Deutsche Bibliothek
ISSN 1612-7331
06.12.2022 - Nr. 2014
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ACHTUNG:

Am Donnerstag, 15. Dezember 2022, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 330 mit einer Buchvorstellung: „In Europa nichts Neues? Israelische Blicke auf Antisemitismus heute“.


Guten Tag!

Nr. 2014 - 06. Dezember 2022



Entgegen seine Ankündigung bereits in der Wahlnacht, er werde in kürzester Zeit eine neue Regierung bilden, zieht sich die Regierungsbildung des designierten alt-neuen Ministerpräsidenten Netanjahu hin. Kein Wunder, hat er es doch mittelerweile mit füonf Verhandlungspartnern zu tun. Den zähen Prozess der Koalitionsbildung, die alle extreme Forderungen einbringen, sowie den wachsenden Unmut innerhalb Netanjahus Likud-Partei schildert Antje C. Naujoks in einem Beitrag für MENA-WATCH. Freilich weiß sie auch von Fortschritten zu berichten. Etwa dass der rechtsextreme Ben-Gvir gemäß seinem Wunsch Minister für innere Sicherheit werden soll:
"Damit wird einem Mann, den Netanjahu noch vor zwei Jahren als »nicht passend für einen Ministerposten« bezeichnete, die Kontrolle über Israels Polizei und Grenzpolizei übertragen, mit denen er mehr als nur einmal aneinandergeraten ist. Schließlich blickt Ben-Gvir auf eine Liste von 53 gegen ihn erhobene Anklagen und acht Verurteilungen, unter anderem wegen Randalieren, Behinderung der Polizei, Aufstachelung zum Rassismus und Unterstützung einer Terrororganisation."
Ähnlich schildert es auch Inga Rogg in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG: "Trotz einer Mehrheit im Parlament hat der Likud-Chef Mühen, eine Regierung zu bilden. Er muss der extremen Rechten Zugeständnisse machen, die selbst seine Parteifreunde kritisieren." Zur Ernenneung von Bezalel Smotrich zum Finanzminister und stellvertretenden Verteidigungsminister gibt sie den Kommentar von Netanyahus ehemaligem Verteidigungsminister Moshe Yaalon wieder, der twitterte, damit lege Netanyahu die Sicherheit des Landes in die Hände von «Brandstiftern, die jüdischen Terrorismus unterstützen, der Armee und ihren Kommandanten schaden».
Und auch die unterdessen erfolgte Einigung Netanjahus mit dem rechtsextremen Parlamentarier Avi Maoz von der Anti-LGBTQ-Partei Noam lässt Schlimmes befürchten. Er soll stellvertretender Minister und Chef einer Behörde für die national-jüdische Identität werden, die extra dafür geschaffen werde. In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG zitiert Sabine Brandes dazu den Kommentar des noch-Ministerpräsidenten Lapid: »Dies ist der Mann, der sich gegen die Aufnahme von Frauen in die israelische Armee oder in Führungspositionen stellt und für die Konversionstherapie für LGBT und jeden anderen vorstellbaren Rückschritt ausspricht«.
Und an die Netanjahu-Anhänger gerichtet:
»Ist es das, was Sie wollten? Dass dieser rückständige Nationalist Entscheidungen über Ihr Leben trifft? Über Ihre Töchter? Ihren schwulen Neffen? Soll der Staat Israel so aussehen?«
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

16. Januar 2009. Ein aufgelöster Vater berichtet live im israelischen Fernsehen: „Unser Haus wurde bombardiert, meine Töchter sind tot. Oh Gott, was haben wir getan?“ Es ist Izzeldin Abuelaish, Arzt aus Gaza, von dessen acht Kindern drei durch eine von einem israelischen Panzer abgefeuerte Rakete ums Leben kamen. Sein Schicksal geht um die Welt. In seiner Autobiografie "Ich werde nicht hassen" (Verlag Langen Müller), die seit Oktober auch auf Deutsch vorliegt, erzählt Abuelaish vom schwierigen Alltag in Gaza, von stundenlangem Warten an der Grenze, dem Familienleben zwischen Hoffnung und Verzweiflung und schließlich vom tödlichen Bombardement und von seiner Trauer. Er hätte allen Grund, Israel zu hassen, stattdessen kämpft er nun erst recht für Verständigung und Versöhnung – im Andenken an seine toten Töchter. Abuelaish, der mehrfach für den Nobelpreis nominiert wurde, hat seine Memoiren soeben in Wien vorgestellt, wie der österreichische STANDARD berichtet: "Das Leid der Palästinenser ist menschengemacht"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Dass der 2016 verstorbene, amerikanisch-jüdische Singer-Songwriter Leonard Cohen sehr solidarisch mit Israel war, unterstreicht demnächst eine israelische Fernsehserie. Cohen hatte Israel mehrfach besucht, zum ersten Mal 1960. Doch kaum ein Besuch sorgte so nachhaltig für Beachtung wie der mitten im Jom Kippur-Krieg 1973. Was damals geschah, hielt der israelische Journalist Matti Friedman in einem Buch „Who by Fire: Leonard Cohen in the Sinai“ fest, das im April 2022 erschien - und nun als Fernsehsehrie verfilmt wird, wie Jörn Schumacher für ISRAELNETZ berichtet. Das Drehbuch stammt von Yehonatan Indursky, der auch an der erfolgreichen Fernsehserie „Shtisel“ mitschrieb, die vom Leben orthodoxer Juden in Jerusalem handelt. Indursky stammt selbst aus einer jüdisch-orthodoxen Familie. Die Dreharbeiten sollen 2024 in Israel beginnen: "Leonard Cohen in Israel: Truppen-Besuch wird als Serie verfilmt".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
 
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Wenn es um die juristische Aufarbeitung von den NS-Verbrechen geht, fallen einem sofort die Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse ein. Dass auch die Dachauer Prozesse eine wichtige Rolle bei der Verfolgung der Täter spielten, ist heute vielen kaum bekannt. Dabei waren sie auch deshalb so wichtig, weil dort Verbrechen in vielen verschiedenen Konzentrationslagern verhandelt wurden. Thies Marsen erinnert für DEUTSCHLANDRADIO an die Dachauer Prozesse und berichtet, dass dazu die KZ-Gedenkstätte Dachau nun auch eine Sonderausstellung konzipiert, um die Dachauer Prozesse mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken: "Das fast vergessene Verfahren gegen Nazi-Schergen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

70 Jahre ist es her, dass am 30. November 1952 auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen die bundesweit erste KZ-Gedenkstätte errichtet wurde. Die Errichtung ging auf eine Anordnung der britischen Militärregierung zurück. Die Einweihung wurde u.a. von einem prominenten Redner begleitet, dem damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss. „Wer hier als Deutscher spricht, muss sich die innere Freiheit zutrauen, die volle Grausamkeit der Verbrechen, die hier von Deutschen begangen wurden, zu erkennen“, sagte Heuss. Und er fügte hinzu, was damals noch einem Tabubruch gleichkam: „Wir haben von den Dingen gewusst.“ DOMRADIO und MiGAZIN erinnern an die Eröffnung der Gedenkstätte in Bergen-Belsen: "Ein Ort des Erinnerns".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Nach Artikel 116 des Grundgesetzes und Paragraf 15 des Staatsangehörigengesetzes haben die Nachkommen von NS-Verfolgten, denen zwischen dem 30. Januar 1933 bis zum 8. Mai 1945 die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt wurde, einen Anspruch auf Wiedereinbürgerung. Leider hat sich das aber wohl noch nich so wirklich in den zuständigen Amtsstuben herumgesprochen, denn entsprechende Antragsteller stoßen häufig auf große Hürden und viel Unverständnis. Ihnen zur Seite steht die 27-jährige Juristin Nathalia Schomerus, die nun sogar einen Verein gründen will, um den legitimen Forderungen der Nachfahren von NS-Verfolgten mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, wie Joshua Schultheis für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet: "Im Auftrag des Rechts".
Der Link zur Reportage in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Im November 1942 kommt es gleich auf mehreren Kriegsschauplätzen zur Entscheidung: in der Schlacht von El Alamein, Ägypten; auf der Pazifikinsel Guadalcanal; in Stalingrad. Geschehnisse, die die Wende des Zweiten Weltkriegs herbeiführen und die der Historiker Peter Englund in seinem jüngsten Wert "Momentum" so weltumspannend wie dicht und nah am Menschen erzählt, ganz aus der Sicht derjenigen, die diesen Krieg erlebt haben: darunter ein deutscher U-Boot-Kommandant im Nordatlantik, ein zwölfjähriges Mädchen in Schanghai, ein sowjetischer Infanterist in Stalingrad, ein Partisan in den belarussischen Wäldern, eine Journalistin in Berlin, eine Hausfrau auf Long Island. Dazu kommen bekannte Figuren wie Sophie Scholl, Ernst Jünger oder Albert Camus, leichthändig verwoben in die große Erzählung. "Ein außerordentliches und bestürzendes Werk", meint DEUTSCHLANDRADIO, das es ebenso wie die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG näher vorstellt: "Kämpfen, lieben, töten".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Sieht man vom blamablen Ausscheiden der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der derzeitigen WM in Katar einmal ab, gibt es sicherlich eine ganze Reihe weitaus wichtigerer, zutiefst kritikwürdiger Aspekte dieses Sportereignisses. Und nun auch dieses: israelische Journalisten berichten von massiven Anfeindungen, die sie in Katar erleben. »Wir spüren Hass, sind von Feindseligkeit umgeben und nicht erwünscht«, schrieben jetzt zwei Reporter der israelischen Zeitung »Jediot Achronot« am Sonntag, wie mehrere Medien berichten. So ging auch in den sozialen Medien ein Video viral, das zeigte, wie der israelische Fernseh-Journalist Moav Vardi Ende vergangener Woche von saudischen Fans bedrängt und angefeindet wurde. "Sie sind hier nicht willkommen, das ist Katar, das ist unser Land", musste sich Vardi anhören. Ausführlich äußert sich Vardi, internationaler Chefkorrespondent des TV-Senders KAN, zu den Vorfällen in einem Interview mit N-TV. Auf die Frage, ob er diese Art von Interaktionen erwartet und sich dementsprechend vorbereitet habe, antwortet er:
"Ich war nicht überrascht, da in vielen arabischen Gesellschaften gelehrt wird, dass Israel die Wurzel für alles Schlechte in der Region ist. Ich war jedoch überrascht vom Umfang und Ausmaß des Phänomens und vom Ausmaß der Wut. Denn ich dachte, die Weltmeisterschaft sei eine kosmopolitische Veranstaltung, bei der es um Multikulturalität und Fußball geht. Dann wurde mir klar, dass es für die arabischen Fans eine arabische Weltmeisterschaft ist. Es ist ihre Chance, auf der Weltbühne zu stehen. Selbst die Saudis haben mir gesagt, dass das hier für sie wie ein Heimspiel ist. Die Wut und der Unmut rühren daher, dass wir ihnen die Show streitig machen. Deshalb stößt man hier als Israeli auf mehr Wut, als wenn man Araber anderswo trifft."
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Am 30. November beging Israel den Gedenktag an Flucht und Vertreibung der Juden aus den arabischen Ländern und dem Iran. Das entsprechende Gesetz wurde 2014 im israelischen Parlament verabschiedet. Außerhalb Israels ist die Geschichte von Flucht, Emigration und Vertreibung der Juden aus den islamisch dominierten Staaten jedoch weiterhin nahezu unbekannt. Stephan Grigat, Professor für Theorien und Kritik des Antisemitismus am Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien in Aachen und der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, schildert in einem Beitrag für die TAZ, was sich damals zutrug und seines Erachtens belegt, dass die arabisch-islamische Judenfeindschaft um einiges älter ist als der Staat Israel. Die Dimension der Geschehnisse werde allein schon durch die nackten Zahlen untestrichen:
"Die Zahlen zu Flucht und Vertreibung der Juden aus den arabischen Staaten sind erschütternd: Von den über 250.000 marokkanischen Juden sind nur etwa 2.000 im Land geblieben. In Tunesien lebten 100.000 Juden, heute sind es 1.000. In Ägypten lebten 1948 75.000 und im Irak 135.000 Juden, heute sind es jeweils weniger als 20. Im Jemen waren es etwa 60.000, heute wird ihre Zahl auf 50 geschätzt. Die syrische jüdische Gemeinde wurde von 30.000 auf weniger als 15 dezimiert. In Algerien lebten 1948 noch 140.000 Juden, in Libyen 38.000. In beiden Ländern leben heute überhaupt keine Juden mehr."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

„We are the real Jews“, ruft der uniformierte, hunderte schwarze Männer starke Chor im Takt, als er am 21. November durch New York City in Reihen marschiert: „Wir sind die wahren Juden“. Die da demonstrierten und schrieen gehören zur antisemitischen Sekte „Israel United in Christ“, eine Gruppe innerhalb der sogenannten „Black Hebrew Israelites“ – Afroamerikaner, die glauben, von antiken Israeliten abzustammen und sich für die "wahren Juden" halten. Die antisemitische Doktrin der sogenannten „Black Hebrew Israelites“ findet zurzeit viele prominente Anhänger, wie Nicholas Potter in einem Beitrag für BELL TOWER ausführt:
"Einige schwarze Prominente in den USA haben mit dieser Ideologie geflirtet, wie die Rapper Kendrick Lamar und Kodak Black, der Ringer Floyd Mayweather – oder der Basketballspieler Kyrie Irving. Auch Ye, ehemals als Kanye West bekannt, hat im Zuge seiner antisemitischen Tiraden ihre Doktrin vertreten: „Das Lustige ist, dass ich eigentlich gar nicht antisemitisch sein kann, weil Schwarze eigentlich auch Juden sind“, twitterte der Rapper Anfang Oktober 2022".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Nach heftigen Antisemitismusvorwürfen u.a. von Seiten jüdischer Studentenverbände wurde in München Wajdi Mouawads Stück „Vögel“ abgesetzt (siehe auch: Compass 23.11.2022). Das ist ein Irrtum, meinen Saba-Nur Cheema, Politologin und Beraterin des Innenministeriums zum Thema Muslimfeindlichkeit, und Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt, und begründen ihren Einwand in einem längeren Beitrag für die FAZ, denn die aktuellen Vorwürfe gegen „Vögel“ stünden auf wackeligen Beinen. Vielmehr zeige das Stück realistisch Konflikte in interreligiösen Beziehungen. Auf die Kritik etwa, das Stück zeichne ein verzerrtes Israel-Bild und unterschlage die vielen Vorzüge Israels, antworten sie:
"Selbst wenn Israel wirklich so toll wäre: Ist Repräsentation überhaupt die Aufgabe des Theaters? Und wie genau sollte sie aussehen? Stellen Goethes „Faust“, Lessings „Nathan der Weise“ oder Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ ein repräsentatives Bild ihrer Zeit dar? Theater ist keine Forsa-Umfrage, sondern eine subjektive Angelegenheit. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Studenten einen literarischen Stoff mit einem Pamphlet und Dialoge mit politischen Statements des Autors verwechselt haben."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Mit der Nationalen Strategie gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben (NASAS) hat die Bundesregierung kürzlich erstmals eine Strategie vorgelegt, die ausschließlich die Bekämpfung von Antisemitismus und die Förderung jüdischen Lebens im Fokus hat. Sie wurde unter Federführung des beim Bundesministerium des Innern und für Heimat angesiedelten Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus erarbeitet. Mit der NASAS soll die Erforschung, Prävention und Bekämpfung von Antisemitismus sowie die Förderung jüdischen Lebens als politikfeld- und ebenenübergreifende Querschnittsaufgabe in einem ganzheitlichen Ansatz konzipiert werden: "Nationale Strategie gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben".
Links zu Berichten über das Strategiepapier sowie zum Download des Papiers in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Das Projekt der schweizerischen interreligiösen Zeitung «zVisite» begann im Jahre 2000 und ist eine Gemeinschaftproduktion der evangelisch-reformierten Monatszeitung «reformiert.», der römisch-katholischen Wochenzeitungen «pfarrblatt» Bern und "Horizonte" Aargau, des «Christkatholisch», des jüdischen Wochenmagazins «tachles», des «Forum», dem Magazin der Jüdischen Gemeinde Bern und Mitgliedern der muslimischen und hinduistisachen Glaubensgemeinschaften in der Schweiz. Die Oktober-Ausgabe des Magazins beschäftigte sich mit den Aspekten und Zusammenhängen von Glaube und Sprache. So zum Beispiel auch der Beitrag von Noah Pilloud, bei dem es darum geht, wie sehr die Religionen und ihre Schriften haben die Alltagssprache über Jahrhunderte hinweg geprägt haben: "Alhamdulillah, Baruch Hashem, Gott sei Dank". Und in einem weiteren, recht kritischen Beitrag bemerkt der schweizer Schriftsteller und Atheist mit jüdischen Wurzeln Thomas Meyer ("Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schicks"), die Texte der Bibel seien zwar aktuell, aber wer nur rede, anstatt zu handeln, sei unglaubwürdig: "Wer's glaubt – Worte über Gott und die Religion".
Die Links zu den beiden Beiträgen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Wussten Sie, dass in der Bibel Einhörner vorkommen? Und dass nicht nur die Schlange sprechen kann? Und warum manche Tiere eben nicht in der Heiligen Schrift auftauchen, obwohl die Menschen der Bibel sie sehr genau kannten? Claudia und Simone Paganini nehmen in ihrem Buch "Die Biester der Bibel" ihre Leser mit in eine Welt phantastischer Tierwesen und lüften hier die oft übersehenen Geheimnisse im biblischen Bestiarium. In einem Beitrag für das theologische Portal FEINSCHWARZ widmen sie sich speziell der Frage, ob die Bibel denn auch eine Ressource und Quelle der Motivation für ein tiergerechtes Handeln darstelle. Ihre Bilanz fällt freilich ernüchternd aus: "Von Tierethik kaum eine Spur: die Bibel und das Biest".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Wie immer am letzten Sonntag im November kam auch diesmal in Frankfurt am Main die Ratsversammlung des Zentralrats der Juden zusammen. In diesem Jahr stand bei der Tagung im Festsaal des Ignatz-Bubis-Gemeindezentrums die turnusmäßige Wahl des Präsidiums auf dem Programm. Josef Schuster, erstmals 2014 gewählt, 2018 im Amt bestätigt, erhielt dabei erneut das Votum. Was Schuster zuvor bereits in seinem rund anderthalbstündigen Bericht an Ereignisse und Themen des vergangenen Jahres kritisch beleuchtet hat, schildert Detlef David Kauschke für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG: "Im Amt bestätigt".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die Interimsdirektorin des in die Schlagzeilen geratenen Abraham-Geiger-Kollegs, Gabriele Thöne, hat angekündigt, dass sich das Rabbinerseminar neue Strukturen geben will. Diese würden derzeit erarbeitet. Weiterhin setze man sich mit den Vorwürfen auseinander. »Wir stellen uns den Fragen, die diese Krise aufwirft«, sagte Thöne. Unterdessen hat der bisherige Leiter des Kollegs, Rabbiner Walter Homolka, der sich Vorwürfen des Machtmissbrauchs ausgesetzt sieht, bekannt gegeben, dass er die Leitung des Potsdamer Abraham-Geiger-Kollegs abgibt. Ein am Mittwoch erscheinendes weiteres Gutachten, das vom Zentralrat der Juden in Auftrag gegeben wurde, kritisierte er jedoch schon im Vorfeld, wie u.a. KATHOLISCH.de berichtet: "Homolka zieht sich von Spitze des Abraham-Geiger-Kollegs zurück".
Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Dana von Suffrin, 1985 geborene und in München lebende Schriftstellerin, wehrt sich in einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG gegen die ständige Rollenzuweisung, als Erklärerin des Judentums, der israelischen Politik und des Antisemitismus fungieren zu müssen:
"Ich will nie wieder erklären, was wir an Chanukka so treiben, und ich will nie wieder etwas zu Israel sagen. [...] Ich will nicht mehr von einer deutschen Jury, einer deutschen Dramaturgin oder einem deutschen Leser an meinen Platz verwiesen werden: den der Erzieherin. Ich will nicht mehr die Gouvernante sein, die die Deutschen abwechselnd mahnt und dann wieder lobt für ihre vorbildhafte Aufarbeitung, für ihre einmalige Erinnerungskultur, für die vielen schönen Gedenkstätten und Museen."
Der Link zu ihrem Essay in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Nina Schmedding erinnert in einem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEIUTNG an den  Religionshistoriker und Kabbala-Forscher Gershom Scholem, der vor 125 Jahren am 5. Dezember 1897 mit dem Vornamen Gerhard in Berlin geboren wurde. Die ursprünglich aus Schlesien stammende Familie war weitgehend assimiliert. Scholem wendete sich in seiner Jugendzeit jedoch dem Zionismus zu und wurte schließlich zu einem der bedeutendsten Religionshistoriker des vergangenen Jahrhunderts. Er publizierte mehr als 500 Werke und hatte bereits ab 1933 den ersten Lehrstuhl zur Erforschung der jüdischen Mystik an der Hebräischen Universität Jerusalem inne, als deren Wiederentdecker er weltberühmt wurde: "Ein religiös Suchender".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Christoph Schmidt hatte bis zum Tod seines Vaters keine Ahnung von den Selbstmorden seiner Urgroßeltern und dem unglaublichen Überlebensdrama seiner Großeltern während der Nazizeit in Berlin. Eine fast zufällige Entdeckung führte ihn auf die Spur dieser Ereignisse und konfrontierte ihn mit der jüdischen Vorgeschichte der Familie seines Vaters. In seinem persönlichen Bericht, der nun als Buch vorliegt, erzählt der Verfasser, der seit seinem Studium als Deutscher in Jerusalem lebt und arbeitet, von seiner abenteuerlichen Reise in die Schlossvilla seiner berühmten Vorfahren, einer alteingesessenen deutsch jüdischen Familie in Berlin, und reflektiert darüber, was diese Entdeckung für sein eigenes Leben, seine Identität als Deutscher und für seine Kinder in Israel möglicherweise bedeutet. Christoph Schulte stellt das Buch für die JÜDISCHE ALLEMEINE WOCHENZEITUNG näher vor: "Allianz von Thron und Tora".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Alle fünf Minuten tritt im Kreisverwaltungsreferat (KVR) München jemand aus der Kirche aus. Der Trend ist bekannt. Doch der aktuelle Run sei erschreckend, sagen selbst Standesbeamte. "Wir könnten dieses Jahr durchaus die 25.000 erreichen", heißt es dort. Vor Corona, 2019, lag die Zahl bei 15.854 Austritten im Jahr. Was die Leute bewegt und was beim Amt passiert, schildert Marika Cordes in einer Reportage für das SONNTAGSBLATT: "Es ist würdelos".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Mit ihren sozialkritischen Büchern ist Shulamit Lapid über die Grenzen Israels hinaus bekannt geworden. "Lokalausgabe", das Krimidebüt der heute 87-jährigen Mutter des gegenwärtigen Premierministers Jair Lapid, gleichzeitig der erste Fall ihrer sympathisch verhuschten Heldin Lisi Badachi, ist nun als Taschenbuch neu zugänglich. Anita Pollak hat den Erstling für das österreichisch-jüdische Stadtmagazin WINA gelesen: "Sex and Crime in Be'er Scheva".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

06. Dezember 2022

 * Koalitionsverhandlungen in Israel: »Nichts weniger als Wahnsinn« ... mehr

 * "Das Leid der Palästinenser ist menschengemacht" ... mehr
 
 * Leonard Cohen in Israel: Truppen-Besuch verfilmt ... mehr
 
 * Das fast vergessene Verfahren gegen Nazi-Schergen ... mehr
 
 * Vor 70 Jahren eröffnet: Gedenkstätte Bergen-Belsen ...
mehr
 
 * 1942: Kämpfen, lieben, töten ...
mehr
 
 * Katar: Hass und Feindseligkeit ... mehr
 
 * Der vergessene Exodus ...
mehr
 
 * Die antisemitische Doktrin der „Black Hebrew Israelites“ ...
mehr
 
 * Romeo und Julia aus dem Nahen Osten ...
mehr
 
 * "Nationale Strategie gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben" ...
mehr
 
 * Alhamdulillah, Baruch Hashem, Gott sei Dank ... mehr
 
 * Die Biester der Bibel ...
mehr
 
 * Josef Schuster im Amt bestätigt ... mehr
 
 * Homolka gibt Direktionsposten ab ...
mehr
 
 * Gershom Scholem: ein religiös Suchender ...
mehr
 
 * Kirchenaustritte: "Es ist würdelos" ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Shulamit Lapid - Lokalausgabe ... mehr
 
 
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ACHTUNG: Am Donnerstag, 15. Dezember 2022, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 330 mit einer Buchvorstellung: „In Europa nichts Neues? Israelische Blicke auf Antisemitismus heute“.