Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
14.09.2009 - Nr. 1068

Fassbinder-Drama trotz Debatte um Antisemitismus



Fassbinder-Drama trotz Debatte um Antisemitismus

[DIE WELT]
Von Matthias Heine | Mut oder Übermut? Seit 1985 sind alle Versuche gescheitert, Rainer Werner Fassbinders "Der Müll, die Stadt und der Tod" auf die Bühne zu bringen. Der Grund: Antisemitismus-Vorwürfe. Das Theater Mülheim versucht sich nun an dem Skandalstück. Kann das gutgehen? ...

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Von Alan Posener | Eine Studentin zeigt am Rande einer Islamisten-Demo die Fahne mit dem Davidstern. Dafür wird sie wegen eines Verstoßes gegen das Versammlungsrecht bestraft ...



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Original-Beitrag


Nachfolgend lesen Sie eine Rezension des
Musikkritikers und Übersetzers Peter Zacher:


Zur Neuauflage eines wichtigen Buchs
zum Antisemitismus in Deutschland

Im Mai des vergangenen Jahrs war Rosemarie Schuder Gast im Dresdner jüdischen Gemeindezentrum, um ihr neues Buch über Eduard Lasker vorzustellen. Damals schrieb ich in den Dresdner Neuesten Nachrichten:

"Die Schriftstellerin Rosemarie Schuder ist ein höchst lebendiger Beweis dafür, dass man diesen Beruf sogar in der DDR erfolgreich ausüben konnte, ohne sich willfährig den wechselnden Vorgaben der SED-gelenkten Kulturpolitik zu unterwerfen oder den Protest dagegen medienwirksam zu artikulieren. Es ist denkbar, dass die Person ihres Manns Rudolf Hirsch (1907-1998), der als Jude und Kommunist aus Deutschland emigrieren musste und eine nahezu unangreifbare Institution darstellte, auch für Schuder eine in der DDR eher un-gewöhnliche Schutzfunktion darstellte. In einigen Fällen sind Schuder und Hirsch gemeinsam als Buchautoren tätig geworden, etwa bei ihrem bekanntesten Werk Der gelbe Fleck, in dem Wurzeln und Wirkungen des Judenhasses in der deutschen Geschichte untersucht werden."

Schuders Anwesenheit in Dresden gab mir die lange gesuchte Gelegenheit, sie zu fragen, welchen Beschränkungen sie und ihr Mann bei der Abfassung des Gelben Flecks unterworfen waren, denn das Buch wurde 1987 im Verlag Rütten & Loening veröffentlicht, musste also die üblichen Hürden der DDR-Zensur überwinden. Und die wechselvolle und höchst zwiespältige Haltung der DDR-Führung zur so genannten Judenfrage war ausreichend bekannt. Schuders Antwort, es hätte in diesem Fall keine Beschränkungen gegeben, verwunderte mich zuerst. Dann aber machte ich mir klar, dass der geografische und zeitliche Rahmen, den sich beide Autoren selbst gesetzt hatten, Einmischungen von außen weitgehend ausschloss. Es geht um deutsche Geschichte, die ja 1945 erst einmal abbrach, und die geschilderten Ereignisse gehen zeitlich nicht über Auschwitz hinaus. Damit war kein Punkt berührt, auf den die offizielle DDR allergisch reagieren musste. Der sowjetische Antisemitismus, die geplante Deportation aller Juden im Rahmen von Stalins "Endlösung", die zahlreichen Prozesse gegen jüdische Funktionäre in Moskau (zum Beispiel der Ärzte-Prozess) und in den sowjetisch dominierten Ländern (wie etwa der Slánský-Prozess in der CSSR), die erzwungene Auswechslung von Vorständen jüdischer Gemeinden in der DDR, die Flucht vieler Juden aus der DDR - alles das war nicht Gegenstand dieses Buchs, das 1987 unerwartet zu einem Bestseller wurde. Rosemarie Schuder verwies mich noch auf eine Passage in Rudolf Hirschs Buch Aus einer verlorenen Welt: "Das Erscheinen des Buches [Der gelbe Fleck] stieß auch auf ein dafür günstiges politisches Klima. Gerade hatte man begonnen, die verwahrlosten jüdischen Friedhöfe in freiwilligen Arbeitsstunden wieder herzurichten, es entstand eine Stiftung zum Wiederaufbau der Berliner Synagoge, die Ar-beit der Jüdischen Gemeinden wurde stärker in das gesellschaftliche Leben einbezogen."

Hier soll noch einmal auf dieses Buch verwiesen werden, denn es ist vor einiger Zeit im Kölner Verlag PapyRossa in zweiter Auflage erschienen. Damit steht erneut eine Materialsammlung zur Verfügung, die in der biblischen Zeit beginnt und in Form von Essays, wie die beiden Autoren ihre Arbeit bescheiden nennen, bis zum Ende des zweiten Weltkriegs reicht. Die Neuauflage behebt auch einen eklatanten Mangel der ersten, denn jetzt ist endlich ein Personenregister angefügt. Allerdings sind auch jetzt Zitate nicht mit genauen Quellenangaben versehen, aber für jedes Kapitel ist ein umfassendes Literaturverzeichnis enthalten. Allen, die zum Problemkreis der Juden in Deutschland mehr als nur einen lexikalischen Überblick suchen, kann dieses Buch mit gutem Gewissen empfohlen werden.

Peter Zacher



Rudolf Hirsch und Rosemarie Schuder:
Der gelbe Fleck.
Wurzeln und Wirkungen des Judenhasses in der deutschen Geschichte.
Essays.
2. Auflage, PapyRossa Verlag
Köln 2006.
770 Seiten mit zahlreichen Illustrationen. 
28.00 €


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