Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
10.11.2022 - Nr. 2010

„Der folgenreichste und schlimmste Tag der deutschen Geschichte“



Ausstellung "Das Mädchen im Tagebuch" in Düsseldorf eröffnet.

Düsseldorf - "Das Mädchen im Tagbuch" lautet der Titel einer Ausstellung, die seit Donnerstag im Gerhard Hauptmann-Haus in Düsseldorf zu sehen ist. Die bis zum 28. Januar nächsten Jahres terminierte Schau begibt sich auf die Suche nach dem orthodoxen jüdischen Mädchen Rywka , die zwischen Oktober 1943 und April 1944 im Ghetto Litzmannstadt/Lodz war.

"Ich weiß nicht, wie es weiterhehen soll. Ach, es ist so schwer ... In meiner Fantasie sehe ich verschiedene Bilder, verschiedene, und selbst wenn ein gutes darunter ist, in dem ich etwas Trost finde, dann finde ich erst recht keinen Platz für mich. Ich bin so erschöpft...," schrieb Rywka Lipzzyc damals in ihr Tagebuch.
Ein sowjetischer Arzt im befreiten Lager Auschwitz-Birkenau fand 1945 ein Schulheft des Mädchens. Es handelte sich um ein Tagebuch, das Rywka im Ghetto geschrieben hatte. Das Testament eines orthodoxen jüdischen Mädchens, "das seine Geschwister und Eltern verlor, aber trotz Momenten des Zweifels nie die Hoffnung aufgab," hieß es zum Auftakt der Ausstellung. Viele Jahre war das Tagebuch vorschollen, wurde 1995 in einem Nachlass wiederentdeckt und 2014 in den USA erstmals veröffentlicht.

In der Wanderausstellung des Galicia Jewish Museum Krakau werden ausgewählte Auszüge aus Rywkas Tagebuch durch Expertenkommentare von Historikern, Ärzten, Psychologen und Rabbinern ergänzt. Diese Kommentare helfen den Besucherinnen und Besuchern der Schau, den Kontext der Zeiten und Ereignisse zu verstehen, auf die sich das junge Mädchen bezieht. Die Ausstellung umfasst zudem einzigartige historische Artefakte und Dokumente aus Museen in Polen, den USA, Israel, Deutschland und Belgien.

Die Perlen, Fingerhüte und Spielzeuge sind ein bewegendes Zeugnis, das die persönlichen Dimensionen der Shoah dokumentiert, die bei der Vermittlung des Holocaust so leicht übersehen werden. Die Ausstellung findet in Kooperation dem Landschfaftsverband Rheinland statt. Die Schau kooperiert zudem mit einer ab dem 17. November bis zum 23. Dezember ebenfalls im Gerhard-Hauptmann Haus startenden Ausstellung mit dem Titel "Zukunft ohne Zeitzeugen - Mikrogeschichte der Shoa in Gzernowitz.

Die Ausstellungen sind montags und mittwochs von 10 bis 17 Uhr, dienstags und donnerstags von 10 b is 19 Uhr und freitags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.

Internet:

www.g-h-h.de

(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt,
Microtext-Journalistenbüro)


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(Quelle: Fokus Jerusalem)


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Ausstellung mit Werken von Lurie und Vostell zur Shoah startet in Koblenz

Koblenz - "Art after the Shoah" lautet der Titel einer Ausstellung, die am (kommenden) Sonntag im Ludwig Museum in Koblenz eröffnet wird. Die bis zum 29. Januar nächsten Jahres terminierte Schau vergleicht nach Angaben des Museums vom Donnerstag erstmals die beiden Künstler Boris Lurie (1924-2008) und Wolf Vostell (1932-1998) im Zeichen ihrer kritischen Auseinandersetzung mit der Shoah in Deutschland wie auch in Amerika nach 1945.

Die Ausstellung verdankt sich der maßgeblichen Förderung durch die Boris Lurie Art Foundation New York, des Wolf Vostell Estate, Malpartida sowie der Kooperatioon mit dem Kunstmuseum Den Haag. Nach der Präsentation in Koblenz wird die Schau noch 2023 im Ludwig Museum in Budapest gezeigt.

Den 1924 in Leningrad (heute St. Petersburg) beborenen Lurie und den
1932 in Leverkusen geborenen Vostell verband eine lange künstlerische Freundschaft. Lurie, der russische Jude, der in seiner Jugend in Riga aufwuchs und die Schrecken der Shoah erlebte, wurde von Vostell, der diese traumatischen Erfahrungen als Deutscher nachempfi8nden wollte, sofort verstanden. Nicht zuletzt, da er selbst an seine jüdischen Wurzeln glaubte und sich mit dem Schicksal der Juden eng verbunden fühlte, so das Museum am Donnerstag. Beide Künstler hatten nicht nur ein gemeinsames Thema, sondern griffen unabhängig voneinander im Verlauf der 1950er Jahre auf die Collage- und Montagetechniken der frühen Avantgarde zurück.

Lurie und Vostell lernten sich vermutlich während Vostells erstem Aufenthalt 1964 in New York kennen. Der später in Köln, Paris und Berlin tätige Vistell galt scbhon zu Beginn seiner Künstlerkarriere als schillern der Vertreter der international auftretenden Fluxus-Bewegung.
Schon seit den 1950er Jahren thematisierte er in Deutschland das ungeliebte Thema der Shoah, so die Ausstellungsmacher im Vorfeld der Ausstellungseröffnung. Lurie floh bereits in frühen Jahren mit seinen Eltern nach Riga (Lettland). 1941 marschierten dort die Nazis ein und Luries Familie wurde größtenteils ermordet. Bis zur Erfreiung war Lurie mit seinem Vater bis zur Befreiung der Amerikaner in mehreren Konzentrationslagern inhaftiert, darunter auch in Buchenwald.

1946 emigrierten Lurie und sein Vater nach New York, wo Lurie künstlerisch tätig wurde und als Überlebender der Shoah die Realität der Nachkriegsgesellschaft immer mehr zu entlarven begann. 1959 gründete er zusammen mit anderen Künstlerinnen und Künstlern die "NO!art-Bewegung"
mit dem Ziel, die Realität der Nachkriegsgesellschaft offen und ehrlich darzustellen. Schlimmer als die erlebten Verbrechen war es für beide Künstler, die Gleichgültigkeit ihrer Zeitgenossen und den Zynismus der Gesellschaften zu ertragen. Beide Künstler entschieden sich für eine die Realität aufbrechende Kunst, die den Betrachter mit Fakten und Phänomenen der Gewalt konfrontiert, ihn ohne Erklärung und Sinnstiftung zurücklässt und ihn so zu einer Stellungnahme zwingt.

Die Ausstellung ist dienstags bis samstags von 10.30 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Internet:

www.ludwigmuseum.org

(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt,
Microtext-Journalistenbüro)




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