Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
06.05.2016 - Nr. 1640

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Nr. 1640 - 06. Mai 2016



Am gestrigen Yom HaShoah gedachte Israel der der Opfer des Holocaust. Wie jedes Jahr war am Vormittag für zwei Gedenk-Minuten das öffentliche Leben in Israel wie erstarrt, um schweigend der sechs Millionen Opfer des Nastionalsozialismus zu gedenken, wie u.a. der österreichische STANDARD, die WELT und die JÜDISCHE ALLEMEINE WOCHENZEITUNG berichten. In diesem Jahr aber sorgte vor allem eine ungewöhnliche Rede während der Gedenkzeremonie in einem Kibbutz nahe Netanja für Aufsehen, wie Sophie Albers Ben Chamo für den STERN schildert:
"Yair Golan, der stellvertretende Generalstabschef der israelischen Armee (IDF) fand klare Worte für die Situation im Heiligen Land. Er sehe heute in Israel ähnliche Vorgänge wie in Europa vor dem Holocaust, zitiert die israelische Tageszeitung "Haaretz" aus seiner Rede. Das Gedenken an die Shoa müsse uns 'besonders zum Nachdenken bringen über die Verantwortung von Anführern, die Qualität der Gesellschaft', und es müsse zum fundamentalen Nachdenken darüber führen, 'wie wir - hier und heute - den Fremden, das Waisenkind und die Witwe behandeln'".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG macht sich Ulrich Schmid über Palästinenserpräsident Abbas einige Gedanken, dessen groß angekündigte Absicht einer politischen Neuordnung zwar völlig zum Erliegen gekommen sei, der aber gleichwohl immer noch an der Spitze der Palästinenser stehe: "Abbas, der Überlebenskünstler".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Auch das gibt es in Israels erster Fußball-Liga: ein arabischer Club, in dem arabische und jüdische Israelis gemeinsam Fußball spielen. Eigentlich könnte dieser Club ein großes Symbol für die friedliche Koexistenz von Juden und Arabern sein. Aber die nationalistische Stimmung in Israel, so Benjamin Hammer in seiner Reportage für DEUTSCHLANDRADIO, überträgt sich immer mehr aufs Spielfeld: "Nationalistische Anfeindungen gegen arabischen Klub".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Wer es nicht weiß, staunt: In Israel gibt es auch heute noch mindestens zehn Publikationen auf Deutsch, darunter eine Monatszeitung und neun Zeitschriften, Mitteilungsblätter und Jahrbücher. Rechnet man noch mehrere Internetseiten, eine Fernsehsendung in der Muttersprache der Jeckes sowie die jiddischen Medien hinzu, ergibt das eine beeindruckend Vielzahl von Medien, die just mit der Sprache umgehen, die eigentlich das Image hat, eine "Sprache der Mörder" zu sein. Björn Akstinat porträtiert für die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES die beeindruckende Szenerie der deutschsprachigen Medien in Israel: "Kulturelle Brücken zwischen Israel und Europa".
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Mit seinem politischen Theater der 1920er Jahre und mit der Aufarbeitung der deutschen NS-Vergangenheit Anfang der 1960er Jahre hat der in der Nähe von Wetzlar geborene Regisseur Erwin Piscator bedeutende politische und theaterhistorische Akzente gesetzt. Mit einer Ausstellung anlässlich des 50. Todestages erinnert jetzt die Freie Volksbühne Berlin an das engagierte Zeittheater Piscators. Eric Dorn hat sich die Ausstellung für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST angesehen: "Theater gegen das Vergessen und Verdrängen".
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Schon vor mehr als 15 Jahren hat die Lufthansa den Wirtschaftshistoriker Lutz Budrass damit beauftragt, eine Studie über NS-Zwangsarbeit im Unternehmen zu verfassen. Pikanter Weise wurden seine Forschungsergebnisse nie wirklich publiziert, sondern allenfalls auf Anfrage verschickt. Jetzt ist Budrass der Geduldsfaden gerissen und er hat auf eigene Faust ein Buch zur Vergangenheit der Lufthansa geschrieben. Sarah Hofmann stellt es für DEUTSCHLANDRADIO näher vor: "Empörung über die fehlende Aufklärung".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Auch heute wieder gibt es eine Reihe von Beiträgen, die sich mit Großbritanniens Linker und ihrem Antisemitismus-Problem auseinandersetzen (siehe auch: Compass 03.05.2016). In der WELT schildert Stefanie Bolzen die Stimmung in der jüdischen Gemeinde, wo Unmut und Willen zur Auswanderung wachsen. Und in der FAZ meldet sich der Historiker und Direktor des Simon-Dubnow-Instituts in Leipzig, Raphael Gross, zu Wort, der als ehemaliger Direktor u.a. des Leo-Baeck-Instituts in Londen die englische Szene gut kennt. Er geht u.a. der Frage nach, warum Teile der britischen Linken insbesondere den Holocaust herunterspielen: "Die Labour Party und der Antisemitismus".
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

In rechten Medien macht immer wieder die Zahl von 7500 Deutschen die Runde, die angeblich von Ausländern ermordet worden seien. Braune Propagandisten wie etwa Manfred Kleine-Hartlage bedienen sich dieser Behauptung in fast jeder öffentlichen Rede. Danijel Majic zeigt in der FRANKFURTER RUNDSCHAU auf, dass diese Zahl auf der Milchmädchenrechnung eines rechten Blogs beruht: "Die fiktiven Märtyrer der Neuen Rechen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS/RECHTSRADIKALISMUS.

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Christliche Kirchen und Gemeinden spielen in vielen Fällen und auf breiter Front eine wesentliche Rolle bei der Betreuung, Hilfe und Integration der überwiegend muslimischen Flüchtlinge, die in den letzten Jahren nach Deutschland gekommen sind. Wird dabei eigentlich auch versucht, die muslimischen Neuankömmlinge zu missionieren? Zumindest die Amtskirchen sind beim Thema Missionierung von Flüchtlingen skeptisch. Mitarbeitern kirchlicher Hilfsorganisationen ist die Verbreitung religiöser Botschaften sogar oft ausdrücklich untersagt. Anders sieht es bei den evangelikalen Freikirchen aus, wo weit weniger Zurückhaltung geübt wird, wie Johannes Reichart und Christina Hertel in ihrer Reportage für den BAYRISCHEN RUNDFUNKG darlegen: "Der Kampf um die Flüchtlingsseelen".
Der Link zur Reportage in der Rubrik INTERRELIIGÖSE WELT.

Juden und Muslime – für uns inst das heute ein scheinbar kompliziertes und konfliktbeladenes Verhältnis, das aber die viel ältere gemeinsame Geschichte der Angehörigen beider Religionen überlagert. Diesem Thema widemt sich nun das Akademieprogramm des Jüdischen Museums Berlin mit dem Jüdisch-Islamischen Forum. Es richtet sich mit seinen Veranstaltungen an Fachleute aus Wissenschaft und Politik, aber auch an das breite Publikum. Rolf Brockschmidt stellt Konzeption und Programm im TAGESSPIEGEL näher vor. An gleicher Stelle schildert in einem weiteren Beitrag Andrea Dernbach, wie das kulturelle Erbe der Juden gerade auch im islamischen Kulturraum selbst wieder neu entdeckt wird und geht dabei insbesondere auf die Situation im Iran ein. Und erneut Rolf Brockschmidt schildert schließlich exemplarisch am Beispiel Marokkos das einst gedeihliche Zusammenlaben von Juden und Muslimen in einem mehrheitlich arabisch-muslimisch geprägten Land: "Neue gegenseitige Wahrnehmung".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik INTERRELIIGÖSE WELT.

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«Wenn ich einmal reich wär'», singt der Milchmann Tewje im 1964 am Broadway uraufgeführten Musical «Anatevka (Fiddler on the Roof)», das auf Scholem Alejchems jiddischem Schicksalsroman «Tewje, der Milchmann» basiert. Und wohl fast jeder kann wenigstens den Refrain dieses weltbekannten Schlagers mitsingen. Scholem Alejchem, Autor der Musical-Vorlage, wurde 1859 als Schalom Rabinowitsch im ukrainischen Perejaslaw bei Kiew geboren, flüchtete vor den Pogromen aus seiner Heimat, lebte unter anderem in Kiew, Odessa, Wien, Paris, Berlin. 1905 emigrierte er über die Schweiz und England in die USA – und wurde im Exil schliesslich selbst zu einer Heldenfigur. Anlässlich seines 100. Todestag am 13. Mai diesen Jahres erinnert Kaja Behling an den Autor in der schweizer-jüdischen Wochenzeitung TACHLES: "Der 'jüdische Mark Twain'".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

In einem Essay für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG beschreibt Christian Wiese, Inhaber der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie der Goethe-Universität Frankfurt, wie zwei jüdische Denker von Rang um die religionsphilosophische und theologische Deutung von Auschwitz rangen: Hans Jonas und Abraham J. Heschel. Wieses Beitrag entstand im Kontext der vom 16. bis 18. März in Berlin veranstalteten Tagung der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden zum Thema »Philosophie und Ethik im Judentum: Zugänge und Fragestellungen«. Überschrieben ist sein Beitrag programmatisch mit einem Hauptakzent, welcher der genannten Fragestellung zugrunde liegt: "Gott und Geschichte".
Der Link zum Essay in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

„Herodes war in mehrfacher Hinsicht Zeuge tiefgreifender Umbrüche in der Mittelmeerwelt, des römischen Imperiums und des zeitgenössischen Judentums“, schreibt Jürgen K. Zangenberg im Vorwort eines bemerkenswerten Sammelwerks, das er herausgegeben hat und in dem mehrere Autoren verschiedene Aspekte des Wirkens dieses judäischen Königs beleuchten. „In ihm spiegeln sich die komplexen kulturellen, regionalen und religiösen Spannungen gegen Ende des 1.Jhs. v. Chr. in faszinierender Weise wieder.“ Heißt es programmatisch an anderer Stelle seines Vorwortes. Der seit Jahrzehnten im christlich-jüdischen Miteinander bewanderte evangelische Theologe Hans Maaß hat den Sammelband für COMPASS gelesen: "Herodes. König von Judäa."
Seine Rezension ist zu finden in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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"Rettet die abendländische Kultur. Wählt CDU" - nein, das ist natürlich kein Slogan dieser Tage, sondern so hieß es einst 1949 auf Wahlplakaten der Partei Konrad Adenauers. Gleichwohl hätte der Slogan wohl auch aus unseren Tagen stammen können, denn heute hat sich etwa die AfD das "Abendland" auf die Fahnen geschrieben. Anlass für Christoph Arens in der WELT eimal eine kleine Begriffsgeschichte und -erklärung zu unternehmen: "Abendland - die lange Karriere eines Kampfbegriffs".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich am 4. Juni 1942 zerstörten Deutsche das Dorf Lidice. 177 Männer mussten sterben, Kinder werden entführt. Bereits im selben Jahr 1942 schrieb Gerald Kersh einen großen Roman über diese Ereignisse. Jetzt endlich wurde er ins Deutsche übersetzt - nach 73 Jahren. Und doch genau zur richtigen Zeit, findet Elmar Krekeler, der den Roman für die WELT gelesen hat: "Lidice oder Wohin völkisches Denken führen kann".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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