ACHTUNG:

Guten Tag!
"Ich mache mir wirklich Sorgen! Ich sehe eine große Katastrophe auf uns zukommen. Ich kann einfach nicht verstehen, warum die Leute nicht schreien: „Lasst das nicht zu!“…"
Mit diesen bewegenden Worten beginnt Gershon Baskin einen bewegenden Apell an seine Landsleute, in dem er für eine Zwei-Staaten-Lösung wirbt. Baskin ist Ko-Vorsitzender von IPCRI, dem „Israel Palestine Center for Research and Information“, Kolumnist der „Jerusalem Post“, Radio-Moderator bei „All for Peace Radio“ und war Initiator und Unterhändler des geheimen „Back Channel“ für die Freilassung des israelischen Gefreiten Gilad Shalit im Oktober 2011. Sein Beitrag ist Anfang Mai in der „Jerusalem Post” erschienen und nun auf HAGALIL in deutscher Übersetzung zu lesen. Sehr zuversichtlich ist Baskin allerdings nicht. U.a. schreibt er:
"Lasst uns zur Abwechslung einmal ehrlich sein. Es gibt keine Chance, dass die Regierung von Israel jemals die Herrschaft über die Westbank, den Gazastreifen und Ost-Jerusalem aufgeben wird. Sie haben ein so ausgeklügeltes Herrschaftssystem aufgebaut, wie kann das jemals abgebaut werden? Es wird keinen Staat Palästina geben, solange Israel das zu entscheiden hat."
Der Link zu seinem Essay in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Dass Baskins Pessimismus auch ein empirisches Pendant hat, scheint eine Umfrage zu belegen, derzufolge Israelis und Palästinenser nicht auf eine baldige Konfliktlösung hoffen. Die Mehrheit der Palästinenser und Israelis glaubt nämlich nicht an die Gründung eines palästinensischen Staates innerhalb der nächsten fünf Jahre. Das geht zumindest aus einer aktuellen Meinungsumfrage hervor, die durch die Konrad-Adenauer-Stiftung unterstützt wurde und dessen Ergebnisse ISRAELNETZ zusammenfasst.
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Gute Zehntausend Israelis - die Organisatoren nennen eine dreimal so hohe Zahl - haben am Samstagabend in Tel Aviv für eine Reform des Militärdienstes und eine Einbeziehung der bisher davon befreiten ultraorthodoxen Juden demonstriert. "Ein Volk = eine Wehrpflicht" stand auf den Spruchbändern der Demonstranten. Ihr Protest scheint Wirkung zu zeigen, denn Benjamin Netanjahu hat in der Frage jetzt eine Kehrtwende vollzogen. Angesichts eines drohenden Bruchs seiner Regierungskoalition verkündete Netanjahu, er unterstütze nun doch Pläne, künftig auch ultraorthodoxe Juden zum Wehrdienst heranzuziehen, wie die WELT und die TAZ berichten: "Die 'Trottel' der Nation begehren auf".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ISRAEL INTERN.
In Tel Aviv gehen die Leute freilich auch aus anderen, kaum erfreulicheren Gründen wieder auf die Straße, nämlich aufgrund der extrem steigenden Mieten, die immer mehr für Unmut sorgen. Wie lebt es sich vor diesem Hintergund in dieser attraktiven Stadt am Meer? Drei Einheimische - ein 34jähriger Kunststudent, ein 36jähriger Manager und ein 34jähriger Filmemacher - erzählen dem TAGESSPIEGEL von ihrem Alltag: "Da ist guter Platz teuer".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Das Internationale Olympische Komitee in Lausanne wird von allen Seiten aufgefordert, am 40. Jahrestag des Olympia-Attentats von 1972 in München eine Schweigeminute für die elf ermordeten israelischen Sportler während der bevorstehenden Sommerspiele in London abzuhalten. Bisher lehnte das Komitee dies ab. Die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES und der österreichische KURIER berichten über Hintergründe und den Stand der Diskussion: "Der traurigste Moment".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHALND, EUROPA UND DIE WELT.
Die Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem hat eine Informationstafel über den umstrittenen Papst Pius XII. modifiziert. Vorwürfe, dass sie aufgrund von Druck aus dem Vatikan gehandelt hätten, wiesen die Verantwortlichen zurück. ISRAELNETZ schildert die Motive für die Textüberarbeitung und präsentiert den neuen Text im Wortlaut: "Papst-Information aktualisiert".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Schutzbriefe für Juden gab es in Europa seit Jahrhunderten. Oft ließen sich die Aussteller dafür reichlich bezahlen. Mit Geld allerdings war Adolf Hitler nicht zu überzeugen. Trotzdem ließ auch dieser radikale Antisemit gelegentlich solche Dokumente aufsetzen – freilich nicht gegen Bares, sondern aus persönlichen Gründen. Einen bislang völlig unbekannten Fall hat jetzt die Historikerin Susanne Mauss in der vierteljährlich erscheinende englischsprachigen Zeitschrift "Jewish Voice from Germany" veröffentlicht. Sven Felix Kellerhoff fasst den Fall für die WELT zusammen: "Wie Hitler seinen jüdischen Kompanieschef schützte".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
In den Niederlanden hat der Theatermacher Ilay den Boer Auszeichnungen für seine Stücke bekommen. Er ist nach Brüssel, Zürich, Paris, Lyon eingeladen worden und in Deutschland zeigte er jetzt in Oldenburg, Ludwigsburg, Braunschweig und Essen Teile seines Zyklus, der sich an einen großen Brocken heranwagt: Antisemitismus, Zionismus, Krieg und Nation. Er möchte nach eigenen Aussagen keine vorgefertigte Botschaft transportieren: „Mein einziges Ziel ist, kein Urteil abzugeben“, sagt er. „Ich möchte nur sechs unterschiedliche Perspektiven und Sichtweisen bieten“, das "Publikum durchschütteln" und mit der Frage konfrontieren: Wo beginnt Antisemitismus, wo Nationalismus? Maik Nolte hat den Theatermacher für die TAZ porträtiert und stellt sein Werk näher vor: "Persönlicher Nahostkonflikt".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Schon in der Antike ist Religion oft anders gelebt als gelehrt worden. Eine umfassende Studie zur Familienreligion im Alten Israel zeigte nun, dass bereits vor über 2.500 Jahren die Glaubensvorstellungen der Familien oft von der Theologie der Priester, Propheten und Gelehrten abwich, wie der Studienleiter Rainer Albertz, evangelischer Theologe an der Universität Münster berichtet. Der österreichische STANDARD fasst die Forschungsergebnisse des Theologen zusammen.
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Die Debatte um das Kölner Beschneidungsverbot erhitzt weiter die Gemüter. In der FRANKFURTER RUNDSCHAU sagt der Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani, er könne noch immer "nicht ganz glauben, dass keine 70 Jahre nach der Schoah traditionelles jüdisches Leben in Deutschland wieder kriminalisiert und damit letztlich in die Illegalität getrieben wird." In einem Essay für die BERLINER ZEITUNG macht der Theologe und Mittelalterhistoriker Thomas Lentes darauf aufmerksam, dass das Beschneidungsurteil nicht nur juristische Fragen aufwerfe, sondern auch den Wandel im Verständnis von Körperzeichen und deren Legitimation zum Ausdruck bringe. Vor allem aber betont er, dass die Beschneidung keine "quantité negligable" sei und "auch kein Brauchtum, auch keine einfache rituelle Vorschrift wie das Schächten, das koschere Essen, Bekleidungsformen stehen hier auf dem Spiel. Vielmehr geht es um den Gründungsakt einer Religion selbst sowie der daran zurückgebundenen Grundform ihrer Tradierung. Wie die Weitergabe der Schrift hängt an der Beschneidung die Überlieferung dieser Religion."
Der Religionsphilosoph Thomas Schmidt sieht im Urteil ein Beleg dafür, dass die Nicht-Religiösen zunehmend aggressiver werden. In einem Beitrag für den TAGESSPIEGEL schreibt er: "Religion ist, abgesehen von Kirchtürmen und Moscheen, kaum noch präsent. Die Gesellschaft wird zunehmend säkularer und die Säkularen zunehmend aggressiver". Hinter dem Streit um die Beschneidung stehe mithin eine härter werdende Auseinandersetzung zwischen Säkularisten und Religiösen. U.a. führt er aus:
"Eine Handlung, von der andere Menschen betroffen sind, ist immer nur dann moralisch und rechtlich legitim, wenn die Betroffenen mit guten Gründen zustimmen können. Wo Menschen ohne faktische Zustimmung der Betroffenen entscheiden müssen – wenn etwa Eltern stellvertretend für ihre Kinder handeln –, dürfen wenigstens keine Entscheidungen getroffen werden, die unumkehrbar in die natürliche Ausstattung eingreifen. ... Aber wo liegen die Grenzen dieses Prinzips? Soll als Nächstes die Taufe von Kindern verboten werden? Denn wenn das eigentliche Argument lautet, dass vor allem jene Eingriffe begründungspflichtig sind, die unumkehrbar sind und bleibende Spuren hinterlassen, dann lässt sich fragen, welche Entscheidung, die den Lebenslauf und die Identität eines Menschen maßgeblich bestimmen, von anderen Menschen, von Eltern, Erziehern und Lehrern überhaupt noch getroffen werden darf."
Henryk Broder macht in der WELT einen Vorschlag, wie die nun vorhandende Rechtsunsicherheit, die das Urteil ausgelöst habe, am besten zu beseitigen wäre:
"Man könnte aber auch eine rechtliche Klärung erzwingen, indem ein bis zwei Dutzend jüdische und moslemische Eltern in verschiedenen Landgerichtsbezirken ihre neu geborenen Söhne beschneiden lassen und sich hinterher selbst anzeigen. So ein wenig Zivilcourage passt doch auf jede noch so kleine Vorhaut."
Und weiter schreibt er:
"Gut wäre es auch, Nichtjuden zu mobilisieren. Viele nicht-jüdische Eltern, die ihre Kinder Noah und Elias, Rachel und Sarah, nennen, machen es nicht nur, weil es sich um schöne Namen handelt (jedenfalls schöner als Kevin, Rocco, Chantal und Mandy), sondern weil sie sich mit jenen solidarisieren wollen, die von ihren Eltern und Großeltern im Stich gelassen wurden. Der nächste logische Schritt wäre es, ihre Söhne beschneiden zu lassen, um den letzte Unterschied zu den Juden aufzuheben. Niemand wäre mehr in der Lage, einen beschnittenen christlichen Jungen, der Motti oder Doron heißt, von einem richtigen Juden zu unterscheiden. So etwas wäre auch die praktische Umsetzung der in postnazistischen Widerstandskreisen sehr beliebten Parole "Wehret den Anfängen!" Und zugleich ein Zeichen gegenüber den Moslems, dass sie in Deutschland willkommen sind."
Nachdenklicher zeigt sich wiederum der jüdische Historiker Michael Wolffsohn im Interview mit dem DEUTSCHLANDRADIO: Wie zeitgemäß kann die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen noch sein? U.a. weist er darauf hin:
"Wenn wir uns das religionshistorisch einmal ansehen, ist die Beschneidung Teil oder Symbol einer Entwicklung weg vom Menschenopfer, welches ja oft den Göttern oder auch dem Gott - denken Sie an die Geschichte von Abraham und Isaak - dargebracht worden ist. Das heißt, es sind entwicklungsgeschichtliche Etappen, die wir in dem religiösen Brauchtum finden, und dann stellt sich für uns natürlich die Frage, brauchen wir diesen Abschnitt, diese Distanzierung vom Menschenopfer? Nein, wir brauchen sie nicht mehr. Haben wir andere Verbindungen zu Gott, ob wir ihn Allah nennen, oder Ardonai, oder Elohim, oder wie auch immer, auch zweitrangig. Und daher muss diese Debatte geführt werden."
Alle Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Schätzungsweise 200 der rund 200.000 in der Bundeswehr dienenden Soldaten und Offiziere sind jüdischer Abstammung. Diese jüdischen Patrioten geniessen volle Gleichberechtigung, doch viele von ihnen haben das Gefühl, die Vergangenheit sei ständig präsent. Toby Axelrod beschreibt in der schweizer-jüdischen Wochenzeitung TACHLES die Erfahrungen und Probleme von "Deutschlands jüdischen Patrioten".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Hier wird die weltweit umfassendste Bibliothek und Dokumentensammlung zur deutsch-jüdischen Geschichte verwaltet: Das Leo-Baeck-Insitut in New York. Schon seine Gründerväter waren Legenden: Martin Buber, Max Grunewald, Gershom Scholem und andere Entronnene riefen die Bibliothek des Instituts vor 57 Jahren ins Leben. Angesichts des altersbedingten Rückgangs des überwiegend aus emigrierten Juden bestehenden Spenderkreises und angesichts des Umstands, dass sich die nachfolgende Generation ihrem deutschen Erbe weit weniger verpflichtet fühlt, stellt sich freilich immer mehr die dringliche Frage, wer das Institut in Zukunft finanzieren soll: die deutsche Regierung, deutsche Stiftungen und Unternehmen, die amerikanischen Juden, denen das deutsche Erbe am Herzen liegt oder die wachsende jüdische Gemeinschaft in Deutschland, die sich ihrer Identität versichern will? In einem längeren, informativen und lesenswerten Beitrag für CICERO schildert Huberta von Hutten den schwierigen Stand des einmaligen Instituts: "Deutsch-Jüdisches Gedächtnis bedroht".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Ágnes Heller wurde am 12. Mai 1929 geboren. Nach dem Besuch des Jüdischen Gymnasiums in Budapest studierte sie Philosophie und promovierte bei György Lukács, dessen Assistentin sie später wurde. 1977 wanderte sie nach Australien aus, wo sie von 1978 bis 1983 an der La Trobe Universität in Melbourne lehrte. Mitte der 80er Jahre übernahm sie als Nachfolgerin der namhaften Philosophin Hannah Arendt den Lehrstuhl für Philosophie an der New School for Social Research in New York. Im Interview mit der deutschsprachigen BUDAPESTER ZEITUNG spricht sie über ihr Leben, den jüdischen Glauben, auserwählte Menschen und die gegenwärtige politische Situation in Ungarn: „Wir Philosophen pflegen blöde Fragen zu stellen“
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Die Priesterbruderschaft St. Pius X. wurde 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet, weil er zentrale Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ablehnte. Nachdem er unerlaubt Priester und Bischöfe geweiht hatte, wurde er 1988 exkommuniziert. Papst Johannes Paul II. schuf eine Dialogkommission, Papst Benedikt XVI. machte Zugeständnisse an die Piusbrüder, die derzeit von Bernard Fellay geleitet werden. 2009 wurde auf Anweisung des Papstes die Exkommunikation von vier irregulär geweihten Bischöfen wieder aufgehoben, darunter auch der Holocaust-Leugner Richard Williamson. Die BERLINER ZEITUNG sprach nun mit dem Theologen Otto Hermann Pesch, ausgewiesener Spezialist in Sachen Zweites Vatikanisches Konzil, darüber, was der Papst wohl für Pläne mit den Pius-Brüdern verfolge. Pesch befürchtet einen "windelweichen Kompromiss".
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
Wenige Wochen vor dem 70. Geburtstag von Wolfgang Huber am 12. August liegt die erste Biographie des früheren EKD-Ratsvorsitzenden vor. Verfasst hat sie Philipp Gessler, seines Zeichens Historiker, Katholik und Kirchenjournalist der TAZ. Reinhard Bingener hat die Biographie gelesen und stellt sie in der FAZ näher vor: "Wolfgang Huber - Immer unter Freunden".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)

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