ACHTUNG:
Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Freitag, 11. Dezember 09.

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24 ehemalige deutsche Spitzendiplomaten im Ruhestand fordern ein Umdenken in der Nahost-Politik und eine härtere Gangart gegenüber Israel. In Briefen an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) mahnten die Ex-Botschafter eine entschlossenere Haltung gegen die israelische Siedlungspolitik an. In einem Thesenpapier, das die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG veröffentlicht hat, mahnen sie an, auch nicht davor zurückzuschrecken, Druckmittel anzuwenden. So könnte man Transferleistungen oder bestimmte Vergünstigungen für beide Seiten an Fortschritte bei der Konfliktbereinigung knüpfen, heißt es in dem Papier. Zu den Unterzeichnern gehören u.a. der frühere BND-Chef Hans-Georg Wieck, der frühere Botschafter in Jordanien Martin Schneller und Ex-Botschafter Gerhard Fulda. "Der Propaganda aufgesessen" lautet hingegen das Urteil des Nahost-Korrespondenten Ulrich W. Sahm zu dem Thesenpapier. In ihrer Argumentation, so Sahm in seiner Analyse für ISRAELNETZ, hätten die Diplomaten offenbar "wesentliche Aspekte der Geschichte und der aktuellen Lage im Nahen Osten übersehen".
Die Links zum Wortlaut des Ex-Diplomaten-Briefes und der Kritik von Sahm in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Nach dem von Premier Binyamin Netanyahu verfügten zehnmonatigen Baustopp in den jüdischen Orten der Westbank steht das Barometer bei den Siedlern auf Sturm. Jacques Ungar war in Maale Adumim und Kfar Adumim, um für die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES die Stimmung vor Ort zu erkunden: "Heute sind wir Radikale".
Der Link zu seiner Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.
David Grossmann, 1954 in Jerusalem geboren, ist als Kinderbuchautor weltberühmt geworden. Mit Amos Oz und anderen gehört er zu den prominentesten Stimmen in Israel, die für eine Zwei-Staaten-Lösung eintreten. Während des Libanonkriegs 2006 publizierte er zusammen mit anderen einen international beachteten Aufruf, den Krieg zu beenden. Wenig später, in den letzten Stunden des Krieges, fiel sein Sohn Uri, 20 Jahre alt, eines seiner drei Kinder. Die BASLER ZEITUNG sprach mit ihm über sein Land, das "gelähmt ist wie das Kaninchen vor der Schlange", aber auch über die Angst vor dem Islam und über das Nein der Schweiz zum Bau von Minaretten. Mit Blick auf die Siedlerproblematik und die Zweistaatenlösung sagt er u.a.:
"Die meisten Israeli sehen in den besetzten Gebieten mehr und mehr ein Problem. Seit Jahren gibt es eine Mehrheit für eine Zweistaatenlösung. Und dennoch – jetzt kommen wir wieder zum Kaninchen und der Schlange – wüssten wir zwar, was zu tun wäre: Aber eine Minderheit will das nicht und bringt es fertig, alle unsere Ängste zu mobilisieren und erfolgreiche Verhandlungen zu verhindern. [...] Aus religiöser und messianischer Ideologie gehen fast die ganze Energie Israels, der grösste Teil des Budgets und die Libido der Debatte seit 42 Jahren in diese Siedlungen. Und die Menschen werden immer religiöser, weil die Realität immer komplizierter wird. Religiöse sehen die Welt sehr simpel: Die Araber sind die Dämonen, wir sind die Heiligen. Auf der anderen Seite dasselbe."
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Parteihörige Herrenmenschen sollten sie werden, die Zöglinge der nationalsozialistischen Erziehungsanstalten. Viele der Napola-Absolventen haben nach dem Ende der NS-Zeit auch in der Bundesrepublik Führungspositionen in Wirtschaft, Militär und Presse erklommen. Vor fünf Jahren wurde die NS-Eliteerziehung Sujet des Spielfilms „Napola – Elite für den Führer“; jetzt gibt es mit Eduard Ernes und Christian Schneiders „Herrenkinder“ einen Dokumentarfilm, der zwei Ex-Schüler und ihre Familien näher vorstellt. Vier andere – die Publizisten Hellmuth Karasek und Theo Sommer, der Dirigent Joachim Carlos Martini und der ehemalige österreichische Justizminister Harald Ofner – geben mit kleineren Auftritten den Chor. Illustriert wird die Filmerzählung von vielen einmontierten Archivmaterialien vor allem aus der NS-Propaganda. Eine Reihe von Zeitungen widmen sich heute dem Dokumentarfilm und stellen ihn näher vor: "Eliten der Nazis: Menschen im System".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Auch bald 65 Jahre nach dem Untergang des Dritten Reichs ist die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus keineswegs beendet. So beherrschte jüngst der Prozess gegen den mutmaßlichen NS-Verbrecher John Demjanjuk die Schlagzeilen. Davon unabhängig sorgen Publikationen über die Zeit zwischen 1933 und 1945 immer wieder für Kontroversen. Ein besonders emotionales Thema ist dabei die Frage nach der Rolle der Kirchen. Warum das so ist, erläutert der Historiker und Direktor der Kommission für Zeitgeschichte in Bonn, Karl-Joseph Hummel, im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) aus seiner Sicht. KATH.NET hat das Interview mit ihm online gestellt: "Warum die katholische Kirche als Sündenbock besonders geeignet ist".
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Am Sonntag soll in Hamburg nach einer Demo der Film "Warum Israel" laufen. Die erste Aufführung wurde mit Gewalt verhindert. Anlass ist der Vorfall am 25. Oktober, als die Vorführung des Films "Warum Israel" des Regisseurs Claude Lanzmann im Kino "B-Movie" gewalttätig verhindert wurde. Kinobesuchern wurde ins Gesicht geschlagen, sie sollen als "Judenschweine" beschimpft worden sein. Die Täter: Linke. Genauer: Leute aus dem "Internationalen Zentrum B5" in der Brigittenstraße 5, nur wenige Meter vom Kino im Viertel St. Pauli entfernt. (Siehe COMPASS 30.11.2009). Seit Lanzmann in einem Interview erklärte, dass nie zuvor irgendwo die Aufführung eines Filmes von ihm verhindert worden sei, sorgt der Vorfall nicht nur in Hamburg für Empörung. In der TAZ beschäftigt sich heute Doris Akrap mit dem Antisemitismus in der linken Szene Hamburgs und hat mit Gegenern und Befürwortern von Lanzmanns Film gesprochen: "Wie halten wir's mit Israel, Genossen?".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Ein Jahr nach der Wiederaufnahme der Piusbrüder in die katholische Kirche sind viele im Vatikan der Ansicht, alles richtig gemacht zu haben. Matthias Drobinski und Camilo Jiménez haben sich für das Jugendmagazin der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG - "JETZT" in Rom auf Spurensuche in einer Welt begeben, die mehr Probleme mit Abtrünnigen hat als mit einem Holocaust-Leugner: "Der Kardinalfehler".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Apropos Rom, Vatikan und Papst: Wie ist es zu verstehen, dass trotz vieler Erklärungen und Gesten von Benedikt XVI., die ein erkennbares aufrechtes Bemühen um die Förderung und Weiterentwicklung der katholisch-jüdischen Beziehungen zeigen, zugleich Worte und Handlungen des Papstes das Verhältnis des Vatikans zum Judentum in jüngster Zeit schweren Zerreißproben ausgesetzt haben? Dieser Frage versucht in einem Beitrag für die BLICKPUNKT.E Friedhelm Pieper, seines Zeichens ehemaliger langjähriger Generalsekretär des Internationalen Rates der Christen und Juden (ICCJ) nachzugehen. Zwar geht es ihm vor allem darum, die offensichtliche Störanfälligkeit der katholisch-jüdischen Beziehungen besser zu verstehen, aber er tut das nicht ohne Seitenblick auch auf die protestantisch-jüdischen Beziehungen, die ebenfalls nicht frei von Irritationen sind.
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Nach wie vor kontrovers werden Ursachen und Folgen des schweizer Minarett-Verbots diskutiert. Kürzlich fand hierzu eine Diskussion im Berliner Haus der Kulturen statt, an der u.a. Navid Kermani und Michael Wolffsohn teilnahmen und über die heute einige Zeitungen berichten. In der WELT wiederum widmet sich Alan Posener der ästhetischen Frage des Baus von Moscheen. Ihrer Architektur, so Posener, werde oft ein dominantes Erscheinungsbild und optische Wucht vorgeworfen. Gleichwohl gehören sie seit Jahrhunderten zu Deutschland wie Alphörner zur Schweiz. Posener liefert eine kleine Geschichte und Stilkunde des Moschee-Baus: "Deutschland, deine Minarette". In der TAZ kommt der in Zürich und Berlin lebende Publizist Roger de Weck zu Wort. Das Minarettverbot sei ein Zeichen dafür, dass sein Heimatland durch den Wind ist, sagt er. Die Schweizer hätten zwar scharfen Sinn für Demokratie, aber kaum für den Rechtsstaat. Hans-Georg Ziebertz, Jahrgang 1956, Professor für Praktische Theologie und Religionspädagogik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, setzt sich wiederum in der FRANKFURTER RUNDSCHAU mit der Frage auseinander, inwieweit das schweizer Votum nicht nur ein Ausdruck für die Angst vor der Stärke des Islam sei, sondern vielmehr ein Zeichen für die Schwäche des Christenums: "Ein Problem der Zivilgesellschaft".
Alle Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Dmitriy Salita verlor am Samstagabend in Newcastle gegen den Engländer Amir Khan den Kampf um die Weltmeisterschaft im Superleichtgewicht der WBA. Salita verpasste damit die Chance, binnen vier Wochen der zweite jüdische Profiboxweltmeister zu werden, der bei einem der vier als halbwegs seriös geltenden Verbände geführt wird. Erst im November hatte Yuri Foreman, 29, ein aus Weißrussland stammender und in New York lebender Israeli, seinen Titelkampf gewonnen: Foreman ist jetzt WBA-Weltmeister im Superweltergewicht. Dmitriy Salita und Yuri Foreman halten beide die jüdischen Regeln, essen koscher und ruhen am Schabbat. Beide studieren an einer Yeshiwa, einer Talmudschule. Foreman absolviert da sogar ein Rabbinatsstudium. Passen demzufolge Judentum und Boxen besonders gut zusammen? Martin Krauss geht dieser Frage in einem Beitrag für die Wochenzeitung FREITAG nach: "David vs. Goliath".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Der jüdische Publizist Henryk M.Broder zählt sicher zu den streitbarsten Zeitgenossen. Unlängst bewarb er sich um den Posten des Präsidenten des Zentralrats der Juden – eine reine Provokation, wie sich später herausstellte. Das Magazin CICERO führte nun ein längeres Gespräch mit Broder, in dem es um dessen Kindheit, sein Judentum, das Verhältnis zu Israel und vieles mehr ging. Auf eine der Eingangsfragen, ob er ein "intellektueller Provokateur" sei, antwortete Broder: "Nein, wirklich nicht. Ich habe ein schweres Unbehagen bei dem Wort intellektuell." Also Provokateur?, fragte der Interview zurück. Broder daraufhin:
"Auch nicht, ich bin ein Worthandwerker. Mein Vater war ein richtiger Handwerker, mein Handwerk ist die Sprache. Und Intellektuelle sind Leute, die Sachen verkomplizieren. Ich versuche, Tatbestände zu vereinfachen. Provokateur, das läuft mir nach, das hängt mir irgendwie an. Ich sehe mich nicht so. Mein erster Gedanke morgens, wenn ich aufwache, ist nicht, mit wem lege ich mich an, mein erster Gedanke ist: Kann ich noch eine Stunde weiterschlafen?"
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Die Traditionen in der westlichen Welt verdunsten. Das hat Folgen für Religion und Gesellschaft. Deshalb, so Bischof Egon Kapellari in einem Essay in der TAGESPOST, brauche es neue Koalitionen zwischen denen, die den Menschen nicht gänzlich der Verzweiflung ausliefern wollen. Agnostiker wie Jürgen Habermas oder Leszek Kolakowski könnten dabei den Weg zeigen, wie die Kirchen einen Blick über ihren Kirchturm hinaus gewinnen könnten, meint Kapellari: "Was nottut, wenn nichts mehr selbstverständlich ist".
Der Link zu seinem Essay in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
In ihrem neuen Roman "Perlensamt" wagt sich Barbara Bongartz an ein brisantes Thema, das die Gemüter seit Jahren erhitzt: an das Schicksal jener Bilder, die einst im Besitz von jüdischen Familien waren und dann in den illegitimen Besitz der Nazis übergingen. Claudia Kramatschek hat den Roman für das DEUTSCHLANDRADIO gelesen und stellt ihn näher vor: "Raubkunst als Romanstoff".
Der Link zur Buchbesprechung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Der ehemalige Mufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini - heute eine umstrittene Figur der islamischen Welt - galt in den 20er bis 40er Jahren als bedeutende politische und religiöse Autorität der Palästinenser. Sein Antisemitismus ließ ihn ab 1937 offen mit den Nationalsozialisten kollaborieren. So lebte al-Husseini zu Beginn der 40er Jahre in Berlin und unterstützte die Nazis mit seinem Einfluss, den er als religiöses Oberhaupt der arabischen Muslime und als deren politischer Führer genoss. Heute Abend strahlt ARTE eine Dokumentation über den Mufti aus: "Turban und Hakenkreuz". Außerdem gibt es auch noch eine Dokumentation über Iwan Demjanjuk zu sehen.
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)

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