Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
28.11.2016 - Nr. 1684

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Donnerstag, 01. Dezember 2016.


Guten Tag!

Nr. 1684 - 28. November 2016



Die verheerenden Waldbrände in Israel sind gelöscht - ihre Folgen katastrophal: Hunderte von Häusern zerstört, Hunderte Menschen verletzt. Die Glut ist noch nicht abgekühlt, da ist der politische Streit um die Ursachen bereits entbrannt. Israels Premier Netanjahu spricht bereits von Terror, unter Verdacht stehen die Palästinenser. Allerdings wird an den ultrarechten Verschwörungstheorien auch Kritik laut, wie den Berichten u.a. in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG, der WELT, TAGESSPIEGEL und FRANKFURTER RUNDSCHAU zu entnehmen ist. Alex Feuerherdt wiederum hat mit besonderer Aufmerksamkeit die Reaktionen in den sozialen Netzwerken verfolgt, wo sich, wie er für MENA WATCH berichtet, "Hunderttausende über die Katastrophe" freuen: "Israel nach Feuerwalze zwischen Hoffnung und Hass".
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Der israelische Politologe Zeev Sternhell wurde 1935 in Polen geboren. Sternhell ist einer der bedeutendsten israelischen Politikwissenschaftler. Als einer der wenigen Überlebenden der Schoa in seiner Familie emigrierte er 1951 nach Israel, wo er später als Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem lehrte. Sternhell zählt zu den weltweit renommiertesten Faschismusforschern und erhielt 2008 den Israel-Preis. Er engagiert sich seit langer Zeit in der israelischen Friedensbewegung. 2008 wurde er vor seinem Haus bei einem Bombenattentat, das mutmaßlich durch einen radikalen Siedler ausgeübt wurde, verletzt. Die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG sprach mit ihm über die Entwicklung in Europa, die Gefahr eines neuen Faschismus und die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten: »Die Juden müssen sehr aufpassen«
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Wer waren die wichtigsten Helfer der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg? Die Panzer? Die Luftwaffe? Nein, es waren Pferde, meint Berthold Seewald in seinem Beitrag für die WELT und nennt zu Beginn auch die eindrucksvollen Zahlen: "Am 30. Juni 1939 verfügte die Wehrmacht über 170.488 Pferde. Bis zum Überfall auf Polen am 1. September wurden weitere 393.000 Pferde mobilisiert. Und das war erst der Anfang. Bis zum Ende des Krieges taten etwa 2,75 Millionen „Einhufer“ in der Wehrmacht Dienst".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die katholische Kirche und der Faschismus - dieses heikle Verhältnis erforschte der US-Historiker David Kertzer im Vatikan, wo er auf bislang nicht zugängliche Dokumente zurückgreifen konnte. Seine Ergebnissse liegen nun in dem Buch "Der erste Stellvertreter. Papst Pius XI. und der geheime Pakt mit dem Faschismus" vor. Sein klares Fazit: Für die Macht opferte Papst Pius XI. christliche Werte, unter Pius XII. kam es noch schlimmer. Der SPIEGEL druckt ein Interview mit ihm ab, das zuvor in der Zeitschrift "Christ in der Gegenwart" erschienen war: "Der Papst hat moralisch versagt".
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Im Jahre 2015 wurde das sogenannte "Kompetenzzentrum" unter Trägerschaft der Zentralen Wohlfahrtsstelle (ZWST) der Juden in Deutschland ins Leben gerufen worden. Es ist im Wesentlichen in drei Bereichen aktiv: in der politischen Bildung, der Stärkung der jüdischen Gemeinschaft und in der Beratung von Personen, die von Diskriminierung betroffen sind. Kürzlich fand nun in Berlin ein von der ZWST organisiertes Fachsymposium statt, bei dem es um den Umgang mit Antisemitismus ging. Für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG war Maria Ugoljew mit dabei: "Ach was, du bist Jude?"
Der Link zum Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Marc Grünbaum ist seit Juli der neue Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt. Er ist im Vorstand schon länger zuständig für frühkindliche Erziehung und Jugend. Der 46-jährige Rechtsanwalt ist außerdem Präsident des Oberen Schieds- und Verwaltungsgerichts beim Zentralrat der Juden in Deutschland. Die FRANKFURTER RUNDSCHAU sprach mit ihm über den wachsenden Rechtspopulismus, die Erinnerungsarbeit, Antisemitismus und die AfD. Auf die Frage, ob er den erstarkten Rechtspopulismus im alltäglichen Leben spüre, antwortet er:
"Ja, wir spüren das. Wir brauchen uns in Frankfurt keinen Honig ums Maul schmieren zu lassen. Kurz vor dem 9. November wurde in Rödelheim das Mahnmal für die ehemalige Synagoge beschmiert und beschmutzt. Im Sommer, daran möchte ich erinnern, gab es antisemitische Schmierereien auf dem Fußballfeld im Ostpark. Auch Frankfurt ist nicht frei von antisemitischen Vorfällen. Es gab im Sommer eine Hakenkreuzschmiererei am jüdischen Altenzentrum. Ja, wir spüren das, nicht unbedingt im Alltag, aber es ist dennoch immer mehr Thema."
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der Sozialphilosoph Hans Joas kritisiert im Interview mit dem DEUTSCHLANDRADIO den Umgang mit rechtspopulistischen Strömungen - und schließt bei seiner Kritik auch die Kirchen mit ein. Wer Protestrufe zum Schweigen bringen wolle, "verstärkt die Entfremdung zwischen einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung und dem deutschen Parlament", sagte Joas. Auch die Kirchen müssten "unterschiedliche politische Auffassungen zulassen", so sein Plädoyer: "Hören wir den Protestrufen aufmerksam zu!"
Der Link zum Interview in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS.

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Im Pariser Krankenhaus Hotel Dieu halten seit Neuestem Philosophinnen und Philosophen Vorträge über Krankheit und Leid. Die frei zugänglichen Veranstaltungen des "kooperativen Lehrstuhls für Philosophie" thematisieren metaphysische und ethische Fragen der Medizin. Schon jetzt verändern die vermeintlich abstrakten Ideen den Krankenhausalltag, berichtet Margit Hillmann für DEUTSCHLANDRADIO: "Was an uns nagt".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück greift noch einmal den Streit auf, der sich um das Ablegen der Kreuze durch die Bischöfe Bedford-Strohm und Marx bei ihrem Besuch des Tempelbergs in Jerusalem entfacht hat. Tück setzt sich in seinem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG mit den Stimmen der Kritiker wie auch Befürworter auseinander, konzediert den Bischöfen eine gewisse lobenswerte Sensiblität, bleibt aber insgesamt kritisch:
"Die kirchlichen Würdenträger haben sich durch das Ablegen des Pektorale – des Brustkreuzes – symbolisch selbst amputiert. Wären Reinhard Marx und Heinrich Bedford-Strohm inkognito und in Zivil gegangen, niemand hätte Einspruch erhoben. Auch hätten sie in dem Augenblick, als sie die Tempelbehörde zum Ablegen des Kreuzes aufforderte, «Nein, danke!» sagen und umkehren können. Dass sie dies nicht getan haben, ist ihr Fehler gewesen."
Dementsprechend deutlich lautet sein Fazit:
"Wie stellt sich die bischöfliche Geste aus der Sicht orientalischer Christen dar? Diese bitten immer wieder um Unterstützung aus dem Westen, um im Irak, in Syrien und anderen islamischen Staaten ihren bedrohten Glauben leben zu können. Das Ablegen des Kreuzes – muss es ihnen nicht als trauriger Akt einer Selbstabdankung erschienen sein? Und der nachträgliche Hinweis auf den «Respekt vor den Gastgebern» – reicht er aus, um in den Augen christlicher Märtyrerfamilien bestehen zu können? Es bleibt ein Unbehagen. Es fehlt etwas. Sichtbar."
Der Link zum Essay in der Rubruk INTERRELIGIÖSE WELT.

Sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche in Deutschland haben sich inzwischen mehr oder weniger deutlich und offiziell von der Judenmission verabschiedet. Was das für das jüdisch-christliche Verhältnis bedeutet, hat Brigitte Jünger im Gespräch mit Rabbiner und Theologen versucht zu eruieren. Ihre Eindrücke hat sie für DEUTSCHLANDRADIO zusammengetragen: "Endlich eine echte christlich-jüdische Partnerschaft?"
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Seit 25 Jahren lädt das Jewish Welcome Service Juden mit Wiener Wurzeln in die Bundeshauptstadt ein. Auch dieses Jahr sind es gut 30 Gäste, die aus den USA, Großbritannien, Israel, Norwegen und Argentinien angereist sind. Gleichwohl ist es die erste Besuchsveranstaltung, an der nur Angehörige der zweiten Generation Holocaust-Überlebender teilnehmen. Das hat schlicht demografische Gründe: Viele Überlebende sind mittlerweile verstorben, aber ihre Kinder und Kindeskinder beginnen nun ihre Wurzeln zu erforschen, berichtet Petra Stuiber in ihrem Beitrag für den österreichischen STANDARD: "Familienaufstellung in Wien".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Junge Juden wollen sich nicht mehr nur über den Holocaust definieren. Das sei „trostlos“ und damit müsse "auch mal gut sein". So schrieb es kürzlich Rina Soloveitchik in ihrem engagierten Essay in der ZEIT (siehe Compass 24.11.2016). Ihr antwortet nun in der WELT Filipp Piatov - und sieht das ganz anders: "Man kann deutsches Judentum nicht verhipstern". Denn es gehe doch beides: An Schoah und Antisemitismus erinnern – und selbstbewusster, lebensfroher Bürger sein. So betont er:
"Man wird nicht zum Verfolgten, wenn man aus der Verfolgung lernt und ihr gedenkt. Nein, wir sollten es würdigen, dass Juden den Spagat schaffen, die Erinnerung an den Holocaust aufrechtzuerhalten und dabei selbstbewusste und bestens integrierte Bürger zu sein."
Der Link zu seinem Essay in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Rabbiner sollen in jüdischen Gemeinden das Wissen der Thora vermitteln, bei kniffligen Glaubensfragen helfen und Streit schlichten. Was aber, wenn die nächste jüdische Gemeinde weit entfernt ist? Ein Internetprojekt namens "Frag den Rabbiner" soll dann helfen. Samuel Acker stellt es für DEUTSCHLANDRADIO näher vor: "Rabbi 2.0"
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Siebenmal musste Reporterin Nadine Wojcik für DEUTSCHLANDRADIO nach Polen reisen, bis sie endlich eine junge Frau traf, die bereit war darüber zu sprechen, dass sie davon überzeugt war, vom Teufel gequält zu werden und sich verschiedenen Exorzisten anvertraute. Denn Teufelsaustreibungen sind in Polen durchaus üblich, ja, sie boomen sogar: "Auf Teufel komm raus".
Der Link zur Reportage in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Jüdische Polen durchlitten zur Zeit des Zweiten Weltkriegs - und auch danach - Angst und Verfolgung. Die drei Erzählungen des polnisch-jüdischen Schriftstellers Henryk Grynberg, unter dem Titel "Der Sieg" erschienen, geben davon ein eindrückliches Zeugnis ab. Grynberg hinterfragt dabei auch das Selbstbild Polens als tolerante Nation, wie Martin Sander in seiner Rezension für DEUTSCHLANDRADIO betont: "Flucht, Vernichtung und Verstellung".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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