Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
02.02.2015 - Nr. 1548

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erscheint am Donnerstag, 05. Februar 2015.


Guten Tag!

Nr. 1548 - 02. Februar 2015



Der Wiederaufbau im Gazastreifen nach dem letzten Krieg hat noch gar nicht richtig begonn, die Trümmerlandschaften sind immer noch allerorten zu sehen. Während des Krieges im letzten Sommer kamen mehr als 500 Jugendliche und Kinder ums Leben, aber an Nachwuchs für die nächste Auseinandersetzung scheint es der Hamas nicht zu mangeln, denn zur Zeit bildet sie Tausende von Jugendlichen für den nächsten Krieg mit Israel aus. In einem "Ferienlager" lernen sie, wie man mit einer Kalschnikow schießt, Granaten wirft und Bomben baut, berichtet Hans-Christian Rössler in einer wenig erbaulichen Reportage für die FAZ.
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Frau Netanjahu, die Gattin des amtierenden Ministerpräsidenten von Israel, hat schon öfter für den einen und anderen Skandal gesorgt. Nun steht sie - mitten im Wahlkampf - erneut im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Sie soll den Pfand für leere Flaschen in die eigene Tasche gesteckt haben. Die Opposition reibt sich sechs Wochen vor der Wahl die Hände, berichtet Gil Yaron für DIE WELT: "Frau Netanjahu und die Pfandflaschen von Jerusalem".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Nach den Terroranschlägen in Paris hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die französischen Juden öffentlich aufgefordert heimzukehren. Das wäre gar nicht nötig gewesen, denn sie kommen von allein, und das schon seit langem. Kersten Augustin und Anne Fromm haben sich für die TAZ in der wachsenden französischen Community in Tel Aviv umgesehen und versuchen dem Rätsel auf die Spur zu kommen, das sie wie folgt beispielhaft beschreiben:
"Es klingt absurd: Eine 19-Jährige, die sich in Marseille unsicher fühlt, zieht als Soldatin in den Nahen Osten. Gerade dorthin, wo noch vor wenigen Monaten ein Krieg über 2.000 Menschenleben forderte. In Tel Aviv, ihrer neuen Heimatstadt, schickte sie der Raketenalarm täglich in den Bunker. Erst im Herbst wurden bei einer Serie von Anschlägen in Jerusalem 13 Menschen getötet. Vergangenen Mittwoch stach ein Attentäter in einem Bus in Tel Aviv wahllos mit einem Messer auf Passagiere ein. Und dennoch fühlt sich Sarah hier sicherer als in Marseille."
Freilich gibt es auch eine ähnliche Bewegung in umgekehrtem Sinne, nämlich der Auswanderung aus Israel. Laut einer Umfrage der Tageszeitung Haaretz ziehen fast 40% der jungen Israelis in Erwägung, das Land zu verlassen, sollte sich ihnen die Gelegenheit dazu eröffnen, berichtet Martin Hoffmann in einem Beitrag für die TAZ und versucht die Gründe zu eruieren: "Auswanderung aus Israel: 'politische und soziale Klaustrophobie'".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Erstunliches erzählt schließlich Gil Yaron in der WELT über das Eindringen deutscher Vokabeln in die hebräische Alltagssprache: "Das beschränkt sich nicht nur auf "Strudel" oder "Schnitzel", die in der Originalsprache wohl besser schmecken, oder auf den unkoscheren "Schinken", für den niemand eigens ein hebräisches Wort zu erfinden wagte. Selbst in der Hebräischen Universität in Jerusalem belegt man einen "Kurs", in der Tankstelle kauft man "Wischer", im Elektronikgeschäft neue "Stecker". Schon Kleinkinder wollen mit mehr "Schwung" geschaukelt werden, vom Eis einen "Leck" nehmen und vom Kakao einen "Schluck".
Der Link zu seiner Kolumne in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Bissig wie gewohnt kommentiert Henryk M. Broder in der WELT die zurückliegenden Feierlichkeiten zum Gedenken an den 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. Die deutsche Kanzlerin etwa habe erklärt, "dass es für Antisemitismus keinen Platz in Deutschland geben würde. Die tägliche Erfahrung belegt zwar das Gegenteil, aber sie meinte es gut." Und dass Claudia Roth just im Umfeld des Gedenktages zu Gesprächen im Iran weilte, um u.a. mit einem bekannten Holocaust-Leugner zu reden, kommentiert Broder: "Ungeachtet der Tatsache, dass die iranische Regierung nicht nur den letzten Holocaust leugnet, sondern die Vorbereitungen für den nächsten trifft. So etwas nennt man Realpolitik"
Der Link zu seiner Bilanz des Gedenkens in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Im derzeitg heftigen politischen Aufruhr über die griechische Finanzpolitik, so Thomas Weber in der WELT, werde die Judenfeindlichkeit der Regierung Tsipras glatt übersehen. Er erinnert daran, dass der neue Finanzminister Varoufakis beispielsweise einst wegen antiisraelischer Tiraden seinen Job verloren hatte. Weber, seit 2010 Direktor des Centre for Global Security and Governance an der University of Aberdeen und seit 2013 Professor of History and International Affairs, erwartet insbesondere einen tiefen Graben zwischen Berlin und Athen, wenn es um den Umgang mit Israel gehen wird: "So judenfeindlich sind Tsipras und seine Leute".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Antisemitische Schmierereien, Hetze im Internet oder Beleidigungen gegenüber Juden und Jüdinnen ist auch in Österreich immer mehr zum Alltag geworden. Die Angst lässt jüdische Eltern ihre Kinder aus der Schule holen. Wie der neue Antisemitismus Wiens jüdischen Alltag prägt, versucht die PRESSE im Gespräch mit Oskar Deutsch, dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wiens, herauszufinden. Vor diesem Hintergrund gleichwohl bemerkenswert, dass nun der Wiener Stadtrat mit einer "Die Wiener Erklärung zur Bekämpfung des Antisemitismus" deutlich machte, dass man sich gegen jede Form des Antisemitismus stets wehren und immer für den Schutz seiner jüdischen Gemeinde eintreten werde.
Links zum Thema und die "Erklärung" im Wortlaut in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Um in Deutschland einen Fall zu finden, der ähnliche Fragen und Diskussionen um das Thema "Blasphemie" ausgelöst hätte, wie sie jüngst durch die Titelseite von „Charlie Hebdo“ aufgeworfen wurden, muss mehr als achtzig Jahre in der Geschichte zurückgehen: 1928 stand in Berlin-Charlottenburg ein Künstler vor Gericht, der längst notorisch war für seine schonungslosen satirischen Zeichnungen und Karikaturen: Georg Grosz. Ursula Scheer erzählt die Geschichte vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse: "Der Mann am Kreuz will uns etwas sagen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der Präsident des Internationalen Rates der Christen und Juden (ICCJ), Philip Cunningham, hat angelegentlich seines Besuches in Wien die Gespräche von Kardinal Jorge Bergoglio, dem jetzigen Papst, mit seinem argentinischen Freund Rabbiner Abraham Skorka als Vorbild für das christlich-jüdische Verhältnis im 21. Jahrhundert bezeichnet. Er wertet sie gar insgesamt als Zeichen für eine thematische Entkrampfung im Dialog, wie der US-amerikanische Bibelwissenschaftler in einem Gespräch erläuterte, das KATHWEB nun zusammengefasst hat: "Christen und Juden: Bergoglio-Skorka-Dialoge als Vorbild".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

In Bremen hat die Predigt eines evangelischen Pastors zu einer heftigen Kontroverse geführt. Während vor ein paar Tagen noch etwa 7.000 Menschen für Vielfalt und Toleranz in Bremen demonstriert haben, fordert er von Christen Abgrenzung und beleidigt andere Religionen. So sehr, dass gar die Staatswanwaltschaft auf den Plan getreten ist. Olaf Latzel, ordinierter Pastor der Bremischen Landeskirche, bezeichnete in einer Predigt am 18. Januar beispielsweise das islamische Zuckerfest als "Blödsinn", Buddha als "dicken, fetten Herrn" und den Segen des Papstes "Urbi et Orbi" als "ganz großen Mist". Reliquien der katholischen Kirche beschimpfte er als "Dreck". Zu Götzen und anderen Göttern sage Gott "umhauen, verbrennen, hacken, Schnitte ziehen". In mehereren Beiträgen auf EVANGELISCH.de erfährt man weitere Hintergründe und Reaktionen auf die Predigt des "Gottsmannes": "Staatsanwaltschaft prüft Predigt von Bremer Pastor - Bürgermeister sieht Aufruf zum Religionskampf".
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Ruft der Koran Muslime zur Gewalt auf? Immer wieder ist dieser Vorwurf Thema öffentlicher Debatten. Doch eine Analyse der Skandalverse in Sure 2 zeigt: Sie meinen das Gegenteil dessen, was viele in sie hineininterpretieren. Dies behauptet zumindest Ömer Özsoy, der Koranexegese an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main lehrt. Er studierte in Ankara Islamische Theologie und Philosophie und wurde dort zunächst Dozent, dann Professor. Von 2006 bis 2012 hatte er in Frankfurt die Stiftungsprofessur für Islamische Religion inne. Seit dem Jahr 2012 ist er Professor für Koranexegese. In PUBLIK FORUM legt er eine in seinen Augen beispielhafte Koran-Exegese vor, die den landläufigen Vorurteilen widerspricht: »Tötet sie, wo ihr sie zu fassen bekommt«
Der Link zu seiner Interpretation in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der Intendant der höchst erfolgreichen Komischen Oper in Berlin, Barrie Kosky, will nun auch an die jüdische Tradition des Metropol-Theaters erinnern - und plant eine Operette auf Jiddisch. Im Gespräch mit der BERLINER MORGENPOST erläutert er seine Pläne für die Komische Oper, vor deren Tore nun auch drei Stolpersteine verlegt werden.
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Matti Bunzl, der designierte Direktor des Wien Museums, in einem Gespräch mit dem österreichisch-jüdischen Journal NEWS ÜBER UNS Auskunft zu seiner jüdischen Identität, seinem Verhältnis zu Israel, seiner Auffassung von Museum und seiner Liebe zu Wien: "Die Stadt ist das Museum".
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Jüdische Geschichte wird im Geschichtsunterricht vorrangig in Verbindung mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust unterrichtet. Entsprechende Materialien in den gegenwärtigen Schulbüchern sind umfangreich. Fragen an andere Epochen der jüdischen Geschichte finden hingegen wenig Beachtung, obwohl sie für die Unterrichtspraxis von hoher Relevanz sind: Wie werden Antisemitismus und Verfolgungsgeschichte im Vergleich zur allgemeinen jüdischen Geschichte thematisiert und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander? Erscheinen Juden nicht nur als Objekte und Opfer von Geschichte, sondern auch als Träger einer eigenen Kultur und Mitgestalter der Moderne? Erfolgt die Thematisierung auf der Grundlage einer Wissenschaftsorientierung, um gegen stereotype Bilder anzugehen, oder werden diese unflektiert reaktiviert? Um diese Fragen und Problemen geht es in dem von Martin Liepach und Wolfgang Geiger, beides Mitarbeiter des Frankfurter Fritz-Bauer-Instituts, herausgegebenen Band "Fragen an die jüdische Geschichte: Darstellungen und didaktische Herausforderungen". Hans Maaß hat das Buch gelesen und stellt es im COMPASS näher vor.
Seine Rezension im Wortlaut in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Vor fünf Jahren wurde der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche öffentlich. Jetzt beleuchtet der Kinofilm "Verfehlung" die kirchlichen Strukturen, die ihn hervorgebracht und begünstigt haben. Aus diesem Anlass sprach DIE ZEIT mit dem Regisseur des Films, Gerd Schneider, über beschädigte Eliten und falsch verstandene Solidarität: "Unter Korpsgeistern".
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Begeistert zeigt sich Hans-Dieter Schütt über seine Lektüre des neuen Buches von Wolfgang Büscher, Redakteur bei der WELT: "Ein Frühling in Jerusalem". Büschers Buch sei ein "packendes Erlebnis. Wegen Büschers Art zu reisen. Wegen seiner Art zu schreiben. Wegen der Art, wie Leben und Schreiben einander zusprechen."
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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