Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
03.07.2008 - Nr. 944

ACHTUNG:

Morgen, Freitag 04. Juli 08, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 76 mit einem Beitrag des Politologen Martin Kloke unter dem Titel: "Die Linke in Europa: Vereint gegen Israel?".

Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Montag, 07. Juli 08.


Guten Tag!

Nr. 944 - 03. Juli 2008


Während sich Iran und Israel mit militärischen Angriffen drohen, macht ein TV-Sender in Israel den iranischen Staatschef zum Star eines Werbe-Spots. Antje Kraschinski berichtet in der NETZEITUNG über eine provokante Kampagne - und ein online gestelltes Video erlaubt einen Blick auf den Spot: "Danny Hollywood schlägt Ahmadinedschad".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

"Israel. Alle fahren derzeit dorthin, um einen Friedensprozess anzustoßen. Bush, Blair. Jeder, der was zu sagen hat. Jemand sollte also mal nachsehen, wie effektiv diese Leute sind. Warum nicht ich?" - fragt sich Tuvia Tenenbom zu Beginn seines Reise-Essays in der ZEIT, den er als "Praxistest in Hebron" verstanden wissen will. Im Gepäck hat er freilich eine ernsthafte Frage: Welche Chance haben die Friedensbemühungen in Nahost? Tuvia Tenenbom, der Autor dieses "Praxistests", hat eine ungewöhnliche Biografie: Er besitzt heute einen israelischen und einen amerikanischen Pass, wuchs allerdings in dem ultraorthodoxen Viertel Mea Scharim in Jerusalem auf. Sein Vater war Rabbi, sein Großvater chassidischer Oberrabbiner, und auch Tenenbom arbeitete bereits in jungen Jahren als Rabbi, bevor er mit 17 aus der Gemeinde geworfen wurde und nach New York auswanderte, wo er noch heute lebt. Dort jobbte der provokante Autor und Regisseur unter anderem als Taxifahrer, Diamantenhändler und Banker und gründete 1994 das "Jewish Theatre of New York".
Der Link zu seinem lesenswerten Essay in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Im Mai diesen Jahres wurde in Israel erstmals der neue Herzl-Tag begangen. 2004 hatte die Knesseth zum 100. Todestag des Begründers des modernen politischen Zionismus ein ehrgeiziges Gesetz verabschiedet. Künftig wird danach Herzls Geburtstag, der 10. Ijar, mit einem Kongress, zahlreichen Sonderveranstaltungen und Preisverleihungen begangen. In der Knesseth selbst sah dies am ersten Herzl-Tag eher traurig aus. Ganze 19 Abgeordnete hielten es für nötig, zur Gedenkveranstaltung in den Plenarsaal zu kommen. Ein peinliches Bild, war die Besuchertribüne doch voll besetzt, Jugendliche, Mitglieder der Herzl-Familie, Soldaten, ausländische Gäste, sie alle mussten auf die leeren Reihen der Abgeordneten blicken. "Ich hätte von den Abgeordneten der Knesset erwartet, dass sie dem Mann, dem sie ihre Existenz verdanken, mehr Respekt zollen," zürnte Knessethvorsitzender Rivlin. Anlass für Andrea Livnat in ihrem Beitrag auf HAGALIL über "Herzls Bild in Israel heute" nachzudenken.
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Ernst Cramer, geboren 1913 in Augsburg, ist Vorstandsvorsitzender der Axel Springer Stiftung. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde er 1938 nach dem Pogrom vom 9. November für sechs Wochen in dem Konzentrationslager Buchenwald interniert. 1939 konnte er in die USA emigrieren. Anlässlich der morgigen Eröffnung der neuen amerikanischen Botschaft in Berlin schildert er heute in der WELT seine Erinnerungen an das Jahr 1939 und wie er sein Visum für die USA erhielt: "Ich war erfreut, gleichzeitig jedoch tieftraurig".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Faruk Sen galt lange als Institution in Integrationsfragen. Nun steht die Karriere des Leiters des Zentrums für Türkeistudien (ZfT) vor dem Aus. "Absurd" findet Dilek Zapticioglu, in Deutschland aufgewachsene und in Istanbul lebende Journalistin und Schriftstellerin, in ihrem Beitrag für die TAZ, dass Faruk Sen, Direktor des Zentrums für Türkeistudien, wegen seiner Behauptung, die Türken seien die neuen Juden Europas, entlassen wurde:
"Die türkischen Juden dagegen stellen sich hinter Faruk Sen. Der Großvater des jüdisch-türkischen Schriftstellers Mario Levi sagte diesem in den 1960ern angesichts der Züge mit Gastarbeitern, die nach Deutschland fuhren: 'Ich freue mich über diese Auswanderung. Denn die Türken waren bisher nirgendwo eine Minderheit, jetzt werden sie unsere Gefühle besser verstehen.' Nichts anderes sagte Faruk Sen in jenem Artikel, in dem er den türkischen Juden Ishak Alaton in Schutz nahm: 'Wir fühlen mit, denn wir sind ja die neuen Juden Europas.'"
Ebenfalls in der TAZ äußert sich nun der Gescholtene selbst. Befragt, ob er die Empörung über seine Äußerungen nachvollziehen könne, antwortet er:
"Ich kann die Empörung bei denjenigen nachvollziehen, die durch meinen unglücklichen Vergleich die Judenverfolgung verharmlost gesehen haben. Das war in keiner Weise meine Absicht. Das Missverständnis resultierte daraus, dass der Begriff "neue Juden" in der Türkei nicht so vorbelastet ist und entsprechend unbedacht verwendet wird - leider in diesem Fall von mir. Die Kritik daran beispielsweise von Charlotte Knobloch oder Michel Friedman ist völlig berechtigt. Ich habe mich deshalb auch beim Zentralrat der Juden ausdrücklich entschuldigt. Für die Unterstützung, die ich jetzt vom Zentralrat erfahre, bin ich sehr dankbar. Kein Verständnis habe ich allerdings für Vorwürfe, ich hätte dem deutsch-türkischen Verhältnis und der Integrationspolitik geschadet. Ich habe in dem betreffenden Artikel als Deutscher mit türkischer Herkunft in meinem Geburtsland dortige gesellschaftliche Minderheiten gegen Antisemitismus und Ausgrenzung in Schutz genommen. Es ist doch gerade meine Pflicht als deutscher Staatsbürger, mich gegen die Diskriminierung von Juden einzusetzen. Dafür soll ich jetzt in Deutschland bestraft werden? Das kann nicht richtig sein."
Alle Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Zum ebenfalls viel diskutierten Fall des Direktors des Sportwissenschaftlichen Instituts an der Universität Göttingen, Prof. Dr. Arnd Krüger, der behauptete, die bei der Münchner Olympiade 1972 getöteten jüdischen Sportler hätten gewusst, dass es ein Attentat geben werde und seien freiwillig in den Tod gegangen für eine größere jüdische Sache, hat sich nun auch Henryk M. Broder in der Schweizer WELTWOCHE zu Wort gemeldet. Sein Beitrag ist auf den Seiten des jüdisch-österreichischen Portals DIE JUEDISCHE zu lesen. Broders Fazit:
"Früher war der Antisemitismus der "Sozialismus der dummen Kerle" (Bebel), heute kommt der Antisemitismus der klugen Kerle auch in besseren Kreisen vor."
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Auf der Suche nach der in der Sowjetunion unterdrückten nationalen Identität greifen im Baltikum, besonders in Litauen, viele Menschen wieder auf vorchristliche Traditionen zurück. Seit der Unabhängigkeit des Landes erfreut sich hier die neuheidnische Bewegung Romuva mit ihren Naturgöttern eines erstaunlichen Zulaufs. Nun träumen, wie die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG berichtet, die Anhänger dieser Bewegung sogar von der Anerkennung als Staatsreligion: "Rückbesinnung auf Litauens heidnische Tradition".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Im UN-Menschenrechtsrat, der von afrikanischen und asiatischen Ländern dominiert wird, steht der "Schutz religiöser Gefühle" heute über dem Recht der Meinungsfreiheit, berichtet Anne-Catherine Simon in der österreichischen Tageszeitung DIE PRESSE:
"Sein eifriger Hüter ist die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC), die als Zusammenschluss von 57 Staaten den Anspruch erhebt, die Islamische Welt zu repräsentieren. Im März beantragte sie erfolgreich, der Menschenrechtsrat müsse künftig über 'Missbrauch der Meinungsfreiheit' berichten, wenn 'rassistische oder religiöse Diskriminierung' im Spiel sei."
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der Entwurf für Archäologische Zone und Jüdisches Museum in Köln wird seit dem Architektenwettbewerb öffentlich kontrovers diskutiert. In der KÖLNISCHEN RUNDSCHAU kam nun Oberbürgermeister Fritz Schramma, der die prämierten Bau-Pläne abgelehnt hat, zu Wort. Und im KÖLNER STADTANZEIGER äußert sich Kölns Kulturdezernent Georg Quander nicht minder kritisch: „Wir bräuchten eine Bankbürgschaft über 15 Millionen“.
Die Links zu den Interviews sowie weiteren Berichten zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Wie erklärt sich der drastische Rückgang der Einreisezusagen für jüdische Zuwanderer aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion nach Deutschland von mehreren Tausend in den Vorjahren auf gerade einmal 14 im Jahr 2007? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Gesprächs, das die JÜDISCHE ZEITUNG mit Irene Runge über die ausgebremste jüdische Zuwanderung und die Einwanderungspolitik in Deutschland geführt hat. Die promovierte Soziologin Irene Runge, 65, war Mitinitiatorin der jüdischen Zuwanderung ab dem Jahr 1990 und ist Erste Vorsitzende des Jüdischen Kulturvereins Berlin.
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die Enthüllungen einer früheren Gangsterbraut über die vermeintliche Verstrickung des Vatikans in Mord, Mafia und Prostitution finden derzeit eine sehr interessierte Öffentlichkeit in Italien. Es geht um die bis heute ungeklärte Entführung von Emanuela Orlandi, der fünfzehnjährigen Tochter eines Vatikan-Angestellten. Dirk Schümer versucht in der FAZ etwas Licht in den dunklen Fall und seine neuerliche Diskussion zu bringen: "Vatikan-Komplott? Liegt eine zweite Leiche im Gangstergrab?".
Der Link zur Reportage in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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