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ISSN 1612-7331
19.03.2015 - Nr. 1561
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Guten Tag!

Nr. 1561 - 19. März 2015



Regierungschef Netanjahu hat die israelische Parlamentswahl entgegen allen Prognosen mit großem Vorsprung gewonnen. Das zentrale Wahlkomitee veröffentlichte in der Nacht zum Mittwoch nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen Teilergebnisse, wonach auf den Likud 23,73 Prozent der Stimmen entfielen. Die Zionistische Union von Oppositionsführer Jizchak Herzog landete bei 19,06 Prozent. "Netanjahus Konfrontationskurs wird noch härter", prophezeit Gil Yaron in seinem Bericht für die WELT:
"Wochenlang haben ihm Meinungsumfragen und Experten eine bittere Niederlage prophezeit, haben ihn Rivalen und die meisten Massenmedien Israels aus allen Richtungen angegriffen. Doch nun kann er sich zu Recht als "Zauberer" feiern lassen. Den neuen Ehrentitel skandieren Hunderte seiner Anhänger nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses minutenlang. Mit einer Blitzkampagne pausenloser Interviews ist es Netanjahu in den drei Tagen vor der Wahl gelungen, das Steuer ganz allein herumzureißen, einen Rückstand in einen gewaltigen Vorsprung zu verwandeln und eine Wahl in Israel wieder so klar zu entscheiden wie seit Jahren nicht mehr."
Wie geht es jetzt weiter? Was bedeutet Netanjahus Sieg für die Lösung des Nahostkonflikts? Wird sich die Kluft zwischen Jerusalem und Washington vertiefen? Welche Rolle werden die arabischen Parteien nach ihrem Wahlerfolg spielen? Wie gespalten ist Israels Gesellschaft? Welche Folgen könnte die Wahl für die deutsch-israelischen Beziehungen haben? Um all diese Fragen ranken sich die Kommentatoren - und geben überwiegend nicht gerade ermutigende Antworten. Inge Günther meint in der BERLINER ZEITUNG, das sei ganz klar "Dein Sieg für den Frieden". Und fast schon lakonisch kommentiert Susanne Knaul in der TAZ:
"Der erneute Wahlsieg von Benjamin Netanjahu ist eine schlechte und eine gute Nachricht für all jene, die noch immer auf den Frieden hoffen zwischen Israel und den Palästinensern. Die schlechte Nachricht ist: Es wird keine neuen Verhandlungen geben, denn es gibt nichts, worüber zu verhandeln wäre, jetzt, da Netanjahu der Gründung eines Staates Palästina eine Absage erteilte. Die gute Nachricht ist: Es wird keine Zeit mehr vergeudet werden mit Verhandlungen, die ohnehin nichts bringen. "
Deutlich auch die Einschätzung von Peter Münch in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Benjamin Netanjahus vierter Wahlsieg folgt einer einfachen Strategie: Er schürt im Volk erst Furcht und verspricht dann Schutz. So hat er sein Land in eine mentale Wagenburg verwandelt. Distanz zu Israel würde den Verbündeten gut stehen."
Demgegenüber beinahe wohltuend, oder besser: die Verhältnisse etwas zurechtrückend, weist der israelische Soziologe Natan Sznaider in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG darauf hin, dass in beinahe alle für die Europäer und Amerikaner so wichtigen Fragen (Nahost-Friedensprozess, Iran, etc.) der Unterschied zwischen beiden Lagern sowieso nicht so groß gewesen sei:
"Die Zionistische Union ist nicht linker als der Likud oder rechter als die kleine Meretz-Partei. Sie ist daher in der Tat Teil des zionistischen Konsenses, der fast die gesamte israelische Innen- und Außenpolitik bestimmt, eher etwas freundlicher als Netanjahu, habituell besser geeignet, mit Merkel und Obama zu verhandeln, und besser imstande, die Illusion des sogenannten Friedensprozesses aufrechtzuerhalten. Die Wähler haben anders entschieden."
Und sonst? In der WELT und im TAGESSPIEGEL kann man Porträts des neuen Polit-Stars dieser Wahlen, Mosche Kachlon,lesen, der mit seiner neugegründeten Partei Kulanu auf Anhieb zehn Sitze gewonnen hat, während TAZ und BERLINER ZEITUNG sich mit der neuen, starken dritten Kraft, dem arabischen Parteienbündnis beschäftigen. Der STANDARD berichtet über Reaktionen auf die Wahlen in der arabischen Welt, die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG und die WELT beleuchten amerikanische Reaktionen und in TAZ und FAZ lernt man, dass auch in Deutschland die Reaktionen verhalten bis enttäuschend ausgefallen sind: "Gemischte Reaktionen auf Sieg Netanjahus".
Links zu Berichten, Kommentaren, Analysen und Interviews in den Rubriken ISRAEL UND NAHOST AKTUELL, ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND, ISRAEL INTERN sowie ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Die Reaktionen in Lettland auf den kürzlich stattgefunden Aufmarsch von SS-Veteranen in Riga erkärt Sven Felix Kellerhoff in der WELT - und erläutert, dass die neue Heim-ins-Reich-Politik Russlands dabei auch eine Rolle spielt, die auf historischen Erfahrungen während der Nazi-Herrschaft gründet: "Viele Letten sind stolz auf die SS. Dank Putin".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Er war Eistänzer, Clown, Schauspieler, aber vor allem und zuerst der hingebungsvolle Verwalter des Erbes seiner Cousine Anne Frank. Nun ist er im Alter von 89 Jahren gestorben: Buddy Elias. Neben einem Nachruf im DEUTSCHLANDRADIO nimmt in der FAZ Raphael Gross, seines Zeichens Direktor des Jüdischen Museums in Frankfurt sowie des Fritz Bauer Instituts, von ihm Abschied: "Die Erinnerung an Anne Frank als Lebensaufgabe".
Die Links zu den Nachrufen in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Antisemitische Vorfälle in der Schweiz haben 2014 im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen. Dies geht aus dem jüngsten Antisemitismus-Bericht hervor, den der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) und die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) in diesen Tagen veröffentlicht haben. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG fast die Ergebnisse zusammen und auf SWISSINFO schildert Frédéric Burnand die düstere Stimmung unter den Schweizer Juden: "Antisemitismus: Schweizer Juden sind beunruhigt".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der SPIEGEL wollte in Erfahrung bringen, wie junge Juden mit der wachsenden Furcht, in der Öffentlichkeit als Juden aufzutreten, umgehen und darüber denken, wie sie ihren Alltag erleben und ob sie antisemitische Sprüche im Klassenzimmer hören. Nicht alle, die der SPIEGEL fragte, waren bereit, sich öffentlich zu äußern. Manchen untersagten die Eltern, sich im Internet als Juden zu zeigen, andere wiederum sagten ein Gespräch zunächst zu und später wieder ab. Die Angst scheint tief zu sitzen. Sieben Gymnasiasten aus verschiedenen Städten fanden schließlich den Mut, sich öffentlich zum Antisemeitismus in der Schule zu äußern:  "Wie, du bist echt Jude?"
Der Link zu den Statements in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen in Europa nimmt nach Auffassung des Islamwissenschaftlers Michael Kiefer seit Jahren deutlich zu. Im Interview mit DOMRADIO fordert er ein Umdenken vor allem in der Bildungspolitik: "Mehr Dialogarbeit in den Lehrplänen".
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Es wird "die spektakulärste Ausstellung, die je bei uns zu sehen war", heißt es selbstbewußt auf Seiten des Jüdischen Museums in Berlin. "Gehorsam", so der Titel der Ausstellung, setzt sich mit der Geschichte Abrahams auseinander, kuratiert von Peter Greenaway. Jetzt haben die Macher ihre Planung vorgestellt - und Birgit Rieger hat für den TAGESSPIEGEL zugehört: "Abraham und die drei Religionen".
Der Link um Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die "Exodus"-Erzählung wirke bis heute nach - und keineswegs nur in der jüdischen Religion, sagt Jan Assmann, dessen neues Buch "Exoudus" vor wenigen Wochen erschien. Dabei sei die Geschichte nicht einmal beweisbar, meint er. Im Interview mit DEUTSCHLANDRADIO geht der Wissenschaftler auf die Geschichte Kanaans ein, erläutert die revolutionäre Kraft der uralten Erzählung vom Auszug des Volkes Israel ins Gelobte Land und erklärt, warum "Exodus" sowohl von der Gründung eines erwählten Volkes als auch vom Scheitern erzähle: "Exodus ist Aufklärung".
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Er ist politischer Kommentator, Friedensaktivist und der berühmteste lebende Autor Israels: Amos Oz. Für den 1939 in Jerusalem geborenen Amos Oz ist der Schriftsteller nicht nur ein Geschichtenerzähler, sondern auch Rauchmelder der Sprache. Im Gespräch mit der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG bekennt er nicht nur: "Ich liebe Jesus für seine Anarchie", sondern erklärt vor allem, was ihn an der Figur des Judas, die im Mittelpunkt seines neuen Romans steht, so fasziniert. Auf den Hinweis des Fragestellers, dass es in seinem Buch ein ganzes Kapitel über die Kreuzigung aus der Sicht des Judas gebe, wo dieser doch in der Bibel nur eine Randfigur darstelle, entgegnet Oz:
"Aber die Geschichte ist das Tschernobyl des europäischen Antisemitismus. Sie kontaminierte ganz Europa und auch andere Teile der Welt. Man hasste die Juden für Gier und Gottesmord. Wenn ich mir Werke der grössten Künstler der Renaissance über das letzte Abendmahl ansehe, dann sitzt da Jesus neben arisch anmutenden Jüngern mit blonden Haaren und blauen Augen. Und in der Ecke kauert dieses semitische Insekt mit hässlichen Ohren, grosser Nase und abstossendem Grinsen. Judas. 400 Jahre vor den Karikaturen der Nazis. In der deutschen Sprache ist es für ein Kind, das die Judas-Geschichte zum ersten Mal hört, nicht leicht, zu unterscheiden zwischen «Jude» und «Judas». Das hört sich fast gleich an. Ich fühlte den Drang, diese Geschichte aufzuheben, vielleicht sogar sie zu zerstören."Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der rechtsextreme Front National (FN) spaltet nicht allein weite Teile der französischen Gesellschaft, sondern auch Frankreichs jüdische Gemeinde, berichtet Nina Schönmeier in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG: Ein Teil der französischen Juden wählen die Partei, die anderen kritisieren sie wegen antisemitischer Tendenzen. Paradoxerweise aber wählen immer mehr Juden die Partei, das sie in ihr einen Schutz gegen radikale Islamisten sehen: "Madame Le Pen und die Juden".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

„So lasst uns nun mit unserem Gott einen Bund schließen, dass wir alle fremden Frauen und Kinder, die von ihnen geboren sind, hinaustun nach dem Rat des Herrn“ , heißt es nach der Überlieferung durch Moses. Und so gelten auch im 21. Jahrhundert Juden – ob religiös erzogen oder nicht – als Nichtjuden, sofern ihre Mutter keine Jüdin ist. Jene, die irgendwann auf ihre jüdischen Wurzeln stoßen, erforschen sie so lange, bis sie ihre erste Ablehnungserfahrung machen. „Du bist keiner von uns“ – das ist die Kernaussage, die viele dieser sogenannten patrilinearen Juden schon einmal gehört haben. In der TAZ schildert Daniel Segal die Problematik der sogenannten "Vaterjuden": "Nicht jüdisch genug, Papa?".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die katholische Kirche gilt gemeinhin nicht gerade als wissenschaftsfreundlich - obowhl etwa gerade die Jesuiten der Wissenschaft recht zugeneigt waren. Aufpassen mussten sie allerdings, wenn ihre Erkenntnisse die Grundlehren der Kirche infrage stellten, wie Ronald D. Gerste in seinem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG erläutert und die spannugnsvolle Geschichte zwischen Wissenschaft und Kirche skizziert: "Forscher aus den Reihen der Kirche".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Der in Wien forschende und lehrende Politikwissenschaftler und Publizist Stephan Grigat hat in seinem neuen Buch "Die Einsamkeit Israels" den "Zionismus, die israelische Linke und die iranische Bedrohung" unter die Lupe genommen. Micha Brumlik hat das Buch für die TAZ gelesen und meint u.a.:
"Was Grigats Studien von anderen Beiträgen ... unterscheidet, ist nicht nur die Genauigkeit und Nüchternheit seiner Argumentation, sondern auch die vorzügliche historische Kenntnis, mit der er sich innerjüdischen Debatten, nicht zuletzt der Kritik jüdischer und israelischer Linker an Zionismus und israelischer Politik, stellt."
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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