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Ende 2009 machte er Schlagzeilen mit seinem Buch "Hitler besiegen", in dem er der israelischen Politik und Mentalität vorwarf, auf fatale Weise vom Trauma des Holocaust beeinflußt zu sein: Avraham Burg, geboren 1955, ehemaliger Offizier der Fallschirmjäger, einst Abgeordneter der Arbeitspartei und Sprecher des israelischen Parlaments. In einem Essay für den österreichischen STANDARD setzt er sich mit Netanjahus Rede vor dem amerikanischen Parlament auseinander und plädiert dafür, dass Israel einen proklamierten Staat Palästina anerkennen solle, denn:
"Heute, nach Jahren des Starrsinns und geistiger Fixierung, ist Netanjahu also bereit zuzugeben, dass Israel wohl nicht alle jüdischen Siedlungen behalten kann. Und wie viele Jahre werden noch vergehen, wie viele Leben wird es noch kosten, bis er zustimmt, endlich einen weiteren Schritt in Richtung des Unausweichlichen zu gehen? Ob früher oder später: Ein Palästinenserstaat wird kommen."
Der Link zu seinem Essay in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Der erste Versuch endete blutig. Ende Juni will nun eine neue Gaza-Hilfsflotte die israelische Seeblockade brechen. Israel muss handeln und befinde sich dabei im Recht, sagt im Interview mit der ZEIT Heintschel von Heinegg, Völkerrechts- und Seekriegsexperte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Und in der WELT nimmt der Journalist und Publizist Ralph Giordano wortgewaltig Stellung zu der geplanten Wiederauflage der Gaza-Flotille. Giordano weist darauf hin, dass Israel auf die Bedrohung von außen gemäß seinen humanen und demokratischen Prinzipien reagiert und nicht so, wie seine Gegner reagieren würden. Dabei nimmt er auch kritisch die Stimmungslage gegen Israel in Deutschland aufs Korn:
"Wenn ich aber immer wieder erleben muss, mit welcher Selbstverständlichkeit Israel hier bei uns von großen Teilen der öffentlichen und veröffentlichten Meinung auf die Anklagebank gesetzt wird; erleben muss, wie in meinem Vaterland Deutschland mit dem Stichwort "Gaza" auf mein Mutterland Israel eingedroschen wird - dann pfeife ich auf Rücksichtnahme, Taktik und Defensive, dann packt mich helle Wut, dann empöre ich mich und schreie Zeter und Mordio!"
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Inspiriert wohl vom Revolutionsgeist der arabischen Nachbarn proben Israels Konsumenten den Aufstand, berichten Inge Günther und Ulrich W. Sahm für BERLINER ZEITUNG und N-TV. Der Aufstand schlägt sich allerdings nicht in Massenprotesten nieder, sondern mit massenweisem Boykott von, nun ja, Hüttenkäse. Denn der Preis für den weiß-krümeligen Brotaufstrich, der auf keinem israelischen Frühstückstisch fehlen darf, ist dieses Jahr um vierzig Prozent in die Höhe geschnellt. Einem Israeli hat das derart gestunken, dass er eine Boykottaktion auf Facebook initiierte, der sich innerhalb kürzester Zeit Zehntausende Fürsprecher anschlossen: "Die Hüttenkäse-Revolte".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Was am gestrigen 16. Juni 2011 in der KZ-Gedenkstätte Dachau passierte, war eine kleine Sensation: Erstmals traten israelische Musiker in einem ehemaligen Konzentrationslager auf. Der Kammerchor der Musikhochschule Jerusalem sang gemeinsam mit dem Vokal Ensemble München in der evangelischen Versöhnungskirche der Gedenkstätte – auf Deutsch und Hebräisch. Für den israelischen Chorleiter Stanley Sperber (69) ist das ein großes Zeichen der Versöhnung, wie er im Interview mit der WELT bekannte: "Premiere am Ort des Grauens".
Der Link zu Berichten und Interview in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Niemand würde von dem unbedeutenden Justizinspektor Friedrich Kellner aus der abgelegenen oberhessischen Kleinstadt Laubach heute Notiz nehmen, wenn es nicht eine beachtliche Hinterlassenschaft aus seiner Feder gäbe: Stimmungsbilder aus der deutschen Provinz vom ersten bis zum letzten Tag des Zweiten Weltkriegs. Dass seine Tagebücher jahrelang in einem Geheimfach seines Wohnzimmerschranks versteckt und erhalten blieben und nun neu gedruckt vorliegen, ist so außergewöhnlich wie der gesamte Inhalt, denn sie beweisen eindringlich, was manche immer noch bestreiten: Niemand kann von den Verbrechen des Nazisystems einschließlich der Judenvernichtung "nichts gewusst" haben. Helmut Lölhöffel stellt den außerordentlichen Fund in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG näher vor: "Was die Deutschen über die Verbrechen wissen konnten".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Kann man den Holocaust so beschreiben wie beispielsweise die Schulreform in Preußen oder die Geschichte der Gefängnisse in den USA, nämlich als eine Abfolge von Ereignissen und als Ergebnis von Strukturen? Wenn nicht, wie dann? Erfordert die Beschreibung des Holocausts andere, eigene ästhetische Mittel? Den Holocaust erzählen, das ist die Frage, die Wissenschaftler während einer Tagung an der Jena-Universität diskutierten, über die die TAZ berichtet. Mit dabei war auch der Historiker Wulf Kansteiner, der in Jena den Einführungsvortrag hielt. Er lehrt an der State University of New York und hat sich mit Geschichtstheorie und kollektiver Erinnerungskultur befasst. Das DEUTSCHLANDRADIO führte mit ihm ein Gespräch über das Thema der Tagung: "Poetik der Fassungslosigkeit".
Die Links zu Bericht und Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...
In mehreren EU-Ländern und in der Schweiz ist ein politischer Rechtsrutsch festzustellen: Sowohl in Ungarn als auch in Finnland erzielten in den letzten Parlamentswahlen rechtskonservative Parteien die grössten Stimmengewinne. In Frankreich erregte eine Umfrage vom vergangenen März Aufsehen, bei welcher die Kandidatin des Front National obsiegte. In der Schweiz sagen Wahlumfragen der Schweizerischen Volkspartei (SVP) für die Parlamentswahlen vom kommenden Herbst rund 30 Prozent der Stimmen voraus. Auch fielen hier die Ergebnisse zweier sachpolitischer Abstimmungen auf: Der Souverän sagte «Ja» sowohl zum Verbot von Minaretten als auch zur erleichterten Abschiebung straffällig gewordener Ausländerinnen und Ausländer. Wie sind diese Entwicklungen zu interpretieren? Auf diese Frage versucht Laurent Goetschel, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Basel und Direktor der Schweizerischen Friedensstiftung Swisspeace in Bern, in einem Beitrag für die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES zu geben: "Politischer Rechtsrutsch, Konflikte und Lösungen".
Der Link dazu in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS.
Gleich in zwei Interviews - einmal im NEUEN DEUTSCHLAND, zum anderen in der TAZ - nimmt Gregor Gysi, Fraktionschef der Linkspartei, zu der noch immer schwelenden Israel- und Antisemitismus-Debatte in seiner Partei Stellung. Auf die Frage, ob der jüngste Beschluß der Linkspartei, demzufolge keine Ein-Staaten-Lösung für Israel mehr gefordert werden dürfe, nicht einem Denkverbot gleichkomme, antwortete Gysi:
"Aber wer das hierzulande fordert, ist ahistorisch. Die Juden waren 2.000 Jahre lang eine Minderheit in verschiedenen Ländern, die immer wieder verfolgt wurde ... In einem jüdisch-palästinensischen Staat wären die Juden wieder eine Minderheit. Deshalb darf ein Palästinenser einen binationalen Staat fordern - wir dürfen das nicht. Wir sind gebunden durch unsere Geschichte. Auch jeder deutsche Linke muss begreifen: Deutsche Geschichte bindet nicht nur Konservative, sondern auch ihn."
Die Links zu den Interviews sowie weiteren Beiträgen zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Welches Gewicht hat eigentlich die Stimme der palästinensischen Christen im jüdisch-christlichen Dialog? Keine, kritisieren die Verfasser des sogenannten «Kairos-Palästina-Dokuments» und fordern, theologisch untermauert, einen Israel-Boykott. Eine Tagung in Zürich versucht erste Klärungen, wie Andreas Schneitter für die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES berichtet: "Dilemma westlicher Kirchen".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Muslime werfen den deutschen Medien häufig vor, allzu klischeehaft über den Islam zu berichten. Häufig gebe es bei der Berichterstattung eine Vermischung von politischen, sozialen und religiösen Themen. Christina Beyert hat sich diesem Problem in einem Beitrag für die DEUTSCHE WELLE gewidmet und denkt dabei auch darüber nach, inwiweit der christlich-jüdische Dialog ein Vorbild für das Gespräch mit den Muslimen sein könne: "Bilder oder Zerrbilder? Muslime und Medien".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
"Süßlein Apfelbaum - das ist doch ein wunderschöner Name, oder?", meint die Nürnberger Graphikerin Renate Rosenberg. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Sprachwissenschaftler und Publizisten Leibl Rosenberg, hat sie über zehn Jahre lang deutsch-jüdische Namen gesammelt. Aus den über 13.000 Namen hat Renate Rosenberg rund 3.000 ausgewählt und alphabetisch geordnet mit Tusche auf 30 Blätter geschrieben – von Arthur Aal bis Rosa Zwirn. Diese Graphiken sind nun im Wiener Dommuseum zu besichtigen, wie ein Bericht auf den Seiten der Erzdiözese Wien zu lesen ist: "Lilly Schmetterling, Jakob Himmelblau und Elias Ewigkeit".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Wie ein Irrer oder ein Spinner sieht Rabbi Dovid Bendory eigentlich nicht aus: schmales Gesicht, kurzer grauer Bart, helle Augen. Er spricht, ohne je die Stimme zu heben, und er organisiert seine Argumente gern logisch und nach Zahlen: erstens, zweitens, drittens. Und wofür argumentiert er? Für das Recht, eine Waffe zu tragen. Zu diesem Zweck hat er eine Organisation gegründet: "Jews for the Preservation of Firearm Ownership". Das Logo der Organisation ist ein Sternenbanner in der Form eines Davidsterns, umrahmt von zwei hübschen Gewehren. Hannes Stein stellt den streitbaren Rabbi und seine Organsiation in einer Reportage für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG näher vor: "Der Rabbi mit der Knarre".
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Der Begründer des Zionismus heißt bekanntermaßen Theodor Herzl. Dass aber schon Ende des 19. Jahrhunderts, also noch bevor Herzl den Zionismus theoretisch fundiert und populär gemacht hatte, einzelne Gruppen von Juden aus Osteuropa nach Palästina eingewandert waren, um dort eine neue Heimat für das jüdische Volk zu schaffen, ist außerhalb Israels viel weniger bekannt. Die Pioniere dieser ersten Einwanderungswelle kauften Land, gründeten Orte wie Rischon le Zion oder Petach Tikva und machten die ersten Versuche, das biblische Hebräisch zu einer gesprochenen, modernen Sprache zu gestalten. Genau dies ist der Hintergrund von Alon Hilus raffiniert konstruiertem Roman "Das Haus der Rajanis", in dem es um die ersten jüdischen Einwanderer nach Palästina im 19. Jahrhundert geht. Vladimir Vertlib stellt den Roman in der österreichischen PRESSE näher vor: "Eine Wüstenei ohne Oase".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)

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