Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
16.05.2008 - Nr. 922

Guten Tag!

Nr. 922 - 16. Mai 2008


In der Paulskirche in Frankfurt am Main haben am Mittwoch zahlreiche Vertreter Israels, der Bundesrepublik, der Kirchen und des Judentums in Deutschland das 60-jährige Bestehen des Staates Israel gefeiert. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft, der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Zentralrat der Juden in Deutschland hatten zu einem Festakt eingeladen, an dem auch die Botschafter beider Länder teilnahmen. Sämtliche Grußworte sowie die Festrede von Bundestagspräsident Lammert sind auf den Seiten des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit dokumentiert.
Der Link zu den Reden in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Freilich wollen nicht alle so ungetrübt feiern: Dieser Geburtstagsgruß, von dem nun die Rede ist, sieht aus wie eine Todesanzeige. »Kein Grund zu feiern!«, steht da in schwarzen Großbuchstaben und »60 Jahre palästinensische Vertreibung« statt 60 Jahre Israel. Die Anzeige mit Trauerrand erschien in der International Herald Tribune vom 8. Mai, ausgerechnet am Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Es ist eine zornige, in scharfem Ton vorgetragene Weigerung, das Jubiläum der Staatsgründung zu feiern, solange kein Frieden mit Palästina herrscht. Unterschrieben haben Philosophen, Schriftsteller, Musiker, Filmemacher aus aller Welt, unter ihnen acht Palästinenser, zwei Libanesen, fünf Israelis und viele Autoren jüdischer Herkunft, darunter auch Judith Butler, Professorin für Rhetorik an der University of California, Berkeley, und die wohl provokanteste zeitgenössische Philosophin. "Warum haben sie unterschrieben?", fragt DIE ZEIT einem Gespräch mit der Philosophin.
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Während Israel seine Unabhängigkeit feiert, gedenken die Palästinenser dem sechzigsten Jahrestag der "Nakba", der Katastrophe, wie sie die Gründung Israels nennen, und der unveränderten Lage im Land. Zu diesem Aspekt sind zwei sehr unterschiedliche, lesenswerte Beiträge erschienen: In der ZEIT legt der palästinensische Literaturwissenschaftler Akram Musallam seine Sicht von Nakba und israelischer Staatsgründung dar, während in der israelischen Tageszeitung HA'ARETZ, in deutscher Übersetzung nachzulesen auf den Seiten es Portals DIE JUEDISCHE, der israelische Historiker und Sozialwissenschaftler Shlomo Avineri sich aus seiner Perspektive der "Nakba" zuwendet:
"Wenn die Palästinenser am 15. Mai an das erinnern, was sie die "Nakba" (Katastrophe) nennen, täten sie gut daran, in Betracht zu ziehen, dass ihr wahres Versagen nicht im Jahr 1948 stattfand: Es fand bereits früher statt. ... Während sich Palästinenser - nicht ganz zu Unrecht - als die Opfer der zionistischen Bewegung und deren erfolgreicher Gründung eines jüdischen Staates im Land Israel sehen, sollten die Gründe für ihr historisches Versagen anderswo gesucht werden, nämlich in der Unfähigkeit der palästinensischen Nationalbewegung, ein politisches und soziales institutionelles Rahmenwerk zu schaffen, das die notwendige Basis für jeden Aufbau einer Nation ist."
Alle Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

"Ein Staat, der an ein Wunder grenzt", so überschreibt Josef Joffe in der ZEIT seinen wirklich lesenswerten Geburtstagsgruß für Israel. Dabei befasst er sich auch u.a. mit der Schieflage der Wahrnehmung Israels hierzulande und in Europa:
"In den hiesigen Medien sind diese Taten [der erfolgreiche Aufbau des Landes; Compass] zwar besungen worden, aber allzu häufig als Vorrede zum Hauptthema »Israel-Kritik«. (Gibt es auch »Spanien-« oder »Schweden-Kritik«?) Ein »Apartheid-Staat« sei Israel, der den Palästinensern Land und Würde raube, der in Korruption und Unterschleif versinke, den religiösen Ultras gehorche, in Reich und Arm zerfalle. Würde man diese Elle an die Staaten ringsum anlegen, käme eine Anklageliste heraus, die kein Gericht je abarbeiten könnte. Aber vielleicht ist just die Kritik das Kompliment."
Der Link zum Geburtstagsartikel in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Es war vielleicht der wichtigste Versuch der Juden in Europa, sich gegen ihre Mörder zu wehren: der Aufstand im Warschauer Ghetto. Knapp vier Wochen brauchte die SS, um ihn niederzuschlagen. Vor 65 Jahren, am 16. Mai 1943, meldete der deutsche Befehlshaber das Ende der Kämpfe. Claus Menzel erinnert an diesen Tag in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO: "Kämpfen für die Freiheit des Menschen"
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

"Das ist des braunen Pudels Kern: Hass auf Juden- und Christentum, auf die Idee der Gleichheit aller Menschen – Sehnsucht nach einer archaischen Welt aus Herren und Sklaven, Führern und Geführten". Mit diesen Worten versucht Thomas Assheuer in der ZEIT das neonazistische Weltbild auf den Punkt zu bringen. Überschrieben hat er seine Analyse: "Neue Heiden hat das Land".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS/RECHTSRADIKALISMUS

Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble hat gestern gemeinsam mit dem Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, den Verfassungsschutzbericht 2007 vorgestellt. Um die Verbreitung rechstextremen Gedankenguts einzudämmen, forderte der Innenminister eine intensive Auseinandersetzung mit den Jugendangeboten der Rechten. Chancen für ein NPD-Verbotsverfahren sieht Schäuble derzeit nicht.
Links zu Berichten und Kommentaren dazu sowie zum Download des Verfassungsschutzberichtes in Kurz- und Langfassung in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS.

Das amerikanisch-jüdische Magazin FRONT PAGE lud kürzlich Prof. Khaleel Mohammed, Assistenzprofessor der Abteilung für Religiöse Studien an der San Diego State Universität in den USA, zum Gespräch ein. Khaleel Mohammed gilt als Vertreter eines moderaten Islam, "der sich um die Rechte aller Menschen kümmert. Meine Mission ist es, mitzuhelfen, die einst im Islam praktizierte Schönheit wieder zurückzugewinnen – eine Botschaft, die unter traditionellen und fundamentalistischen Moslems gegenwärtig eher nicht in Mode ist." Bemerkenswert ebenso, dass Mohammed die Auffassung vetritt, der Koran sage, Israel gehöre den Juden. Dies ist unter islamischen Geistlichen und Gelehrten ziemlich unkonventionell. Im Interview, das in Übersetzung auf den Seiten von HAGALIL zu lesen ist, erläutert er seine Position: "Der Koran und die Juden".
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Nach drei Wochen Lesereise hatte der jüdisch-israelische Autor mit deutschen Wurzeln Chaim Noll in Deutschland Eindrücke gesammelt - über sein Geburtsland, dass dieses Jahr am 8. Mai den 60. Geburtstag Israels wichtiger nahm als das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft am gleichen Tag vor 63 Jahren. Im Interview mit der BERLINER ZEITUNG gibt Noll Auskunft über seinen Weg aus einer sozialistischen Familie ins Judentum und nach Israel sowie über die Kraft der Erinnerung: "Eine Sehnsucht blieb".
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Sowohl Gläubige als auch Atheisten konnten sich bislang mit Einstein identifizieren. Immer wieder hat sich das Physikgenie zu Religion undGlauben geäußert – allerdings in einer Art und Weise, die viele Interpretationen offen ließ. Ein Brief offenbart jetzt Einsteins Haltung zur Religion und hat das Potential, diese Diskussion zu beenden. Denn: In dem am 3. Januar 1954 an den "Antitheologen" Erich Gutkind versandten Dokument soll der Physiker dem Glauben an einen Gott eine klare Absage erteilt haben. Der TAGESSPIEGEL informiert über den Inhalt des Briefes und Peter Mühlbauer analysiert ihn in einem Essay für TELEPOLIS: "Kindischer Aberglaube, der nicht würfelt".
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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