Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
22.09.2009 - Nr. 1072

ACHTUNG:

Morgen, Mittwoch 23. September 09, erscheint KEIN COMPASS!

Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Donnerstag, 24. September 09.


Guten Tag!

Nr. 1072 - 22. September 2009


Der Uno-Bericht der sogenannten Goldstein-Kommission wirft Israel Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen vor (siehe: Compass 21.09.09). Premier Netanjahu beschimpft die Kommission deswegen als "Känguru-Gericht". Im Gespräch mit dem SPIEGEL weist der namensgebende Leiter der Kommission, Richard Goldstone, die Attacken zurück und fordert Aufklärung von der Regierung in Jerusalem: "Israel hat versucht, die Bevölkerung in Gaza zu bestrafen"
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Konservative US-Intellektuelle warten nur darauf, dass Obama sich in der Nahost-Frage aus dem Fenster lehnt. Seine Israel-Politik läuft nicht gut in den Augen der Neocons, berichet Sebastian Moll in einem Bericht für die FRANKFURTER RUNDSCHAU und nennt ein drastisches Beispiel der konservativen Kritik an Obama:
"Viel deutlicher sprach dies der jüdische Neokonservative Norman Podhoretz aus, dessen neues Buch sich verwundert mit der Frage beschäftigt, warum die amerikanischen Juden alle liberal sind, wo sich doch eindeutig die Republikaner wesentlich besser für ihre Interessen einsetzen, als die Demokraten. "Obama", sagt Podhoretz, "ist zu der alten Idee zurückgekehrt, dass Israel das Haupthindernis zu einem Frieden im Nahen Osten ist." ... Podhoretz zeichnet Obama als schwarzen Antisemiten und schürt somit Spannungen zwischen amerikanischen Schwarzen und amerikanischen Juden."
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Wie die Spirale der Gewalt in Nahost beendet werden kann, zeigen wiederum zwei Menschen, die durch Taten der jeweils anderen Seite nahe Angehörige verloren. Thomas Frankenfeld erzählt im HAMBURGER ABENDBLATT die Geschichte des Palästinensers Khaled Abu-Awad, dessen zwei Brüder vom israelischen Militär erschossen wurden, und die Geschichte des Israelis Aaron Barnea, dessen Sohn beim Entschärfen einer libanesischen Bombe ums Leben kam. Beide trafen in der Redaktion der Zeitung in Hamburg aufeinander:
"Der Tod der Brüder respektive des Sohnes hat das Leben von Aaron und Khaled unwiderruflich verändert. Es sind zwei kluge, aktive Männer, keineswegs in Lethargie gebrochen, doch in ihrer ernsten Nachdenklichkeit schwingt unübersehbar die Tragik des Durchlittenen mit. Trauer umgibt beide Männer wie eine dunkle Aura."
Und gleichwohl waren sich beide, weitab von gegenseitigem Hass und Verbitterung, beinahe freundschaftlich verbunden einig: "Frieden ist möglich"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Keine bloße Ausstellung von alten Gegenständen, sondern ein "Erlebnismuseum" soll das "Beit HaTefutsoth" einmal werden - wenn es fertig umgebaut sein wird. Nach drei Jahrzehnten soll das "Diasporamuseum" architektonisch und konzeptionell vollkommen neu gestaltet werden. Dabei ist das Ziel des neuen Direktors, Avinoam Armoni, eine "Synthese von Inhalt und Form". Johannes Gerloff berichtet für ISRAELNETZ von den Umbauarbeiten in Tel Aviv: "Das "Beit HaTefutsoth" - ein Erlebnismuseum".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Im SCHWÄBISCHEN TAGEBLATT schildert der 21-jährige Roman Witt einige Eindrücke von seiner Arbeit und seinem Leben als Freiwilliger der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Israel im Kibbuz Hazorea:
"Ich könnte ... etwas versöhnlicher über Mentalitätsunterschiede sinnieren und erklären, wie mir an der israelischen Direktheit die deutsche Höflichkeit erstmal abhanden gekommen ist. Aber ist das nicht viel zu oberflächlich? Müsste ich also über die ernsten Themen schreiben? Wie ich lernen musste, bei meiner Arbeit im Altersheim mit Tod umzugehen und wie schnell man sich an einen latenten Kriegszustand gewöhnt? Wie ich es auch drehe: Ein Jahr passt nicht in 200 Tagblatt-Zeilen. So reicht es nur für ein paar Szenen aus dem Alltag."
Der Link zu seinen Beobachtungen in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Sie ist eine unermüdliche Kämpferin gegen das Vergessen der Verbrechen der Nazis: Anita Lasker-Wallfisch, die Cellistin des Mädchenorchesters von Auschwitz. Das österreichisch-jüdische Magazin NEWS ÜBER UNS führte mit ihr ein langes Gespräch über ihr Über-Leben und ihren Kampf gegen das Vergessen: „Juden kann man nicht unter einen Hut bringen. Außer man vergast sie.“
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Auf den Seiten der "Scholars for Peace in the Middle East" (SPME) ist nun ein längerer Essay von Klaus Faber über das Israelbild der politischen, akademischen und Medieneliten zu lesen. Insbesondere sieht er bei linken Intellektuellen ein Israelbild zusammengesetzt aus "problematische Strömungen, die in der Intention oder zumindest in der Wirkung nicht nur Israel delegitimieren, sondern auch Demokratie und Menschenrechte in Frage stellen sowie romantisch gefärbte Hoffnungen auf die „Befreiung“ in der Dritten Welt und durch diese Dritte Welt verbreiten, die häufig als das eigentliche Agens der Geschichte gesehen wird." Faber, Staatssekretär a. D., Rechtsanwalt und Publizist in Potsdam, ist u.a. Mitgründer und Kuratoriumsmitglied des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam und Vorstandsmitglied im Koordinierungsrat deutscher Nicht-Regierungsorganisationen gegen Antisemitismus. Sein Beitrag trägt die Überschrift: "Der 'edle Wilde' und der neue Antisemitismus".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Mit einer zunehmenden Delegitimierung Israels setzt sich auch Henryk M. Broder in einem Essay für die WELT auseinander. Ausgehend von Leon de Winters jüngstem Roman ("Das Recht auf Rückkehr") beklagt auch Broder eine "an Intensität zunehmende öffentliche Delegitimation Israels - nicht durch die Hamas, die Hisbollah und den iranischen Präsidenten, sondern durch kluge, sensible und kritische europäische Intellektuelle, deren Äußerungen man auch als seismografische Ausschläge der öffentlichen Meinung verstehen kann." Als prominente Beispiele nennt er Zitate des schwedischen Krimi-Autors Henning Mankell und des Romanciers Jostein Gaarder ("Sofies Welt"), in denen diese ihre Kritik an Israel mit einer Infragestellung der Existenz Israels verknüpfen. Broder dazu:
"Es gibt weder von Mankell noch von Gaarder eine ähnliche Stellungnahme, in der sie das Existenzrecht eines Staates für verwirkt erklären, mit dessen Politik sie nicht einverstanden sind. Weder zu Iran, noch zu Sudan, nicht zum Kongo, nicht zu Weißrussland. Israel allein genießt das Privileg, sie so in Rage zu bringen, dass sie dem Land die Anerkennung entziehen."
Der Link zum Essay in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Im Interview mit der FRANKFURETER RUNDSCHAU spricht Hans Langendörfer, Sekretär der katholischen deutschen Bischofskonferenz und Jesuitenpater, über die Konversion von Muslimen zum Christentum und die Definition von "Dialog". Nach seinen Erfahrungen erleben Muslime, die sich taufen lassen, Druck, Unverständnis und Ausgrenzung. Der Theologe wirbt dementgegen für Respekt, was auch die Achtung vor den Glaubensüberzeugungen von Muslimen einschließt. Hintergrund des Gesprächs bildet ein Papier der deutschen Bischofskonferenz, in dem das Recht zum Religionswechsel betont wird. Die Schrift trägt den Titel "Christus aus Liebe verkündigen. Zur Begleitung von Taufbewerbern mit muslimischem Hintergrund".
Der Link zum Interview mit Langendörfer in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Er ist Paul-Klee-Sammler, seit zwei Jahrzehnten Roman- und Theaterautor, vor allem aber bekannt als der Erfinder der Antibabypille: Carl Djerassi. Und Wiener Jude, dem 1938 die Flucht vor den Nazis gelang, ist er auch. Seit März diesen Jahres lebt er wieder in Wien. Katja Sindermann hat ihn für das österreichisch-jüdische Magazin NEWS ÜBER UNS in seiner Dachgeschoßwohnung im dritten Wiener Bezirk aufgesucht und sprach mit ihm über seine Sammelleidenschaft, seine Kindheit und die Frage, wie er seine jüdische Identität definiert: "Ob man „Jude“ ist, entscheiden immer die anderen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Der katholischen Kirche in Deutschland laufen die Gläubigen davon. 120.000 Mitglieder seien im Jahr 2008 aus der Kirche ausgetreten, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Erzbischof Robert Zollitsch, am Montag in Fulda zur Eröffnung der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe. Die FRANKFURTER RUNDSCHAU berichtet darüber, wie die Bischöfe diesen Glaubensschwund interpretieren und was sie gegen ihn unternehmen wollen: "Dramatischer Mitgliederschwund".
Der Link zum Bericht in der Rubirk CHRISTLICHE WELT.

Chanuka, das jüdische Lichterfest, ist ein friedliches Fest. Mit Kerzen, Gebeten und Liedern. Die Familie kommt zusammen. Alles ist schön. Alles? Abraham B. Jehoschua erzählt in seinem neuen Roman "Freundesfeuer" von einem ganz anderen Chanuka in Israel. "Ein Roman, der die Verzweiflung auslotet und den Trost wie eine Festkerze hinhält", meint Ruth Klüger, die das Buch für die WELT rezensiert hat.
Der Link zur Buchbesprechung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Und schließlich der Hinweis auf eine heute Abend im Fernsehen zu sehende Dokumentation Kirsten Esch, der drei ehemals versteckte jüdische Kinder auf ihrer Reise in die Vergangenheit begleitete. Sehr persönlich und bewegend erzählen die Protagonisten von ihrer Kindheit - von ihrer Angst und ihrem großem Mut und davon, wie ihr ganzes Leben von ihren Erfahrungen geprägt wurde: "Überleben im Versteck - Jüdische Kinder und ihre Retter".
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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