ACHTUNG:
Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Freitag, 05. Februar 2010.

Guten Tag!
Der israelische Politiker Avraham Burg hat Ende vergangenen Jahres mit seinem umstrittenen und viel diskutierten Buch „Hitler besiegen“ die Frage diskutiert, inwiefern heute der Holocaust für das Selbstverständnis des Staates Israel noch von Bedeutung sein kann und sein soll. Burg selbst 1955 als Sohn eines deutschen Holocaust-Überlebenden in Jerusalem geboren. Sein Vater war der prominente Vorsitzende der Nationalreligiösen Partei, Dr. Josef Burg, der in Dresden und Berlin die Ausreise deutscher Juden organisierte, bis er selbst 1939 floh. Nach seinem Militärdienst wurde Avraham Burg in der Protestbewegung gegen den Libanonkrieg aktiv, 1985 Berater von Premierminister Shimon Peres und 1988 für die Arbeitspartei in die Knesset gewählt. 1995 wurde er zum Vorsitzenden der Jewish Agency und der World Zionist Organization ernannt und legte sein Knesset-Mandat nieder. 1999 bis Anfang 2003 war Burg Sprecher der Knesset. In dieser Funktion diente er vom 12. Juli bis 1. August 2000 als provisorischer Präsident Israels. 2004 zog sich Burg aus dem öffentlichen Leben zurück. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Jerusalem. Die TAGESPOST führte jetzt mit Burg ein Gespräch über die Erfahrung des Holocaust, israelisches Staatsbewußtsein und Erinnerungspolitik in Israel: "Hitler besiegen".
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Obwohl sich die israelische Industriestadt Holon lange schon für Kultur starkmacht, kennt man sie in Europa kaum. Ein in rote Stahlbänder gehüllter Museumsbau des Stardesigners Ron Arad soll nun auf den Tel Aviver Vorort aufmerksam machen. Halb Arche und halb Skulptur beherbergt der spektakuläre Bau ein neues Designmuseum. Roman Hollenstein stellt es in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG genauer vor: "Stahlbänder und Betonkuben".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Nach Shimon Peres' Rede im Bundestag anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar erhoben sich sämtliche Anwesenden. Nur Sahra Wagenknecht und Christine Buchholz, Mitglieder der Partei und Fraktion DIE LINKE, blieben sitzen. Jetzt hagelt es Kritik an ihnen - auch aus den eigenen Reihen. Einmal mehr wird deutlich: An der Haltung der Linkspartei zum Nahost-Konflikt scheiden sich wieder einmal die Geister der Genossen. Pikant: Ausgerechnet von der NPD erhalten die beiden linken Sitzenbleiberinnen großes Lob für den "Tabubruch in der Ersatz-Knesset", wie sich der NPD-Landtagsabgeordnete Jürgen Gansel süffisant ausdrückte.
Links zu Berichten zum Thema in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
"Beim Aufstehen drückt der Israeli morgens im Dunkeln auf den „Schalter“, nimmt einen „Biss“ von seinem Frühstücksbrot und einen „Schluck“ Kaffee: Mehr als 60 Jahre nach Israels Staatsgründung wimmelt die hebräische Sprache immer noch vor deutschen Ausdrücken wie diesen. Nach dem Frühstück fährt Israel Israeli - wie Otto Normalverbraucher auf Hebräisch heißt - dann mit dem „Oto“ zur Arbeit und benutzt beim Abbiegen den „Winker“ (Blinker), bei Regen auch den „Wischer“."
Sara Lemel beschreibt recht unterhaltsam in der BERLINER LITERARTURKRITIK die engen Verbindungen zwischen deutscher und hebräischer Sprache: "Von 'Spachteln' und 'Strudeln'. Im Hebräischen klingt vieles immer noch Deutsch".
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Mitschuld am Holocaust: Der amerikanische Historiker Jeffrey Herf untersuchte die Verbindung zwischen Palästinensern und dem Dritten Reich. Herf bietet mit seinem bislang nur in englischer Sprache vorliegenden Buch - "Nazi Propaganda for the Arab World" - die bislang intensivste Untersuchung über die Auswirkungen der nationalsozialistischen Propaganda auf Araber und Muslime im Nahen Osten während des Zweiten Weltkriegs. Bei seinen Forschungen konnte er auf bisher unbekannte Dokumente und Radioprogramme arabischer Sender zurückgreifen, die extrem antisemitische Botschaften verkündeten. Der israelische Historiker Benny Morris stellt das Buch in der WELT näher vor: "Dann schickte Allah Adolf Hitler".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Der in jüngerer Zeit aufgrund seiner Vergleiche zwischen Antisemitismus und Islamophobie in die Kritik geratene Leier des Zentrums für Antisemitismusforschung hat vor kurzem in der israelischen Tageszeitung "Jedioth Achfonoth" in einem Beitrag erläutert, wie und warum es einst zur Gründung des Zentrums gekommen ist und worin seine Aufgaben liegen:
"Es gab viele Gründe für die Einrichtung eines Instituts, das den Judenhass in Deutschland erforscht. Die Kontrolle des modernen Antisemitismus und des Ansehens Israels in der öffentlichen Haltung gehören zu unseren Interessen und zu der Forschung, die wir über Vorurteile betreiben." Sein Beitrag ist nun auf den Seiten von HAGALIL zu lesen: "Antisemitismus: Die Zeit arbeitet gegen Israel".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Rechtsextreme an deutschen Unis geben sich bieder, brav und konservativ. Doch wie lässt sich verhindern, dass die Rechten an den Hochschulen auftrumpfen? Der Fall eines Studenten in Magdeburg zeigt, wie hilflos Kommilitonen und Professoren der Gefahr begegnen. Ina Brzoska schildert das Problem im SPIEGEL: "Braune Biedermänner. Rechtsextreme an deutschen Unis".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.
Auch heute hält in den Medien die Debatte um Islam und Islamkritik unvermindert an. In der WELT etwa beklagt im Interview die gescholtene Islam-Kritikerin Necla Kelek, dass es den Muslimen an Selbstkritik mangele. In der BERLINER ZEITUNG verteidigt Michaela Schlagenwerth einerseits Islamkritiker wie Kelek, betont allerdings auch, dass diese zu wenig bereit seien, die Veränderungen und Fortschritte in den muslimischen Gemeinden zur Kenntnis zu nehmen:
"Necla Kelek bedient die Vorurteile, die viele vom Islam haben und auch unbedingt behalten wollen. Doch so sehr man ihre Rolle hinterfragen sollte, es steht auch außer Frage, dass es viel Mut braucht, um den Islam zu kritisieren, so wie Necla Kelek es tut. [...] Dabei ist seit geraumer Zeit genau ein solcher Säkularisierungsprozess im Gange, wie Necla Kelek ihn einerseits fordert und gleichzeitig für unmöglich erklärt. Immer entschiedener bekennen sich die großen Islamverbände zu Demokratie und Pluralismus, immer selbstverständlicher arbeiten die einzelnen Moscheevereine vor Ort mit der Polizei, mit Schulen, in Berlin etwa auch mit dem Quartiersmanagement zusammen. Sie suchen den interreligiösen Dialog und laden vor Wahlen Politiker in ihre Moscheen ein. Kurz: Ganz aktiv beginnen sich die Moscheevereine in das politische und gesellschaftliche System Deutschlands zu integrieren. Sie setzen das um, was Wolfgang Schäuble unermüdlich gefordert hat: Der Islam kommt in Deutschland an."
Auch der türkischstämmige Schriftsteller Zafer Senocak versucht in einem Beitrag für die WELT auf eine Schieflage in der Diskussion hinzuweisen, indem er den Blick auf die Türkei lenkt:
"Doch wenn heute in Europa über den Islam debattiert wird, ist die Türkei keine Referenzquelle. Europa hat sich abgeschottet und betrachtet den Islam und die islamische Welt zunehmend als homogene Konstruktion im eigenen Kopf. Nicht die türkischen Unternehmerinnen oder Professorinnen, sondern die Burka-Trägerinnen aus Frankreich bestimmen die Islam-Bilder in den Köpfen. Eine hartnäckige Wahrnehmungssperre ist entstanden, die dieses eine Bild von der unterdrückten muslimischen Frau konterkarieren könnte."
Und in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG wagt Joachim Güntner gewissermaßen den Blick von außen auf die deutsche Debatte:
"Was kann der Islam dafür, wenn in seinem Namen Gewalt verübt wird? Die Frage, seit Jahren debattiert, führt auch in Deutschland zu stetem Zwist zwischen Religiösen und Säkularisten. Und bisweilen zu fragwürdigen intellektuellen Volten von Kommentatoren. [...] Die Debatte läuft nicht gut, so wie sie läuft in diesen Tagen. Auf beiden Seiten. Die überwältigende Mehrheit der Muslime hat ein Recht darauf, nicht mit verhetzten Islamisten in einen Topf geworfen zu werden, und wenn in Bielefeld ein Professor der Soziologie den gegenwärtigen Islam «eine kollektive Zwangsneurose» nennt, dann ist das eine primitive Reduktion, die durch Anleihen bei Sigmund Freud nicht besser wird. Religionskritik darf ruhig etwas intelligenter sein."
Alle Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Es waren schon andere Töne als man sie sonst von Vertretern des Judentums in Deutschland zu hören bekommt und dem Zentralrat dürfte das, was Reuven Cabelmann, Oberrabiner Moshe Ber Beck, Rabbi Isroel David Weiss und Rabbi Ahron Cohen kürzlich im Haus der Bundespressekonferenz zum Staat Israel, dem Holocaust und dem Besuch des Präsidenten Peres zu sagen hatten, nicht gefallen haben. Doch das war durchaus einkalkuliert. Die drei gehören der ultra-orthodoxen, vehement anti-zionistischen Bewegung "Neturei Karta" an, die sich mitunter auch keineswegs scheut, mit palästinensischen Extremisten Seite an Seite zu agieren. Die BERLINER UMSCHAU berichtet von der ungewöhnlichen Pressekonferenz: "Eine etwas andere jüdische Stimme".
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
"Gerne wird dem Papst vorgeworfen, er sei von vorgestern. Dabei ist er von vorvorvorgestern", meint Paul Badde in einem Essay für die WELT. Benedikt XVI. verkörpere eben eine 2000 Jahre alte Tradition, schreibt er, und stehe genau deshalb im Kreuzfeuer. Allerdings sei der Papst trotz allem nicht nur radikal und modern, sondern auch ein
"Fels im Meer der kurzlebigen Trends. Er ist der modernste Pontifex, den es jemals gab, sein gelehrter Scharfsinn weltberühmt, seine Doktrin der Trennung von Kirche und Staat radikal, er ist ein Buddha auf dem Sessel Petri, er ist der Papst, der sich wie kein anderer tief mit dem Glauben der Juden beschäftigt hat, er ist der ökumenischste, den wir vielleicht je haben werden"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
"Ja, ich habe überlebt, um Zeugnis abzulegen von dem Riesenschlachthof Treblinka!" Mit diesen eindrücklichen Worten endet der erst jetzt entdeckte Bericht des Juden Chil Rajchmann über seine Zeit im Vernichtungslager Treblinka, den Günther Frieß im NEUEN DEUTSCHLAND vorstellt. Er ist sich sicher: "Zweifelsohne ist die Entdeckung dieses Dokuments eine zeitgeschichtliche Sensation, ähnlich dem Fund der Tagebücher der Anne Frank im August 1944."
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)

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