ACHTUNG:
Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Montag, 17. Oktober 2011.

Guten Tag!
Israel hat erwartungsgemäß der neuen Friedensinitiative des Nahost-Quartettes zugestimmt. Doch wegen des neuesten Baubeschlusses in Ostjerusalem ist es zu einer „diplomatischen Krise“ zwischen Jerusalem und Berlin gekommen. Kanzlerin Angela Merkel ist erbost über die "Provokation" - und ließ das den israelischen Ministerpräsidenten spüren, wie TAGESSPIEGEL und ISRAELNETZ berichten: "Krise zwischen Deutschland und Israel".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
In der TAZ demontiert der jüdische Erziehungswissenschaftler und Publizist Micha Brumlik die ideologischen und theo-politischen Motive des seines Erachtens nach friedensunwilligen Netanjahu und der gesellschaftlich-militärischen Kräfte, die hinter ihm stehen. Dabei reflektiert er auch über die Rolle Europas und Deutschlands im Rahmen der Nahost-Politik und meint:
"Sie [die EU und Deutschland] plappern brav das ewige Mantra vor sich her, dass nur direkte Verhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern den Frieden bringen können. Wäre es nicht sinnvoll, dieses Mantra auf seine Wahrheit hin zu überprüfen? Gewiss, Vergleiche hinken immer. Hätte man aber in den Nachfolgebürgerkriegen des zerfallenden Jugoslawien immer wieder beteuert, dass nur direkte Gespräche zwischen Serben, Kroaten, Bosniern und Kosovaren Frieden bringen könnten - der Krieg dauerte noch heute an. Tatsächlich war es ein unterschiedlich instrumentiertes Diktat auswärtiger Mächte mit ihren je eigenen Interessen, das die Waffen zum Schweigen brachte."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Warum die Gründung eines palästinensischen Staates eine Gefahr für Israel bedeuten würde, versucht Ralf Balke in einem längeren Beitrag für die JUNGLE WORLD zu erklären und argumentiert dabei hauptsächlich mit der Geschichte Palästinas: "Gottesstaat im Heiligen Land".
Der Link zum Essay in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Der israelische Schriftsteller Joram Kaniuk setzt sich vor einem israelischen Gericht durch und darf sich offiziell als "religionslos" bezeichnen. Kaniuk wollte denselben Status erlangen, wie sein jüngst geborener Enkel, der mit dem Vermerk "ohne Religion" eingetragen wurde, weil seine Mutter christlich-amerikanisch ist. Das Urteil eines Bezirksrichters in Tel Aviv wird als "historischer Sieg" nicht-religiöser israelischer Juden gewertet, wie ISRAELNETZ berichtet.
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Jerusalem ist die Stadt der Städte, die Hauptstadt zweier Völker, der Schrein dreier Weltreligionen, der Schauplatz des jüngsten Gerichts und der Brennpunkt des Nahost-Konflikts. Jerusalems Geschichte bedeutet 3000 Jahre Glauben, Fanatismus und Kampf, aber auch das Zusammenleben unterschiedlichster Kulturen. Packend und farbig schildert der Bestsellerautor Sebag Montefiore in seiner fulminanten Biographie die zahlreichen Epochen dieser sich ständig wandelnden Stadt, ihre Kriege, Affairen, Könige, Propheten, Eroberer, Heiligen und Huren, die diese Stadt mitgeschaffen und geprägt haben. Basierend auf dem neuesten Stand der Forschung und teilweise unbekanntem Archivmaterial macht er die Essenz dieser einzigartigen Stadt greifbar und lässt sie in ihrer Einzigartigkeit leuchten. Denn nur Jerusalem existiert zweimal: im Himmel und auf Erden. Der israelische Historiker Benny Morris rezensiert das Buch für die WELT und Alan Posener sprach - ebenfalls für die WELT - mit dem Autor: "Jerusalems Geschichte ist die Geschichte der Welt"
Die Links zu Rezension und Interview in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Dass sie Jüdin war, scheint für die Bestsellerautorin des "Nesthäkchens" Else Ury keine große Rolle gespielt zu haben. Eine jüdische Familie kommt nur in einer ihrer frühen Geschichte vor. Ury wuchs in einem assimilierten Elternhaus auf, sie fand es nicht wichtig, welche Religion man ausübte. Und ihre Bücher spielen fast alle im christlichen Milieu. Geholfen hat ihr weder das noch die Tatsache, dass sie rasend gelesen wurde und insgesamt sieben Millionen Bücher verkaufte. 1935 schlossen die Nazis sie aus der Reichsschrifttumskammer aus - de facto ein Publikationsverbot. Sie fühlte sich als Deutsche, verehrte anfangs sogar Hitler. Auch als sie wusste, was auf sie zukam, weigerte sie sich, Deutschland zu verlassen. Petra Schellen erzählt anlässlich einer Ausstellung über Ury in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme in der TAZ ihre Geschichte: "Nesthäkchen im KZ".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Die Gedanken sind frei heißt ein beliebtes Lied, das in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Gut ein Jahrhundert später machte in der hessischen Provinz der Justizrat Friedrich Kellner von der Freiheit des Denkens Gebrauch. Sein zwischen 1938 und 1945 verfasstes und soeben erstmals veröffentlichtes Tagebuch mit Alltagsbeobachtungen und Gesellschaftsanalysen löste eine neue Debatte darüber aus, wie viel die Deutschen vom Judenmord wissen konnten und wussten. Der Historiker Tobias Bütow, DAAD-Fachlektor für Konflikt- und Gewaltforschung am Institut Européen des Hautes Études Internationales in Nizza, diskutiert in der ZEIT vor dem Hintergrund der Tagebüchers Kellners die Frage, was deutsche Unternehmer und Bankiers vom Holocaust wussten: "Bei Kerzenschein und bestem Wein".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Aus der Feder des Politiwissenschaftlers Matthias Küntzel erreichte COMPASS folgende Email:
„Sind alle Formen der Holocaustleugnung gleich?“, fragt Gilbert Achcar, Professor an der Londoner School of Oriental and African Studies in seinem Buch „The Arabs and the Holocaust“. „Sollte man nicht zwischen einer Leugnung, die von Unterdrückern kommt, und einer Leugnung aus den Mündern der Unterdrückten einen Unterschied machen, so wie der Rassismus der herrschenden Weißen vom Rassismus der unterdrückten Schwarzen zu unterscheiden ist?“ Achcars Buch zeigt beispielhaft, wie man den Antisemitismus und die Holocaustleugnung in der arabischen Welt verharmlosen und zu einem „Nicht-Thema“ machen kann. Hat das Berliner „Zentrum Moderner Orient“ dieses Buch vielleicht gerade deshalb als „bahnbrechend“ und als „Untersuchung von großer Bedeutung“ gelobt?" Das „Zentrum Moderner Orient“ gehört zu den Ausrichtern des „18. Internationalen DAVO-Kongresses zur gegenwartsbezogenen Forschung im Vorderen Orient“, der in Berlin vom 6.-8. Oktober 2011 veranstaltet wird. Auf dieser Mammutveranstaltung der Deutsche Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient werden die Referentinnen und Referenten aus allen Teilen der Welt insgesamt 255 Vorträge halten. Warum wird sich kein einziger dieser Vorträge und keine einzige der zahlreichen Arbeitssitzungen mit dem Themenkomplex „Antisemitismus und/oder Holocaustleugnung“ in der arabischen Welt oder Iran befassen? Über mögliche Antworten diskutieren Colin Meade und ich in unserer Auseinandersetzung mit dem Buch von Gilbert Achcars, deren englische Version das britische Internetportal „Engageonline“ kürzlich veröffentlichte (http://engageonline.wordpress.com/ )"
Die deutsche Version des Debattenpapiers ist nun auf der Homepage von Matthias Küntzel zu lesen: "In der Zwangsjacke des Antizionismus".
Den Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Mit seinem jüngsten Roman, "Der Friedhof in Prag", hat Eco sich einen Mythos vorgenommen, der alles andere als harmlos ist. Er hat immerhin zum größten Genozid in der Menschheitsgeschichte geführt. "Der Friedhof von Prag" handelt also davon, wie im 19. Jahrhundert der Mythos von der jüdischen Weltverschwörung (und der Verschwörung der Freimaurer) seine kanonische Form bekam: eine mörderische Legende, die von den Nazis nur noch in Dienst genommen werden musste. Der Mythos von der jüdischen Weltverschwörung, wie er in den berüchtigten "Protokollen der Weisen von Zion" ihren Niederschlag fanden. Hannes Stein hat das Buch für die WELT gelesen und der TAGESSPIEGEL befragte Eco zu seinem jüngsten Roman: "Die Sehnsucht nach Verschwörungen".
Die Links zur Buchvorstellung und Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Das ging schnell. Papst Benedikts Bundestagsrede und seine Ansprache im Freiburger Konzerthaus sind kaum eine Woche alt - und schon saßen ein Bundesverfassungsrichter, ein katholischer Moraltheologe und ein Islam-Gelehrter am vergangenen Donnerstag im Frankfurter Haus am Dom beisammen und diskutieren Impulse der Ansprachen des Papstes. Die Veranstaltung „Religion und Staat: der Anspruch auf absolute Wahrheit“ im Rahmen eines Juristisch-Theologischen Kolloquiums war schon lange vor dem Papstbesuch geplant, aber in der Diskussion griff man beinahe dankbar die päpstlichen Stichworten „Naturrecht“ und „Entweltlichung“ auf, wie Oliver Maksen in der TAGESPOST berichtet: "Moslems, haltet die Verträge ein!".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Normalerweise lagern sie in unterirdischen, dunklen Räumen in Jerusalem: die berühmten Qumranschriften. Ihr Fund setzte Wissenschaftler weltweit in Aufregung. In Zusammenarbeit mit Google hat nun das Jerusalemer Israel Museum die fünf bekanntesten Schriftrollen digitalisiert und online veröffentlicht. Mehr als eine Viertel Million Menschen gingen am ersten Tag auf die Internetseite, und versuchen zu verstehen, was ein junger Beduine vor mehr als 60 Jahren gefunden hat, wie Friederike Lübke in ihrem Beitrag für die WELT berichtet: "Die Qumran-Rollen kommen aus Jerusalem".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Bekir Alboga ist wieder Sprecher des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland. Der Dialogbeauftragte der Türkisch-Islamischen Union hat hier mittlerweile Erfahrung: Bereits zum dritten Mal übernimmt der 48-Jährige den Posten, wie Andreas Gorzewski in seinem Porträt des neuen alten Sprechers des muslimischen Koordinierungsrates für DOMRADIO schreibt.
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Das Jüdische Museum Berlin feiert in diesen Tagen sein zehnjähriges Jubiläum. Zum Erfolg des Hauses haben nicht zuletzt die vielen Stifter beigetragen, die dem Museum immer wieder Dokumente und Gegenstände aus ihrem Privatbesitz überlassen haben. Einer von ihnen ist Rudi Leavor, den Otto Langels beispielhaft in einer Reportage für DEUTSCHLANDRADIO näher vorstellt: "Hochzeitseinladungen, Kidduschbecher, Torarollen. Wie Stifter dem Jüdischen Museum helfen".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Berlin war einst eine von jüdischen Einwohnern geprägte Stadt - und sie ist mitten dabei, es erneut zu werden! 1933 lebten hier rund 160.000 Juden: fast ein Drittel der jüdischen Bevölkerung im Reich. Bei Kriegsende waren es - nach Emigration, Verschleppung oder Ermordung - nur noch wenige tausend. Seit 1990 aber wird die Stadt immer mehr zum Anziehungspunkt für jüdische Immigranten, vor allem aus den ehemaligen Sowjetrepubliken. Zugleich ziehen immer mehr jüdische Künstler her, wie zum Beispiel den israelischen Fotografen mit deutschem Paß Avner Gavrieli. Matthias Lohre hat ihn bei seinen ersten Schritten in Berlin für die TAZ begeleitet: "Im Vaterland".
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
David Orlowsky wurde 1981 in Tübingen geboren. Der 30-Jährige studierte an der Folkwang-Hochschule in Essen und an der renommierten Manhattan School of Music bei Charles Neidich. Mit dem US-amerikanischen Klarinettisten arbeitete er ebenso zusammen wie mit Daniel Hope und Gidon Kremer. 2008 wurde Orlowsky mit dem Echo-Preis in der Kategorie »Klassik ohne Grenzen« ausgezeichnet. Am 2. Oktober erhielt Orlowsky erneut die Auszeichnung in dieser Kategorie. Sein musikalisches Herz gehört dabei eindeutig jüdischer Musik, insbesondere der Klezmer-Musik. Im Interview mit der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG erzählt er, wie er mit der Klezmer-Musik in Kontakt kam und nimmt auch zu dem Vorwurf Stellung, dass er als nicht-jüdischer Deutscher keine authentische Klezmer-Musik spielen könne:
"Es gibt eben Leute, die das annehmen. Die sollen das ruhig denken. Mir ist das wurscht. Ich finde, dass jeder jede Musik spielen darf. Ob das nachher gute Musik ist oder nicht so gute Musik, das steht ja auf einem ganz anderen Blatt. Aber jeder sollte alles machen dürfen. Selbst Mozart mit Techno-Beats zu unterlegen, sollte kein Tabu sein."
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Der September brachte für die USA den 10. Jahrestag der islamistischen Terroranschläge auf das World Trade Center und das Pentagon vom 11.9.2001. Wie so viele Katastrophen, wurde auch diese von Kreisen der religiösen Rechten in den USA als göttliche Strafe angesehen. Neben diesem Thema blickten die Evangelikalen erneut auch auf Israel, während sich diekonkurrierenden republikanischen Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur immer stärker anfeinden. Lukas Mihr schildert für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST seine neuesten Eindrück von der religiösen Rechten in den USA.
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
Was bedeutet es heute, ein jüdischer Mann zu sein? Das ist die Frage, um die Howard Jacobson seinen Roman in einem angenehmen Plauderton kreisen lässt. Zwischen der hysterischen, fast blinden Verehrung für alles Jüdische auf seiten des Protagonisten und der kritischen, bisweilen antisemitischen Haltung seiner Freunde spielt der Autor locker mit vielen Klischees. Mal können alle Juden gut musizieren, mal sind alle ein bisschen kratzbürstig, mal betreiben sie pauschal Vielweiberei, berichet Johan Dehoust in seinr Buchvorstellung für den SPIEGEL. Das Ganze sei "herrlich absurd - und zugleich erschreckend realistisch", urteilt er: "Die Finkler-Frage - Mit einem Schlag jüdisch".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)

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