Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
05.03.2013 - Nr. 1405

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Donnerstag, 7. März 2013.


Guten Tag!

Nr. 1405 - 05. März 2013


Durch einen politisch klugen Umgang mit der Krise in Syrien könnte Israel seine Position in der Region verbessern, aber die Regierung macht keine Anstalten, diese Chance zu nutzen, meint Roy Keidar in einem Beitrag für den TAGESSPIEGEL. Keidar ist Geschäftsführer des „Reut Institute“, einer unabhängigen Strategieberatung in Tel Aviv. Er war unter den Regierungen Olmert, Sharon und Netanjahu Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates, der den israelischen Premierminister berät.
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Ab 11. März wird der Außenpolitikexperte Philip Gordon die US-Politik im Nahen Osten koordinieren. Bereits im Wahlkampf 2008 beriet er den Präsidenten. Von Hause aus ist er Ökonom und Europaexperte und gilt unter anderem als Spezialist für globale Antiterrorstrategien. Antje Passenheim porträtiert den alten Wegbegeleiter Obamas in der TAZ und skizziert die Herausforderungen, vor der er steht: "Obamas Mann für heikle Fälle".
Der Link zum Porträt in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Im palästinensischen Viertel Silwan gräbt eine Siedlerorganisation die Überreste des biblischen Jerusalem aus. Kritiker sehen darin den Plan zur schrittweisen Umwandlung des Ortes in eine Erweiterung des jüdischen Viertels der Altstadt, berichtet Monika Bolliger für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: "Archäologie im Dienst der Politik in Jersualem".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Eine außerordentlich große Medienresonanz findet die heutige Ausstrahlung der Dokumentation "Töte zuerst" im deutschen Fernsehen. Dem israelischen Regisseur Dror Moreh ist es hierbei gelungen, sämtliche sechs noch lebenden ehemaligen Chefs des israelischen Geheimdienstes Schin Bet für lange Interviews vor die Kamera zu bekommen. In der deutsch-israelisch-französischen Koproduktion, die dieses Jahr in der Kategorie "Dokumentation" für einen Oscar nominiert war, berichten sie erstmals über ihr Tun: Terrorverdächtige jagen - islamistische Attentäter ebenso wie fanatische jüdische Siedler - , Gewalttaten unterbinden, Sicherheit für die Bevölkerung herstellen. Besonders beklemmend dabei auch die moralischen Fragen, die in den Interviews offen zur Sprache kommen. Ergänzt werden die Interviews durch eine Fülle von Bildmaterial, u.a. teilweise schockierende Kriegsbilder. Thomas Gehringer urteilt im TAGESSPIEGEL:
"Was ist noch legitim im Kampf gegen Selbstmordattentäter und ihre Hintermänner? Dror Moreh fragt kritisch nach, auch relativiert er durch das Bildmaterial bisweilen die Aussagen der Geheimdienstchefs, aber eine moralische Abrechnung ist sein Film sicher nicht. Eher die schonungslose und ernüchternde Bilanz des Versuchs, Israel von der ständigen Bedrohung durch terroristische Anschläge zu befreien."
Und Michael Borgstede schreibt in der WELT:
"Es ist die große Überraschung dieser Dokumentation, dass ausgerechnet die sechs von Moreh porträtierten Männer das sehr viel differenzierter sehen. Sie sind israelische Patrioten, sie haben ihr Leben der Sicherheit ihres Landes gewidmet und dabei oft zu zweifelhaften Methoden gegriffen. Doch sie alle erkennen an, dass es in diesem Konflikt noch einen anderen Blickwinkel gibt: den der Palästinenser."
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Die Städte Kfar Qara und Abu Sinan sind an Partnerschaften mit der Stadt Xanten interessiert, wormit ein deutsch-israelisch-palästinensischer Austausch etabliert wäre. Bei der Jahreshauptversammlung des Städtepartnerschaftsvereins Xanten wurde allerdings großer Unmut offenbar im Hinblick auf die in zwei Wochen bevorstehende Delegationsreise zu den potenziellen israelischen Partnerstädten Kfar Qara und Abu Sinan auf. Kritisiert wurde vor allem, dass beide Städte arabisch-israelisch geprägt sind, heißt es in einem Bericht der RHEINISCHEN POST: "Kritik an den neuen Partnerschaftsplänen Xantens".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

In der NS-Zeit existierten in Deutschland und in den von Deutschland besetzten Gebieten 42.500 Lager, in denen Menschen festgehalten, gequält, zur Arbeit gezwungen und ermordet wurden. Diese Gesamtzahl, die unter anderem große Konzentrations- und Vernichtungslager, deren Außenlager, jüdische Ghettos, Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlager, Zwangsbordelle sowie Heime für Euthanasieopfer und sogenannte „Judenhäuser“ einschließt, haben Forscher des United States Holocaust Memorial Museums ermittelt. Anders gesagt: Es gab im Zweiten Weltkrieg viermal so viele Ghettos und Haftstätten im besetzten Europa als bisher bekannt. TAGESSPIEGEL, ZEIT, und WELT berichten über Hintergründe und Einzelheiten: "Wir haben nicht einmal alle Nazi-Lager erfasst".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 kam es in Wien zu Ausschreitungen gegen Juden. Neu aufgetauchte Fotos belegen unmenschliche "Reibpartien", berichtet Martin Pollock für den österreichischen STANDARD. Diese antijüdischen Exzesse fanden vor zahlreichem Publikum statt. Der Volksmund prägte für die Szenen der Erniedrigung den verharmlosenden Ausdruck "Reibpartien", weil die Juden die Straßen mit Reibbürsten säubern müssen: "Des is a Hetz und kost net viel".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Bei einer UN-Konferenz der «Allianz der Zivilisationen» in Wien vor wenigen Tagen hat der türkische Ministerpräsident Erdogan den Zionismus mit Faschismus gleichgesetzt und als Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestuft. Wörtlich sagte er: «So wie das für Zionismus, Antisemitismus und Faschismus gilt, ist es unerlässlich, Islamphobie als Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu betrachten». Seine Worte provozierten internationales Entsetzen. US-Außenminister John Kerry protestierte persönlich, und sogar SPD-Chef Sigmar Gabriel nannte den Satz "verheerend". Alles Persönlichkeiten, die Erdogan ansonsten eher wohlgesonnen sind. Eindeutig auch das Urteil von Malte Lehming im TAGESSPIEGEL: "Das ist ein Skandal, der an Perfidie nicht mehr zu überbieten ist. Europa muss handeln." Und in der WELT schildert Boris Kálnoky, wie und warum arabische Medien die Zionismus-Hetze von Erdogan frenetisch bejubeln. "Das dahinterstehende Gedankenkonstrukt", so Kálnoki, "sieht in letzter Konsequenz Israels Existenz selbst als Verbrechen – moralisch gesehen hat Israel als jüdischer Staat in dieser Weltsicht kein Existenzrecht."
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

"Spätestens ab 1969 gab es Verbindungen deutscher Linksradikaler zu palästinensischen Gruppen"
"Israel wurde zum bekämpfenswerten Vorposten der USA im Nahen Osten umgedeutet"
"Keine westdeutsche Stadtguerilla-Gruppierung kam in den 1970ern ganz ohne Palästinenser aus"
Drei Zitate aus dem Interview der TAZ mit dem Historiker und Politikwissenschaftler Wolfgang Kraushaar, dessen Buch "Wann endlich beginnt bei Euch der Kampf gegen die heilige Kuh Israel?" zur Zeit für Aufsehen sorgt (siehe Compass 25.02.2012). Kraushaar thematisiert damit einen aus seiner Sicht lange tabuisierten Befund: "Der Antizionismus war Grundposition der radikalen Linken". In der FAZ wehrt sich gegen diese Einschätzung Ulrich Enzensberger, der einst dem linken Kreis um Fritz Teufel zugehörte: "Ich habe nichts getan und nichts gewusst", so die Überschrift von Enzensbergers Artikel: "Die öffentliche Ausstreuung vager Verdächtigungen darf eine präzise Beweisführung nicht ersetzen und wird dem Anspruch auf Aufklärung dieses heimtückischen Brandanschlags nicht gerecht. Die zitierten Stellen erfüllen den Tatbestand der üblen Nachrede."
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Mit einer festlichen Feier wurde am Sonntag, 03. März 2013, die diesjährige "Woche der Brüderlichkeit" in Kassel eröffnet. Höhepunkt der Veranstaltung war die Preisverleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an die Schriftstellerin und Übersetzerin Mirjam Pressler sowie das Fritz Bauer Institut. In Anwesenheit des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier, des israelischen Botschafters in Berlin Yakov Hadas-Handelsman sowie zahlreicher weiterer Vertreter aus Politik, Kultur und den Kirchen eröffnete die katholische Präsidentin Dr. Eva Schulz-Jander die "Woche der Brüderlichkeit", die unter dem Leitmotto "Sachor (Gedenke): Der Zukunft ein Gedächtnis" steht. Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland und jetzige Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, sprach die Laudatio auf die beiden Preisträger.
Wo Sie Links zu den Texten der Eröffnungsansprache sowie der Laudatio, zu Berichten über die Eröffnungsveranstaltung sowie über die Preisträger, zu Interviews und der Videoaufzeichnung der gesamten Eröffnungsveranstaltung finden, sehen Sie in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Sprachprobleme, veraltete Rollenbilder und unsichere Eltern: Eine Arbeitsagentur in der Nähe von Stuttgart engagierte nun eigens eine Muslimin als Berufsberaterin. Die Türkin hat sogar eine Liste mit Firmen, die Frauen mit Kopftuch einstellen. Die WELT porträtiert die neue Beraterin und schildert ihre Aufgaben: "Eine Muslimin zwischen Arbeitsamt und Moschee".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Wie fühlen sich Juden in Europa und Israel? Und gibt es überhaupt die typisch jüdische Identität? Denkt, wer an Juden denkt, heute hauptsächlich an den Holocaust? Oder an Israel, zu dessen acht Millionen Einwohnern 20 Prozent Araber gehören? Entlarvt die jüngste Debatte um Jakob Augstein, der ultra-orthodoxe Juden mit islamistischen Fundamentalisten gleichsetzte, mehr über Antisemitismus in Deutschland, als uns bewusst war? In Hamburg diskutierten Michel Friedman, ein Rabbiner und zwei Autorinnen über ihr Verhältnis zu Religion und kultureller Tradition - unaufgeregt, nachdenklich und kurzweilig, wie Sebastian Hammelehle in einem Beitrag für den SPIEGEL berichtet. Und die WELT veröffentlicht ein im Vorfeld geführtes Gespräch zwischen Hamburgs Landesrabbiner Shlomo Bistritzky, einem orthodoxen Vertreter des Judentums, und Sonja Lahnstein-Kandel, die sich den säkularen Juden zurechnet und die Moderation der Veranstaltung übernahm: "Diskussion über jüdische Identität: Sehr heimisch und unglaublich fremd".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Sie haben die schwarzen Anzüge aufgebügelt und schicke Blusen und Röcke angezogen. Denn heute ist ein Festtag. Heute wird der Sohn von Rabbiner Yehuda Teichtal beschnitten. 400 Gäste sind um kurz nach 14 Uhr in die Münstersche Straße in Wilmersdorf gekommen, Freunde, Bekannte, Verwandte, Rabbiner aus Deutschland und Polen. Sie alle drängen nun in die Synagoge. Vorne auf dem Toratisch breitet Menachem Fleischmann, der Mohel, Scherchen aus und ein silbernes Messer. Fleischmann ist aus Israel eingeflogen, seit 36 Jahren ist er professioneller jüdischer Beschneider. Für den TAGESSPIEGEL war Claudia Keller bei der Beschneidung dabei und schildert ihre Eindrücke: "Mazel Tov!".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Seit 50 Jahren arbeitet der Autor Karlheinz Deschner daran, die Geschichte der Kirche als eine einzige Blutspur zu entlarven. Just zum Rücktritt Benedikts vollendet er nun seine "Kriminalgeschichte des Christentums" mit seinem zehnten Band. Florian Stark hat sich das für die WELT genauer angesehen: "Der Kirchenkritiker holt zum finalen Schlag aus".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Im Gegensatz zu den üblichen Comic-Biografen von Künstlern kümmert sich der jüdische Zeichner und Regisseur Joann Sfar kaum um die Illustration biografischer Daten und Ereignisse. Sein ganz eigener Zugang wird auch in seinem jüngsten Buch deutlich: "Chagall in Russland". Der Comic erzählt vom brutalen Antisemitismus in Osteuropa zu Beginn des 20. Jahrhunderts, von der Verfolgung der Juden im zaristischen Russland. Jeder seiner Helden versucht, das Leiden anders zu bewältigen; die Perspektiven verschieben sich ständig. "Das Chagall-Porträt von Joann Sfar ist ein großer Wurf. Sfar betrachtet dessen Malerei durch die Brille seiner eigenen Wahrnehmung der jüdischen Kultur", schreibt Waldemar Kesler in seiner Rezension für DEUTSCHLANDRADIO: "Plötzlich ist Jesus ein Grüner".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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