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ISSN 1612-7331
04.07.2019 - Nr. 1849
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Guten Tag!

Nr. 1849 - 04. Juli 2019



Für die Lösung des Nahost-Konflikts brachte der Gipfel in Bahrain kaum etwas, aber jenseits des Gipfels vollzog sich Außergewöhnliches: Obwohl Bahrain und Israel bis heute keine offiziellen diplomatischen Beziehungen unterhalten, empfing das Regime israelische Geschäftsleute und Journalisten sowie Rabbiner mit großer Offenheit. Jüdische Gäste feierten sogar einen Gottesdienst in einer Synagoge. Zwar gibt es nur noch knapp 30 Juden in der einstmals mit 1500 Juden großen Gemeinde in Bahrein, aber im Gegensatz zu anderen Staaten genießen sie hier den Schutz der Behörden. Dennoch gehörte auch Bahrein zu jenen Golfstaaten, die über Jahrzehnte ihre Feindschaft mit Israel pflegten. Nun deutet sich ein grundlegender Wandel an, wie der SPIEGEL und die WELT berichten: "Das jüdische Volk hat einen Platz unter uns".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

St Joseph Krankenhaus in Ostjerusalem: die Ärzte und Pfleger dort sind Palästinenser, viele aus der Westbank. Die meisten von ihnen Muslime, ein paar Christen - und immer mehr der Patientinnen sind jüdische Israelinnen! Dass Araber und Juden sich im Krankenhaus in Israel begegnen ist zeimlich normal, allemal im Westen Jerusalems. Die Belegschaft in den dortigen großen Kliniken ist gemischt, die Patienten sind es auch. Aber dass jüdische Israelinnen für die Entbindung gezielt die Hilfe palästinensischer Ärzte und Schwestern suchen, ist neu - und überraschend, wie Anna Reimann im SPIEGEL berichtet und nach den Gründen dafür geforscht hat: "Frieden im Kreißsaal".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Bei gewaltsamen Ausschreitungen in Israel sind rund 150 Menschen verletzt worden, darunter mehr als 110 Polizisten. 136 Demonstranten seien festgenommen worden. Hintergrund: Tausende aus Äthiopien stammende Juden hatten landesweit gegen Polizeigewalt und Rassismus protestiert. Dabei setzten Demonstranten Fahrzeuge in Brand und blockierten zentrale Kreuzungen. Auslöser der Unruhen war der Tod eines 18-jährigen Äthiopers, der von einem Polizistenn erschossen wurde, als er in einen Streit eingriff. Der Polizist gab an, sich bedroht gefühlt zu haben. Augenzeugen bestreiten diese Darstellung. Für viele Israelis äthiopischer Herkunft ist der Tod von Solomon Teka freilich kein tragischer Einzelfall, sondern steht stellvertretend für Polizeigewalt gegenüber einer Minderheit. Vor einigen Monaten starb ein geistig behinderter äthiopischstämmiger Israeli durch Polizeikugeln. In Israel leben mehr als 135.000 Juden äthiopischer Herkunft, die in zwei Hauptwellen in 1984 und 1991 ins Land kamen. Nun diskutiert Israel einmal mehr über den Umgang mit ihnen: "Ausschreitungen äthiopischer Demonstranten in Israel – „Anarchie“ in unbekanntem Ausmass".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat auf ihrer ersten Reise nach Israel für das Atomabkommen mit dem Iran geworben. Kramp-Karrenbauer nahm an der Herzliya Conference teil, einer der renommiertesten Sicherheitskonferenzen Israels. Unter den Zuhörern waren ranghohe Militärs, Diplomaten, Mitarbeiter von Geheimdiensten. Auch ein Besuch in Yad Vashem stand auf dem Plan. Zum Abschluss ihrer dreitägigen Israelreise traf die CDU-Chefin schließlich auch Benjamin Netanjahu und Reuven Rivlin. U.a. betonte sie bei ihrem Besuch: „Und genau wie meine Vorgänger ist auch für mich die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson“ und erinnerte damit an die legendären Worte von Kanzlerin Angela Merkel. Für die Katholikin war es der erste Israel-Besuch überhaupt. Auffällig war zudem, dass sie keine Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde traf: "Lieber auf 'Nummer sicher'".
Links zu Berichten über ihre erste Israel-Reise in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Die Bundesanwaltschaft war in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg stark von Juristen mit NS-Vergangenheit geprägt. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsprojekt, das Generalbundesanwalt Frank Ende 2017 in Auftrag gegeben hatte. Der Rechtswissenschaftler Safferling sagte bei einem Symposium in Karlsruhe, 1953 seien 22 der 28 Mitarbeiter des höheren Dienstes ehemalige NSDAP-Mitglieder gewesen. Im gesamten Untersuchungszeitraum – der bis 1974 reicht – gehörte jeder zweite überprüfte Mitarbeiter der Behörde früher der NSDAP an, wie mehrere Zeitungen berichten und über die verschiedenen Implikationen bis in die Gegenwart nachdenken: "Altnazis dominierten Bundesanwaltschaft".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In einem Beitrag für die WELT schildert Hannes Stein jüngste, teils spektakuläre Beispiele für eine zunehmende Instrumentalisierung des Holocaust in der aktuellen politischen Debatte in den USA. Dabei kommt er auch auf eine Ausstellung über den Holocaust im kleinen, aber renommierten Museuam of Jewish Heritage in New York zu sprechen, für die er voll des Lobes ist: "Es gibt keine Fehler, weder im Sachlichen noch was die Museumspädagogik betrifft. Man wünscht jedem, der bisher nichts über diesen Völkermord wusste, dass er sich anhand dieser Ausstellung darüber informiert." Gleichwohl und im Blick auf die unsäglichen Holocaust-Vergleiche in der politischen Debatte äußert Stein ein tiefes Unbehagen:
"Auschwitz wird hier implizit zu einem Maßstab gemacht. Aber wenn Auschwitz die Messlatte ist, können eigentlich alle anderen – inklusive der antisemitischen Mullahs in Teheran – mit hoch erhobenem Haupt darunter durchmarschieren. Gemessen an Auschwitz, ist alles nicht so schlimm. Auch nicht, wenn ein durchgeknallter Antisemit in einer Synagoge in Pittsburgh elf Juden erschießt; auch nicht, wenn die Hamas mit Raketen auf israelische Schulkinder zielt. Auschwitz wird so zu einem Vorwand, um jede Schweinerei schon im Vorhinein zu entschuldigen."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Er war einer jener stillen Helden in einer zerstörerischen Zeit: die Radsportlegende Gino Bartali (1914–2000). Er hat nie viel über seinen Einsatz für verfolgte Juden gesprochen. »Fahrradfahren war mein Beruf, und ich musste ihn machen«, sagte er einmal - und: »Ich habe ihn damals denen zur Verfügung gestellt, die es brauchten.« Was er damit meinte war, dass er während der deutschen Besetzung Italiens Hunderte Juden vor der Deportation rettete, indem er auf angeblichen Trainingstouren gefälschte Papiere an Kontrollposten vorbeischmuggelte. Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem erklärte ihn daher zu einem »Gerechten unter den Völkern«. In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG erinnert Bettina Gabbe an ihn: "Held auf zwei Rädern".
Der Link zum Porträtin der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Schwere Vorwürfe gegen eine Referentin, die im Rahmen einer Tagung der Bischöflichen Akademie in Aachen auftrat, erhebt Marc Neugröschel in einem Beitrag für ISRAELNETZ: Der Vortrag der Referentin Petra Schöning habe ein antisemitisches Zerrbild von Israel verbreitet. Die Mitarbeiterin der deutschen Entwicklungshilfeorganisation GIZ und der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sei mit massiv antisemitischen und anti-israelischen Vorurteilen aufgefallen, indem sie "mehrere falsche Behauptungen aufstellte. Die Referentin ist sowohl für die von der deutschen Bundesregierung finanzierte Entwicklungshilfeorganisation GIZ als auch für die Menschenrechtsorganisation Amnesty International tätig." Die Aachener Lokalpolitikerin Elisabeth Paul habe mittlerweile ebenfalls den Vortrag als „antisemitische Desinformation und Propaganda“ verurteilt. Sie vertritt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Aachener Städteregionstag. Die Bischöfliche Akademie Aachen, bei der Schöning in der Vergangenheit bereits mehrfach vortrug, wollte sich bislang allerdings von den Äußerungen ihrer Referentin nicht distanzieren. Vielmehr halte die Akademie die Einordnung des Vortrages als antisemitisch für eine Verzerrung.
Der Link zu den Einzelheiten der Affäre in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Nach dem judenfeindlichen Angriff eines Marrokaners auf den Hamburger Landesrabbiner Shlomo Bistritzky und seinen Begleiter am 20. Juni haben Bistritzky selbst und Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) die Antidiskriminierungsinitiative „Wen siehst Du? Wir sind Hamburg. Gegen Antisemitismus. Gegen Diskriminierung“ eröffnet. Diese soll vor allem durch Plakate und auf Social Media-Plattformen im Internet dabei helfen, dass Hamburgerinnen und Hamburger Gesicht zeigen gegen Diskriminierung, wie die JÜDISCHE ALLGMEINE WOCHENZEITUNG und das HAMBURGER ABENDBLATT berichten. Und in der ZEIT kommt im Interview der Landesrabbiner selbst zu Wort und erläutert seine Motivation, an der Aktion mitzuwirken. Auf die Frage, ob sich darüber sorge, dass den Statistiken gemäß ein Großteil antijüdischer Angriffe aus dem rechtsextremen Spektrum erfolge, antwortet Bistritzky:
"Ja, das habe ich auch gelesen, aber ich traue den Statistiken nicht ganz. Mein Eindruck ist ein anderer. Ich frage mich, ob da politisches Interesse hinter steckt, dass man zeigen will: Das Hauptproblem ist der Rechtsextremismus und nicht der islamische Antisemitismus. Wie gesagt, ich weiß es nicht, aber wenn ich die Schlagzeilen lese, habe ich eher das Gefühl, wir haben ein Problem mit islamischem Antisemitismus. Und manchmal ist es auch eine Mischung."
Die Links zu Berichten und Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

In Großstädten wie Berlin kann das sichtbare Bekenntnis zum Judentum inzwischen gefährlich sein - eine leidvolle Erfahrung, die Jüdinnen und Juden in jüngerer Zeit bereits machten, was zu entsprechenden Diskussionen über das Tragen der Kippa in der Öffentlichkeit führte. Doch wie ist die Situation weit weg von der Hauptstadt und anderen großen städtischen Zentren? Zeigen Juden auf dem Land offen ihre religiösen Traditionen? Ist es dort im Gegensatz zu den Städten ungefährlicher, sich mit Kippa zu zeigen? Diesen Fragen geht ein Bericht im BAYRISCHEN RUNDFUNK nach: "Kippa tragen? Auch auf dem Land sind Juden vorsichtig".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Ein Problem für die AfD ist zunehmend, dass das Thema Migration in der öffentlichen Debatte längst nicht mehr so präsent ist wie noch vor einem Jahr. Stattdessen ist Klimaschutz angesagt. Und so arbeiten mehrere AfD-Politiker jetzt an einer Öko-Strategie. Die Rechtspopulisten wollen davon profitieren, dass grüne Themen zur Zeit sehr populär sind. Das Ziel: Die AfD soll sich als neue Umweltschutzpartei profilieren. „Bisher haben wir immer nur auf die Grünen reagiert. Jetzt wollen wir in den Angriffsmodus“, sagt Karsten Hilse, umweltpolitischer Sprecher der AfD. Das kühne Ziel: den Nimbus der Grünen als Umweltschützer zerstören. Was hat die AfD vor? Maria Fiedler versucht in einem Beitrag für den TAGESSPIEGEL diese Frage zu beantworten: "Warum die Rechtspopulisten jetzt öko sein wollen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.

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Vom 20. bis 23. August werden 900 Repräsentantinnen und Repräsentanten aus 17 Religionen und mehr als 100 Ländern zu einer großen Konferenz nach Lindau am Bodensee zuusammekommen. Die Ziele: Dialog suchen und Friedensarbeit ermutigen. Die zehnte Weltversammlung von "Religions for Peace" ist das in diesem Jahr wohl weltweit wichtigste Treffen von führenden Religionsvertretern. 1961 wurde die in New York ansässige Nichtregierungsorganisation gegründet, deren Weltversammlung etwa alle fünf bis sechs Jahre stattfindet und jetzt erstmals nach Deutschland kommt. In Berlin stellten die Verantwortlichen das Programm nun vor, wie Christoph Strack für QANTARA berichtet: "Lindau als große Bühne der Religionen".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Seit nunmehr sieben Jahren ist der badische Pfarrer Wolfgang Schmidt Propst in Jerusalem und damit auch Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Heiligen Land. Im September wird Schmidt Jerusalem verlassen. Solange die Evangelische Kirche auf der Suche nach einem neuen Propst ist, soll die Vakanz von dem Pfarrer im Ruhestand Rainer Stuhlmann überbrückt werden. Keine gute Idee, meint Ulrich W. Sahm in einem Kommentar für ISRAELNETZ. Stuhlmann werde mit seiner "holzschnittartigen Agenda ... der differenzierten Wirklichkeit nicht gerecht. Für Stuhlmann sind die Fronten im Nahostkonflikt klar. Hier die Besatzer, die jüdischen Israelis – dort die Besetzten, die palästinensischen Araber. Er differenziert dabei nicht zwischen Palästinensern in Jericho und Gaza und arabischen Bürgern Israels. Für ihn sind einfach alle Araber vor Ort Palästinenser. Dass die Wirklichkeit komplizierter ist, scheint ihn nicht zu interessieren."
Der Link zum Kommentar in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Jüdisch-muslimische Dialoge gab es schon den einen und anderen, aber dieser ist anders, denn bei „Schalom Aleikum“ treffen sich nicht Funktionäre, sondern Privatpersonen. Ziel sei es, Vorurteile abzubauen oder gar nicht erst entstehen zu lassen, so die Bundesintegrationsbeauftragte Annette Widmann-Mauz (CDU). Initiiert wird die neue Reihe vom Zentralrat der Juden. Gestern startete das Projekt in Berlin mit Start-up-Gründern aus beiden Communitys.  "Es ist ein offener Austausch der jüdischen und muslimischen Zivilgesellschaft mit dem Ziel, Antisemitismus gar nicht erst entstehen zu lassen", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster zum Auftakt. Und: "Wir treten mit unserem Projekt auf unkonventionelle Art und Weise in einen jüdisch-muslimischen Dialog ein." Die Bundesregierung unterstützt das freilich nicht unumstrittene Projekt mit mehr als einer Million Euro:  »Miteinander sprechen«.
Links zu Berichten über den Auftakt des interreligiösen Projekts in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Haben Sie schon einmal von der „Jewish-Renewal“-Bewegung gehört? Diese will die Werte der 68er ins Judentum bringen: Die Anhänger wollen koscher und ökologisch leben, Frauen und Männer sind gleichberechtigt und üben sich in fernöstlicher Meditation. In Berlin unterhält die Gruppe eine eigene Gemeinde. Gegründet wurde die Jewish Renewal Bewegung von Rabbi Zalman Schachter-Shalomi, der ursprünglich aus der ultraorthodoxen Chabad Lubawitsch-Bewegung kam, dort jedoch ausgeschlossen wurde, nachdem er den spirituellen Wert des Grundstoffes von LSD gepriesen hatte. Daraufhin schloss sich Schachter-Shalomi der Hippiebewegung an. Jewish Renewal will über den jüdischen Richtungen von „liberal“ bis „orthodox“ stehen. Die Gruppen und Gemeinden sind experimentierfreudig und genießen große Freiheiten, wie Gerald Beyrodt in einer Reportage für DEUTSCHLANDRADIO, in der er die Berliner Gemeinde vorstellt, schildert: "Eine ungewöhnliche Gemeinde in Berlin".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Erneut gibt es eine Reihe von Beiträgen, die sich mit den Ursachen und Folgen des Rücktritts von Peter Schäfer als Leiter des Jüdischen Museums Berlin beschäftigen. Im Gespräch mit dem TAGESSPIEGEL beklagt etwa Ofer Waldman vom New Israel Fund, dass die "israelische Kulturpolitik rabiater geworden" sei und nicht davor zurückschrecke, "ihre problematischen Umgangsformen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und Kulturschaffenden, ob in der Filmindustrie oder in der Literatur" auch ins Ausland zu exportieren - und so eben auch nach Deutschland:
"Die vielfältige israelische Kultur wird ungebrochen weltweit gefeiert. Leider schaut die Regierung, wie weit sie ihre Partner in Europa unter Druck setzen kann. Es gibt eine besorgniserregende Verbindung von dem Brief Netanjahus an die Bundeskanzlerin, in dem er unter anderem die Einstellung der öffentlichen Finanzierung des Berlinale Filmfestivals und des Jüdischen Museums forderte, über den BDS-Beschluss im Bundestag bis zum Rücktritt von Peter Schäfer."
Auf die Frage, ob es ihn überrasche, dass der Zentralrat der Juden im Streit um das Jüdische Museum eine so staatstragende Position einnehme, antwortet Waldman:
"Judentum in Deutschland ist im Jahr 2019 so vielfältig wie noch nie, sogar vielfältiger als vor dem Krieg. Es gibt hier den irakisch-jüdischen Lyriker Mati Shemoelof, den Grünen-Politiker Sergey Lagodinsky, die Autorin Sasha Marianna Salzmann, Max Czollek mit seiner DDR-Vergangenheit ... oder die vielen israelischen Juden, wie mich, hierzulande. Es gibt heute so viele Stimmen, Kulturen und Narrative, dass man nicht mehr von einer einheitlichen jüdischen Geschichte in Deutschland sprechen kann. Wir werden beobachten, wie diese Vielfalt auch in den jüdischen Verbänden, wie dem Zentralrat, zunehmend repräsentiert wird."
Eine betont andere Position kommt wiederum in einem Beitrag von Inna Goudz, Kunsthistorikerin und Referentin für Kultur beim Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein, in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG zum Ausdruck. Sie ist davon überzeugt, dass ein jüdisches Museum nur dann erfolgreich sein kann, wenn Juden mit einbezogen werden - und kritisiert:
"Die »Jüdischen Museen« in Deutschland sind leider keine jüdischen Museen und hatten diesen Anspruch auch nie verfolgt. Die Museen sind Hochburgen der Intellektualität und Wissenschaft, die oft Überreste einer vernichteten jüdischen Gemeinschaft verwahren und präsentieren. Die Erwartungen der jüdischen Gemeinschaft, diese Institutionen würden heute auch für die Interessen der Juden einstehen, sind berechtigt – wurden aber ohne Absprache mit der Gegenseite formuliert. Die Frage, die nun diskutiert werden sollte, ist: Warum benötigen diese Museen das »Jüdische« in ihrem Titel? Sie vertreten die jüdische Gemeinschaft nicht, sprechen nicht in ihrem Namen, teilen weder ihre Sorgen noch Nöte."
Interessant und hilfreich, was sich darüber hinaus der TAGESSPIEGEL hat einfallen lassen. In einem längeren Beitrag wird zunächst darauf hingewiesen, dass es rund 90 große und kleine jüdische Museen in der Welt gibt, in Argentinien, Australien, Kanada und den USA (dort gibt es die meisten), in Polen, Tschechien, den baltischen Staaten, in Nord- und Südeuropa, in Deutschland sind es ein Dutzend, wobei oft auch Synagogen mitgezählt werden. Überall dort positionierten sich diese jüdische Museen immer auch zur aktuellen Politik Israels und wird darüber nachgedacht, worin die Aufgaben der eigenen Institution liege. Darf sich, soll sich, ja: muss sich ein jüdisches Museum im 21. Jahrhundert mit der Außenwelt beschäftigen, mit antisemitischen Tendenzen in der deutschen Öffentlichkeit oder auch mit der Situation von Juden und Palästinensern in Jerusalem? Wie politisch ist Erinnerung, wie politisch ist Kultur, und kann Kultur überhaupt unpolitisch sein? Der Kern des Beitrags besteht sodann in einer Kurzvorstellung von zehn jüdischen Museen weltweit -  New York, Prag, London, Warschau, Amsterdam, Wien, Frankfurt am Main, München, Budapest und Moskau: "Jüdische Museen weltweit zeigen, wie politisch Erinnerung ist".
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Krakau erlebt eine jüdische Renaissance – dank eines Festivals, das sich von dem Kitsch seiner Nachbarschaft ebenso abgrenzt wie von der Rhetorik der Nationalkonservativen. Das Festival der Jüdischen Kultur in Krakau, das in diesem Jahr zum 29. Mal stattfand, gilt mittlerweile als eines der renommiertesten seiner Art weltweit und zieht mehr und mehr Besucher auch aus Israel und den USA an, in diesem Jahr insgesamt circa 30.000. Was es auszeichnet, schildert Philipp Fritz in seiner Reportage für die WELT: "Jiddischer Soul".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Am 22. Januar dieses Jahres jährte sich zum 290. Mal der Geburtstag des deutschen Schriftstellers Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781). Seine - seit Generationen zur Schullektüre zählende - schriftstellerische Parteinahme zugunsten der Juden, deren Existenzbedingungen zum Entstehungszeitpunkt von Lessings Werken denkbar schlecht waren, hat ihm mehr als einmal Hohn und Beschimpfungen eingebracht. Die Attacken hielten ihn nicht davon ab, bis an sein Lebensende für Toleranz im Denken und eine Verbesserung der Bedingungen im Sinne eines gedeihlichen Zusammenlebens der Konfessionen einzutreten. Tina Walzer zeichnet in einem Beitrag für die österreichisch-jüdische Kulturzeitschrift DAVID den Weg lessings in seiner Beziehung zu Juden und Judentum nach: "Gotthold Ephraim Lessing und die Juden".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Mit zwei längeren und interessanten Gesprächen zum Thema Missbrauch in der katholischen Kirche und deren Sexualmoral wartet DEUTSCHLANDRADIO auf. Im ersten Gespräch kommt der Forensiker Harald Dreßing zu Wort, der die Missbrauchs-Studie der deutschen Bischofskonferenz geleitet und nun neue Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Folgen für die Opfer veröffentlicht hat. Er fordert angemessene Entschädigungen und Einsicht in kirchliche Akten, damit Täter und Mitwisser bekannt werden und mahnt: „Die Täterorganisation kann keine Aufarbeitung machen“.
Zum Zweiten: Die Zeitschrift „Franziskaner“ titelte in ihrer Frühjahrsausgabe jüngst: „Sexualität – das Natürlichste der Welt“. Das „Magazin für franziskanische Kultur und Lebensart“ widmete darin der katholischen Kirche und ihrer Sexualmoral einen ausführlichen Schwerpunkt. Erstaunliche Bekenntnisse sind dort zu lesen: „Sexualität ist auch eine religiöse Grundkraft und Quelle von Spiritualität, gerade im jüdisch-christlichen Kontext“, heißt es da. Oder: „Sexualität ist ein Geschenk Gottes, der schönste Punkt der Schöpfung“. Ein wichtiger Autor des Hefts ist der Franziskaner Andreas Brands, der im Interview ganz andere Töne zur katholischen Sexualmoral anschlägt: "Gottesliebe mit Leib und Seele".
Die Links zu den beiden Gesprächen in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Rassismus und Antisemitismus grassieren, Establishmentfeindlichkeit, Medienskepis, Isolationswünsche... und die gesellschaftlichen Milieus driften bei allem auseinander. Der Grund dafür sei ein Kommunikationsproblem, meint der Publizist Carlo Strenger in seinem neuen Buch "Diese verdammten liberalen Eliten". Strenger, 1958 in der Schweiz geboren, ist Publizist, lehrt Psychologie an der Universität Tel Aviv, praktiziert als Therapeut und kommentiert in seinen Kolumnen für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG regelmäßig das politische und kulturelle Leben in Israel. In seinem nun vorliegenden Buch vertritt Strenger die These, dass das Auseinanderdriften der Milieus im Wesentlichen einem Kommunikationsproblem geschuldet sei. Caroline Fetscher hat den Essay für den TAGESSPIEGEL gelesen: "Haben die liberalen Eliten versagt?".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

04. Juli 2019

 * Bahrein: "Das jüdische Volk hat einen Platz unter uns" ... mehr
 
 * Frieden im Kreißsaal ... mehr
 
 * Ausschreitungen äthiopischer Demonstranten in Israel ... mehr
 
 * Annegret Kramp-Karrenbauer in Israel ... mehr
 
 * Altnazis dominierten Bundesanwaltschaft ... mehr
 
 * Amerikas schwierige Debatte über Holocaust-Vergleiche ... mehr
 
 * Held auf zwei Rädern ... mehr
 
 * Antisemitischer Vortrag in Bischöflicher Akademie ... mehr
 
 * Landesrabbiner Shlomo Bistritzky: »Ich will kein Opfer sein« ... mehr
 
 * Kippa tragen? Auch auf dem Land sind Juden vorsichtig ... mehr
 
 * Warum die Rechtspopulisten jetzt öko sein wollen ... mehr
 
 * Lindau als große Bühne der Religionen ... mehr
 
 * Jerusalem: Interimspropst Stuhlmann ist keine gute Wahl ... mehr
 
 * Jüdisch-muslimischer Dialog „Schalom Aleikum“  ... mehr
 
 * „Jewish-Renewal“-Bewegung ... mehr
 
 * Debatte um Jüdisches Museum ... mehr
 
 * Krakau: Jiddischer Soul ... mehr
 
 * Gotthold Ephraim Lessing und die Juden ... mehr
 
 * Gottesliebe mit Leib und Seele ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Carlo Strenger - Diese verdammten liberalen Eliten ... mehr
 
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EDITORIAL
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ACHTUNG:
Achtung: Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Mittwoch, 10. Juli 2019.