Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
20.07.2011 - Nr. 1278

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Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Freitag, 22. Juli 2011.

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COMPASS macht bald Sommerpause: In der Zeit von Donnerstag, 28. Juli 2011 bis einschließlich Freitag 2. September 2011 erscheint kein COMPASS!


Guten Tag!

Nr. 1278 - 20. Juli 2011


Im Grunde könnten nun jeden Tag die Bauarbeiten für das „Zentrum für Menschenwürde - Museum für Toleranz“ beginnen. Mitte Juli hat das israelische Innenministerium die endgültige Genehmigung erteilt. Bauherr ist das Wiesenthal-Zentrum. Die nach dem Nazi-Jäger Simon Wiesenthal benannte jüdische Menschenrechtsorganisation hat schon in Los Angeles ein erstes „Toleranz-Museum“ errichtet - und soll eines in Jerusalem folgen. Aber es gibt Streit: Der Platz, auf dem das Museum entstehen soll, war einst ein muslimischer Friedhof. Auch von christlicher Seite regt sich nun Widerstand und die Auseinandersetzung wird insgesamt immer grotesker, berichtet Hans-Christian Rößler in der FAZ: "Irgendwann war auch mein Grab verschwunden".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Der israelische Historiker Chen Tzoref-Ashkenazi schildert im TAGESSPIEGEL, warum er vor Jahren Entschluss gefasst hat, keine Produkte der israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten mehr zu essen. Diese Entscheidung stellte ihn vor allem vor Probleme im Blick auf Bio-Produkte:
"Das bringt uns zum allgemeinen Bioproblem, das für die israelischen Linken eine der größten Herausforderungen der letzten Jahre darstellte. Da Obst und Gemüse in der Regel ohne Anbaubezeichnung verkauft werden, kann man nicht sagen, ob sie aus einer Siedlung oder von Flächen innerhalb Israels stammen. Erschwerend kommt hinzu, dass aus den Siedlungen relativ viel Bio-Gemüse stammt, weil der Boden der Westbank und die Höfe der Siedler zum Bioanbau sehr gut passen, während gerade unter den Biokunden der Anteil Linksgesinnter sehr hoch liegt. Das Problem wurde in den israelischen Medien diskutiert. Aber Bioläden verweigern in der Regel, Gemüse und Obst aus den Siedlungen zu kennzeichnen, um keine Kunden zu verlieren. So blieb mir nichts übrig als zu raten, ob die Tomate eine Siedlerin ist. Seitdem ich in Berlin lebe, sind mir solche Fragen oft erspart."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Elf israelische Athleten, ein deutscher Polizist und fünf palästinensische Terroristen kamen ums Leben: Das ZDF dreht derzeit den ersten deutschen Spielfilm über das Olympia-Attentat von 1972. Es ist die Geschichte eines kollektiven Scheiterns, das nun verfilmt wird von einem Israeli: dem Regisseur Dror Zahavi. Katharina Riehl berichtet über die Dreharbeiten für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Kein Heimspiel".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Ein ungewöhnliches Konzert an einem ungewöhnlichen Ort: Bei Vollmond unter freiem Himmel ertönten an einem warmen Sommerabend die ersten Klänge des "German Women Jazz Orchestra". Es war wohl eines der ersten Jazz-Konzerte seit langer Zeit im abriegelten Gazastreifen, präsentiert und organisiert vom Goethe-Institut und der DEUTSCHEN WELLE, für die Tania Kraemer vor Ort war und berichtet: "Jazzpremiere in Gaza".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHALND, EUROPA UND DIE WELT.

Vergleichende Völkermordforschung - diesem Thema widmete sich der Historiker Christian Gerlach, Professor für Zeitgeschichte in globaler Perspektive an der Universität Bern, Schweiz. Seine Studie über die Vernichtungspolitik der Besatzungstruppen Nazi-Deutschlands im besetzten Weißrussland während des Zweiten Weltkriegs ("Kalkulierte Morde", Hamburg 1999) gilt als wegweisend. Nun hat er ein neues Buch vorgelegt: "Extrem gewalttätige Gesellschaften. Massengewalt im 20. Jahrhundert". Gerlach spannt einen Bogen über die türkische Vernichtungspolitik gegen die Armenier im Ersten und die deutsche Besetzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg. Von den entvölkernden Strategien der Guerillabekämpfung im japanisch besetzten China Anfang der dreißiger und im Peru der neunziger Jahre bis zu den Massenmorden in Indonesien und Bangladesch in den sechziger und siebziger Jahren entfaltet der Autor ein Panorama massenhafter Gewalt, das in der ausufernden Literatur über die Genozide des 20. Jahrhunderts seinesgleichen sucht. Die TAZ hat ihn nun zu den Erkenntnissen seiner Studie näher befragt und Thomas Sankühler rezensiert das Buch in der ZEIT: "Töten bis ins letzte Glied".
Die Links zu Interview und Buchvorstellung in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In einem sehr instruktiven und lesenswerten Essay setzt sich Jan Süselbeck mit "Holocaust-Repräsentationen im Film, im Fernsehen und in der Gegenwartsliteratur" auseinander. Dabei stellt er drei Bücher vor, die er für die verschiedenen Aspekte dieses Themas dem Leser wärmstens ans Herz legt. Sein literaturkritischer, filmtheoretischer und durch und durch politischer Essay ist auf den Seiten von LITERATURKRITIK.DE zu lesen: "Schöne Shoah-Geschichten".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der Verein Aachener Friedenspreis (AFP) ist in erheblichen Schwierigkeiten - und das schon seit Monaten. «Das Antisemitismus-Problem im Aachener Friedenspreis ist lange bekannt.» Mit dieser Feststellung eröffnete der Vorsitzende Karl Heinz Otten die jüngste außerordentliche Mitgliederversammlung seines Vereins - ausdrücklich «in der Erkenntnis, dass sich kein Konsens erzielen lässt». Seit geraumer Zeit herrschen in den eigenen Reihen Unruhe, weil sich der Verein schwertut, die Grenze zwischen Kritik an der Politik des Staates Israel und antisemitischen Ressentiments zu ziehen. Peter Pappert und Gerald Eimer berichten in der AACHENER ZEITUNG über die Hintergründe der Auseinandersetzung und die hitzigen Diskussionen auf der jüngsten Mitgliederversammlung: "Hakenkreuz und Davidstern: Über die Grenze der Kritik".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Neonazis bedienen sich mitunter ihren eigenen Erkennungszeichen – auch in Fußballstadien. Der Journalist und Bildungsreferent Frank Metzger hat darüber geforscht. Auf den Seiten von ENDSTATION RECHTS ist ein Gespräch mit ihm zu lesen über die Bedeutung etwa von „168:1“, rote Fahnen und warum Stadionverbote für Neonazis seines Erachtens nichts bringen: "Ein Verbot wäre irrsinnig".
Der Link zum Interview in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS.

In Israel häufen sich Angriffe von ultraorthodoxen Juden auf Messianische Juden. Dies berichtet die protestantische US-Internetseite "Compass Direct News" (die im übrigen nichts mit COMPASS zu tun hat!). Die Ultraorthodoxen werfen demzufolge den Messianischen Juden vor, Proselytismus für das Christentum zu betreiben und damit antijüdisch zu sein. Messianischen Juden sind Juden, die neben der Thora und den traditionellen Schriften des Judentums auch an Jesus Christus als den verheißenen Messias und den Retter Israels glauben. Eine "explosive" Mischung sozusagen - insbesondere in Israel selbst, wie Giuseppe Nardi in seinem Hintergrundbericht für KATHOLISCHES.DE deutlich macht: "Richtungskampf im Judentum?".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Rémi Brague lehrt an der Sorbonne und als Inhaber des »Guardini-Lehrstuhls« an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität und gilt als Spezialist für mittelalterliche, arabische und jüdische Philosophie. Bekannt wurde er durch hintergründige Essays (»Vom Gott der Christen und ein oder zwei anderen«). Bei einem Vortrag anlässlich der »Europäischen Wochen« in der Universität Passau warnte der Pariser Religionsphilosoph nun davor, sich mit den üblichen Listen von Gemeinsamkeiten und trennenden Unterschieden im interreligiösen Gespräch zufriedenzugeben. Christian Feldmann stellt den Denker im SONNTAGSBLATT näher vor: "Die Unterschiede bewusst machen".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Das Jüdische Museum in Berlin feierte kürzlich sein zehnjähriges Jubuliäum. Sein Direktor, Michael Blumenthalt, betonte nun im Gespräch mit dem DEUTSCHLANDRADIO, das Museum sei nicht nur dem Holocaust gewidmet, sondern "ein deutsches Geschichtsmuseum". Er möchte künftig verstärkt Migration und demografische Entwicklung in Deutschland erforschen lassen und in die Arbeit des Museums integrieren: "Wir sind ein deutsches Geschichtsmuseum".
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Viel ist dieser Tage von Promotionen die Rede, oder genauer gesagt: von Promotionsplagiaten. Vom Bundeskabinett über das Europaparlament bis aktuell an der Spitze des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums – überall finden sich offenbar alerte Abspicker. Juden sind zum Glück (noch?) nicht dabei. Dabei hat uns auch das Judentum zumindest in der Vergangenheit einige hübsche Fälle von Titelanmaßung beschert. Von einem erzählt Tilman Vogt in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN ZEITUNG und greift den Fall eines böhmischen Rabbiners aus dem Jahre 1890 auf: "Der Guttenberg von Gablonz".
Der Link zur Geschichte in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Das kleine, sehr persönliche Jüdische Museum im österreichischen Eisenstadt ist das älteste seiner Art – und inzwischen selbst beinahe museumsreif, wie Barbara Tóth in ihrem Porträt des Museums für das österreichisch-jüdische Magazin NEWS ÜBER UNS schreibt: "Ein liebevolles, aber verstaubtes Kleinod".
Der Link zum Porträt in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Bundestagspräsident Norbert Lammert hat für eine Neuvertonung des "Vaterunser" den Text desselben neu verfasst. Seine originelle Version durchbricht dabei den vielen seit Kindheitstagen vertrauten Leierrhythmus des Gebets und versucht es, den Bedingungen der modernen Zivilreligion anzupassen. Jan Brachmann stellt die Neufassung und seine Hintergründe in der FAZ näher vor: "Woram man noch glauben zu können glaubt".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Im Mai 2008 hatte sich eine beachtliche Gruppe religiöser Vertreter/innen der Evangelikalen in den USA mit einem „Evangelical Manifesto“ zu Wort gemeldet, wodurch sie versuchten, ihre Rolle in der US-Gesellschaft auf ein neues Fundament zu stellen. Diese Entwicklung hat Marcia Pally sehr genau beobachtet und in ihrem Buch "Die Neuen Evangelikalen in den USA" analysiert und beschrieben. Mit dem Begriff „Neue Evangelikale“ verbindet sich bei Pally vor allem die Hoffnung, dass der politische Evangelikalismus (wieder) sozial werden und von links kommen möge, nach langen Jahrzehnten, in denen eine „Christliche Rechte“ die US-Politik auf unterschiedlichen Ebenen mitprägte. Felix Krämer hat das Buch von Pally für HSOZKULT gelesen und schildert seine Eindrücke: "Freiheitsgewinn durch fromme Politik".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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