ACHTUNG:

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Außenminister Guido Westerwelle hat auf seiner Dienstreise im Nahen Osten in Jerusalem beide Konfliktparteien, Israelis und Palästinenser, vor einseitigen Schritten gewarnt. Die Sprachlosigkeit und Stillstand der Verhandlungen, so mahnte er weiter, könnten sehr schnell wieder zu Gewalt führen. Auch rief er beide Konfliktparteien dazu auf, einseitige Schritte zu vermeiden. Das gelte sowohl für den Siedlungsbau der Israelis als auch für die Absicht der Palästinenser, im September einseitig einen eigenen Staat auszurufen. „Das alles würde eher die Gefahr einer Eskalation vergrößern.“ Auch Dirk Niebel (FDP), der Westerwelle begleitet, lehnt im Interview mit dem DEUTSCHLANDRADIO die angedrohte einseitige Ausrufung eines palästinensischen Staates strikt ab. Bessere Lebensbedingungen für die Menschen im Gazastreifen seien entscheidend: Nur so könne man Terroristen die Grundlage entziehen.
Aktuelle Berichte zum Thema in den Rubriken ISRAEL UND NAHOST AKTUELL sowie ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Ende Juni ist es voraussichtlich wieder so weit: Eine neue internationale »Hilfsflottille« gegen die israelische Seeblockade des Gaza-Streifens soll mit 15 Schiffen und über 1000 Menschen an Bord in See stechen. Auch die »Mavi Marmara«, das Schiff, das im Mai vergangenen Jahres von israelischen Kommandos erstürmt wurde, wird von Istanbul aus starten. Die islamistische Organisation IHH hält sich dieses Jahr bei den Vorbereitungen im Hintergrund, auf die Unterstützung der türkischen Regierung kann sie jedoch weiterhin rechnen, wie Sabine Küper-Büsch in ihrem Bericht über den Stand der Aktion für JUNGLE WORLD schreibt: "Manchmal kommen sie wieder"
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Die Palästinenser setzen zunehmend auf gewaltfreien Widerstand gegen die Besatzung. Für den 8. Juli haben sie Unterstützer aus der ganzen Welt nach Palästina eingeladen. Sie kommen von überall in Europa und wollen nach Palästina: Rund 1000 Friedensaktivisten werden am 08. Juli auf dem internationalen Ben-Gurion-Flughafen in Israel landen. In den besetzten Gebieten wollen sie sich mit palästinensischen Aktivisten treffen und acht Tage lang an Widerstandsaktionen gegen die Besatzung teilnehmen. "Willkommen in Palästina" ist das Motto dieser Woche, die von palästinensischen und europäischen Gruppen geplant wird. Bettina Marx informiert in QANTARA über weitere Einzelheiten und Hintergründe: "Friedlich für die Freiheit".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Für ein kleines bisschen Reisefreiheit: Eine Israelin schmuggelt Palästinenserinnen aus dem Westjordanland nach Israel - auf eigene Gefahr. Die Fahrt der Frauen ist eine Reise, die für alle im Gefängnis enden kann. Die Angst fährt immer mit, wie Evelyn Runge in ihrer eindrücklichen Reportage für die FAZ deutlich macht: "Ein Tag am Meer".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Gerade weil es ihm als Israeli nicht möglich ist, den Iran zu bereisen, schreibt Ron Leshem in seinem Roman "Der geheime Basar" über eine Jugend in Teheran. Im Gespräch mit N-TV erzählt er, wie er Freundschaften mit jungen Teheranern knüpfte und wie er mit seinen neuen Freunden während der "Grünen Revolution" bangte. Den arabischen Frühling erlebt Leshem dennoch mit gemischten Gefühlen, wie er bekennt: "Verbotene Orte ziehen mich an".
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Nach 1933 verschmolzen viele Ziele des Protestantismus und der NSDAP, gingen der kirchliche Antijudaismus und der Antisemitismus ihre unheilige Allianz ein. 1939 wurde in Eisenach gar ein Institut gegründet, das die "Entjudung des religiösen Lebens" zur Aufgabe hatte. Kirsten Serup-Bilfeldt erzählt im DEUTSCHLANDRADIO die fast vergessene Geschichte des "Entjudungsinstituts": "Wie Jesus zum 'Arier' gemacht wurde". (siehe auch Susannah Heschels Beitrag zum Thema: Online-Extra Nr. 67).
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Im besetzten Osten Europas fahndete der NS-Staat nach "rassisch wertvollem" Zuwachs. Tausende Jungen und Mädchen wurden vermessen, verschleppt und deutschen Pflegeeltern zugeteilt - an ihrer zerbrochenen Kindheit leiden die meisten noch heute, wie Christoph Gunkel in seiner historischen Reportage für den SPIEGEL erzählt: "Die geraubten Kinder".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Im Streit über Antisemitismus in den eigenen Reihen sieht sich Linksfraktionschef Gregor Gysi erneut veranlasst zu schlichten. Nach Informationen der FRANKFURTER RUNDSCHAU will Gysi in der Fraktionssitzung in zwei Wochen ein weiteres Papier zur Debatte stellen, demzufolge es jedem Linken unbenommen sei, Kritik an Israels Regierungspolitik zu üben. Gleichzeitig wolle Gysi klarstellen, dass der Antisemitismus-Vorwurf von anderen Parteien oft als Totschlagargument gegen die Linken missbraucht werde. Er selbst kenne in seiner Fraktion keine Antisemiten. Unterdessen wird an der Studie des Gießener Wissenschaftlers Salzborn, die den Auslöser der jüngsten Links-Debatte um Antisemitismus darstellte, heftig Kritik geübt. Der Leipziger Soziologe Peter Ulrich bezeichnet die Studie in der TAZ als "unwissenschaftlich" und als "politische Kampfschrift". U.a. schreibt er:
"Alle Argumente, Fakten und Personen, die nicht in dieses Zerrbild passen, werden von den Autoren [der Studie] ignoriert oder kleingeredet. Sogar eindeutige Beschlüsse der Parteigremien, die der These von Salzborn und Vogt widersprechen, werden verschwiegen. Die differenzierten Kriterien, mit denen die Autoren Antisemitismus diagnostizieren wollen, wenden sie im Text nicht an, vielmehr setzen sie auf bloße moralische Empörung."
Alle Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Der Deutschen Burschenschaft droht die Spaltung: Sie hat Rassevorschriften erlassen, die selbst erzkonservativen Studenten zu weit gehen und an den berüchtigten "Ariernachweis" erinnern. Nun soll sogar eine Verbindung aus dem Dachverband ausgeschlossen werden, da es in ihr ein Mitglied mit asiatischen Gesichtszügen gibt, berichtet Florian Diekmann im SPIEGEL. Im Interview dazu erklärt die Gießener Politologin Alexandra Kurth, weshalb die Rechtsextremen innerhalb der Burschenschaften immer stärker werden.
Der Link zu Bericht und Interview in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS.
Alter Bund - Neuer Bund: Wenn es um die Geschichte der antijudaistischen Ausrichtung christlicher Lehre und Predigt geht, spielen diese Begriffe sicher eine ganz zentrale Rolle, bildeten sie doch den Ausgangspunkt für die sogenannte Substituionslehre, die Lehre von der Ersetzung Israels durch das "neue Volk" Gottes, der Christen. In seiner verdienstvollen Reihe "Urteil statt Vorurteil" geht Klaus-Peter Lehmann in der Zeitschrift BLICKPUNKT.E der fatalen Dichotomie dieser Gegenüberstellung von "Alter Bund" und "Neuer Bund" auf den Grund und schildert auch die überfälligen Änderungen, die in der christlichen Theologie nach dem Schrecken von Auschwitz einsetzten.
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Christian Lindner, Generalsekretär der "neuen" FDP, spricht mit der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG über weltliche Gesetze, religiöse Gebote, das jüdisch-christliche Erbe und den Möllemann-Komplex. Auf die Frage, inwieweit er die Rede vom "jüdisch-christlichen Erbe Deutschlands" für ideengeschichtlich richtig oder nur politisch korrekt halte, antwortete er:
"Fraglos hat es bedeutende jüdische Intellektuelle in der abendländischen Geistesgeschichte gegeben. Gerade in Deutschland kann man aber nicht einfach so von einem jüdisch-christlichen Erbe sprechen. Ganz abgesehen davon würde gerade unsere Verfassungsgeschichte verklärt, wenn sie vor allem aus einer religiösen Perspektive interpretiert würde. Die Werte des Grundgesetzes lassen sich mit den Regeln der Vernunft begründen. Ich will aber gar keinen Gegensatz zwischen Vernunft und Glaube aufmachen. Auch ein säkularer Bürger kann in der Religion Orientierungspunkte finden, wie Jürgen Habermas bemerkt hat."
Der Link zum vollständigen Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Eigentlich war die Eröffnung für 2013 vorgesehen, aber auf absehbare Zeit wird es kein Gebetshaus für die drei jüdischen Gemeinden der Landeshauptstadt geben: Sie konnten sich über Aussehen, Nutzung und Finanzierung der neuen Synagoge nicht einigen. Noch am Freitag vergangener Woche waren Gespräche zwischen den jüdischen Gemeinden Potsdams gescheitert, woraufhin die Landesregierung noch am selben Tag erklärte, die Pläne für den Neubau einer Synagoge in der Schloßstraße würden bis zu einer Einigung zwischen den Gemeinden nicht weiter verfolgt. Der Streit entzündete sich am Entwurf des Berliner Architekten Jost Haberland, der den Kritikern als zu wenig sakral gilt. Die beteiligten Streitparteien reagierten indes sehr unterschiedlich auf den Baustopp für die neue Synagoge.
Links zu aktuellen Berichten zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Kein anderes Instrument ist so eng mit dem Judentum verbunden wie die Violine. Forscher meinen, dass die Beziehung der Juden zur Fiedel bis zu ihrer Entstehung zurückgeht. Möglicherweise wurde ein Vorläufer-Instrument sogar schon im Jerusalemer Tempel gespielt, erzählt Detlef David Kauschke in seinem Beitrag fü+r DEUTSCHLANDRADIO: "Die jüdische Violine. Über die Verbindung zwischen Geige und Judentum"
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
„Ich bin katholisch und das ist auch gut so“ heißt es im neuen Buch von Matthias Matussek. Im Interview mit DOMRADIO spricht er über das Arbeiten bei einem „antikirchlichen Kampfblatt“, die Krise der Kirche in Deutschland und seine Hoffnung auf eine Wiederkehr des Glaubens. Dazu: Launig und liebevoll, aber natürlich nicht ohne seinen typisch ironischen Biss rezensiert Henryk M. Broder "Das katholische Abenteuer" seines ehemaligen Spiegel-Kollegen Matussek, den er als bekennenden "Konvertiten" charakterisiert, der die eine Religion (den Marxismus) gegen die andere (den Katholizismus) ausgetauscht habe. U.a. legt Broder dabei auch sein ganz eigenes "Bekenntnis" zu Gott ab:
"Inzwischen glaube ich an Gott, aber nicht, weil ich - wie Du - darüber sinniere, was vor dem Urknall da war, sondern weil mir das ökumenische Geraune vom allmächtigen und gütigen Gott auf die Nerven geht. Wenn es einen Gott gibt, dann ist er ein eiskalter Zyniker, ein praktizierender Sadist, ein Misanthrop. Er hat die Armenier und die Juden im Stich gelassen, so wie er heute die Baha'i im Iran und die Kopten in Ägypten im Stich lässt. Er hat seelenruhig zugeschaut, wie die "Titanic" und die "Estonia" untergingen, und als Mohammed Atta mit seinen Jungs über 3000 Menschen vom Leben zum Tode beförderte, da hat er grad ein Nickerchen gehalten. Als er aufwachte, war schon alles gelaufen. Shit happens."
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT, der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Heute Abend im Fernsehen: Eine herausragende Dokumentation und ein nicht minder herausragender Spielfilm! Die Dokumentation "Geheimsache Ghettofilm" untersuchte erstmals die "Authentizität" der im Warschauer Ghetto mit der Kamera eingefangenen, später berühmt gewordenen Szenen. Regisseurin Yael Hersonski fragt nach den Auftraggebern dieser Filmaufnahmen. Wer hat diese Bilder gedreht? Unter welchen Umständen? Und mit welcher Aussageabsicht? Spiegeln die Bilder das wirkliche Leben im Ghetto? Anhand von eindrucksvollen Schilderungen Überlebender, detailreichen Tagebuchaufzeichnungen aus dem Ghetto sowie eines protokollierten Interviews mit einem der Kameramänner Mitte der 70er-Jahre entsteht in diesem herausragenden Dokumentarfilm plötzlich ein ganz anderes Bild von der "Authentizität" des Ghettofilms. Und ebenfalls eine Top-Empfehlung wert ist die israelisch-französische Kooproduktion "Tehilim - Spurlos verschwunden", die das durcheinander geratende Leben einer israelischen Familie nach dem plötzlichen Verschwinden des Familienoberhaupts darstellt.
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)

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