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ISSN 1612-7331
01.10.2012 - Nr. 1367
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Sie sind Jude? Kann man davon leben?



100prozentige Trägerschaft des LVR für Archäologische Zone/Jüdisches Museum angestrebt

Köln - In einem gemeinsamen Antrag haben sich am Freitag die Landschaftsverbands-Fraktionen von SPD, FDP und Grünen dafür ausgesprochen, dass der Landschaftsverband Rheinland die 100prozentige Trägerschaft für den Betrieb der Archäologischen Zone/Jüdisches Museum in Köln übernimmt.

Die Stadt Köln soll danach - gefördert vom Land NRW - den gesamten baulichen Investitionsaufwand tragen, teilte die Stadt mit. Die komplette Projektsteuerung und Entwicklung der Museumskonzeption sollen, so der Vorschlag, vollständig vom LVR übernommen werden, begleitet von einem paritätisch von Stadt Köln und LVR besetzten Gremium, dessen Mitglieder vom Rat und Landschaftsausschuss entsandt werden.

Ein gemeinsamer Lenkungskreis "Verwaltung" soll die Planungen, Organisations- und Personalentscheidungen, sowie Grundsatzentscheidungen behandeln und gegebenenfalls für die Gremienentscheidungen vorbereiten, hieß es in der Mitteilung weiter. Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) gegrüßte das Beratungsergebnis der Mehrheit der Landschaftsversammlung des LVR. "Ich bin froh und erleichtert, dass die Mehrheit des Landschaftsverbandes diesen Weg zur Realisierung des Projektes vorschlägt. Die Archäologische Zone und der Bau des Jüdischen Museum sind Projekte in europäischer Dimension, nicht nur bei der Errichtung, sondern auch im anschließenden Museumsbetrieb", erklärte Roters.

Mit dem Landschaftsverband tritt nach seiner Einschätzung ein Partner in das Projekt ein, der die Gewähr dafür bietet, "dass sich dieses Projekt künftig in der ersten Reihe der internationalen archäologischen Museumslandschaft wiederfindet – und das auf Dauer." Der Oberbürgermeister zeigte sich davon überzeugt, "dass wir gemeinsam, LVR und Stadt Köln, die deutlich bessere Chance haben, die Archäologische Zone und das Jüdische Museum in eine international beachtete Dimension und Wahrnehmung zu führen und es zum Publikumsmagneten zu entwickeln." Die Stadt Köln wird laut Roters kurzfristig die entsprechenden Beratungsvorlagen für den Rat vorbereiten. Für die bauliche Realisierung der Archäologischen Zone/Jüdisches Museum hat die Stadt Köln rund 52 Millionen Euro Baukosten kalkuliert. Das Land NRW fördert das Projekt mit 14,3 Millionen Euro.

(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt)


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Original-Beitrag


Nachfolgend lesen Sie einen Original-Beitrag
des Politikwissenschaftlers Martin Kloke

COMPASS dankt dem Autor für die Genehmigung zur Wiedergabe
seiner Rezension an dieser Stelle.


Zwei Seiten der Erinnerung


Sie könnten nicht verschiedener sein – die Brüder Hilsenrath: Manfred, der Jüngere, Stanford-Absolvent mit einer Neigung zur sozialen Anpassung, arbeitet sich zum Ingenieur für die US-amerikanische Raumfahrt hoch und verwirklicht den amerikanischen Traum…


Edgar, der Ältere, egozentrisch-streitbarer Autodidakt ohne formale Bildungsabschlüsse, schlägt sich in den USA mit Gelegenheitsarbeiten durch, bevor er als literarischer Einzelgänger mit dem Roman „Der Nazi & der Friseur“ zum international renommierten Schriftsteller avanciert. Edgar lebt seit 1975 wieder in Deutschland. Was beide Brüder miteinander verbindet, ist ihr Opferschicksal unter der NS-Gewaltherrschaft. Die verzweifelte Bitte an den amerikanischen Konsul um ein Einreisevisum in die USA wird der in Halle/Saale lebenden Familie 1938 versagt. Daraufhin flüchtet die jüdische Mutter mit ihren beiden Söhnen, geboren 1926 und 1929, in die Bukowina, wo sich die Familie beim Großvater ein wenig Sicherheit vor dem braunen Terror erhofft.

1941, als die Deutschen die Ukraine besetzen, überlassen sie die zerschossene Stadt Moghilev-Podolsk ihren rumänischen Verbündeten. Der unwirtliche Ort wird zum riesigen Ghetto – ein elendes Auffanglager für rumänische Juden, in das auch die Hilsenraths deportiert werden. Statt Gaskammern wüten Hunger und Seuchen, denen Tausende zum Opfer fallen. 1944 werden die Überlebenden von der Roten Armee befreit, darunter die Hilsenraths. Auf getrennten Wegen und unter beschwerlichen Umständen gelingt Manfred und Edgar die ersehnte Einreise in die USA.

Der Autor und Verleger Volker Dittrich hat die verdienstvolle Aufgabe übernommen, die Geschichte der ungleichen Brüder aufzuzeichnen. Er hat die beiden besucht und viele Gespräche mit Ihnen geführt. Die Erfahrungen der Hilsenrath-Brüder hat Dittrich in zahllose kleine Sinneinheiten aufgeteilt, die in etwa die Chronologie der Ereignisse widerspiegeln. Die Jahre der Verfolgung und ihre je individuelle Aufarbeitung stehen im Mittelpunkt, auch wenn der Autor die biografischen Linien der Brüder bis in die Gegenwart zieht. Das Besondere an dem Buch ist, dass Dittrich die detailliert-lebendigen Erinnerungen Manfreds jeweils mit Auszügen aus Edgars genial-kalter Prosa konfrontiert.

So entsteht ein ungewöhnlich privates und eindringliches Porträt zweier Brüder, deren Beziehung trotz aller emotionalen Nähe bis heute konfliktreich und fragil geblieben ist. Erst im hohen Alter vermag Manfred von den erschütternden Erfahrungen seines jugendlichen Überlebenskampfes zu erzählen: „Warum sind wir nicht auch gestorben? […] Diese Überlebensschuld, die haben die meisten von uns. Wir sind da, und die anderen sind gestorben – warum?“ (100) Dennoch lässt sich Manfred von der Vergangenheit nicht beherrschen – seine beglückende amerikanische Gegenwart scheint die einstigen Schrecken zu kompensieren. Edgar hingegen haben die Getto-Erfahrungen nie mehr losgelassen – bis heute wird er von ihnen beherrscht: Sein eigener später literarischer Erfolg überrascht kaum jemanden mehr als Edgar, denn der Schriftsteller ist psychisch nicht imstande zu erzählen, was er erlebt hat. Fiktional aber sprudeln die Sätze nur so aus ihm heraus: „Ich schreibe alles auf, was ich verdrängt habe. […] Ich erzähle das nur meinem Buch.“ (95f)

Volker Dittrich: Zwei Seiten der Erinnerung. Die Brüder Edgar und Manfred Hilsenrath.
Berlin: Dittrich Verlag 2012
254 Seiten. 17,80 Euro
**********************

Seit dem 5.8.2012 wegen einstweiliger Verfügung nicht mehr lieferbar, weitere Informationen dazu unter
http://www.dittrich-verlag.de/files/pressemitteilung_zu_hilsenrath_27.07.2012.pdf und http://www.dradio.de/download/149572/.

Diese Rezension erschien zuerst in: Tribüne, 51. Jahrgang, Heft 203, 3. Quartal 2012, S. 185.

© Martin Kloke




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