Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
09.02.2017 - Nr. 1694

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Montag, 13. Februar 2017.


Guten Tag!

Nr. 1694 - 09. Februar 2017



Israels Parlament hat entgegen aller Warnungen und Proteste im Vorfeld ein umstrittenes Gesetz verabschiedet, mit dem wilde Siedlungen auf Palästinensergebiet legalisiert werden. Von allen Seiten hagelt es nun Kritik, das Gesetz wird vielfach als endgültiger Abschied von der Zwei-Staaten-Lösung betrachtet. Darüber hinaus verstoße das Gesetz "gegen Grundprinzipien des demokratischen Staates Israel", meint Torsten Teichmann in seinem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO. Und an gleicher Stelle schildert im Interview die Büroleiterin der Böll-Stiftung in Ramallah, Bettina Marx, wie sehr das Gesetz die Palästinenser verbittern und resignieren lässt. Marx schloss auch eine neue Eskalation nicht aus: "Die Verlierer stehen bereits fest".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

"2000 Jahre haben wir auf diese Stunde gewartet - und nun ist es geschehen": Mit diesen Worten begann David Ben-Gurion am Nachmittag des 14. Mai 1948 seine Rede zur Gründung des Staats Israel. Über dem ersten israelischen Ministerpräsident hängt ein Porträt von Theodor Herzl, Begründer des politischen Zionismus. Bei der Versammlung zur Unabhängigkeitserklärung war Rudi Weissenstein als einziger Fotograf akkreditiert, sein Foto machte ihn berühmt. Aber auch darüber hinaus war Weissenstein einer der größten Fotografen des jüdischen Staates. Er dokumentierte das Alltagsleben in Palästina, die Geburt Israels, Hoffnung und Konflikte, wie nun ein eindrucksvoller Bildband deutlich macht. Marc von Lüpke porträtiert im SPIEGEL den Fotografen und gibt einige seiner Fotos zum Besten: "Chronist des Neubeginns".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Zwei Filme, die auf eindrucksvolle Weise Geschichte und Gegenwart Israels zeigen: In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG stellt Patrick Straumann den Dokumentarfilm "Rabin, the Last Day" vor. Gedreht hat hin Amos Gitai, einer der großen Filmschaffenden Israels. Gitai rekonstruiert in seinem Film die Umstände der Ermordung des früheren israelischen Premierministers Yitzhak Rabin und widmet sich damit einem Wendepunkt der nationalen Geschichte: "Die Geschichte als Albtraum".
Und in der FRANKFURTER RUNDSCHAU stellt Inge Günther den Film "In Between" vor, der die Geschichte einer Frauen-WG in Tel Aviv erzählt, wo die attraktive junge Anwältin Laila, die flippige Salma, die einen Nasenring trägt und sich mit Jobs als Musiklehrerin und Barfrau durchschlägt, gemeinsam mit der frommen Nour, einer IT-STudentin mit Kopftuch zusammenleben. Der Film, der an kulturelle, religiöse und sexuellen Tabus rührt, macht in Israel derzeit Furore und wurde auf dem Filmfestival in Haifa bereits als bester Debütfilm ausgezeichnet: "Nicht gerade für eine WG geschaffen".
Die Links zu den beiden Filmvorstellungen in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Letzte Woche erschien im COMPASS ein Online-Extra-Text von Martin Kloke, in dem der verantwortliche Redakteur für die Fächer Ethik, Philosophie und Religion im Cornelsen Schulbuch-Verlag eindrucksvoll darlegte, wie die Darstellung von Juden, Judentum und Israel in deutschen Schulbüchern sich während der letzten Jahrzehnte gewandelt hat. Eine Kurzfassung seines Beitrages, der ursprünglich im "Themenheft" des Deutschen Koordinierungsrates erschien, ist nun im TAGESSPIEGEL zu lesen: "Ein neues Bild vom jüdischen Leben – und von Israel".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

**********************

In der WELT vergleicht Sven Felix Kellerhoff zwei Machtwechsel mit scheinbaren Parallelen: Hitler startete mit Notverordnungen und beschimpfte Kritiker in Reden, Trump erlässt Dekrete und holzt auf Twitter. Warum dennoch die Unterschiede zwischen den beiden überwiegen, legt er in seinem Beitrag dar: „Maßlose Beschimpfungen in unbeschreiblicher Dürftigkeit“
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Seit 30 Jahren kümmert sich die Hilfsorganisation „Amcha“ um Holocaust-Überlebende in Israel, aber nicht nur dort. Die Überlebenden kommen zur Therapie oder schlicht zum Zeitvertreib. Inzwischen befasst sich die Organisation allerdings auch mit der jüngeren Generationen, weiß Pola Sarah Nathusius in ihrer Reportage für ISRAELNETZ zu berichten: „Das hier ist mein zweites Zuhause“
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der französische Historiker Johann Chapoutot hat ein sprachlich wie inhaltlich faszinierendes Buch über die Grundlagen der nationalsozialistischen Weltanschauung vorgelegt, eine Ideen-und Ideologiegeschichte des Nationalsozialismus mit Rückgriffen und -blicken bis ins ausgehende 19. Jahrhundert und stützt sich dabei auf einen überwältigenden Quellenkorpus. "Das Gesetz des Blutes: Von der NS-Weltanschauung zum Vernichtungskrieg" lautet der Titel des Buches, das Soraya Levin für COMPASS gelesen hat.
Ihre Rezension in der Rubrik VERGANGENHEIT...

**********************

Kollegah, einer der erfolgreichsten Vertreter der deutschen Rap-Szene, sollte im Juni im Rahmen einer Rap-Nacht beim Hessentag auftreten, einer zehntägigen Veranstaltung mit zahlreichen Konzerten. Die Aufregung um den Auftritt, der von Beginn an umstritten war, gipfelte in einem offenen Brief, mit dem sich der Zentralrat der Juden in Deutschland und weitere jüdische Verbände an die Stadt Rüsselsheim wandten. Der Vorwurf: Kollegah propagiere in seinen Songs "Antisemitismus, Homophobie und Gewalt gegen Frauen". Die Rap-Nacht wurde abgesagt (siehe Compass 06.02.2017). Heute sind drei sehr lesenswerte Beiträge erschienen - im SPIEGEL, der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG sowie der Platform TICHYS EINBLICK, die sich mit dem Fall näher und grundsätzlich beschäfigen - und das heißt mit der deutschen Rap- und Hip-Hop-Szene insgesamt sowie deren antisemitischer, aber auch frauenfeindlicher Elemente: "Man wird ja wohl noch rappen dürfen..."
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der Druide Burgos - bürgerlich Burkhard B.: ein alter Herr mit Rauschebart und Umhang, unterwegs auf Mittelaltermärkten. Er ist harmlos. Denkt man. Aber der esoterische Mann im Keltenkostüm wurde inzwischen verhaftet. Bei einer Razzia in der vergangenen Woche in seinem Umfeld wurden Waffen und Sprengstoff gefunden. Der Gruppe wird vorgeworfen, Anschläge auf Polizisten, Juden und Muslime geplant zu haben. Ein Beitrag auf den Seiten des MITTELDEUTSCHEN RUNDFUNKS beleuchtet die Hintergründe etwas genauer: "Der antisemitische Druide – Spurensuche in Sachsen-Anhalt"
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

**********************

Viele Filme auf der soeben eröffneten Berlinale beschäftigen sich einmal mehr mit Lebens- und Sinnfragen und zeigen Religiöses. Mit welchem Fokus sie das tun, daraus lässt sich einiges ablesen über das Verhältnis von Religion und Gesellschaft, meint Kirsten Dietrich und gibt einen kurzen Überblick für DEUTSCHLANDRADIO: "Sinn im Film".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Ist Martin Luthers Reformation vor 500 Jahren ein einzigartiges Ereignis oder haben sich auch andere Religionen reformiert? Der Bochumer Wissenschaftler Volkhard Krech erklärt im Interview mit dem WDR, warum sich jede bis heute existierende Religion mehrfach reformiert hat - und warnt vor Pauschalurteilen: "Phänomen 'Reformation' in allen Weltreligionen"
Der Link zum Interview in der Rubrik Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Janusz Korczak war ein jüdischer Arzt, Schriftsteller und sehr fortschrittlicher Pädagoge aus Warschau, der zusammen mit den Kindern seines Waisenhauses im Konzentrationslager Treblinka 1942 ermordet wurde. Ihm zu Ehren gründete vor sieben Jahren Eva Haller, damals knapp 60 Jahre alt, zusammen mit ihrem Kollegen Stanislav Skibinski die "Europäische Janusz-Korczak-Akademie" als gemeinnützige jüdische Bildungseinrichtung in München. Wie und warum konsequenterweise das Janusz-Korczak-Haus mittlerweile ein Treffpunkt für die Weltreligionen der Stadt, für Christen, Muslime, Jesiden, Alewiten und natürlich Juden, geworden ist, schildert Elisa Holz in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: "Man muss miteinander sprechen"
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der Exodus von Christen aus dem Nahen Osten nehme dramatische Ausmaße an und bedrohe die Existenz christlicher Kirchen im Orient insgesamt, sagte der katholische Theologe Dirk Ansorge, Dogmatik-Professor an der Jesuiten-Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt und Mitglied der Arbeitsgruppe "Christen im Nahen Osten" der Deutschen Bischofskonferenz, im Interview mit dem DEUTSCHLANDRADIO - und benennt Ursachen und Gründe, aber auch die politischen und religiösen Fallstricke, die bei diesem Thema reichlich vorhanden sind: "Pluralität geht verloren"
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

**********************

Dmitrij Belkin kam 1993 als „Kontingentflüchtling“ nach Deutschland. Er ist Historiker und arbeitet inzwischen als Referent beim Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk, wo er vor allem jüdische Stipendiaten aus Osteuropa betreut. Im letzten Jahr legte er sein vielfach gelobtes Buch "Germanija" vor, in dem er erzählt „Wie ich in Deutschland jüdisch und erwachsen wurde“. Martin Krauss hat ihn nun für die TAZ besucht und porträtiert: "Wie funktioniert Germanija?".
Der Link zum Porträt in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Tu Bischwat ist das Neujahrsfest der Bäume, welches auf das Ende der Regenzeit fällt: in die Mitte des Monats Schwat. In diesem Jahr fällt Tu Bischwat auf den kommenden Schabbat, den 11. Februar. In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG beschreibt der Franfurter Rabbiner Andrew Aryeh Steiman, inwiefern dieses Fest dazu einlädt, über die Natur, die Tradition, aber auch uns selbst viel zu lernen: "Fest verwurzelt".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Der Schabbat ist Segen für die Menschen und die Welt. Als siebter Tag der Schöpfung erlaubt er innezuhalten, sich Gott und den Menschen zuzuwenden und im wöchentlich wiederkehrenden Feiertag einen Segen für Natur und Gesellschaft zu erkennen. Segenssprüche rhythmisieren diesen Tag. Damit steht Immaterielles über der materiellen Ausgestaltung und ist wichtiger als soziale und kulturelle Unterschiede. Gaby Knoch-Mund blickt für die SCHWEIZERISCHE KIRCHENZEITUNG aus jüdischer Perspektive auf die gesellschaftliche Kohärenz und spirituelle Dimension des Schabbat. Dr. Gaby Knoch-Mund ist stellvertretende Direktorin der Burgerbibliothek Bern und unterrichtet an der Universität Bern. Von 2010 bis 2015 leitete sie das Jüdische Museum der Schweiz: "Der Schabbat - ein Segen"
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

**********************

Der wahre Glaube ist in Gefahr. Davon ist ein italienischer Verlag überzeugt und will Klarheit schaffen: mit einem "Wörterbuch des gefährlichen Denkens", in dem Autoren gelistet sind und behandelt werden, von denen aufrechte Katholiken besser die Finger lassen sollten. Der Verlag gehört zu einem Netz, das - unausgesprochen - in Opposition zu Papst Franziskus steht, erläutert Thomas Migge in einer Reportage für DEUTSCHLANDRADIO: "Was Katholiken nicht lesen sollten".
Der Link daz in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Am heutigen Donnerstag beginnt in Stuttgart eine ökumenische Bibeltagung, die einer der Höhepunkte im Reformationsjahr sein soll. Zu diesem Anlass sollen die beiden neuen Bibelübersetzungen der Katholiken und Protestanten analysiert, verglichen und - vor allem - gegenseitig wertgeschätzt werden. Doch warum gibt es in Zeiten ökumenischer Aufbrüche überhaupt noch zwei verschiedene Übersetzungen? Über diese Frage sprach KATHOLISCH.de mit der Direktorin des Bibelwerks, Katrin Brockmöller: "Warum nicht eine gemeinsame Bibel?"
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

**********************

"Solche Bücher braucht die chaotische, ideologisch aufgeheizte und heillos unterinformierte Debatte", meint Dirk Pilz in der FRANKFURTER RUNDSCHAU, der das neue Buch des katholischen Theologe Klaus von Stosch über die „Herausforderung Islam“ geschrieben hat: "Die Formen des Schönen".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



Abo-Hinweis

 Die Information, in welchem externen Medium Sie den vollständigen Text kostenfrei lesen können sowie einen Link dorthin ist angemeldeten Abonnenten vorbehalten!
Sie möchten die Information über die Fundstelle inkl. Quellenangabe und Link zum Artikel sehen und nutzen, um den angegebenen Artikel zu lesen?
Dann abonnieren Sie unsere Seiten oder testen Sie uns vorab mit einem kostenfreien Schnupper-Abonnement!
Abo bestellen

Sie sind bereits Abonnent?
Dann melden Sie sich bitte erst mit Ihrem Benutzernamen und Passwort an, um die Fundstelle inkl. Quellenangabe und Link sehen und nutzen zu können!

Anmeldung