Deutsche Bibliothek
ISSN 1612-7331
24.02.2021 - Nr. 1937
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Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Dienstag, 2. März 2021.


Guten Tag!

Nr. 1937 - 24. Februar 2021



Ein vergleichsweise kleiner Gefangenenaustausch – zwei syrische Schäfer gegen eine Zivilistin aus Israel – hat das Zeug, sich zu einer Affäre auszuweiten, die nach und nach alle Beteiligten ramponiert, wie der SPIEGEL und die FAZ berichten. Die Protagonisten dieser "geopolitischen Tragikomödie" (Der Spiegel): Russland, das syrische Assad-Regime, Benjamin Netanyahu – und die Palästinenser. Der Hintergrund: von Wanderlust getrieben lief eine junge Israelin nach Syrien und wurde festgesetzt. Dann tüftelten Israel, Syrien und Russland einen Deal aus, bei dem Syrien im Gegenzug zur Freilassung der Israelin nicht nur zwei harmlose Schäfer, sondern auch eine ordentliche Dosis des russischen Covid-Impfstoffs Sputnik-V erhalten sollten: "Wie Russland Israel dazu brachte, Impfstoff für Assad zu kaufen".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

In Israel hat die Auswertung neuer Daten ergeben, dass der Impfstoff von Biontech/Pfizer die Ansteckung anderer Personen mit einer Wirksamkeit von 90 Prozent verhindert. Noch wurde diese Zahl nicht überprüft. Und sie fällt mitten in den Wahlkampf. Doch sollte sie stimmen, wäre das ein Durchbruch. Parallel dazu hat Israel den "Grünen Pass" eingeführt, der bereits Geimpften weitreichende Freiheiten einräumt. Mit einem Grünen Pass dürfen sie unter anderem wieder Fitnessstudios, Hotels, Theater oder Sportereignisse besuchen. Gesundheitsminister Juli Edelstein schrieb bei Twitter, mehr als 3,2 Millionen Israelis könnten ab sofort diese Vorteile genießen. Öffentlichkeitswirksam - es ist schließlich Wahlkampf in Israel - hat sich Benjamin Netanjahu in ein Fitnessstudio nach Petach Tikva begeben und warb im schwarzen Polohemd für das „Grüne Abzeichen“, wie die FAZ berichtet. „Das Grüne Abzeichen wird das Land allmählich öffnen, bitte nutzt es“, sagte Netanjahu. Der Pass soll auch Anreiz für Impfmuffel sein, sich das Vakzin doch noch verabreichen zu lassen. "Manche scheinen es eher als Anreiz zum schnellen Reichtum zu nehmen", berichtet Maria Sterkl im österreichischen STANDARD: "Über den Messengerdienst Telegram bieten anonyme Anbieter gegen Bezahlung gefälschte Impfpässe an. Wobei der Gesundheitsminister warnt: Wer mit einer Fälschung erwischt wird, dem drohen hohe Strafen – bis hin zu Gefängnis."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat angekündigt, das Verschwinden von Babys nach 1948 endgültig aufzuklären und die Familien zu entschädigen. Seinen Worten nach handelt es sich um einen der "schmerzhaftesten Vorgänge" der israelischen Geschichte. Worum geht es? Familienangehörige und Aktivisten erheben seit Jahrzehnten Vorwürfe. Demnach sollen nach der Staatsgründung Israels tausende Babys von jüdischen Eltern, die meisten waren aus dem Jemen eingewandert, gestohlen worden sein, um sie dann zur Adoption an jüdische Familien aus Europa zu geben. Viele der Kinder sollen aus Flüchtlingslagern entführt worden sein und den Eltern wurde oft erzählt, sie seien gestorben: "Israel will Familien von nach Staatsgründung vermissten Kindern entschädigen".
Links zu Berichten über das Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

«In meiner Kindheit schlug mich mein Vater, fluchte und demütigte mich. Er zerrte mich aus dem Haus und warf mich nach draussen. Er nannte mich Abschaum. Es war kein vorübergehender Kontrollverlust und nicht eine Ohrfeige hier oder da, sondern eine Routine von sadistischem Missbrauch. Mein Verbrechen war ich selbst, und so hatte die Bestrafung kein Ende. Er hatte das Bedürfnis, sicherzustellen, dass ich zerbreche.»

Diese harten und schmerzlichen Worte stammen von Galia Oz und beziehen sich auf ihren Vater, den verstorbenen israelischen Autor Amos Oz. Galia Oz stellt diese Behauptungen in ihrer neuen Autobiografie «Something Disguised As Love» auf, die am Sonntag auf Hebräisch veröffentlicht wurde, wie die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES berichtet. Unterdessen stellt sich die Familie des 2018 verstorbenen Autoren in einem weiteren Beitrag in «Haaretz» fast hundertprozentig hinter den berühmten Verwandten, wie gleichfalls in der TACHLES zu lesen ist: "Es kam wie es kommen musste"
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Nun ist es also soweit: das einzige Museum, das an die Geschichte deutschsprachiger Einwanderer in Israel erinnert, steht vor dem Aus. Das Jeckes-Museum in Tefen im Norden Israels war bereits im letzten Sommer geschlossen worden, nach dem der bisherige Finanzier, die wohlhabende Familie Wertheimer, die Finanzierung beendet hatte (siehe Compass 8.9.2020 und 2.11.2020). Sammlung und Archiv erinnern an die etwa 80.000 vor den Nazis geflüchteten deutschsprachigen Juden, die ab 1933 nach Palästina einwanderten. Jetzt sollen die Erinnerungen der Jeckes in das Hecht Museum der Universität Haifa integriert werden und mit akademischen Leben gefüllt werden. Aber eine gesicherte Finanzierung fehlt noch, wie Esther Gardei im TAGESSPIEGEL berichtet: "Zwischen zwei Welten".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Im polnischen Sobibór errichteten die Nazis 1942 ein Vernichtungslager, in dem etwa 180.000 Menschen ermordet wurden. Nun soll eine neue Gedenkstätte an die Gräueltaten des Nationalsozialismus erinnern, wie Gerhard Gnauck für die FAZ berichtet. Der junge Historiker Tomasz Oleksy-Zborowski, der das Museum leitet, hofft vor diesem Hintergrund für Sobibór jetzt auf einen Sprung in der Besucherzahl: Künftig könnten es 50.000 sein. Dabei ist er sich der Herausforderung für eine Gedenkstätte an diesem Ort durchaus bewußt, denn es gibt hier wenig Geschichte zum Anfassen:
„Die deutschen Besatzer, die das Lager errichteten, haben später alle Spuren beseitigt. Es sollte alles vergessen werden. Die Aufgabe unseres Museums ist das Gegenteil: Es dem Vergessen zu entreißen und den Opfern, die zum bloßen Objekt geworden waren, ihren Subjektcharakter wiederzugeben.“

Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der österreichische Schriftsteller und Historiker Martin Pollack (76 Jahre) unternimmt in seinen Büchern ausgedehnte Ausflüge in die historischen Landschaften seines Heimatlandes und dessen östliche Nachbarschaft. Oft sind es verschwundene Welten und "kontaminierte Landschaften", die der Slawist, Osteuropa-Historiker und ehemalige «Spiegel»-Korrespondent dabei zum Leben erweckt: das jüdische Leben Galiziens, den polnischen Vielvölkerstaat oder die eigene, nur schwer zu ertragende Familiengeschichte. Denn Pollacks leiblicher Vater Gerhard Bast war ein hoher SS-Offizier, der nach dem Krieg auf der Flucht umgebracht wurde. Im Gespräch mit der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG spricht er über Österreichs Meisterschaft im Verdrängen, die schwierige Konfrontation mit der eigenen nationalsozialistischen Familiengeschichte und die sich wandelnde Rolle der Vergangenheit in der Migrationsgesellschaft. Über den Umgang der Österreicher mit ihrere Vergangenheit sagt er: «Vergessen, Verschweigen, Verdrängen lautet die Devise, die sich bis heute landauf, landab grosser Beliebtheit erfreut». Auf die Frage, wieso das so sei, antworetet er:
"Die Aufarbeitung der Geschichte ist an der Oberfläche geblieben - das Gedenken an die Opfer in Festreden gleicht oft einer offiziellen Übung. Die vorherrschende Überzeugung ist, man solle endlich Schluss machen damit. ... Das hängt mit unserer Nonchalance zusammen. Wenn mir im Südburgenland, wo ich zur Hälfte wohne, meine Nachbarin Kaffee und Kuchen serviert, sagt sie manchmal: «Ich bin zu dir wie der Hitler zu den Juden.» Das findet sie lustig. Das ist sehr österreichisch. Wir glauben, der Nationalsozialismus habe mit uns nichts zu tun. Die Wahrheit sieht anders aus."
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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In Belarus, das derzeit aufgrund des bewunderungswürdigen Widerstands weiter Bevölkerungskreise gegen den "letzten Dikator" Europas so oft in den Schlagzeilen ist, leben gerade mal noch 14.000 Juden. Nirgends wüteten die Nazis radikaler, und die wenigen Juden, die überlebten, sind nach dem Krieg oft weggegangen. Und dennoch gibt es in Belarus nach wie vor Antisemitismus, schreibt der Historiker Alexander Friedman, der aus Minsk stammt und heute in Deutschland lehrt, in einem Beitrag für die TAZ. Nach außen gebe sich Lukaschenko zwar israelfreundlich, so Friedman. Aber nach innen
"wird eine radikale antiwestliche, durch tradierte antisemitische Parolen und abstruse Verschwörungstheorien ergänzte Propaganda vorangetrieben, deren Ansätze an die berüchtigten antisemitischen Kampagnen in Polen und in der Tschechoslowakei von 1968 erinnern.In staatlich kontrollierten Medien tauchen Personen auf, die sich ungeniert der Hetzsprache bedienen und die Proteste zu einem westlichen „antibelarussischen Komplott“ stilisieren, dessen wahre Hintermänner „die Juden“, der US-Philanthrop George Soros und der französische Intellektuelle Bernard-Henri Lévy seien. Lévy, der die Lukaschenko-Rivalin Swetlana Tichanowskaja offen unterstützt, wird als „Goebbels moderner Zeiten“ verunglimpft."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Tohuwabohu, Schickse, schmusen, mauscheln oder auch mies: Die deutsche Sprache ist voller Wörter, die ursprünglich aus dem Hebräischen oder dem Jiddischen stammen. Nicht immer ist ihre Verwendung unproblematisch, weil die heutige Bedeutung nicht der ursprünglichen entspricht – und manchmal sogar antisemitisch gemeint oder beleidigend ist. Mit dieser Problematik befasst sich Daniel Staffen-Quandt in einem interessanten Beitrag für MiGAZIN: "Nur abwertend oder doch antisemitisch?"
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der Schweizer Israelitische Gemeindebund (SIG) in Zusammenarbeit mit der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus den Antisemitismusbericht 2020 für die Deutschschweiz veröffentlicht. Die Zahl der Vorfälle in der realen Welt bleibt zwar auf einem tiefen Niveau, aber online ist die Verbreitung von Verschwörungstheorien weiterhin besorgniserregend. Auffallend war im vergangenen Jahr die zunehmende Instrumentalisierung der Schoah im Umfeld der Corona-Rebellen, wie den Berichten u.a. der SIG, der AARGAUER ZEITUNG und der TACHLES zu entnehmen ist. In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG findet man anlässlich der Veröffentlichung des Antisemitismusberichts eine längeres Interview mit dem neue Präsident des Israelitischen Gemeindebundes Ralph Lewin, in dem er sich besorgt über den rechtsextremen und den islamistischen Antisemitismus sowie die linke Israelfeindlichkeit äußert. Auch auf die aktuelle Burka-Initiative in der Schweiz wird er angesprochen. Diese richte sich ja in erster Linie gegen den politischen Islam, unter dem auch Juden und Jüdinnen leiden. Müsste er da nich mit "Ja" und mithin für ein Verbot der Burka stimmen, um ein Zeichen zu setzen? Lewin antwortet:
"Nein, wir haben da eine glasklare Haltung: Wir verteidigen die Religionsfreiheit. Es geht nicht an, dass wir Kleidungsvorschriften in die Verfassung schreiben. Unsere liberale Gesellschaft muss es aushalten, dass sich Menschen ganz unterschiedlich anziehen. Die Initiative ist aber auch deshalb abzulehnen, weil sie auf eine Minderheit, die Muslime, zielt. Gerade wir Juden dürfen es nicht zulassen, dass eine Bevölkerungsgruppe ausgegrenzt wird."
Der Link zu den Berichten, dem Interview und dem Wortlaut des Antisemitismusberichts selbst in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Die im November 1920 in Frankfurt gegründete Henry und Emma Budge-Stiftung ist nicht irgendein Altenpflegeheim, sondern europaweit das einzige, welches expliztit und programmatisch als "christlich-jüdisches" Altenheim konzipiert ist. Demzufolge arbeiten dort neben einem katholischen Priester und einer evangelischen Pfarrerin auch ein Rabbiner in der Seelsorge für die Bewohner. Seit Ausbuch der Corona-Pandemie sehen sich bekanntermaßen insbesondere die Altenheime in besonderer Weise bedroht - und nicht selten bis an ihre Grenzen belastet. Seit kurzem nun unterstützen Bundeswehrsoldaten das Seniorenheim. Eine sensible Angelegenheit, leben in dem Heim doch noch immer einge Holocaust-Überlebende. Eugen El hat sich das für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG genauer angesehen und darüber mit dem Rabbiner der Einrichtung, Andrew Steiman, gesprochen: "Willkommene Helfer".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Konferenz von Seelisberg, die im Sommer 1947 in der schweizer Gemeinde Seelisberg, Kanton Uri, stattfand, gilt zu Recht als Gründungsakt des jüdisch-christlichen Dialogs nach der Shoah. Der Hauptfokus der Konferenz lag auf der Bekämpfung des Antisemitismus, sie hat aber auch zu einer theologischen Neuorientierung der christlichen Kirchen beigetragen und mit ihren 'Zehn Thesen' den Grundstein für einen internationalen christlich-jüdischen Dialog gelegt: Die Konferenz gilt als Gründungsakt des Internationalen Rates der Christen und Juden (ICCJ), der heute seinen Sitz im hessischen Heppenheim hat. Ablauf, Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Konferenz sind nun von Rabbiner Dr. Jehoschua Ahrens erstmals wissenschaftlich aufgearbeitet worden, das Ergebnis liegt als Buch vor. Harm Klueting stellt es in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG näher vor: "In Seelisberg wurde nach dem Krieg der jüdisch-christliche Dialog vorbereitet".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Israel hat fast seine halbe Bevölkerung gegen Corona geimpft. Dabei stellen die Impfung in Israel selbst wie auch die Impfstoff-Verteilung eine Reihe politischer Frage: Wie steht man zu Palästina? Was ist mit den Ultraorthodoxen und den Corona-Maßnahmen? Wie bereiten sich die christlichen Kirchen im Lande auf Ostern und das Osterfest unter Pandemiebedingungen vor? Darüber sprach DOMRADIO mit dem deutscnen Priester Monsignore Stephan Wahl: "Spannungen kommen an die Oberfläche"
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am vergangenen Sonntag mit einem digitalen Festakt in der Kölner Synagoge das Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ eröffnet. In seiner Rede würdigte Steinmeier den Beitrag von Juden zur deutschen Geschichte. Das Judentum habe entscheidend zum Aufbruch Deutschlands in die Moderne beigetragen. Zugleich erinnerte er an jahrhundertelange Ausgrenzung und Verfolgung und an die aktuelle Bedrohung jüdischen Lebens angesichts von offenem Antisemitismus. In den kommenden Monaten soll ein bundesweites Veranstaltungsprogramm die deutsch-jüdische Geschichte und Gegenwart ins öffentliche Bewusstsein rücken. Die Veranstaltungen sollen ausdrücklich auch dem wachsenden Antisemitismus begegnen: „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“
Links zu Berichten über die feierliche Eröffnung sowie zum Redetext des Bundespräsidenten in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Einstimmig votierte die Hamburger Bürgerschaft für den Wiederaufbau der im Nationalsozialismus zerstörten Bornplatzsynagoge und weiß sich damit auch einig mit dem Willen der Hamburger jüdischen Gemeinde. Nun mobilisieren israelische Intellektuelle gegen das Projekt, darunter Prominente wie Ex-Botschafter Avi Primor und der Historiker Moshe Zimmermann, dessen Familie aus Hamburg stammt und einst im Auftrag des Bundes die braune Vergangenheit des Auswärtigen Amts aufarbeitete. Die Unterzeichner kritisieren, dass ein Wiederaufbau nach historischem Vorbild an derselben Stelle zwar die Sichtbarkeit jüdischen Lebens in Deutschland erhöhe, hinterfragen aber den Sinn des Baus. »Es gibt bereits eine Synagoge in der Stadt«, schreiben sie. Und: »Anstatt eine riesige Geldsumme zu verwenden, um das Judentum zur Schau zu stellen, wäre es nicht sinnvoller, die Mittel zu kanalisieren, um nützlichere Elemente der jüdischen Kultur und Tradition zu entwickeln und zu fördern?«
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG wiederum verteidigt Till Brieglieb das Projekt und verwahrt sich gegen die Vorwürfe, mit dem Wiederaufbau werde Geschichtsrevisionismus und ein Disneyland-Judentum propagiert, das die Verbrechen der Nazis ungeschehen machen will. Brieglieb findet diese Vorwürfe "völlig absurd" und schreibt:
"Schließlich stellt sich bei diesem Aufruf, die Pläne der jüdischen Gemeinde zu verhindern, auch noch die Frage, ob man das Erinnern an die deutschen Gewaltverbrechen ausgerechnet den Opfern und Überlebenden dieses Mordens zur Pflicht erklären muss, wenn alle Orte der Täter in derselben Stadt - vom Rathaus bis zum ehemaligen Gestapo-Hauptquartier - schmuck und ohne jede Gedenklücke im Stil der Vergangenheit rekonstruiert wurden, Letzterer als teure Shoppingmall. Vielleicht wäre ein wenig mehr Gelassenheit und Zurückhaltung eher geboten, bevor man moralische Vorwürfe erhebt und diese mit Stilkritik ummäntelt."
Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Wenn es um Juden und Hip-Hop geht, denken viele zuerst an Kollegah, Farid Bang und antisemitische Songtexte. Was aber oft nicht bekannt ist: Ohne Juden wäre Hip-Hop nie zu dem Phänomen geworden, das er heute ist. Denn in den USA haben Juden Hip-Hop erst groß gemacht. Def Jam, das Label des jüdischen Produzenten Rick Rubin veröffentlichte 1986 das erste Hip-Hop-Album, das es an die Spitze der US-Charts schaffte. Es hieß „Licensed to ill“. Aufgenommen haben es drei Juden aus New York: die Beastie Boys. In einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO erinnert Christian Werthschulte kenntnisreich an die jüdischen Ursprünge des Hip-Hop: "Songs zwischen Thora und Knarre".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Akiva Weingarten wuchs in einer Welt auf, in der alles vorherbestimmt war. Davor wollte er flüchten, wandte sich von seiner chassidischen Gemeinde ab, wollte weg aus Israel - und ging ausgerechnet nach Deutschland. Er ließ seinen Glauben zurück und schwor dem ultraorthodoxen Judentum ab. In Berlin entschied er sich, noch einmal zu studieren, er warf alle Regeln seiner Religion über Bord und begann ein säkulares Leben zu führen. An der Universität kam er mit einer liberalen jüdischen Theologie in Berührung - und schrieb sich noch einmal für Judaistik ein, fand eine neue Art, sich mit dem Judentum zu identifizieren. Und als ihm 2019 die jüdische Gemeinde in Dresden eine Stelle als Rabbiner anbot, sagte er zu. Robin Hartmann porträtiert für den MDR einen ungewöhnlichen Lebensweg: "Vom Aussteiger zum Rabbiner in Dresden".
Der Link zum Porträt in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Die erst kürzlich erschienene BasisBibel ist eine gänzlich neue Bibelübersetzung auf der Basis der hebräischen und altgriechischen Urtexte. Wissenschaftlich eng begleitet, immer im Abgleich mit bestehenden Bibelübersetzungen und in das Deutsch des 21. Jahrhunderts übersetzt: Prägnante Sätze und vertraute Worte sind sinnvoll gegliedert und gut zu lesen. Dazu gibt es Erklärungen in den Randspalten, die das Entdecken des Textes erleichtern. Damit soll diese "neue" Bibel vor allem im Ringen um den Nachwuchs eine wichtige Rolle spielen, wie Bernhard Lang für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG erläutert: "'Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst': wie kirchliche Pädagogen die Bibel verständlicher machen wollen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Yishai Sarid wurde 1965 in Tel Aviv geboren, wo er bis heute lebt. Nachdem er als Nachrichtenoffizier in der israelischen Armee tätig war, studierte er in Jerusalem und an der Harvard University und arbeitete später als Staatsanwalt. Heute ist er als Rechtsanwalt tätig und veröffentlicht Artikel in diversen Zeitungen. Bekannt wurde er vor allem durch sein zuletzt erschienen Roman "Monster", der sich kritisch mit der israelischen Erinnerungskultur auseinandersetzt. Nun liegt sein neuer Roman "Siegerin" vor, der ebenso wie schon "Monster" in Israel für heftige Debatten sorgte. Im Mittelpunkt von "Siegerin" steht Abigail. Als Militär-Psychologin und Therapeutin behandelt sie kriegstraumatisierte Soldaten. In ihrer aktiven Zeit als Oberstleutnant bei der Armee jedoch hat sie Soldaten darauf vorbereitet, töten zu lernen. Als ihr eigener Sohn zum Militär eingezogen wird, steht sie vor einer Wegscheide. Sarah Judith Hofmann hat den Roman für die DEUTSCHE WELLE gelesen: "Vom Töten ohne Angst".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

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Es gibt kaum einen besseren Zugang zu der reichen Kultur eines Landes als über seine Küche: Kulinarik ist ein Türöffner - auch und gerade zum Leben in Israel. Ein Filmteam hat sich auf Entdeckungsreise mit dem deutsch-israelischen Starkoch Tom Franz quer durch ganz Israel begeben. Das Ergebnis dieser kulinarisch-kulturellen Reise kann man heute Abend im Fernsehen ansehen. Außerdem: Bei ARD-Alpha ein Themenabend zu jüdischem Leben in Deutschland mit Beiträgen über die Geschichte der Juden, die Bayreuther Synagoge und die Organisation "Meet a Jew".
Mehr zu alledem in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

24. Februar 2021

 * Wie Russland Israel dazu brachte, Impfstoff für Assad zu kaufen ... mehr
 
 * Grüner Impfpass öffnet in Israel viele Türen ... mehr
 
 * Israels vermisste Kinder ... mehr
 
 * Schwere Vorwürfe an Amos Oz ... mehr
 
 * Aus für Jeckes-Museum in Israel ... mehr
 
 * Empathie mit den Opfern: Gedenken in Sobibor ... mehr
 
 * Österreichs verdrängte Vergangenheit ... mehr
 
 * Antisemiten für Lukaschenko ... mehr
 
 * Nur abwertend oder doch antisemitisch? ... mehr
 
 * Antisemitismusbericht für die Deutschschweiz ... mehr
 
 * Bundeswehrsoldaten in christlich-jüdischem Seniorenheim ... mehr
 
 * Seelisberg: Geburtsstunde des jüdisch-christlichen Dialogs ... mehr
 
 * Religionen in Israel: Spannungen kommen an die Oberfläche ... mehr
 
 * Festakt: „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ... mehr
 
 * Israelische Intellektuelle kritisieren Wiederaufbau von Synagoge ... mehr
 
 * Songs zwischen Thora und Knarre ... mehr
 
 * Vom Aussteiger zum Rabbiner in Dresden ... mehr
 
 * Wie kirchliche Pädagogen die Bibel verständlicher machen wollen ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Yishai Sarid - Siegerin ... mehr
 
 * TV-Tipp: So isst Israel ... mehr
 
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EDITORIAL


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ACHTUNG:
Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Dienstag, 2. März 2021.