Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
14.07.2015 - Nr. 1588

ACHTUNG

Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Donnerstag, 16. Juli 2015.


Guten Tag!

Nr. 1588 - 14. Juli 2015



«Dies ist ein historischer Kapitulationsvertrag des Westens gegenüber der Achse des Bösen unter der Führung Irans.» Mit diesen Worten kommentierte Israels Vize-Aussenministerin Zipi Chotoveli die andernorts als historisch bewertete Einigung in der Atomfrage als Kapitulation gegenüber dem Iran. Der Vertrag werde schlimme Auswirkungen für den gesamten Nahen Osten haben und bringe Iran auf dem Weg zum atomaren Schwellenland einen grossen Schritt weiter. «Wir werden mit allen diplomatischen Mitteln gegen den Vertrag vorgehen», sagte Chotoveli weiter. Mit dieser Ansicht ist er sich einig mit Ministerpräsident Netanyahu, der von einem "Fehler historischen Ausmaßes" sprach.
Links zu aktuellen Berichten und ersten Reaktionen in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST AKTUELL.

Die Hilfsorganisation „Save the Children“ hat Anfang der Woche ihren Bericht zum Leid der Kinder im Gazastreifen veröffentlicht. Unter der Überschrift „Ein lebender Alptraum“ beschreibt sie die Traumata nach dem Gaza-Konflikt vom vergangenen Sommer. Die Kinder leiden demnach unter Ängsten infolge des jüngsten „schlimmsten“ Krieges.  Doch um politisch neutral zu bleiben, verschweigt die Studie wesentliche Mißstände, meint Ulrich W. Sahm in seiner Analyse des Papiers für ISRAELNETZ: "Kinder retten im Gazastreifen".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Die israelischen Ultraorthodoxen zu belächeln, wenn sie in ihren Stetl-Kleidern durch die Strassen Jerusalems hetzen oder Angela Merkel aus Fotos in ihren Zeitungen wegretuschieren, hieße, sie gewaltig zu unterschätzen. Denn die Ultraorthodoxen meinen es ernst - und im neuen Kabinett von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu ist ihre Macht gewachsen, sagt Ulrich Schmid in einem Bericht für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Innerhalb einer Woche haben beispielsweise die Parteien Shas und Vereinigtes Thora-Judentum mehrere Gesetzesvorlagen durchgebracht, die moderate und säkulare Israeli brüskieren und den Einfluss der Ultraorthodoxen auf den israelischen Staat und Alltag erhöhen: "Gute Zeiten für Ultraorthodoxe in Israel"
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Offiziell werden die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel als freundschaftlich, ja wunderbar gefeiert, wie es erst kürzlich bei den Jubiläumsfeierlichkeiten zu 50 Jahren deutsch-israelischer Beziehungen vielfach zu hören und zu lesen war. Doch je lauter die Loblieder erklingen, desto weiter klafft die Schere zwischen Schein und Realität auseinander - so der Grundtenor eines Essays, den der israelische Historiker Moshe Zimmermann gemeinsam mit dem ehemaligen Botschafter in Deutschland Shimon Stein für den TAGESSPIEGEL geschrieben haben. Sie verweisen vor allem darauf, dass die Geschichte der deutsch-israelischen Beziehungen im Wesentlichen nicht auf Symmetrien, sondern auf Asymmetrien beruhe. Dies erläutern sie u.a. an den Stichworten "Beurteilung der Shoah", dem Nahostkonflikt und den unterschiedlichen genseitigen Sympathien der Menschen in beiden Ländern: "Vorsicht Fassade, Einsturzgefahr!"
Der Link zum Essay in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Der Mord der Nationalsozialisten an Tausenden behinderten Menschen im Rahmen der "Aktion T4" sollte geheim bleiben. Es war ein Pfarrer namens Paul Gerhard Braune, 1887 geboren, nationalkonservativ eingestellt und seit 1922 bei den Hoffnungstaler Anstalten in Lobetal bei Berlin tätig, der dennoch nachforschte – und als Erster das Geheimnis der "Aktion T4" aufdeckte. Antonia Kleikamp erinnert an ihn in einem Porträt für DIE WELT: "Ausmerzung aller derer, die geisteskrank sind"
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Was macht ein 70-jähriger Mann, der den Lebenssinn verloren hat? Er geht auf Nazi-Jagd - so zumindest im Film "Senor Kaplan" des uruguayischen Regisseurs Álvaro Brechner. Eine "großartige Tragikomödie aus Südamerika", meint Rezensent Oliver Kaever in der ZEIT. Und auf DEUTSCHLANDRADIO kommt der Regisseur des Films im Interview selbst zu Wort: "Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Antisemitismus nimmt in Deutschland eher ab, wenngleich die Zahlen beschämend bleiben. So der ehemalige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung in Berlin, der Historiker Wolfgang Benz. Dass aber jede kritische Haltung gegenüber der Politik Israels als "neuer Antisemitismus" denunziert wird, ist weder richtig noch hilfreich, schreibt er in einem Beitrag für den TAGESSPIEGEL: "Der 'neue Antisemitismus' existiert so nicht".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der Meinung von Benz würde sie sich bestimmt nicht anschließen: Monika Schwarz-Friesel, Linguistin an der TU Berlin, die gerade den bemerkenstwerten Band »Gebildeter Antisemitismus. Eine Herausforderung für Politik und Zivilgesellschaft« herausgegeben hat. In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG weist sie darauf hin, dass die Kluft zwischen Erkenntnissen der empirischen Antisemitismusforschung und den Meinungen großer Teile der Bevölkerung (inklusive politischer Vertreter und zum Teil auch Akademiker) recht groß sei: Eine zu enge Definition von Antisemitismus, die nicht den Fakten entspricht, ist die Grundlage dafür, dass Antisemitismus oft entweder als ein Randgruppenphänomen oder als ein bloßes Vorurteilssystem konzeptualisiert wird: "Gehobener Antisemitismus".
Der Link zu ihrem Essay in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der in der Schweiz geborene und in Tel Aviv lebende Psychoanalytiger und Philosoph Carlo Strenger kritisiert in einem Interview mit dem österreichischen STANDARD die Angst der Linken, in Sachen Islamismus Klartext zu sprechen, und warnt vor dem Vormarsch der Rechten und wachsendem Antisemitismus:
"Die Anschläge, die wir bisher erlebt haben, waren nur die Vorspeise, um es ironisch auszudrücken. Vor allem die politische Linke scheut jedoch davor zurück, Klartext zu sprechen, weil sie Vorwürfe der Fremdenfeindlichkeit und des Rassismus befürchtet. Wir machen auf diese Weise unsere Kultur kaputt."
Strenger hat soeben ein neues Buch vorgelegt, in dem es ihm um eine Abrechnung mit falscher politische Korrektheit geht: "Zivilisierte Verachtung. Eine Anleitung zur Verteidigung unserer Freiheit", so der Titel des Buches, das Michael Vosatka an gleicher Stelle näher vorstellt: "Wir machen unsere Kultur kaputt"
Die Links zu Interview und Buchvorstellung in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Im November vergangenen Jahres beschloss die israelische Regierung Erleichterungen für den Übertritt zum Judentum. Nun aber hat die Nachfolgekoalition diese Entscheidung wieder aufgehoben. Warum? Und worum geht es überhaupt beim „Konversionsgesetz“? Ein Beitrag auf ISRAELNETZ versucht aufzuklären: "Konversionsgesetz gekippt".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Nach dem Brandanschlag auf das katholische Kloster Tabgha in Israel sagt Weihbischof William Shomali vom Lateinischen Patriarchat in Jerusalem: „Das ist eine echte Eskalation anti-christlicher Gewalt" und fragt besorgt: "Was kommt als Nächstes?". Damit drückt er die wachsende Sorge der Christen im Heiligen Land aus, wie dem Bericht auf KATH.NET zu entnehmen ist. Als Mitte Mai im Kloster Tabgha am See Genezareth das Feuer ausbrach, gehörte auch die 19-jährige Abiturientin Sophie Seiler zu denen, die noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr die Flammen bekämpften. Die 19-Jährige arbeitet in ihrem Internationalen Jugendfreiwilligendienst über den Deutschen Verein vom Heiligen Lande in der Jugend- und Behinderten-Begegnungsstätte für Israelis und Palästinenser, die zu dem Kloster gehört. Was sie an dem Leben in Israel fasziniert und warum sie nach dem Brand keinen Gedanken daran verschwendete, das Land vorzeitig zu verlassen, schildert sie im Interview mit KATHOLISCH.de: "Wir haben alle nur funktioniert"
Die Links zu Bericht und Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Was beeinflusst die Einstellung von Christen gegenüber Juden? Dieser Frage geht Ulrike Heitmüller in einem Beitrag für TELEPOLIS nach und stellt dabei den Begriff und das Verständnis von "Heilsgeschichte" in den Mittelpunkt. Darunter versteht sie ganz allgemein jede religiöse Interpretation von Geschichte, insbesondere auch die christlichen Vorstellungen der "Endzeit". Da das Christentum dem Judentum entspringt, enthalten diese Endzeitvorstellungen auch eine Positionierung gegenüber dem Judentum, wie die Autorin, die selber einmal früher Mitglied einer evangelikalen Freikirche war, erläutert. Ihr Essay ist ein Auszug eines demnächst erscheinenden eBooks über christliche Endzeitvorstellungen. In ihm beschäftigt sich Ulrike Heitmüller unter anderem mit Prämillenarismus, Postmillenarismus und Gruppen in den USA und Europa, die noch heute in einer Naherwartung leben. Außerdem untersucht sie den Konflikt zwischen judenmissionarischen Gruppen und der evangelischen Kirche und zeigt, welch religions- und kirchenpolitischen Zündstoff solche Vorstellungen bergen: "Die Rolle der Juden in der christlichen Heilsgeschichte"
Der Link zum Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Was meinen Sie, wann die erste Moschee in Deutschland errichtet wurde? Vor 100 Jahren, so verrät Matthias Bertsch in seinem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO. Überraschend freilich, was den Hintergrund seinerzeit darstellte: Vor 100 Jahren im Ersten Weltkrieg erklärte nämlich der Sultan des Osmanischen Reiches, mit dem das Deutsche Reich verbündet war, den Dschihad zur Pflicht aller Muslime. Um muslimische Kriegsgefangene für den Kampf auf Seiten der Deutschen zu gewinnen, wurde am 13. Juli 1915 im "Halbmondlager" die erste Moschee in Deutschland eingeweiht: "Die erste Moschee in Deutschland".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Am Donnerstag öffnet in Konstanz das Kulturzentrum am Münster seine Türen für eine bemerkenswerte Sonderausstellung: "Das jüdische Konstanz – Blütezeit und Vernichtung". Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts waren viele jüdische Familien nach Konstanz gezogen und prägten das wirtschaftliche, politische und kulturelle Leben der Stadt ganz entscheidend mit. Doch 1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, endete der Traum vom Zusammenleben. Wer nicht rechtzeitig emigrieren konnte, wurde in Konzentrationslager verschleppt. Holger Reile berichtet für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST Näheres zur Ausstellung: "Jetzt ist es soweit, heute verlieren wir unsere Heimat"
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die Errichtung eines neuen jüdischen Kulturzentrums in Paris ist für 2017 angesetzt und soll ein Symbol für die Zukunft sein. Mit einem Gala-Diner, an dem der jüdisch-algerische Sänger Enrico Macias auftrat, wurde kürzlich um Unterstützung für das Projekt geworben. An anderen Orten in der Welt würden Pläne für die Einweihung eines neuen jüdischen Kulturzentrums kaum mehr verdienen als einen Cocktailempfang. In Paris aber, wo Juden die Zielscheiben wachsender antisemitischer Gewalt sind, wurde dem Anlass wesentlich mehr Gewicht verliehen, wie Cnaan Liphshiz für die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES berichtet: "Was soll das neue Zentrum beweisen?".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Daniel Zylbersztajn stellt in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG die Jewish Vegetarian Society (JVS), die Jüdische Vegetarier-Gesellschaft in London näher vor. Die Vereinigung feiert dieser Tage ihren 50jährigen Geburtstag und wirbt unermüdlich für eine fleischlose Ernährung unter Juden. Wie genau das aussieht schildert Zylbersztajn in seiner Reportage: "Ein Herz für Hühner".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die jüdische Religion verbietet eigentlich jegliche Anbetung von Heiligen. Offiziell dürfte es daher auch keine Heiligenverehrung unter Juden geben. Doch die Münchener Judaistik-Professorin Lucia Raspe hat bei ihrer Forschungsarbeit festgestellt, dass es auch im Judentum in gewisser Weise so etwas wie einen jüdischen Heiligenkult gibt, berichtet Alfried Schmitz für DEUTSCHLANDRADIO und stellt die Ergebnisse der Forscherin näher vor: "Formen der jüdischen Heiligenverehrung".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Der ehemalige und zurückgetretene Vorgänger von Papst Franziskus, Benedikt XVI., hat vor einigen Tagen sein selbstauferlegtes Schweigegebot gebrochen und eine Rede in der Öffentlichkeit gehalten: Über die Schönheit der Musik und die Wahrheit des Christentums. Der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück hat für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG zugehört und berichtet, was der emeritierte Papst über das Göttliche in der Musik denkt: "Erklingt in Bach die Wahrheit des Christentums?"
Der Link zum Bericht in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Jacqueline Straub möchte die erste Priesterin der katholischen Kirche werden. Um ihre Berufung leben zu können, müsste die Theologiestudentin aus Freiburg eine globale Institution mit über einer Milliarde Mitgliedern in ihren Grundfesten verändern. Im Interview mit dem HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST sprach die 24-Jährige über ihren Kampf gegen restaurative Tendenzen und für tiefgreifende Reformen in der Kirche: "Für Reaktionäre in der Kirche bin ich ein öffentliches Ärgernis"
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Der palästinensische Politologe Bahij Spiewak hat in seinem nun auch auf Deutsch vorliegenden Buch ("Die Hölle von Gaza") die Geschichte des Gaza-Streifens aufschreiben wollen. In Wahrheit ist sein Buch jedoch eine feindselige Streitschrift gegen Israel, in der er den islamistischen Widerstand der Hamas heroisiert, so der Journalist Sebastian Engelbrecht in seiner Buchkritik für DEUTSCHLANDRADIO: "Bittere Anklage gegen Israel".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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