ACHTUNG:
Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erscheint am Donnerstag, 28. Januar 2010.

Guten Tag!
Israels Präsident Peres kommt heute zu einem viertägigen Besuch nach Deutschland. Schwerpunkt der Gespräche werden die bilateralen Beziehunge sowie der Friedensprozess im Nahen Osten sein. Dieser ist dem 82-jährigen Staatsoberhaupt ein Grundanliegen. Zudem wird er am 27. Januar, dem Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, in der offiziellen Feierstunde im Bundestag sprechen.
Links zu weiteren Informationen und einem Interview mit Peres in den Rubriken ISRAEL UND NAHOST AKTUELL sowie ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Eine Stahlwand, die 20 Meter tief in den Erdboden reicht - so will Ägypten die Schmuggeltunnel in den Gaza-Streifen kappen. Die Barrikade entsteht auf Druck der USA und Israels und soll den Waffenhandel der Hamas stoppen. Doch die Tunnelbauer haben bereits Gegenstrategien entwickelt, wie Ulrike Putz für den SPIEGEL berichtet: "Gazas Schmuggelkönige tunneln Ägyptens Bollwerkbauer".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
In der zweiten Amtszeit Benjamin Netanjahus dreht sich alles um den Machterhalt. Von einer politischen Zukunftsvision ist nichts zu spüren. Inzwischen gilt der 86-jährige Schimon Peres vielen Israelis als der einzig souverän agierenden Spitzenpolitiker des Landes, meinen Clemens Varenkotte und Sebastian Engelbrecht in ihrer Zustangsbeschreibung der israelischen Innenpolitik ein Jahr nach den Knesset-Wahlen für das DEUTSCHLANDRADIO: "Ohne Visionen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Dreißig der führenden Rabbiner verschiedener – und häufig auch zerstrittenen – ultraorthodoxen aschkenasischen Glaubensgemeinden in Israel schlossen sich vor wenigen Wochen zusammen und gaben über eine Annonce in drei ihrer einschlägigen Zeitungen bekannt, dass ihren Anhängern die Nutzung der ultraorthodoxen Nachrichtenportale im Internet ab sofort untersagt sei. Wie einst zu Zeiten des totalen Internet-Boykotts am Beginn des Internets wurde auch jetzt wieder mit dem angeblich moralisch verderbenden Einfluss des Internets argumentiert. Stehen hinter der religiös-moralischen Begründung wirtschaftliche Interessen? Joseph Croitoru versucht in der FAZ, die Hintergründe des orthodoxen Surf-Verbots aufzuschlüsseln: "Der virtuelle Nudelauflauf der Gottesfürchtigen".
Der Link zu seniner Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Die deutsche Botschaft in Tel Aviv schätzt, dass mittlerweile etwa eintausend junge Leute über längere Zeit in Israel leben. Das sind fast dreimal so viele wie noch in den 80er- und 90er-Jahren. Sie kommen über Stipendienprogramme von politischen oder akademischen Stiftungen, als Volontäre über Austauschprojekte von Aktion Sühnezeichen oder ConAct, oder sie arbeiten bei Institutionen wie dem Holocaust Museum Yad Vashem. Auch die 25-jährige Margret Müller gehört zu ihnen, deren Engagement und Leben in Israel von Charlotte Misselwitz in der BERLINER ZEITUNG beschrieben wird: "Pendeln zwischen zwei Welten".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Wenn wir von Auschwitz reden, meinen wir meistens das Auschwitz der Nazis. Weltweit gilt der Name Auschwitz als Symbol für den Holocaust. Aber in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau finden Besucher auch ein Schild zur Synagoge und zum "Auschwitz Jewish Center": Auschwitz, oder auf Polnisch: Oswiecim, war einst eine zur Hälfte jüdische Stadt. Angelika Calmez schildert im DEUTSCLANDRADIO, wie Auschwitz seine jüdische Geschichte entdeckt: "Lebst du da in den Baracken,oder?".
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Es ist ein Aufbruch in weithin unbekanntes Gelände, eine erste Annäherung an Fragen, die bislang kaum gestellt wurden: Was wissen Deutschtürken über den Holocaust? Was denken sie über den nationalsozialistischen Völkermord? Wie beurteilen sie die deutsche »Vergangenheitsbewältigung« – und welche Schlüsse ziehen sie daraus für aktuelle politische Fragen, zum Beispiel die deutsche Haltung gegenüber Israel? Dazu hat das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid im Auftrag der ZEIT in einer repräsentativen Stichprobe anlässlich des Holocaust-Gedenktags am 27. Januar 400 Menschen mit türkischem Migrationshintergrund, teils mit deutschem, teils mit türkischem Pass, befragt. Die Umfrage zeigt: In Deutschland lebende Türken sehen die Beschäftigung mit dem Holocaust auch als ihre Sache an, aber sie sympathisieren wenig mit Israel. Bernd Ulrich, Özlem Topcu und Heinrich Wefing stellen in der ZEIT die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage vor: "Geteilte Erinnerung". Ergänzt wird ihr Beitrag mit einer Reportage über zwei Deutschtürken, die im Jüdischen Museum Berlin arbeiten, einer von ihnen ist der erste türkischsprachie Historiker im Museum, und versuchen, die deutsche Geschichte jugendlichen Migranten zu erklären. Und schließlich veröffentlicht die ZEIT ein Interview mit dem Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir über Antisemitismus von Migranten, Deutschlands Verantwortung und seine Besuche in Israel.
Die Links zu allem in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Mit 84 Jahren gerät der französische Filmemacher Claude Lanzmann ins Kreuzfeuer einer absurden Debatte: An seinen Memoiren und seiner mehr als 30 Jahre alten Dokumentation "Warum Israel" entzündet sich die alte, quälende Frage der deutschen Linken neu: Antizionismus oder Antisemitismus? Im SPIEGEL erzählt Romain Leick von der neuen Vorführung in Hamburg von Claude Lanzmanns Film "Warum Israel", der diesmal ohne Störung gezeigt werden konnte. Und er macht sich Gedanken über den Unterschied zwischen Israelkritik und Antisemitismus:
"Nicht Kritik an der israelischen Politik verrät Antisemitismus, sondern der Triumph darüber, einen berechtigten Grund für solche Kritik gefunden zu haben. Der Jude mit Fehl und Tadel, also der normale Jude, dient den anderen als Entlastung von ihrer Schuldhaftigkeit."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Der Historiker Wolfgang Benz leitet seit annähernd 20 Jahren das "Zentrum für Antisemitismusforschung" an der Technischen Universität Berlin. In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG veröffentlichte er am Monatsanfang einen Essay, in dem er von den historische Parallelen zwischen Islamophobie und Antisemitismus sprach. Daraufhin hagelte es heftigen Widerspruch. Der Direktor des "Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien" in Potsdam, Julius H. Schoeps, nannte Benz' Vergleich gefährlich (siehe Compass 19.01.2010). Im Interview mit der BERLINER ZEITUNG zeigt sich Benz nun sehr verletzt in Anbetracht der Vorwürfe gegen ihn. U.a. sagt er:
"Tatsächlich erfahre ich keine fachliche Kritik und bekomme wissenschaftlich sehr viel Zuspruch. Aber als Person schlägt mir ein ganz unglaublicher Hass entgegen, weil meine Meinung unerwünscht ist."
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Im TAGESSPIEGEL wehrt sich wortstark wie stets Henryk M. Broder gegen den Vorwurf, er und andere Islam-Kritiker seien zu "Hasspredigern" mutiert, ein Vorwurf den Thomas Steinfeld in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vorbrachte (siehe Compass 20.01.2010). Broder schreibt u.a.:
"Nun aber wird der Begriff „Hassprediger“ neu definiert. Folgt man Thomas Steinfeld von der „SZ“, dann sind es nicht diejenigen, die zum Dschihad aufrufen, sondern „Islamkritiker“ wie Necla Kelek, Seyran Ates, Ayaan Hirsi Ali und ich, Henryk Modest Broder, die öffentlich die Frage stellen, warum eine „Religion des Friedens“ so viel Gewalt hervorbringt und warum es der friedlichen Mehrheit der Moslems nicht gelingen will, ihre kleine radikale Minderheit der Islamisten – wenn es denn eine ist – zu entmachten. Warum es zum Beispiel seit über 20 Jahren eine Fatwa gegen Salman Rushdie gibt, aber keine Fatwa gegen diejenigen, die Rushdie zum Tode verurteilt haben. Warum die islamische Welt wegen ein paar harmloser Karikaturen oder wegen des Schweizer Minarett-Volksentscheids in Rage gerät – aber die beinah täglichen Selbstmordattentate von Moslems, die vor allem Moslems das Leben kosten, hinnimmt, als wären es Naturkatastrophen. Beim jetzigen Stand der Debatte hat man sich schon mit dieser Frage als „Hassprediger“ qualifiziert."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Verschollen sei die Bundeslade mit den Gesetzestafeln des Moses, dem Urdokument des Judentums. Das glauben viele. Nicht so fast achtzig Millionen Äthiopier, die fest davon überzeugt sind, dass die Gesetzestafeln des Moses im äthiopischen Auxum liegen. Guido Horst hat für die TAGESPOST eine Reise zu dem Urtext der jüdisch-christlichen Welt unternommen, der nun von ZENIT ins Netz gestellt wurde: "Beim Wächter der Lade".
Der Link zur Reisereportage in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Mit der Studie "Muslimisches Leben in Deutschland" des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge liegt die erste bundesweit repräsentative Datenbasis vor. Anlässlich der vierten Plenarsitzung der Deutschen Islam Konferenz wurde sie am 25.06.2009 in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie gibt mit ca. 6.000 befragten Personen aus 49 muslimisch geprägten Herkunftsländern einen umfassenden Überblick über das muslimische Leben in Deutschland. Dargestellt werden insbesondere die Anzahl der Muslime in Deutschland, die Glaubensrichtungen, religiöse Praxis und verschiedene Aspekte der Integration. Die Soziologin Sonja Haug stellt auf QANTARA die Studie vor. Außerdem gibt es den Link zum Volltext der Studie selbst.
Das alles in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Sie hatten Angst, weil sie jüdische Wurzeln haben: Juden in der DDR. Sie waren der kommunistischen Staatsmacht suspekt, weil sie Kontakte in den Westen hatten, weil die Stasi ihre hebräischen Gebetsbücher als staatsfeindliche Schriften ansah oder weil sie Sympathie für Israel äußerten. Damals folgte die SED der von Stalin befohlenen antisemitischen Hetzkampagne. Dietmar Schulz beschreibt auf den Seiten von ZDF HISTORY das schwierige Verhältnis der DDR zu ihren Juden: "Spitzel in der Synagoge".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Vor dem Hintergrund des gescheiterten Flugzeuganschlags eines jemenitischen Terroristen in den USA begint in dieser Woche eine internationale Jemen-Konferenz. Zigtausende sind in dem vom Bürgerkrieg verwüsteten Land auf der Flucht, darunter auch jüdische Familien. So etwa auch in Raydah, das neben der Provinzhauptstadt Amrah zu den größten Ortschaften der bergigen Region zählt. Hier leben noch rund zwanzig jüdische Familien, insgesamt etwa 250 Menschen. Die SÜDWESTPRESSE und die FRANKFURTER RUNDSCHAU schilder die problematische Lage der jüdischen Gemeinden und ihrer Menschen im Jemen: "Bedrohte Heimat".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Israel müsse sich vom »allgegenwärtigen Holocaust« lösen und ein »neues jüdisches Universum schaffen, das sich vom Leid und den Qualen der jüdischen Geschichte unterscheidet«. Die »Shoahisierung« der israelischen Gesellschaft habe dazu geführt, dass der Holocaust zu einer »theologischen Stütze des modernen Judentums« geworden sei. Dies perpetuiere das erlittene Trauma und führe zu »jüdischer Paranoia« und Aggressivität. Hitler habe letztlich also doch gewonnen – zumindest fast. Das sind die Grundthesen des ehemaligen israelischen Politikers Avraham Burg, die er in seinem viel diskutierten Buch "Hitler besiegen" aufstellt (siehe etwa: Compass 21.09.2009). Die Kritik zeigte sich gespalten: Ein »furchtbares Buch voller Fehler« meinte beispielsweise der israelische Historiker Benny Morris, und Henryk M. Broder etwa sieht in Burgs Buch einen Ausdruck von jüdischem Selbsthaß. Moshe Zimmermann, Professor für Deutsche Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem, hingegen bezeichnete Burg als »originellen Kopf«. Und Micha Brumlik nannte das Buch in der "Jüdischen Allgemeinen" ein »epochales Ereignis« und die Lektüre »für alle, die sich mit Israel verbunden fühlen, beinahe eine moralische Pflicht«. Nun hat Julian Bernstein das Buch für die JUNGLE WORLD gelesen und kommt zu einer sehr ausgewogenen Würdigung: "Berg der Hoffnungen".
Der Link zur Buchbesprechung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)

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