Deutsche Bibliothek
ISSN 1612-7331
20.01.2010 - Nr. 1105
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ACHTUNG:

Morgen erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 108 unter dem Titel "Die Deutschen und der Iran:  Eine verhängnisvolle Freundschaft? Ein Gespräch mit dem Politikwissenschaftler Matthias Küntzel".

Die nächste aktuelle Tagesausgabe erfolgt am Freitag, 22. Januar 2010.


Guten Tag!

Nr. 1105 - 20. Januar 2010


Zwischen Ägypten und dem Gazastreifen soll die Grenze auf einer Länge von zehn Kilometern durch eine Stahlmauer gesichert werden, um Schmugglertunnel zu blockieren. Die ersten vier Kilometer direkt am Mittelmeer erweisen sich dabei schon jetzt als ungeeignet: Das Grundwasser ist zu hoch, das Dünengelände unbebaut. Julia Gerlach berichtet für die BERLINER ZEITUNG vom Stand der Dinge vor Ort: "Eine Mauer aus Stahl".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Yair Lapid hat alles, was ihn zum Spitzenpolitiker machen könnte: Er ist gut aussehend mit viel Gel in seiner leicht ergrauten Lockenpracht, durchtrainiert, charmant, intelligent und talentiert. Er stammt aus bester Familie: Sein Vater Tommy war erfolgreicher Fernsehintendant und enger Freund von Ex-Regierungschef Ehud Olmert. Der Holocaust-Überlebende und cholerische Vertreter der Antireligiösen verursachte allerdings auch zahllose Skandale. Die Mutter Shulamit Lapid, ist nicht nur in Israel, sondern vor allem auch im deutschsprachigen Raum als Bestsellerautorin und Präsidentin des Schriftstellerverbandes bekannt. Nun will Yair es seinem Vater gleichmachen und in die Politik einsteigen, aber israelische Abgeordnete wollen genau dies, den Wechsel des Moderators in die Politik, per Gesetz verhindern. Charles A. Landesmann erklärt im TAGESSPIEGEL die Gründe: "Angst vor dem Fernsehstar".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Sind die Paschtunen, ein ostiranisches Volk, das vor allem in Pakistan und Afghanistan lebt, Nachkommen der „verlorenen Stämme“ des Volkes Israel? Die These klingt skurril – auch weil die ultrakonservative (und israelfeindliche) Taliban-Bewegung von den Paschtunen ausging. Doch sie grassiert seit dem zehnten Jahrhundert n.Chr., bis heute behaupten einige Stämme der Paschtunen selbst, dass sie auf die Israeliten zurückgingen. Nun liegen in dieser Frage neue Forschungsergebnisse vor, wie Thomas Kramar in der österreichischen PRESSE berichtet: "Genetik: Verlorene Stämme Israels in Pakistan?".
Den Link zum Bericht finden Sie in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

In den gestrigen Berichten über die deutsch-israelischen Konsultationen in Berlin standen zumeist die Warnungen der Kanzlerin und des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu an die Adresse Irans im Mittelpunkt. Kanzlerin Merkel warnte, bei einer anhaltenden Verweigerung der Anerkennung des Existenzrechts Israels und dessen Bedrohung mit der Atombombe zu wirtschaftlichen Sanktionen gegenüber dem Iran zu greifen. So ernst die Warnung auch gemeint sein mochte, so sehr stehen ihr die nicht unerheblichen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen deutschen Unternehmen und dem Iran entgegen. Intensive Beziehungen zwischen Deutschland und Iran haben dabei durchaus Tradition, eine Tradition mit Licht, aber auch viel Schatten, wie das jüngste Buch des Politikwissenschaftlers Matthias Küntzel "Die Deutschen und der Iran" belegt. Nach einer ganzen Reihe bislang positiver Rezensionen des Buches hat kürzlich Katajun Amirpur, eine renommierte deutsch-iranische Journalistin und Islamwissenschaftlerin, im DEUTSCHLANDRADIO den ersten "Verriß" des Buches von Küntzel veröffentlicht. Küntzel selbst reagierte auf die Kritik Amirpurs nun mit einer Erwiderung auf seiner Homepage. "Ich nehme ihre Rezension auch deshalb ernst", ließ Küntzel wissen, "weil sie der verbreiteten Haltung, die deutsch-iranischen Sonderbeziehungen trotz aller Menschenrechtsverletzungen und atomarer Ambitionen unkritisch weiterlaufen zu lassen, entgegenkommt."
Die Links zu den beiden Beiträgen in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Die Offensive der Wehrmacht von 1940 in Frankreich galt lange Zeit als kriegsrechtlich korrekt. Die Studie des Historikers Raffael Scheck demontiert den Mythos der sauberen Kriegsführung und belegt die Barbarei dieses Feldzugs. Vor allem die schwarzen Soldaten der französischen Armee wurden Opfer grausamer Kriegsverbrechen. Bernhard Schmid stellt die Studie in der JUNGLE WORLD genauer vor: "Vergessene Opfer. Die Massaker der Wehrmacht an schwarzen französischen Soldaten".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die TAZ und das HAMBURGER ABENDBLATT berichten mit recht unterschiedlichem Tenor von einer Diskussion mit Klaus Theweleit, Hermann Gremliza und Claude Lanzmann über Lanzmanns Film "Warum Israel", dessen Vorführung von antisemitischen Demonstrationen vor einigen Wochen zunächst verhindert worden war. Erst Claude Lanzmanns Erstaunen über die Ignoranz der deutschen Presse skandalisierte den Vorfall in einer breiteren Öffentlichkeit.
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Heute steht in den Niederlanden der Anti-Islam-Politiker Geert Wilders vor Gericht. Anstachelung zu Hass und Diskriminierung sowie Beleidigung von Muslimen aufgrund ihrer Religion: das sind die Anklagepunkte, die dem umstrittenen Rechtspopulisten, der den Koran gerne "Mein Kampf" nennt, zur Last gelegt werden. Tobias Müller informiert in der TAZ über die Person Wilders und seine Resonanz in der holländischen Öffentlichkeit. Ebenfalls in der TAZ dazu ein Interview mit René Danen, seit 2007 Vorsitzender der unabhängigen Stiftung Nederland Bekent Kleur, die zu den Klägern gegen Wilders gehört.
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Die Feuilletons haben in den ersten Wochen des neuen Jahres in einer ganzen Reihe von Artikeln allseits bekannte Islamkritiker wie Henryk Broder und Necla Kelek in teils scharfer Form ("Unsere Hassprediger", so die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG) angegriffen. Im Hintergrund des Streits stehen wichtige Fragen: Was ist die "wahre" Natur des Islam? In welchem Verhältnis stehen Islam und Islamismus zu einander? Und nicht zuletzt die vor allem in Deutschland sensible Frage, inwiefern die (so der Vorwurf) von den Islamkritikern geschürte Islamophobie dem Antisemitismus gleiche. Zu dem letzten Punkt war bereits im gestrigen COMPASS auf die Debattenbeiträge von Wolfgang Benz und Julius H. Schoeps hingewiesen worden. Auch Henryk M. Broder hat sich zu dieser Streitfrage geäußert. In der BERLINER MORGENPOST weist er vehement darauf hin:
"Basiert der Antisemitismus also auf hysterischen Ängsten, Erfindungen, Projektionen und Neidgefühlen, hat die „Islamophobie“ eine reale Basis".
Auf die heftige Kritik an den Islam-Kritikern, wie sie etwa in der FAZ und der SÜDDEUTSCHEN zu lesen waren, antwortete nun in der WELT der Islamwissenschaftler Hamed Abdel-Samad, der nicht nur Broder und Schoeps folgend einer Gleichsetzung von Antisemitismus und Islamophobie widerspricht, sondern auch die gescholtenen Islamkritiker in Schutz nimmt:
"Man mag manche Islamkritik für überzogen oder provokativ halten. Ich persönlich bin nicht mit allem einverstanden, was Frau Kelek und Herr Broder sagen. Doch deren Islamkritik halte ich nicht für das Hauptproblem des Islam, sondern für einen Spiegel dieses Problems. Der Islam hat ein Problem mit sich selbst, mit seinen Ansprüchen und Weltbildern. Und ihm läuft die Zeit davon."
Jüngstes Beispiel für die zunehmend emotionaler geführte Debatte ist der gestrige Essay von Brigitte Rommelspacher in der TAZ (siehe Compass 19.01.2010), in dem die Autorin die Islamkritiker in die Nähe nicht nur des Rechtsextremismus, sondern gleich des Nationalsozialismus rückt. Auf sie reagiert heute empört in der FAZ Regina Mönch und schreibt u.a.:
"Sie nennt keine Gründe für diese Unterstellung, dafür Namen: Ayaan Hirsi Ali, Seyran Ates, Necla Kelek. Frauen, die, wie Rommelspacher gallig bemerkt, für ihre mutige Einmischung gefeiert würden. Es fällt ihr nicht auf oder ein, dass Kelek, Ates und Hirsi Ali dafür, im Unterschied zur ewiggestrigen „taz“-Autorin, bedroht und verfolgt wurden. Und es fällt ihr auch nicht auf, dass sie sich in eigener Sache einmischen, dass Rommelspacher diskriminiert, wenn sie den drei Musliminnen - denn das sind sie, kann das mal jemand zur Kenntnis nehmen? - jedes Recht auf kritische Reflexion abspricht."
Alle Links zu den genannten und weiteren Beiträgen könnten zweifellos in der Rubrik "Interreligiöse Welt" ihren Platz finden, sind aber aufgrund der Zuspitzung auf die Frage nach den Ähnlichkeiten von Antisemitismus und Islamophobie in der Rubrik ANTISEMITISMUS gelistet.

Den in den islamischen Ländern Irak und Afghanistan eingesetzten amerikanischen Soldaten ist jede Form von religiöser Werbung verboten. Aber die Firma, die die Zielfernrohre für die Präzisionsgewehre der Marines liefert, setzt sich seit langem über dieses Verbot hinweg. Wie der US-Sender ABC nach Angaben der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" vor Kurzem enthüllte, lässt das Unternehmen Trijicon in Michigan in codierter Form Verse aus der Bibel in die Geräte eingravieren. Der österreischische STANDARD und TELEPOLIS berichten pikante Einzelheiten über das keineswegs als ungefährlich eingestufte Vorgehen der Rüstungsfirma: "Gottes Wort im Visier".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die für Oktober vom Vatikan einberufene Nahost-Synode nimmt konkrete Formen an. Seit Dienstag liegt das erste Vorbereitungspapier („Lineamenta“) auf dem Tisch. Breiten Raum widmet das Papier, das den Kirchen vor Ort als Diskussionsvorlage und Fragebogen dienen soll, u.a. auch dem interreligiösen Dialog. Das Gespräch mit den Juden steht im Heiligen Land unter dem Dilemma des Palästinakonflikts. Ohne auf das vom Vatikan immer wieder bekräftigte Existenzrecht Israels einzugehen, mahnen die „Lineamenta“ zur Trennung zwischen Religion und Politik. Weder dürfe man „die Bibel zu politischen Zwecken noch die Politik zu theologischen Zwecken“ gebrauchen. DOMRADIO und RADIO VATIKAN stellen das Papier näher vor.
Die Links dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

"'Deutsche Juden' – mit der Betonung auf beidem – gab es 'nach Hitler' kaum noch. Einer der wenigen und von diesen einer der ganz Großen war Ernst Cramer. Er war Deutscher, Jude, Weltbürger. Trotz allem ja zu und alles für Deutschland, die deutsch-jüdische Versöhnung auf Augenhöhe und den Brückenschlag zwischen Deutschland und Amerika. Das waren Ernst Cramers Werte, Worte, Werk. Jeder sei ersetzlich, heißt es. Der deutsch-jüdisch-amerikanischen Welt ist Ernst Cramer unersetzlich."
So fasste der deutsch-jüdische Historiker Michael Wolffsohn seine Reaktion auf den Tod des Publizisten Ernst Cramer zusammen. Cramer, Weggefährte Axel Springers, starb im Alter von 96 Jahren. Er stand für Geist, Weltoffenheit, Werte, journalistisches Temperament.
Links zu Nachrufen und weiteren Stimmen zu seinem Tod in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Das Leben als gottlose Geisterbahnfahrt: In der tragikomischen Kinofarce "A Serious Man" rechnen die Regiebrüder Joel und Ethan Coen mit ihrer Vorstadtkindheit im jüdischen Milieu ab. Und lassen einen braven Mann gnadenlos an seinen Sinnfragen verzweifeln. Nachdem gestern die ersten Kritiken zu dem Film erschienen (siehe Compass 19.01.2010), folgen heute eine ganze Reihe weiterer, die nahezu übereinstimmend voll des Lobes sind: "Himmel, wo bist Du?".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Johann Sebastian Bach gilt als der fünfte Evangelist. Sein Leben und Werk belegt: Verkündigung geschieht nicht nur in Worten, sondern auch durch die Musik. Darüber hinaus fungiert seine Musik auch als Brücke zur säkularen Welt, so Melitta Müller-Hansen in ihrem Beitrag für das SONNTAGSBLATT: "Der fünfte Evangelist".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Er war der Oskar Schindler Rumäniens: Der jüdische Elektrotechniker Siegfried Jägendorf eröffnete im Deportationsort Moghilev-Podolski eine Fabrik. In ihr überlebten 10.000 Juden den Holocaust. Seine Geschichte hat nun Siefried Jägendorf in einem beeindruckenden Buch erzählt, das Ernest Wichner in der FRANKFURTER RUNDSCHAU vorstellt: "Der Wundertäter von Moghilev".
Der Link zur Buchbesprechung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass heute Abend der erste von zwei Teilen der hochgerühmten Dokumentation "Shoah" von Claude Lanzmann im Fernsehen zu sehen ist.
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

20. Januar 2010

 * An der Grenze Israel/Ägypten: Eine Mauer aus Stahl ... mehr
 
 * Israelische Politiker: Angst vor dem Fernsehstar ... mehr
 
 * Verlorene Stämme Israels in Pakistan? ... mehr
 
 * Die Deutschen und der Iran ... mehr
 
 * Die vergessenen Opfer Hitlers ... mehr
 
 * "Warum Israel?" - Diskussion mit Claude Lanzmann ... mehr
 
 * Anti-Islam-Politiker Wilders in Holland vor Gericht ... mehr
 
 * Debatte: Islamophobie und Antisemitismus ... mehr
 
 * Gottes Wort im Visier ... mehr
 
 * Nahost-Synode des Vatikan ... mehr
 
 * Ernst Cramer ist tot ... mehr
 
 * "A Serious Man" - Filmkritiken ... mehr
 
 * Der fünfte Evangelist ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Der Oskar Schindler Rumäniens ... mehr
 
 * TV-Tipp: Claud Lanzmanns "Shoah" ... mehr

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Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Freitag, 22. Januar 2010.