Regisseur selbst zu Wort. Im Interview erzählt der als Sohn russischer Juden in Moskau geborene und seit seinem achten Lebensjahr in Deutschland wohnende Leo Khasin, was ihn beim Drehen des Films bewegte.
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

"Mit brennender Sorge und steigendem Befremden beobachten Wir seit geraumer Zeit den Leidensweg der Kirche, die wachsende Bedrängnis der ihr in Gesinnung und Tat treubleibenden Bekenner und Bekennerinnen inmitten des Landes und des Volkes."
Mit diesen Worten beginnt das Dokument, das Papst Pius XI. am 14. März 1937 - vor fast genau 75 Jahren - unterzeichnete und das als Enzyklika "Mit brennender Sorge" bekannt wurde. Mit dem päpstlichen Rundschreiben wandte sich der Vatikan erstmals öffentlich gegen das NS-Regime. DEUTSCHLANDRADIO und SPIEGEL erinnern an das keineswegs unumstrittene Dokument: "Legendäres Geheimschreiben".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Ihr Vater überlebte als einziger seiner Familie Auschwitz und war mit seinen Erzählungen ein wichtiger Zeitzeuge der NS-Zeit. Die niederländische Schriftstellerin Jessica Durlacher greift das Thema in ihren Romanen immer wieder auf. So auch in ihrem aktuellen Buch "Der Sohn". Verheiratet ist sie übrigens mit dem Schriftstellerkollegen Leon de Winter. Für die WELT sprach Henryk M. Broder mit ihr über ihren Vater und ihr neues Buch: "Ich zögere, jemanden tot zu schreiben"
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Italienische Menschenrechtler fordern die Streichung von Passagen aus Dantes Werken, weil sie antisemitisch und islamophob seien. Andere Wissenschaftler halten dagegen. Berthold Seewald berichtet für die WELT über den Stand der Auseinandersetzung in Italien: Wie rassistisch ist Dantes "Göttliche Komödie"?
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

"Verniedlichung der Schoa" wirft Michael Wuliger in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG der Berliner Filiale des berühmten Wachsfigurenkabinetts von Madame Tussaud vor. Dort hat man jüngst ganz stolz Anne Frank als neuestes Exponat präsentiert. Wuliger schimpft: "Holokitsch mit Anne Frank" und kommentiert:
"Es gibt für derartige pseudonaturalistische Nachbildungen der Realität einen Fachbegriff: Man nennt das Kitsch. Und das ist in diesem Fall nicht bloß eine ästhetische Kategorie. Was das Berliner Wachsfigurenkabinett macht, läuft auf eine Verniedlichung der Schoa hinaus. Anne Frank war eines von Millionen Opfern des viehischsten Massenmords der Geschichte. Bei Madame Tussauds wird aus ihr eine Teenie-Ikone auf »Gute Zeiten, schlechte Zeiten«-Niveau."
Der Link zur Kritik in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Mit einer Änderung ihrer Verfassung will die evangelische Landeskirche in Bayern ihre antijüdische Tradition auch nach außen hin deutlich sichtbar hinter sich lassen. Die ab Sonntag in Augsburg tagende Landessynode wird darüber abstimmen. In den Gemeinden und unter Theologen hat der Vorstoß zum Teil heftige Kontroversen ausgelöst, wie Michael Kasperowitsch für die NÜRNBERGER ZEITUNG berichtet. Konkret soll in Augsburg der sogenannte Grundartikel der Kirchenverfassung um einen Absatz erweitert werden: „Mit der ganzen Kirche Jesu Christi ist sie (die Landeskirche) aus dem biblischen Gottesvolk Israel hervorgegangen und bezeugt mit der Heiligen Schrift dessen bleibende Erwählung.“ Der Satz klingt harmlos, er kam aber unter großen Mühen zustande. Mit der Formulierung beschäftigte sich Wort für Wort sogar ein eigener Ausschuss. Aber selbst diese abgespeckte Formulierung trifft auf Widerstand: "Protestanten wollen Verfassung ändern — Widerstand in den Gemeinden".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Auf das "dialogische Potenzial" des Koran und die grundlegende "wertschätzende Anerkennung" des Islam anderen Religionen gegenüber hat der islamische Theologe Mouhanad Khorchide hingewiesen. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, der Islam schließe andere Religionen aus oder bezeichne sich als die einzig wahre Religion gebe es im Islam nicht "die" eine ausschließliche Haltung anderen Religionen gegenüber, sagte Khorchide im Rahmen eines Studientages der "Theologischen Kurse" in Wien. KATHWEB berichtet ausführlich über Khorchides Vortrag und die Tagung: "Islamischer Theologe: Koran anerkennt Vielfalt der Religionen".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Arbeit im "seelischen Bezirk" der Deutschen: Die Versöhnung mit den Juden war eines der Leitthemen Axel Springers. Er sah sich in einem Endkampf zwischen den Mächten des Lichts und der Dunkelheit. Eine Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt thematisiert die Verschränkung von politischen und heilsgeschichtlichen Motiven des "Bild"-Verlegers. SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, BERLINER ZEITUNG und DIE WELT beschäftigen sich eingehend mit der Ausstellung und kommen dabei zu durchaus unterschiedlichen Ergebnissen: "Axel Springer und die Juden".
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

»Willkommen daheim!« Mit diesen Worten begrüßte Präsident Dieter Graumann die Teilnehmer des ersten »Round Table« des Zentralrats der Juden am Mittwochvormittag im Leo-Baeck-Haus in Berlin. Vertreter von rund 40 Organisationen des jüdischen Lebens Deutschlands nahmen an dem »Round Table« teil – von A wie Abraham-Geiger-Kolleg bis Z wie Zionistische Jugend. Detlef Daniel Kauschke war für die ALLGEMEINE JÜDISCHE WOCHENZEITUNG mit dabei und berichtet: "Round Table im Leo-Baeck-Haus".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Der hebräische Gottesname darf zukünftig Teil einer Internetadresse sein. Das beschloss diese Woche ein Komitee des israelischen Internet-Verbandes, das überprüft, welche Wörter und Namen zulässig sind. Die Entscheidung, die vier Konsonanten des hebräischen Gottesnamens, das so genannte Tetragramm, in einer Internetadresse zuzulassen, fiel mit zwei zu zwei Stimmen knapp aus. Um den Gottesnamen zu verbieten, wäre eine Stimmenmehrheit notwendig gewesen. ISRAELNETZ berichtet über die Hintergründe des Problems und der nun gefällten Entscheidung: "Hebräischer Gottesname in Internetadresse zugelassen".
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Soeben haben zwei evangelische Pfarrer aus Göttingen eine »Erklärung zur bevorstehenden Wahl eines neuen Bundespräsidenten« verfasst: Hartwig Hohnsbein und Helmhard Ungerer. Sie sind nicht der Meinung ihres EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider, dass Joachim Gauck »dem Präsidentenamt zu neuem Ansehen verhelfen« könne, weil »er gute Voraussetzungen für das hohe Amt« mitbringe. »Die offizielle Kirche hat nicht für uns gesprochen«, stellen die Beiden klar. Sie stören sich an Gaucks Lob für Thilo Sarrazin »für dessen unsägliches Buch ›Deutschland schafft sich ab‹«. Und sie nehmen Anstoß an Gaucks Äußerungen zum Sozialstaatsgebot, das im Grundgesetz garantiert »und von unzähligen Menschen in der evangelischen Kirche immer engagiert mitgetragen« wurde. Karlen Vesper erläutert weitere Einzhelheiten im NEUEN DEUTSCHLAND: »Die offizielle Kirche hat nicht für uns gesprochen«
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Der Zeichner Guy Delisle hat ein Jahr lang in Israel gelebt und seine Erfahrungen in einem Comic festgehalten. In seinen "Aufzeichnungen aus Jerusalem" lässt er die Leser durch seine Augen sehen und zeigt ihnen so die spannenden, faszinierenden, kuriosen und auch traurigen Seiten der Heiligen Stadt. Am Mittwoch stellte er sein Werk in Berlin vor. ISRAELNETZ war dabei und stellt den bemerkenswerten Comicband sowie seinen Zeichner näher vor: "Jerusalem im Comic: Orthodoxe, Tränengas und Sesambrot".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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