Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
02.02.2009 - Nr. 998

Guten Tag!

Nr. 998 - 02. Februar 2009


Offenbar gibt es kaum etwas, wozu man George Mitchell nicht als Mittler rufen kann. Wann immer ein vertracktes Problem besteht und gelöst werden muss, wann immer in eine dunkle Ecke der Gesellschaft das Licht der Aufklärung fallen soll, wann immer ein Unternehmen aus einer Krise geführt werden muss, wird er gerufen: als Vermittler, als Ermittler, als Nothelfer. In den meisten Fällen hat Mitchell bei seinen Kriseneinsätzen eine glückliche Hand bewiesen. Nun muss er sein Geschick und Glück als "Obamas Mittler in Nahost" unter Beweis stellen. Matthias Rüb stellt Mitchell in einem Porträt für die FAZ näher vor.
Der Link zum Porträt in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Eine bisher geheim gehaltene Datenbank des israelischen Verteidigungsministeriums über die Siedlungstätigkeit in den Palästinensergebieten birgt politische Brisanz: Sie enthüllt unter anderem, dass in 75 Prozent aller Siedlungen die Bautätigkeit ohne Genehmigung oder im Widerspruch zu den Genehmigungen erfolgte. Die offizielle Datenbank ist die umfassendste, die jemals zu den Palästinensergebieten erstellt wurde. Sie wurde der israelischen Tageszeitung HA'ARETZ zugespielt und von dieser am vergangenen Freitag veröffentlicht. Der österreichische STANDARD und die BERLINER ZEITUNG berichten nähere Einzelheiten.
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Der Iran feiert am 10. Februar den 30. Jahrestag der Islamischen Revolution. Seitdem sind die Beziehungen des Iran zu den USA eingefroren, Israel fühlt sich bedroht. Die NÜRNBERGER ZEITUNG sprach mit dem Politikwissenschaftler Matthias Küntzel, der sich intensiv mit Antisemitismus und dem Nahostkonflikt befasst und kürzlich in Nürnberg bei der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Arbeitsgemeinschaft Mittelfranken, vor rund 150 Zuhörern einen Vortrag zum Thema «Die Rolle des Iran im Nahostkonflikt» hielt. Küntzels politischer Ratschlag ist unmißverständlich: «Druck auf den Iran muss steigen»
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Die israelischen Urlauber haben sich schon entschieden. Während Politiker in Ankara und Jerusalem versuchen, nach dem Wortgefecht zwischen dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan und dem israelischen Präsidenten Peres in Davos eine weitere Verschlechterung der einst engen Beziehungen abzuwenden, hat eine Stornierungswelle eingesetzt. Reiseveranstalter berichten, dass Israelis zuletzt bis zu siebzig Prozent weniger Flüge in die Türkei gebucht hätten. Unterdessen hat ein iranischer Geistlicher Erdokan sogar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, wie ISRAELNETZ berichtet. Die FAZ berichtet über die türkisch-israelischen Verwerfungen: "Befremden über ein unausgesprochenes Bedauern".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Die kontrovers diskutierte Verfilmung des Attentats auf Hitler vom 20. Juli 1944 hat die Verschwörung um Claus Schenk Graf von Stauffenberg erneut ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Der renommierte britische Historiker Sir Ian Kershaw rekapituliert die Geschichte des Anschlags aus seiner Sicht in einem historischen Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. In der TAGESPOST wiederum liefert Oliver Maksan ein "Beitrag wider geschichtspolitisches Diktat". Er stellt sich der Frage: Taugt der Anti-Demokrat und Elitist Stauffenberg heute zum Vorbild?
Die Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...

"... schönsten Zauberstadt, die dem Jüngling so holdselig lächelt, den Mann so gewaltig begeistert und den Greis so sanft tröstet", so dichtete einst der jüdische Dichter Heinrich Heine über über die Haupstadt Frankreichs, Paris. Gefallen hätte ihm wohl weniger, dass auch in Frankreich die Zahl antisemtischer Anschläge in jüngster Zeit auffallend anstieg. Dieser bedrohlichen Tendenz steht eine aus jüdischer Sicht durchaus anerkannte Erfolgsgeschichte der Juden in Frankreich gegenüber: Die revolutionäre Nation gewährte immerhin als erster moderner Staat uneingeschränkte Bürgerrechte - aber der Antisemitismus war damit leider noch nicht gebannt, wie Wolf Scheller in seinem umfangreichen und informativen Essay in der ESSLINGER ZEITUNG über "Frankreich und die Juden" deutlich macht.
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Seit dem Krieg in Gaza hat das Thema Antisemitismus auch in Deutschland an politischer Brisanz gewonnen. Es stellt große Herausforderungen an Politik und Gesellschaft. Wie kommt es, dass antijüdisches Denken hierzulande bei Muslimen zunimmt? Mit welchen Mittel kann Antisemitismus nachhaltig bekämpft werden? Diese Fragen diskutierten kürzlich Experten in Berlin. Edda Neumann berichtet für den VORWÄRTS von der Tagung: "Antisemitismus bekämpfen - aber wie?"
Der Link zum Tagungsbericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

 
Ein deutscher Bischof protestiert, ein Gelehrter tritt aus der Kirche aus, viele Katholiken sind empört: Papst Benedikt XVI. spaltet mit seinem Kurs die Gemeinde der Gläubigen. Er macht weiter wie gehabt und fördert Ultrakonservative - zuletzt in Linz durch die Ernennung eines höchst umstrittenen Weihbischofs. Im Zentrum der Kritik steht freilich der schwere Schaden, den Benedikt den sensiblen katholisch-jüdischen Beziehungen zugefügt hat. Israel droht gar mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Vatikan, und mehrere Theologen sprachen sich für eine Ablösung des Papstes aus. Als erster deutscher Bischof hat sich nun Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart) öffentlich vom Beschluss des Papstes distanziert:
„Es belastet mich als Bischof und als Seelsorger, dass diese Vorgänge zur äußeren und inneren Entfremdung zahlreicher Gläubiger von der Kirche, zu einem Vertrauensverlust besonders der jüdischen Schwestern und Brüder gegenüber der Kirche sowie zu einer erheblichen Störung des christlich-jüdischen Dialogs geführt haben.“
Kaum weniger deutlich äußerte sich jetzt auch der Hamburger Erzbischof Werner Thissen und distanzierte sich von der Entscheidung des Vatikans. Er sparch von "schlampiger Arbeit". "Einen Holocaust-Leugner zu rehabilitieren, ist immer eine schlechte Entscheidung", sagte er in einem Interview. Der Schaden sei groß.
Aus Protest gegen die Rehabilitierung der Piusbrüder und speziell des Holocaust-Leugners Williamson trat jetzt der bekannte belgische Theologe und Ethiker Prof. Jean-Pierre Wils aus der Kirche aus. «Ich will nicht mehr mit dem anti-modernen, anti-pluralistischen und totalitären Geist dieser Kirche identifiziert werden», sagte der Professor, der in Deutschland lebt und an der katholischen Radboud- Universität im niederländischen Nijmegen unterrichtet, in einem Interview mit dem holländisch-katholischen Online-Magazin «Katholiek Nederland». Die Priesterbrüderschaft sei eine «extrem reaktionäre und zutiefst antisemitische Gruppe, die mit Diktatoren und rechtsgerichteten Regimen sympathisiere».
Die katholischen Theologie-Fakultäten von Freiburg, Tübingen und Münster - übrigens die größte staatliche katholische Fakultät der Welt - haben wegen der Angst um den Kurs der Kirche fast geschlossen die Entscheidung zur Rehabilitation der Pius-Bischöfe verurteilt und Protestbriefe an den Papst geschrieben. "Es ist uns unverständlich, dass die Exkommunikation der schismatischen Bischöfe aufgehoben wurde, bevor sie grundlegende Lehraussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils akzeptiert haben", schrieben die Freiburger Theologen.
Links zu vielen Berichten, Interviews und Analysen zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Früh haben Autoren begonnen, Felix Mendelssohn Bartholdy als Juden schlechtzumachen; der Nationalsozialismus hat den Komponisten und sein Werk dann in niederträchtigster Weise desavouiert und verdrängt. Anderen Verfassern galt und gilt er als überzeugter konvertierter Christ; seit einiger Zeit wird aber auch das angeblich Jüdische in seinem Leben und Schaffen betont, wie Martin Staehelin in seinem Essay für die NEUE ZÜRICHER ZEITUNG hervorhebt: "Künstler zwischen den Religionen. Felix Mendelssohn Bartholdy als Protestant jüdischer Herkunft".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Das größte Geschenk des zwanzigsten Jahrhunderts, das Amerika Europa auf dem Gebiet der Musik überreicht hat, ist zweifellos der Jazz. Und obwohl der Jazz allen voran die Musik der schwarzen Amerikaner war, lässt sich in seiner Geschichte von Anfang an ein beachtlicher Beitrag von weißen Musikern beobachten, von denen nicht wenige Juden waren. Domagoj Akrap geht diesem Phänomen in einem Beitrag für die österreichisch-jüdische Zeitschrift DAVID genauer nach: "Juden und Jazz".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Und neuer Ärger für den Papst: Papst Benedikt XVI. hat den ultrakonservativen Gerhard Maria Wagner zum Weihbischof im österreichischen Linz berufen. Der 54-Jährige hatte 2005 nach dem Hurrikan "Katrina" in den USA die Zerstörung von Abtreibungskliniken als eine Art "Vorsehung" bezeichnet – und Harry-Potter-Romane verteufelt. In Österreich zeigt man sich entsetzt, wie u.a. die WELT berichtet: "Papst ernennt Harry-Potter-Kritiker zu Weihbischof".
Die Links hierzu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Warum schloss sich Pius XII. in seiner Weihnachtsansprache 1942 nicht der gemeinsamen Erklärung Großbritanniens, der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten von Amerika an, die am 17. Dezember die deutsche Politik der Ausrottung der Juden öffentlich verurteilt hatten? Warum sprach der Papst nur allgemein über "Hunderttausende von Menschen, die ohne irgendeine eigene Schuld - manchmal nur wegen ihrer Nationalität oder Herkunft - dem Tod oder fortschreitendem Verfall bestimmt sind"? Klaus Kühlwein, Theologe und Dozent am Bildungswerk der Erzdiözese Freiburg im Breisgau, sucht nach Antworten und schildert den rasanten Aufstieg des 1876 geborenen Adeligen vom "Diplomatenpriester" zum "Stellvertreter Christi" in seinem lesenswerten Buch "Warum der Papst schwieg". Rainer Blasius bespricht das Buch für die FAZ: "Teufelsaustreibung aus der Ferne".
Der Link zur Buchbesprechung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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