Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
10.05.2023 - Nr. 2030

ACHTUNG:

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Mittwoch, 17. Mai 2023.


Guten Tag!

Nr. 2030 - 10. Mai 2023



"Sollte unser Widerstand scheitern, werde ich Israel verlassen müssen. Ich kann nicht in einem Land über die grossen Herausforderungen der Menschheit schreiben, wenn es dort keinen echten Schutz der Rede- und Meinungsfreiheit gibt. Ich könnte meine Bücher ja heute auch nicht in Moskau oder Teheran schreiben. Und ich werde dies auch nicht in Tel Aviv tun können, wenn die Regierung ihren Willen durchsetzt und Israel in eine Diktatur verwandelt."
In einem längeren, hoch interessanten Gespräch mit der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG analysiert der globale Bestseller-Autor und Historiker Yuval Hariri («Eine kurze Geschichte der Menschheit», «Homo Deus») ausführlich die innenpolitischen Vorgänge in Israel und erläutert sein eigenes politisches Engagment. Bei der Suche nach den Ursachen und Gründen der aktuellen politischen Lage werden dabei immer wieder auch grundsätzliche Aspekte diskutiert, wie etwa auch die Frage, was die Menschen tatsächlich prägt und in Bewegung setzt. Dazu sagt er u.a.:
"Die Historie wird meistens nicht durch harte Fakten in der Realität entschieden, sondern durch die Dinge, die Menschen im Kopf haben, Ideen, Ideologien, es ist die Sicht auf die Realität, die die Realität prägt. Das Problem ist, und das sehen wir in der Geschichte der letzten tausend Jahre immer wieder: Menschen sind oft empfänglich für unsinnige Geschichten. Weshalb haben sich etwa während der Religionskriege im 16. Jahrhundert Katholiken und Protestanten massakriert? Worum ging es bei diesem Konflikt wirklich? Es scheint keine objektive Erklärung zu geben. Es sieht so aus, als hätte ein ganzer Kontinent den Verstand verloren."
Ähnlich blickt er auch auf die angestrebten Umwälzungen in Israel oder aber auch den Krieg Russlands gegen die Ukraine, für die es aus rationaler Perspektive eigentlich keine Gründe gibt. Und gilt es auch für Israel:
"Schauen Sie sich den Konflikt zwischen den Israeli und den Palästinensern an. Es geht nicht um Wirtschaft, es geht auch nicht um Land oder Essen. Es gibt genügend Land, genügend zu essen, es geht um imaginäre Geschichten. Jerusalem ist eigentlich eine normale Stadt mit Häusern, Strassen, Bäumen. Aber wenn Sie Jerusalem durch das Prisma religiöser Mythologie anschauen, sehen Sie überall Engel und Götter und Propheten. In dieser virtuellen Realität können Sie keine Kompromisse mehr eingehen. In einer normalen Stadt könnte man einfach Grenzen ziehen, hier oder da. Aber an dem Ort, an dem Gott die ewige Wahrheit offenbart hat, da gibt es keine Kompromisse. Menschen kämpfen um diese Geschichten, nicht um Steine und Bäume."
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Stichwort 75. Geburtstag Israels: In einem Essay in der TAZ erläutert Klaus Hillenbrand, wie und warum der aktuelle Konflikt, der das Land zu spalten droht, bereits bei seiner Gründung angelegt war. Und ebenfalls in der TAZ erinnert Stephan Grigat, Professor für Theorien und Kritik des Antisemitismus an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, an den israelischen Unabhängigkeitskrieg im Jahre 1948, als die arabischen Staaten nach ihrer Ablehnung des UN-Teilungsplans mit einem Angriffskrieg auf die Gründung Israels reagierten. Am Ende schlägt er dabei auch den Bogen in die Gegenwart und schließt mit dem Fazit ab: "Der Grundgedanke des Zionismus bleibt schon allein aufgrund der Persistenz des Antisemitismus aktuell." In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG erklärt der Historiker und Professor am Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck Noam Zadoff, dass Israel seit seiner Gründung von Konflikten um die eigene Identität geprägt war und plädiert im Blick auf den Streit um die Justizfreform dafür, "Israel eine Verfassung zu geben, die die Spielregeln des politischen Systems und die Rechte seiner Bürger festlegt". Und wer will kann sich dann noch die interessante halbstündige Reportage über "75 Jahre Isral - Gelobtes Land?" ansehen, in der ZDF-Korrespondent Michael Bewerunge fragt, was aus den Träumen der Gründer von einst geworden ist und wie die Menschen heute den jüdischen Traum leben.
Die Links zu den Beiträgen und zum Video in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Was gibt es noch Interessantes aus Israel? Gershon Baskin berichtet für PRESSENZA von einer neuen, jüdisch-arabischen Partei namens "Alle Bürger", die sich vorgenommen hat, Israel an seine Unabhängigkeitserklärung zu erinnern und die Gleichheit aller seiner Bürger zu gewährleisten. Im TAGESSPIEGEL beleuchtet Andrea Nüsse über die neue Machtstellung radikaler Siedler, die die Besatzungspolitik in den besetzten Gebieten bestimmen und durch die aktuellen politischen Verhältnisse begünstigt ihre Annektionspläne weiter vorantreiben. Peter Münch erzählt kopfschüttelnd von den Plänen der ultraorthodoxen Regierungsparteien, "koscheren Strom" zu produzieren, der am Schabbat in die Netze fließen soll. Und für die ZEIT schildert Steffi Hentschke, wie sich die wohlstandstreibende Kraft der High-Tech-Branche durch das innenpolitische Chaos zunehmend bedroht sieht.
Die Links zu alledem in der Rubrik ISRAEL INTERN.

In einem ziemlich langen Interview in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG nimmt der deutsch-jüdische Historiker Michael Wolffsohn zu ziemlich allen politisch aktuellen Aspekten Stellung, die das deutsch-israelische und deutsch-jüdische Verhältnis bestimmen: Vergangenheits- und Gedenkpolitik, Antisemitismus, die Politik der Ampel und von Olaf Scholz in Beziehung zu Israel, der Nahost-Konflikt, die innenpolitsche Lage Israels und vieles mehr. Nahezu durchgängig zeichnet er bei seinen Antworten dabei ein düstres Bild. Angesprochen etwa auf Angela Merkels berühmte Äußerung, Israel sei Teil der "Staatsräson" Deutschlands, sagt Wolffsohn:
"Das ist ein Versprechen, das auf nichts basierte. Wenn die israelischen Überlebenschancen abhingen von der Bundeswehr, dann ade und gute Nacht. Schöne Worte, leere Worte."
Und zur derzeitigen Identitätskrise Israels meint er u.a.:
"Ja, das aschkenasische Alt-Israel mit seinen humanistischen Idealen bäumt sich auf angesichts eines ganz neuen Israel. Es hat mit einem nordafrikanisch, also eher orientalischen Israel die gleichen Probleme wie Westeuropa oder Deutschland mit den Muslimen, die man hier eben auch nicht nur freundlich sieht. Das kann man Rassismus nennen oder wie auch immer. Und mit den Religiösen können die alle auch nichts anfangen. Die jüdischen Religiösen werfen keine Bomben, aber sie haben eine bombige Politik im Sinne der Durchsetzungsfähigkeit."
Wolffsohns nüchtern-skeptischer Blick in Anbetracht des wachsenden Antisemitismus in Deutschland und Europa kulminiert schließlich in seiner Antwort auf die letzte Frage im Interview, ob für ihn der Weggang aus Deutschland nach Israel noch eine Option darstelle:
"... einen alten Baum können Sie nicht verpflanzen. Wenn wir allerdings jünger wären, würden wir uns das überlegen. Meine Frau und ich machen uns Sorgen über die Zukunft unserer Enkel. Aber ich bin nicht larmoyant."
Der Link zum Gespräch in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Seit 2007 setzt sich das European Leadership Network (ELNET) eigenen Aussagen zufolge für eine starke Partnerschaft zwischen europäischen Ländern und dem Staat Israel ein. Zusammen mit Büros in Brüssel, Paris, London, Warschau und Tel Aviv will man eine "europäische, unabhängige und parteiübergreifende Organisation" sein, deren Ziel es ist, "die Beziehungen zu Israel auf der Grundlage gemeinsamer demokratischer Interessen und Werte zu fördern". Ende April und Anfang Mai hat nun ELNET zwei interessante Erhebungen in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse nun vorliegen. Zum wurde in einer ziemlich einzigartigen Studie die Mitglieder von 17 europäischen Parlamenten zu den Beziehungen mit Israel befragt und zum anderen hat man im Blick auf das 75jährige Jubiläum des Staates Israel eine repräsentative Umfrage in Deutschland zu den deutsch-israelischen Beziehungen in Auftrag gegeben.
Links zu Berichten und den Umfrageergebnissen in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.


**********************

In den vergangenen Tagen gedachte man in vielen Staaten des Endes des Zweiten Weltkriegs. Vor diesem Hintergrund unternimmt Christoph Arens in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG einen historischen Rückblick auf die Tage der Kapitulation und Sven Felix Kellerhof erklärt in der WELT, warum die Russen das Kriegsende am 9. Mai feiern: "Nazi-Deutschland musste gleich zweimal kapitulieren".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Auf den Tag genau vor 90 Jahren verbrannten nationalsozialistische Studenten überall in Deutschland die Werke von "undeutschen" Autoren. Vor allem auf die Bücher jüdischer Autoren hatten sie es dabei abgesehen. Auf fürchterliche Weise sollte sich in den nachfolgenden Jahren bestätigen, was Heinrich Heine schon gut 100 Jahre zuvor erkannte: "Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen". Eine Reihe von Beiträgen befassen sich mit der Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933, darunter auch ein Bericht von Susanne Messmer in der TAZ, die eine Ausstellung in Berlin besucht hat, die ein Thema anschneidet, das in diesem Zusammenhang eher wenig im Blickpunkt steht: die tragende Rolle der Studierenden bei der Berliner Bücherverbrennung. Und Cornelia Geißler kehrt in ihrem Beitrag für die BERLINER ZEITUNG u.a. die Leistung von Jürgen Serke hervor, der mit seinem 1977 erschienenen und vor kurem neu aufgelegten und erweitereten Band "Die verbrannten Dichter" einen Gattungsbegriff für eine ganze Literatur schuf: "Bücher als 'Volksfeinde'".
Die Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die Geschichte des Erinnerungsorts Badehaus in Waldram ist vielen Deutschen unbekannt. Nicht so vielen Israelis. Nach 1945 war das Lager Föhrenwald, wie es damals hieß, Zufluchtsort für heimatlose Juden und galt deshalb als die letzte jüdische Siedlung in Mitteleuropa. Bis zu 5.500 Menschen lebten hier unter amerikanischer Militärverwaltung mit eigenen Synagogen, einer jüdischen Polizei, einer jüdischen Hochschule und kulturellen Einrichtungen. Im Lager wurden viele Kinder geboren, die in die ganze Welt gezogen sind. Nun fand ein Treffen mit Zeitzeugen statt, wie Lui Knoll für den BAYRISCHEN RUNDFUNK berichtet: "Bewegendes Treffen mit Zeitzeugen in Israel".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Auf den Seiten der AMADEU ANTONIO STIFTUNG ist ein interessantes Interview mit Lukas Welz zu lesen, dem Vorsitzenden von Amcha Deutschland, dem deutschen Ableger der israelischen Organisation, die sich für Überlebende und Verfolgte der NS-Zeit einsetzt. Im Gespräch geht Welz auf die Rolle der sozialen Isolation für Überlebende ein, thematisiert das Problem der geringen Renten, schildert die Lage der Überlebenden in Israel und wie diese die Situation in Deutschland wahrnehmen. Schließlich geht es auch um die sogenannte Zweite und Dritte Generation der Überlebenden und das Problem der transgenerationellen Weitergabe von Traumata. Dazu sagt er:
"Es gibt Eltern, die ihre Kinder von früh an zu Überlebenden erzogen haben, sie dadurch auch überforderten. Und es gibt wiederum Eltern, die aufgrund der seelischen und gesundheitlichen Folgen der Verfolgung ihrer elterlichen Rolle von Schutz, Geborgenheit und Erziehung nicht nachkommen konnten. Ihre Kinder sind oft von jungen Jahren an in diese elterliche Fürsorgerolle gerutscht, man nennt dies Parentifizierung – mit entsprechenden psychischen Belastungen. Diese transgenerationalen Folgen äußern sich in starken Identitätsfragen, in Ängsten und Belastungen bis hin zu Depressionen, wenn das eigene Leben immer im Schatten der oft schwer traumatisierten Eltern stand. Dadurch entstehen Bedarfe bei vielen Nachkommen, die adressiert werden müssen – und um die kümmert sich Amcha von Beginn an."
Der Link zum Gespräch in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Vom 4. bis 5. Mai 2023 fand an der Kunstuniversität Linz eine Tagung zum Theme "NS-Geschichte im Rinnstein. Comics als Medium der Erinnerung" statt. Zu diesem Anlass beschäftigte sich Karin Kirchmayr in einem Beitrag für den österreichischen STANDARD mit der Frage, warum sich gerade Comics offenbar so gut für die Aufarbeitung und Vermittlung des Holocaust eignen. Dabei geht sie u.a. auf Barabara Yellins Überlebensgeschichte "Aber ich lebe", Madeleine Riffauds Geschichte vom Widerstand in Frankreich "Madeleine, die Widerständige" und Regina Hofers Geschichte über einen ganz normalen SS-Verbrecher "Instekten" näher ein: "Wie Graphic Novels den Holocaust erzählen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

**********************

Antisemitismus ist in Russland kein Problem. So zumindest die offizielle Sicht des Kreml. Und tatsächlich teilte diese Meinung bis vor kurzem sogar die jüdische Gemeinschaft in Russland: laut einer Umfrage des unabhängigen Meinungsforschungsinstituts Lewada-Zentrum gaben 2018 immerhin 80 Prozent der Befragten an, dass das Ausmaß des Antisemitismus im Vergleich zur Sowjetzeit zurückgegangen sei. 2019 erklärte der Präsident des Russischen Jüdischen Kongresses, Juri Kanner, das Problem des Antisemitismus sei für Russland irrelevant. Heute, vier Jahre später, ist Lage und Stimmung völlig anders. Viele haben das Land verlassen oder wollen es tun. Unterdessen wird das Judentum in russischen Propaganda-Talkshows bisweilen mit dem Faschismus gleichgesetzt. In einem Beitrag für den MDR schildert Daria Boll-Palievskaya, gebürtige Moskauerin und promovierte Germanistin, was sich in Russland geändert hat und warum: "Der Antisemitismus nimmt im Ukraine-Krieg zu".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Nun hat er also gesungen. In Hamburg. Umjubelt von 6500 Fans. Roger Waters, Gründungsmitglied von Pink Floyd, notorischer Israelgegner und Antisemit, so zumindest seine Kritiker. "Ein Gericht in Frankfurt hat entschieden, dass ich kein Antisemit bin. Ausgezeichnet", war Waters Stimme auf Englisch kurz vor Beginn des Konzertes vom Band zu hören. Und zugleich, das ließ der 79-jährige sich nicht nehmen, verurteile er Antisemitismus vorbehaltlos und könne gar nicht sagen, wie sehr er sich auf den Auftritt in Frankfurt freue. "Um es klar zu sagen, ich verdamme Antisemitismus", sagte er laut "Hamburger Abendblatt". Unterdessen hat die Stadt Frankfurt und das Land Hessen verzichtet, gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts Frankfurt, das dem Konzert grünes Licht erteilte, Einspruch zu erheben. Mangelnde Erfolgsaussichten, wie die juristischen Berater übereinstimmend bekunden. Im Kommentar für den HESSISCHEN RUNDFUNK legt Sonja Fouraté überzeugend dar, dass es lange im Vorfeld genügend Anlässe gegeben habe, die den Aufsichtrat der Messe hätte hindern können, überhaupt erst einen Vertrag mit Waters abzuschließen - im Herbst 2022, also noch nach den Vorgängen um die documenta und die bereits schwelenden Diskussionen um Waters. Und im Blick auf die Stadtpolitik schreibt sie:
"Dass Frankfurter Stadtpolitiker erst einige Wochen danach in die Diskussionen einstiegen und entgegen aller Warnungen von Rechtsexperten eine Kündigung durchdrückten, legt den Schluss nahe, dass es eben nicht ausschließlich um den Kampf gegen Antisemitismus ging - sondern auch um den Oberbürgermeisterwahlkampf."
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU hat mit dem Antisemitismus-Beauftragten des Bundes, Felix Klein, ein längeres Gespräch geführt, in dem es um linken und rechten Antisemitismus, Israelfeindlichkeit und die Notwendigkeit einer modernen Erinnerungskultur geht. Im Blick auf den Skandal bei der documenta 15 im vergangenen Jahr äußert er die Absicht, bei künftigen Förderbescheiden "entsprechende Passagen zum Thema Antisemitismus und Diskriminierung" aufzunehmen und beklagt in diesem Kontext einen insgesamt "weit verbreiteten israelbezogenen Antisemitismus" in der Kunst- und Kulturszene. Auf das Thema BDS angesprochen, sagt Klein:
"Boykott kann ein legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung sein. Aber beim genaueren Hinsehen erkennt man, dass sich - soweit ich weiß - kein Verantwortlicher der BDS-Bewegung für die Zweistaatenlösung ausspricht. Israel soll ganz klar in allen Bereichen isoliert werden, auch Israelis, die ihre Regierung sehr kritisch sehen. Es geht um Stigmatisierung und eine Kollektivhaftung aller Israelis. BDS richtet großen politischen Schaden an."
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Die Nähe des traditionellen christlichen Judenhasses zum modernen eliminatorischen Antisemitismus bleibt in der deutschen Antisemitismus-Debatte immer noch unterbelichtet, meint Tilman Tarach - und will mit seinem Buch "Teuflische Allmacht. Über die verleugneten christlichen Wurzeln des modernen Antisemitismus und Antizionismus" diese Lücke schließen. Er ruft vergessene Ereignisse in Erinnerung und präsentiert historische Zeugnisse, die Wesen und Wirkmächtigkeit des christlichen Antisemitismus eindrücklich aufzeigen sollen. Nur vor der Hintergrundfolie alter judenfeindlicher Vorstellungen, die bereits im Neuen Testament angelegt sind, konnte seines Erachtens der Vernichtungsantisemitismus der Nationalsozialisten entstehen. Die Politikwissenschaftlerin und Pädagogin Sorya Levin hat das Buch von Tarach gelesen und ihre Eindrücke dankenswerter Weise COMPASS zur Veröffenlichung überlassen: "Teuflische Allmacht".
Mehr dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

**********************

Eine vegane Lebensweise betrifft nicht nur die Ernährung, sondern umfasst das ganze Leben. Hobbys, Moralvorstellungen und das soziale Umfeld werden durch den Veganismus bestimmt. Lässt sich also diese Ernährungsphilosophie als eine Form von Religion bezeichnen? Dieser Frage geht Alice Küng in einem Beitrag für das schweizer Portal RELIGION nach. Küng bejaht diese Frage weitgehend und stützt sich dabei u.a. auf Interviews mit vegan lebenden Menschen: "Ist Veganismus eine Religion?".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Beim jährlichen Treffpunkt der überwiegend ehrenamtlichen Kirchenpädagogen ging es kürzlich um „Kirche und Judentum. Von der Lehre der Verachtung zu einer Theologie des Respekts“. Das Religionspädagogische Institut Loccum hatte als Referentin Professorin Dr. Ursula Rudnick eingeladen, Beauftragte für den Bereich „Kirche und Judentum“ im Haus kirchlicher Dienste der Landeskirche. Im Mittelpunkt der Tagung stand die Frage nach dem Umgang mit vielen Kirchengebäuden, in denen antijüdische Skulpturen zu finden sind. Ein Beitrag auf der Seite der LANDESKIRCHE HANNOVER berichtet über den Verlauf der Tagung: "Wenn Kunst Antisemitismus transportiert".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die großen Kirchen in Deutschland werden sich in den kommenden Jahrzehnten von zahlreichen Gebäuden trennen müssen. Neben Gemeindehäusern werden sie auch Tausende von Kirchen abgeben. Zuletzt hat sich der Austritt von Kirchenmitgliedern deutlich beschleunigt, und so werden die Kirchen nicht mehr in der Lage sein, ihre zahlreichen Gebäude zu unterhalten. Sollen evangelische Gemeinden die dauerhafte Nutzung von Kirchen als Moscheen ermöglichen, wenn sie ihr Gebäude nicht mehr halten können? Mit dieser Frage, die großes Aufregungspotential enthält, befasst sich Alexander Meßmann in einem Beitrag für EVANGELISCH.de: "Kann aus einer Kirche eine Moscheee werden?"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

**********************

Die Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER) will ihren Hauptsitz von London nach München verlegen. Das kündigte sie am Dienstag in der bayerischen Landeshauptstadt an. Dort entsteht ein neues, staatlich gefördertes “Zentrum für jüdisches Leben”. In ihm sollen künftig Rabbiner und Rabbinerfrauen aus ganz Europa aus- und weitergebildet werden. München habe sich mit der Ohel-Jakob-Synagoge und dem Jüdischen Zentrum zuletzt als Anlaufstation jüdischer Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und aus Russland zu einem neuen Kristallisationspunkt für jüdisches Leben in Europa entwickelt, begründete die CER ihre Entscheidung. Unterststützung erhält sie dabei von Ministerpräsident Markus Söder höchstselbst, der für seinen Einsatz und die Sorge um das jüdische Leben zugleich von der CER mit dem „Lord-Jakobivits-Preis“ ausgezeichnet wurde: „In Bayern schlägt das Herz des europäischen Judentums“.
Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

In der WELT erinnert Alan Posener an die vor einem Jahr einsetzende Entwicklung, an deren Ende die Haupt- und Lichtgestalt des Liberalen Judentums in Deutschland sich gezwungen sah, nahezu gänzlich in der Versenkung zu verschwinden: Rabbiner Walter Homolka. Nun habe, so Posener, längst die Post-Homolka-Ära im liberalen Judentum begonnen, was u.a. auch daran ersichtlich werde, dass am 20. April neun progressive jüdische Gemeinden und Gruppierungen einen „Jüdischer Liberal-Egalitärer Verband“ (JLEV) gegründet haben: "Die Spaltung des liberalen Judentums als Chance".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Vor knapp zwei Jahren wurde die Kinderwelt ANOHA des Jüdischen Museums Berlin eröffnet. Es ist bundesweit das einzige Kindermuseum, das explizit die Bezeichnung »jüdisch« im Namen trägt. Die Nachfrage ist so groß, dass vor allem an den Wochenenden alles schnell ausgebucht ist. In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG ist nun ein Interview mit der Leiterin Ane Kleine-Engel (54) zu lesen, bei dem es um das besondere Konzept der Einrichtung geht, die von Kindern mit und ohne Glauben aus aller Welt besucht wird: "Für alle offen - Das bundesweit einzige jüdische Kindermuseum".
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

War da nicht noch was? Richtig! England hat einen neuen König! Und das betrifft auf die eine oder andere Weise auch die nicht kleine jüdische Gemeinschaft im Königreich. Darüber ist in mehreren Beiträgen in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG einiges zu lesen. Etwa wie Oberrabbiner Mirvis, der zu Gast bei den Feierlichkeiten in Westminster Abbey war, die Krönung erlebt hat. Oder aber, dass der neue König Charles III. der jüdischen Gemeinschaft schon seit Jahrzehnten eng verbunden ist. Und im Interview mit Marie van der Zyl, der Präsidentin des Board of Deputies of British Jews, erfährt man mehr über das Verhältnis von Charles’ III. zu den Juden des Landes: "Gebete für den neuen König".
Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

**********************

In Deutschland bieten Kirchengemeinden Menschen Asyl, deren Leben sie in Gefahr sehen, das sogenannte "Kirchenasyl". Damit stellen sie Entscheidungen von Staat und Gerichten infrage. Rettet oder gefährdet das die Demokratie? Darüber ist in CHRISMON ein Streitgespräch zwischen dem ehemaligen Innenminister Thomas de Maizière und der Pfarrerin Stephanie Höhner zu lesen: "Recht oder Barmherzigkeit?"
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Wenige Tage vor dem Muttertag (14. Mai) macht ein Beitrag auf der Seite der KATHOLISCHEN KIRCHE STEIERMARK, Österreich, auf die sehr unterschiedlichen Frauen- und Muttergestalten in der Bibel aufmerksam. Inge Lang schildert dabei, es sei auffällig, dass Frauen schon vor mehreren tausend Jahren vor ähnlichen Fragen wie heute gestanden hätten und die Bibel kein einheitliches Bild der Mutter zeichne: "Mutterfiguren in der Bibel".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

**********************

Die israelische Soziologin Eva Illouz hat ein Buch über die Bedeutung von Emotionen in der Politik geschrieben und arbeitet heraus, wie Rechtspopulisten bestimmte Gefühle instrumentalisieren. Und sie tut dies natürlich am Beispiel des Populismus in ihrer Heimat Israel. Befördert die Netanjahu-Regierung „undemokratische Emotionen“? Oder ist die Israel-Kritik ihrerseits populistisch? Marko Martin hat ihr Buch "Undemokratische Emotionen: Das Beispiel Israel" für DIE WELT gelesen: „Der jüdische Universalismus muss wiederbelebt werden“.
Der Link zu seinem Rezensionsessay in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

**********************

Ein halbes Dutzend empfehlenswerter Dokumentationen und Reportagen gibt es heute Abend im TV. Darunter eine deutsch-israelische Komödie, einen Talk mit dem israelischen Historiker Tom Segev, eine Reportage über die israelische Kulturszene sowie eine Dokumentation über einen Neo-Nazi-Aussteiger.
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



Abo-Hinweis

 Die Information, in welchem externen Medium Sie den vollständigen Text kostenfrei lesen können sowie einen Link dorthin ist angemeldeten Abonnenten vorbehalten!
Sie möchten die Information über die Fundstelle inkl. Quellenangabe und Link zum Artikel sehen und nutzen, um den angegebenen Artikel zu lesen?
Dann abonnieren Sie unsere Seiten oder testen Sie uns vorab mit einem kostenfreien Schnupper-Abonnement!
Abo bestellen

Sie sind bereits Abonnent?
Dann melden Sie sich bitte erst mit Ihrem Benutzernamen und Passwort an, um die Fundstelle inkl. Quellenangabe und Link sehen und nutzen zu können!

Anmeldung