Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
13.04.2015 - Nr. 1567

ACHTUNG

Am Donnerstag, 16. April 2015, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 221 mit einem Beitrag von Manfred Deselaers: "Der Beitrag des Zentrums für Dialog und Gebet in Oswiecim (Auschwitz) zum christlich-jüdischen Dialog 1990-2013".



Guten Tag!

Nr. 1567 - 13. April 2015



In der WELT beklagt Jacques Schuster das Leid der Palästinenser im Flüchtlingslager Jarmuk und stellt kritisch fest: Die meisten Araber interessiert es nicht. Sie kümmern sich, so Schuster, immer nur dann um palästinensische Opfer, wenn Israelis im Spiel sind. An Schusters Kommentar nimmt wiederum Sanjay Patel für MiGAZIN heftigst Anstoß und wirft Schuster "Verunglimpfung von Muslimen" vor: "Warum protestieren die Muslime diesmal nicht?"
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Im TAGESSPIEGEL erzählt Lissy Kaufmann die Geschichte des Tel Aviver Stadteils Sarona, das einst als schwäbisches Dorf im Heiligen Land gegründet wurde, aufgebaut von 18 schwäbischen Familien, die Ende des 19. Jahrhunderts ihr Leben in Württemberg hinter sich ließen und den Neuanfang wagten. "Sie gehörten der Glaubensgemeinschaft der Templer an – keine Kreuzritter, sondern eine freichristliche Gemeinde. Acht landwirtschaftliche Kolonien erschufen sie im heutigen Israel, darunter in Haifa und Jerusalem. Die Templer brachten schwäbische Tugenden und deutsche Kultur mit. Und trafen 1871 auf noch nicht erschlossenes Sumpfgebiet. Sie dachten, dass sie in der Scharon-Gegend seien, die im alten Testament erwähnt wird, waren tatsächlich aber etwas südlicher. Und sie übersetzten falsch. Statt Scharona nannten sie ihr Dorf Sarona."
Der Link zur Geschichte in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

JÜDISCHE ALLGMEINE WOCHENZEITUNG und HAMBURGER ABENDBLATT berichten von einem deutsch-isralischen Theaterprojekt, das in Hamburg frenetisch bejubelt wurde. »Out of Mea Shearim« heißt das Stück und erzählt, wie junge Religiöse mit ihrer Vergangenheit brechen: "Auf ins neue Leben".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

11. April 1945, KZ Buchenwald: Die SS zog sich zurück, die Häftlinge übernahmen die Verantwortung für das Lager, dann kamen die US-Truppen. Dieser Befreiung des Lagers wurde am Wochenende mit beeindruckenden Zeremonien gedacht, wie man verschiedenen Presseberichten entnehmen kann. In seiner Gedenkrede hob der Präsident des Europäischen Parlaments Martin Schulz hervor, dass Europa als Antwort auf Buchenwald zu verstehen sei. Die WELT druckt seine Rede im Wortlaut ab. Und im TAGESSPIEGEL reflektiert der 1929 geborene Schriftsteller Ivan Ivanji über den Schwur der Überlebenden von Buchenwald, zu denen er selbst gehört, alles für eine neue Welt des Friedens zu tun und konstatiert bitter: "Aber dieses Ziel ist nicht einmal in absehbarer Nähe."
Die Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Norbert Frei zählt zu den angesehensten Historikern Deutschlands. Neben seiner Lehrtätigkeit gehört er zahlreichen wissenschaftlichen Beiräten und Kommissionen an. Seit 2005 ist er Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Koebner Minerva Center for German History an der Hebrew University Jerusalem. Frei ist auch Herausgeber einer siebenbändigen Reihe, in der wirtschaftliche und gesellschaftliche Fragen nach der Begeisterung der Deutschen für Hitler untersucht werden. Über dieses Thema sprach nun die BERLINER ZEITUNG mit ihm: "Worauf gründete sich die Hitler-Begisterung?"
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Seit Anfang der 1990er Jahre gibt es die "Klagemauer" vor dem Kölner Dom, die ihr Macher Walter Herrmann als "Manifestation für Frieden, Völkerverständigung und soziale Gerechtigkeit" verstanden wissen will, de facto aber zu einer aus unerfindlichen Gründen geduldeten demagogischen "Dauerdemonstration" gegen den Staat Israel und gegen Juden verkommen ist. Jetzt wurde er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, wie die TAZ berichtet - freilich nicht wegen seiner antisemitisch anmutenden Israel-Hetze, sondern wegen des Verstoßes gegen den Jugendschutz!
Der Link zum Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Das österreichisch-jüdische Magazin NEWS ÜBER UNS versucht in zwei Gesprächen u.a. dem Thema des muslimischen Antisemitismus sowie insbesondere dem Phänomen der wachsenden Radikalisierung insbesondere junger Muslime auf die Spur zu kommen. Zum einen befragte das Magazin dazu Thomas Krüger, seines Zeichens Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, und zum anderen sprach man mit dem Wiener Gefängnis-Imam und Religionslehrer Ramazan Demir: “Ist er denn keine Menschenseele?”
Die Links zu den beiden Interviews in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Vergangenen Freitag-Abend endete in Wien eine hochrangig besetzte, internationale Tagung über Lessings Ringparabel. Nach Vorträgen des Religionsphilosophen und Islamwissenschaftlers Ahmad Milad Karimi, des Frankfurter Erziehungswissenschaftlers Micha Brumlik und des Ägyptologen Jan Assmann plädierte der Wiener Dogmatiker und Tagungsinitiator Jan-Heiner Tück in seinem Abschlussvortrag dafür, dass ein Dialog zwischen den Religionen durchaus zentrale und heute aktuelle Motive aus Lessings Ringparabel aufgreifen könne, aber doch darüber hinaus gehen müsse: Eine Verflüssigung des Wahrheitsanspruchs in einen moralischen Wettstreit oder in eine "performative Theologie", wie sie der Ägyptologe Jan Assmann am Vorabend empfohlen hatte, sei nur bedingt hilfreich und greife zu kurz, so Tück. Die österreichische Nachrichtenagentur KATHWEB veröffenttlichte hierzu einen recht ausführlichen Tagungsbericht: "Religionen können Wahrheitsanspruch nicht aufgeben".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der Begriff "Mission" gegenüber dem Judentum ist für den emeritierten Grazer Bischof Egon Kapellari verzichtbar und "aus bekannten Gründen verletzend", berichtet KATHWEB. Kapellari äußerte sich anlässlich eines Vortrags von Rabbiner Homolka in Wien zum christlich-jüdischen Verhältnis. Der Bund Gottes mit Abraham, so der Bischof, sei nicht aufgehoben und könne "für das Judentum durch den neutestamentlichen Bund nicht relativiert" werden. Weitere Einzelheiten dazu in einem Bericht von KATHWEB: "Kapellari gegen Judenmission, aber 'Christus einladend zeigen'"
Der Linkd zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Sure 1 Vers 1 - kurz "Basmala" genannt - markiert den Beginn des Korans und gehört zu den kürzesten Versen. Dennoch haben die Worte eine überaus zentrale Bedeutung, gehe es in ihnen doch um die göttliche Barmherzigkeit gegenüber dem fehlbaren Menschen, wie der Islamwissenschaftler Stefan Wild in seiner Auslegung der ersten Koransure in einem Beitrag über den Anfang des Koran für DEUTSCHLANDRADIO deutlich macht: "Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen."
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Um den Bau einer neuen Synagoge in Konstanz jetzt doch voranzutreiben, hat die Israelitische Religionsgemeinschaft (IRG) Baden die in Konstanz ansässigen, einander nicht eben freundlich gesonnenen, jüdischen Gemeinden IKG und JGK aufgelöst. Es soll nun eine "Synagogengemeinde" entstehen, so die Absicht. Die liberale JGK freilich wehrt sich vehement gegen die Zerstörung ihrer Strukturen und spricht von einem Willkürakt, wie derm Bericht von Holger Reile für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST zu entnehmen ist: "Liberale protestieren gegen Zwangsauflösung".
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Rabbiner Walter Homolka leitet das europaweit einzigartige Rabbinerseminar in Potsdam. Anlässlich eines Vortrags von ihm in Wien sprach die österreichische Tageszeitung DIE PRESSE mit ihm über weibliche Geistliche, warum Abstammung unwichtig ist und Antisemitismus kein großes deutsches Problem mehr sei: "Das würde Hitlers Rassenwahn fortsetzen"
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Arthur Schnitzler, Franz Kafka, Elias Canetti – sie alle sind als Schriftsteller berühmt geworden. Sie alle waren Juden. Was weniger im Fokus der Öffentlichkeit steht: Diese und viele andere jüdische Schriftsteller haben auch Aphorismen geschrieben. "Ein guter Aphorismus bringt die Weisheit eines ganzen Buches auf den Punkt", schrieb einst Theodor Fontane. Was aber zeichnet gerade die jüdische Aphoristik aus? Mit dieser Frage haben sich Friedemann Spicker und Jürgen Wilbert vom Deutschen Aphorismen-Archiv in Hattingen beschäftigt – und einen deutschsprachigen Aphoristiker aus Jerusalem eingeladen, der gegenwärtig als sehr einflussreich und Erneuerer der Gattung gilt, den jüdischen Autor Elazar Benyoëtz. Thomas Becker hat das alles für DEUTSCHLANDRADIO genauer beobachtet: "Sätze wie Küsse".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Der Gelehrte Mosche Ben Maimon, auch Maimonides genannt, war nicht nur Rabbiner, Toragelehrter und Philosoph, sondern auch Arzt und Wissenschaftler. Er musste also schon im 12. Jahrhundert die auch heute immer wieder diskutierte Dichotomie zwischen Wissenschaft und Glauben überwinden. Ob und wie ihm das gelungen ist, versucht Yael Kornblum in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO zu ergründen: "Maimonides und das Lob der Vernunft".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Fundamentalistische Christen tun sich zumeist immer noch sehr schwer damit, zu akzeptieren, dass es neben der heterosexuellen auch andere Spielarten der Liebe gibt. Wie sie nun gewappnet mit dem "Heiligen Buch" die Betroffenen umerziehen wollen, schildert Frank Nicolai in einem Beitrag für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST: "Evangelikale 'Homo-Heiler'".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Jan Himmelfarb reiht sich mit seinem Debutroman "Sterndeutung" in die durchaus beachtliche Reihe jüdischer Autoren aus der ehemaligen Sowjetunion ein. 1985 in der Ukraine geboren, kam er mit sieben Jahren nach Deutschland und gehört somit zur Generation der Kinder, die als Kontingentflüchtlinge hier aufgewachsen sind. Seinen Erstling hat Jakob Hessing für den TAGESSPIEGEL gelesen und zeigt sich vom "unverwechselbaren Klang" der Stimme Himmelfarbs sehr angetan: "Hinter den Fenstern des Zuges die Nacht".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Zehntausende Menschen wurden in den letzten Tagen und Wochen vor Kriegsende noch zum Opfer des NS-Terrors, viele zu Tätern. In den Justizakten sind über 400 solcher sogenannten "Endphasenverbrechen" dokumentiert. Die Autorin Christine Rütten schildert in einem bemerkenswerten Dokumentarfilm exemplarisch einige davon und nimmt die Ermittlungen gegen die Täter journalistisch wieder auf. Heute Abend wird ihre Dokumentation im Fernsehen ausgestrahlt: "Mörderisches Finale - Deutschland 1945".
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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