Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
10.07.2008 - Nr. 947

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Morgen, Freitag 11. Juli 08, erscheint KEIN COMPASS.

Die nächste Ausgabe erfolgt am Montag, 14. Juli 07.


Guten Tag!

Nr. 947 - 10. Juli 2008


Ein Blick in die heutigen Nachrichten mit der Topmeldung über die iranischen Raketentests bestätigt: Sieben Monate nach dem entlastenden Bericht der US-Geheimdienste, wonach der Iran sein Atomprogramm bereits im Sommer 2003 eingestellt habe, geht die Gefahr eines Krieges im Nahen Osten weiter um. Behrouz Khosrozadeh untersucht in einem Beitrag für TELEPOLIS, was an dieser Gefahr real ist: "Die Vereinigten Staaten, Israel und die Militaristen im Iran auf dem Kriegspfad".
Und in der ZEIT beschäftigt sich Matthias Nass mit dem gleichen Problem, aber vor allem im Blick auf die Situation in Israel. U.a. weist er darauf hin:
"Für Israel geht es ums Ganze. Von Jerusalem oder Tel Aviv aus betrachtet, ist die Frage, ob Iran eine Atombombe baut, keine akademische, keine strategische oder taktische Frage, sondern eine des Überlebens."
Die Links zu den Artikeln in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Schon seit Jahren versucht der Daniel Barenboim, die Aufhebung des Boykotts gegen die Werke Richard Wagners in Israel zu bewirken. Da es ihm nicht gelungen ist, dies auf den geläufigen Wegen zu bewerkstelligen, wandte er einst einen Trick an und schmuggelte ein Wagner-Werk als Zugabe nach einem Konzert der Berliner Philharmoniker ihm Rahmen des Israel-Festivals ein, obwohl er versprochen hatte, dies nicht zu tun. Nun gibt es neuerliche Bemühungen, Wagner in Israel einzuführen, wie Noach Klieger in der israelischen Tageszeitung JEDIOTH ACHRONOTH schildert, in deutscher Übersetzung auf den Seiten von HAGALIL nachzulesen: "Richard Wagner in Israel: Der Boykott existiert noch".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Der 1947 in Teheran geborene, deutsch-iranische Autor und Kritiker des iranischen Regimes Said wollte beim Berliner Beirut-Festival im September zusammen mit seinem israelischen Kollegen Asher Reich lesen, aber die libanesische Botschaft hat diese Initiative jetzt abgewürgt. In der WELT schildert und bedauert er seine vergeblichen Bemühungen:
"Mir war es ja klar, dass ich dieses Zeichen der Versöhnung in meiner Geburtsstadt Teheran nicht setzen kann - dort bin ich nicht gerade willkommen. Blauäugig wie ich bin, dachte ich deshalb, Berlin wäre der geeignete Ort."
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Vor 75 Jahren schlossen das Dritte Reich und die katholische Kirche das sogenannte "Reichskonkordat". Für Hitler ein großer Triumph. Das Abkommen sollte garantieren, dass sich die Katholiken "von jetzt an rückhaltlos in den Dienst des nationalsozialistischen Staates stellen werden". Gernot Facius erinnert in der WELT an den Vertrag mit dem Vatikan: "Hitlers erster Triumph".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der Filmproduzent Artur "Atze" Brauner wird am 1. August neunzig Jahre alt. Geboren wurde er in Lodz, flieht nach dem deutschen Überfall auf Polen nach Osten und überlebt die Schoah. 1946 lässt er sich in Berlin nieder, gründet die Firma CCC und beginnt, Filme zu produzieren. Viele sind leichte Muse, zugleich aber entstehen unmittelbar nach dem Krieg schon Filme, die sich mit den Verbrechen des Nationalsozialismus befassen. Das Thema lässt Brauner nicht los, wie "Babi Jar" und "Der letzte Zug" zeigen. Im Interview mit der TAZ spricht er heute über die multiethnische Metropole Lodz, den geraubten Oscar für den Film "Hitlerjunge Salomon" und Erfolg durch kalkulierten Verlust beim Filmemachen:
"Ich habe mir damals gesagt: Wenn ich überlebe, dann muss ich etwas tun, für diejenigen, die tot sind. Und das sind so viele. In meiner eigenen Familie sind es 49 Personen, meine Bekannten, meine Freunde, meine Kollegen, alle, die nicht mehr da sind. Ich habe immer gesagt, wenn ich etwas Geld mobilisieren kann, dann mache ich einen solchen Film, bei dem von vornherein ein Verlust feststeht. Die Drehbücher standen immer schon parat. Mag sein, dass das eine fixe Idee war. Ich habe insgesamt 16,4 Millionen verloren bei den 21 Filmen, die ich zum Thema Nationalsozialismus produziert habe."
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen um die Äußerungen von Faruk Sen, der in einer türkischen Zeitung die in Deutschland lebenden Türken als die "Juden von heute" bezeichnete und sich in der Folge dem Vorwurf des Antisemitismus ausgesetzt sah, setzt sich der Publizist und Juris Segey Landowsky in der TAZ mit der Frage auseinander, ob die Ressentiments gegen Juden einst und Türken heute sich überhaupt vergleichen lassen - und bejaht diese Frage. Wer eine solche Debatte tabuisieren will, der schadet letztlich selbst der Integration, meint er. Lagodinsky selbst kam 1993 als jüdischer Zuwanderer nach Deutschland. Derzeit forscht er zu Meinungsfreiheit und Schutz vor Antisemitismus im deutschen Verfassungsrecht und im Völkerrecht.
Der Link zu seinem Essay in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Wolfgang Hoffmann-Riem war bis April dieses Jahres Richter am Bundesverfassungsgericht. Bei einem Auftritt im Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung schockte der renomierte Jurist das Publikum mit einer gewagten These: Das Verbot der Holocaust-Leugnung schützt die Menschenwürde nicht. Frank Jansen erläutert die Haltung des Juristen und die Reaktionen auf ihn: "Holocaust-Leugner nicht bestrafen".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS/RECHTSRADIKALISMUS.

87 Zeilen Text auf einem uralten Kalkstein könnten das Christentum erschüttern: Schon vor Jesu' Tod soll eine Wiederauferstehung beschrieben worden sein, erklärt ein israelischer Bibelforscher. Doch er stützt seine in der "New York Times" verbreitete These auf ein einziges, unleserliches Wort. Die WELT, ISRAELNETZ und der SPIEGEL erläutern die Einzelheiten des Fundstücks und seiner Interpretation.
Die Links dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Islamischer Reformer oder verkappter Fundamentalist? Der türkische Starprediger Fethullah Gülen ist nur schwer zu fassen. Seine Anhänger betreiben weltweit ein Netzwerk von Medien und Bildungseinrichtungen - auch in Deutschland. Nun steht ihr Vordenker im Rampenlicht, wie Daniel Bax in der TAZ berichtet: "Ein Prediger, der weint".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Er kam, geboren 1873 in Fürth, aus tiefstem Elend. Der Vater, ein jüdischer Gemischtwarenhändler, hatte in seinen Geschäften wenig Glück. Die Mutter starb früh, man lebte in bitterer Armut, der Junge hungerte und litt unter den Anfeindungen, giftigen Blicken und höhnischen Rufen der Nachbarsleute. Er suchte Halt und fand ihn nicht, die Kaufmannslehre brach er ab und floh nach München. Die Rede ist von dem Schriftsteller Jakob Wassermann. Das Einzige, was er hatte, war Fantasie und die Lust am Erzählen. Er schrieb früh, doch es dauerte lange, bis er Erfolg hatte. 1897 dann ein erster Roman, der ihm Beachtung einbrachte, »Die Juden von Zirndorf«, eine Geschichte, die die innere Zerrissenheit der Juden in Deutschland behandelt. Der große Erfolg, wenngleich nicht unumstritten, kam 1908 mit »Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens«, der Erzählung über den Leidensweg des rätselhaften Findlings, der 1833 von einem Unbekannten ermordet wurde. Es folgten u.a. »Fall Mauritius« (1928) und dessen Fortsetzung »Etzel Andergast« (1931), die zu Bestseller wurden. Berühmt auch sein bitter autobiographischer Bericht »Mein Weg als Deutscher und Jude« . Ein nun erschienenes Buch der Grazer Literaturwissenschaftlerin Beatrix Müller-Kampel liefert eine glänzende, klug komponierte, aussagekräftige biografische Collage, wie Klaus Bellin im NEUEN DEUSCHLAND meint.
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Ruth (66) und Aaron (65) Bruck, deren Eltern dem Holocaust durch Auswanderung nach Palästina entflohen waren, haben bei zwei mehrmonatigen Aufenthalten in Ichenhausen im Auftrag der Stiftung ehemalige Synagoge wertvolle Arbeit geleistet. Inventarisierten sie im vergangenen Jahr die Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert, so waren in den vergangenen zwei Monaten die Grabstätten im ganz alten Teil des 1568 errichteten jüdischen Friedhofs und der ab 1897 angelegte neuere Teil an der Reihe. Irmgard Lorenz beschreibt in der AUGSBURGER ALLGEMEINEN das Engagement der Brucks: "Jüdische Grabsteine halten die Erinnerung lebendig".
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Alles erfunden, nichts gelogen, sagt T. Cooper über ihr erfolgreiches Buch "Lipshitz", das aus der Wahl-New-Yorkerin eine literarische Neuentdeckung machte. Jetzt liegt diese verrückt skurrile und dabei zugleich tiefsinnige jüdische Familiensaga der Autorin vor, die als Boygroup-Imitatorin begann. Kim Kindermann stellt Buch und Autorin im DEUTSCHLANDRADIO vor: "Spiel um die eigene Identität".
Der Link zur Buchbesprechung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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