Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
08.02.2022 - Nr. 1978

ACHTUNG:

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Dienstag, 15. Februar 2022.


Guten Tag!

Nr. 1978 - 08. Februar 2022



Nach jahrelangem Stillstand bei den Nahost-Friedensverhandlungen könnte ein jetzt von mehreren israelischen und palästinensischen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vorgelegter neuer Vorschlag für eine Föderation aus zwei Staaten neue Bewegung in den Prozess bringen. Der vorliegende Plan zur Beilegung des Nahostkonflikts stützt sich auf das Genfer Abkommen, das 2003 von prominenten Israelis und Palästinensern ausgearbeitet wurde. Wie bereits damals ist auch heute wieder auf israelischer Seite Yossi Beilin, ehemaliger hochrangiger israelischer Beamter und Friedensunterhändler, federführend mit an Board. Die wichtigste palästinensische Persönlichkeit hinter der aktuellen Initiative dürfte Hiba Husseini sein, eine ehemalige Rechtsberaterin des palästinensischen Verhandlungsteams aus dem Jahr 1994, die aus einer prominenten Jerusalemer Familie stammt. Die Initiative soll in Kürze UN-Generalsekretär António Guterres und US-Vizeaußenministerin Wendy Sherman vorgestellt werden, wie u.a. die FRANKFURTER RUNDSCHAU berichtet: "Neuer Vorstoß für Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten".
Mehr dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Ein Investigativjournalist des israelischen Wirtschaftsmagazins "Calcalist" hat in der Montagsausgabe des Blatts die Bombe platzen lassen: Dutzende Politiker und Geschäftsleute, Journalisten und Nicht-Regierungsorganisationen wurden in den vergangenen Jahren mit der Spitzelsoftware Pegasus durchleuchtet. Die Polizei, so heißt es im Calcalist, habe sich ohne Gerichtserlaubnis in die Handys der Betroffenen gehackt, um private Gespräche, Internetaktivitäten und sensible Daten abzugreifen. Innenministerin Ayelet Shaked twitterte: «Wenn die Berichte stimmen, ist das ein Erdbeben und ein Akt, der zu dunklen Regimen des letzten Jahrhunderts passen würde.» Die Regierung scheint den Ernst der Lage erkannt zu haben und hat noch gleichentags eine unabhängige Untersuchungskommission eingesetzt: "Spitzelskandal erschüttert Israel".
Links zu den Berichten in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Seit geraumer Zeit schon übt Israel Druck auf Regierungen aus, ihre traditionell für Palästinenser zuständigen Konsulate und Vertretungen in Ostjerusalem zu schließen. Besonders groß wurde der Druck unter der Präsdidentschaft des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Donald Trump, dessen Kurswechsel in der Nahost-Politik die israelische Regierung im Blick auf die Ost-Jerusalem-Frage unterstützte. Nun hat die Schweiz diesem Druck nachgegeben und ihr Büro in Ostjerusalem geschlossen, was für westliche Diplomaten auch ein politisches Signal darstellt, wie Inga Rogg für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG berichtet: "Die Schweiz beugt sich Israels Druck und schliesst ihr Büro in Ostjerusalem".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Es waren prominente europäische Intellektuelle aus der jüdischen Gemeinschaft wie etwa Sigmund Freud und Albert Einstein, die 1925 an der Gründung des Jiddischen Wissenschaftlichen Instituts (Yidisher Visnshaftlekher Institut, YIVO) in Berlin und Wilno, Polen (heute Vilnius in Litauen) beteiligt waren. Aufgabe des Instituts sollte es sein, empirische Daten über das moderne jüdische Leben zu sammeln. Das Institut wurde zum Erfolg, der aber nur von kurzer Dauer war: 1939 marschierten die Nazis in Polen ein. Im Auftrag von Alfred Rosenberg, dem Minister des Dritten Reichs für die besetzten Ostgebiete, wurden die Sammlungen vom YIVO beschlagnahmt. Gleichwohl gelang es 1941 jüdischen Zwangsarbeitern in Polen unter Lebensgefahr viele Dokumente über jiddisches Leben vor den Nazis zu retten. Heute besitzt das YIVO über 40.000 seltene und einzigartige Bücher und Zeitschriften sowie über 1,5 Millionen Dokumente, die von Juden in Osteuropa gesammelt wurden - und die nun weitestgehend online stehen! Manasi Gopalakrishnan erzählt in einem Beitrag für die DEUTSCHE WELLE die atemberaubende Geschichte vom Überleben eines einmaligen Archivs: "Vor den Nazis gerettet: Archiv über jüdisches Leben online".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Ihr Tagebuch zählt zu den berühmtesten Dokumenten der Shoah, doch Anne Frank war auch ein ganz normales Mädchen: verspielt, verträumt, ein bisschen frech, ein wenig frühreif. Wie aber kann man das zeigen? Jetzt wagt ein Film diesen Versuch. Alan Posener hat sich die holländische Produktion, die auf Netflix zu sehen ist, für die WELT angesehen: "Das gewöhnliche Leben, das die Nazis den Juden nicht gönnten".
Der Link zu seinen Eindrücken in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der Holocaust-Überlebende Simonn Wiesenthal behauptete einst, Österreicher hätten in der NS-Zeit überproportional viel Schuld auf sich geladen, denn: der Prozentsatz der österreichischen NS-Täter sei weit über dem Bevölkerungsanteil der "Ostmark" am "Großdeutschen Reich" gelegen; Österreicher hätten sich am Tod von etwa drei Millionen Juden und Jüdinnen mitschuldig gemacht. Doch hält Wiesenthals Behauptung den Zahlen und Fakten stand? Im österreichischen STANDARD berichtet zunächst Klaus Taschwer ausführlich von den Ergebnissen jahrelanger Forsungen des Historikers Kurt Bauer, dessen Ergebnisse nun einem 270-seitigen und Simon Wiesenthal gewidmeten Endbericht vorlieben, aber noch nicht publiziert wurden. Und darin kommt er zu einem eindeutigen Schluss: "Ein überdurchschnittlich hoher Anteil von Österreichern an Nazi-Tätern ist nicht nachweisbar." Auf Taschwers Bericht reagieren sodann ebenfalls im STANDARD Claudia Kuretsidis-Haider und Winfried R. Garscha, die die Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz leiten. Kritsch fragen sie zurück:
"Wem nützt es, eine scheinbar wissenschaftliche, in Wahrheit aber bloß statistische Debatte darüber zu führen, wer die "Böseren" waren? Die Österreicher und Österreicherinnen oder doch die Deutschen? Werden durch den bloßen Zahlenvergleich die Verbrechen kleiner?"
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Welche Beweggründe motivierten Deutsche, in die NSDAP einzutreten? Und welche Strategien wählten genau diese Parteimitglieder nach 1945, um sich in ihren Entnazifizierungsprozessen zu entlasten? Anhand zahlreicher zeitgenössischer Quellen gibt nun eine Studie des Politologen Jürgen w. Falter – erstmals überhaupt – Antworten auf beide Fragen, indem er die Entnazifizierungsakten und die darin enthaltenen Aussagen von Mitgliedern der NSPAP mit ihren während des Dritten Reichs verfassten Lebensgeschichten vergleicht. Er bietet damit hochinteressante Einblicke in die Sozialisationserfahrungen und die persönlichen Einstellungen der untersuchten Personen, analysiert die Rolle ihrer Fronterlebnisse, ihre Erfahrungen als Kriegskinder und die bedeutende Funktion nationalistischer und antisemitischer Organisationen als Übergangsstationen auf dem Weg in die NSDAP. Sven Felix Kellerhoff hat sich die Ergebnisse der Studie für die WELT angeschaut: „Ich war weltanschaulich ein scharfer Gegner des Nationalsozialismus“
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Noch immer sorgt der umstrittene „Apartheid“-Vorwurf von Amnesty International gegen den jüdischen Staat für Diskussionen (siehe Compass 2.2.2022). Das Auswärtige Amt und zuletzt auch die Grünen haben sich deutlich von dem Amnesty-Report distanziert, wie die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet. Für TAGESSCHAU.de stellt Kommentator Julio Segador unmissverständlich fest: "Der Amnesty-Bericht, der Israel als Apartheidstaat brandmarkt, ist unseriös. Denn historische Vergleiche dieser Art hinken fast immer - auch in diesem Fall. Zudem befeuert der einseitige Bericht antisemitische Stereotype."
Auch Benjamin Hammer verurteilt in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO mit klaren Worten die einseitige Betrachtungsweise des Berichts, insbesondere dessn nicht sachgemäße Verwendung des Begriffs "Apartheit", mahnt aber gleichwohl zu einer differenzierten Bewertung des Amnesty-Berichts:
"Der Bericht von Amnesty ist einseitig aber an vielen Stellen durchaus sachlich. Die genannten Fakten nachprüfbar. Er ist kein schnell geschriebenes antisemitisches Pamphlet. Er entstand innerhalb von vier Jahren und setzt völkerrechtliche Kriterien an. Dieser Bericht gehört nicht in den Mülleimer, sondern sollte gelesen werden."
Als Beispiel für die berechtigte Kritik durch Amnesty führt er u.a. an:
"Der Blick auf die seit Jahrzehnten andauernde israelische Besatzung des Westjordanlandes. Hier gibt es zwei israelische Rechtssysteme. Eines für Palästinenser, eines für Israelis. Es gibt Straßen, die Palästinenser nicht befahren dürfen. Kein Palästinenser kann ohne die Genehmigung Israels das Ausland und sogar Jerusalem erreichen."
Jan Feddersen von der TAZ kann das nicht überzeugen. Für ihn ist der gesamte Bericht "nichts als antiisraelische Stimmung":
"Dieser Report kam einer Bankrotterklärung gleich, insofern sind diese Zeilen auch faktisch ein Nachruf auf einen noblen Verein, der viel Gutes bewirkt hat, doch inzwischen kaum mehr als ein lautstärkebewusster Zirkel von ideologischen Korrupteur*innen ist."
Feddersen erläutert, dass Apartheid als staatlich verordnetes Getrenntsein in allen gesellschaftlichen Bereichen zu verstehen ist und kommentiert:
"Nichts davon, gar nichts stimmt in dieser Hinsicht für Israel. Amnesty International schreibt einen Bericht, der bar aller Fakten daherkommt – und nichts als antiisraelische Stimmung machen will."
Und SPIEGEL-Kolumnist Sascha Lobo hat vor allem die deutsche Sektion von Amnesty im Visier, wenn er feststellt:
"Dieser mit seinen Apartheid-Vergleichen und struktureller Hamas-Verharmlosung eindeutig antisemitische Bericht wird vom deutschen Amnesty-Chapter nicht zurückgewiesen, sondern lediglich halbgar mit einem Erklärungsversuch versehen, der es noch schlimmer macht, die Debatte sei hierzulande aus historischen Gründen gar nicht objektiv möglich. Das heißt aus meiner Sicht: Amnesty meint offenbar, die Leute seien hier wegen des Holocausts für eine zünftige, israelfeindliche Diskussion zu emotional. Das ist für mich ein latent antisemitisches Entschuldigungsnarrativ."
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITSMUS.

Eine externe Kommission um den Psychologen Ahmad Mansour hat ihre Prüfung der Antisemitismusvorwürfe gegen die arabische Redaktion der Deutschen Welle abgeschlossen. Neben fünf Personen, bei denen man die Suspendierung empfehle, seien acht weitere Mitarbeiter aufgefallen, die in „unterschiedlichen Intensitäten“ antisemitische oder gewaltverherrlichende Äußerungen getroffen hätten, sagte Mansour. Der Sender hat erste Konsequenzen gezogen und sich von fünf Mitarbeiter verabschiedet: "Deutsche Welle trennt sich nach antisemitischen Äußerungen von Mitarbeitern".
Links zu Berichten über das Ergenis der Kommission in der Rubrik ANTISEMITSMUS.

»Gelegentlich wird die Bezeichnung Jude, Jüdin wegen der Erinnerung an den nationalsozialistischen Sprachgebrauch als diskriminierend empfunden. In diesen Fällen werden dann meist Formulierungen wie jüdische Menschen, jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger oder Menschen jüdischen Glaubens gewählt.«
So ist es im Duden zu lesen. Nun sorgt der Eintrag für Unmut – unter Jüdinnen und Juden. Das trage dazu bei, dass sich der Begriff als diskriminierend verfestigt, sagt etwa der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster: »Das Wort ›Jude‹ ist für mich weder ein Schimpfwort noch diskriminierend«
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITSMUS.

Was egenau ist unter Antisemitismus gegen Israel zu verstehen? Klaus Holz und Thomas Haury gehen in einer gemeinsamen Publikation („Antisemitismus gegen Israel“) dieser ständig und umstritten diskutierten Frage systematisch und in historischer Perspektive nach. Der gegen Israel formulierte Antisemitismus sei kein Sonderfall, er beruhe auf den grundlegenden Mustern des modernen Antisemitismus überhaupt. Die Autoren rekonstruieren seine unterschiedlichen Ausprägungen und die damit einhergehenden Selbstbilder. Sie behandeln Antisemitismus von links, islamistischen und postnazistischen Antisemitismus, antirassistische Identitätspolitik, Christen wider und für Israel und die neue Rechte. Dabei zeigen sich vielfältige Querverbindungen; außerdem wird deutlich, wie sich Antisemitismus im Allgemeinen und Antisemitismen gegen Israel zueinander verhalten. Joseph Croitoru hat das Buch für die FAZ gelesen: "Wenn aus einer verfolgten Minderheit eine Weltmacht konstruiert wird".
Der Link zu seinen Lektüreeindrücken in der Rubrik ANTISEMITSMUS.

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»Mit ihm verlieren Deutschland und die jüdisch-deutsche Gemeinschaft eines ihrer wichtigsten Gesichter und eine ihrer eindringlichsten Stimmen.« Mit diesen Worten reagierte Charlotte Knobloch heute früh als bekannt wurde, dass Rabbiner Henry G. Brandt am gestrigen Montag im Alter von 94 Jahren starb. »Rabbiner Brandt hat über Jahrzehnte mit Klugheit und einem großen Wissen den jüdisch-christlichen Dialog geführt«, so sagte in einer ersten Stellungnahme Zentralratspräsident Schuster. Dabei sei es Rabbiner Brandt gelungen, auch in schwierigen Phasen den Gesprächsfaden nie abreißen zu lassen. Beharrlich und ohne den eigenen Standpunkt zu verleugnen, habe er immer wieder Brücken zu den Kirchen geschlagen. Rabbiner Brandt zählte zu den prägenden Persönlichkeiten im liberalen Judentum sowie im jüdisch-christlichen Dialog in Deutschland. 31 Jahre wirkt er als Jüdischer Präsident im Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit und 14 Jahre lang leitete er die Allgemeine Rabbinerkonferenz Deutschland (ARK) - seit ihrer Gründung 2004 bis 2019: "Trauer um Rabbiner Henry G. Brandt"
Mehr dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Das wiedererrichtete Berliner Stadtschloss, das als Humboldt-Forum nun die ethnologischen Sammlungen aus Dahlem ins Zentrum geholt hat, sorgt weiterhin für Kontroversen. Eine davon betrifft das Kreuz auf der Schlosskuppel und die Umschrift der Kuppel mit Bibelzitaten, die da lautet: «Es ist in keinem andern Heil (. . .) denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.»
Diese Inschrift beabsichtigt das Humboldt-Forum auf einer Bronzetafel vor der Kuppel zu kommentieren. In einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG hat jetzt der evangelische Theologe Richard Schröder Kreuz und die Umschrift am Humboldt Forum verteidigt. Mit einem Kommentar sich zu distanzieren, damit würde man es sich zu einfach machen, meint Schröder:
"Was den 'Alleingültigkeits- und Herrschaftsanspruch des Christentums' anbelangt, den die Institutionen im Humboldt-Forum in der Inschrift erkennen wollen und von dem sie sich distanzieren: Er wird in dieser Erklärung wohl deshalb zurückgewiesen, weil er als Diskriminierung der anderen Religionen angesehen wird. Dagegen müsse gelten: Alle Religionen sind gleichwertig und gleich wertvoll. Das ist sicher gut gemeint, aber nicht durchdacht und schlecht beobachtet. Ein engagierter Religionsangehöriger kann nicht alle Religionen als gleichrangig behandeln. Wenn er sich zu seiner Religion bekennt, bekennt er sich zwangsläufig zur anderen nicht. Man kann bemüht sein, allen Religionen und ihren Vertretern denselben Respekt entgegenzubringen. Man kann aber nicht die Wahrheitsansprüche verschiedener Religionen vereint anerkennen, da sie sich nicht vereinigen lassen."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Im Aargauer Pfarrblat (Schweiz) "Horizonte" sind die ersten beiden Beiträge einer kleinen Serie über «Hebräische Grundbegriffe» erschienen. In Teil eins geht es um den Begrif "Barach", Segen. Im Judentum ist das Leben durchzogen von Segenssprüchen für jegliche Lebenslagen. Es gibt Sprüche für Geburt, Hochzeit und Tod, aber auch für viele Alltagssituationen. In jüngster Zeit sind sogar Segenssprüche für die Impfung gegen Covid-19 dazugekommen. In einem zweiten Teil steht der Begriff "Emuna" im Mittelpunkt. In der Hebräischen Bibel kommt «Emuna» als Nomen nur zweimal vor und wird mit dem deutschen Begriff «Glauben» übersetzt. Doch dahinter steht etwas weit Persönlicheres: "Glauben heisst Vertrauen leben".
Die Links zu den beiden Beiträgen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Vor etwas mehr als 60 Jahren wurde im Hamburger Stadtteil Horn die Kapernaumkirche errichtet: ein moderner Kirchenbau aus Backstein, Beton und Glas mit einem sechseckigen Turm. Nun ist die Kirche aber keine Kirche mehr, sondern eine Moschee. Wenn aber eine Kirche zur Moschee wird, erregt das die Gemüter. Die evangelische Kapernaumkirche wurde im Jahr 2004 entwidmet und an einen Investor verkauft. Jahrelang stand sie leer – bis Daniel Abdin die Immobilie im Internet entdeckte. Als bekannt wurde, dass wir das Gebäude gekauft haben, haben natürlich auch viele verängstigt reagiert“, erinnert er sich, „so nach dem Motto: Oh Gott, oh Gott, da kommen die Muslime.“ Das Thema ging durch die nationale und sogar internationale Presse, wurde in der Politik kontrovers diskutiert und auch in den Kirchen. Warum das Wagnis der Umwidmung in die Al-Nour-Moschee letztlich doch gelungen ist, das beschreibt Christian Röther in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO: "Zum Freitagsgebet in eine ehemalige Kirche".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Im Alltag der Türkei ist von der jüdischen Minderheit normalweise kaum die Rede. Die rund 15.000 türkischen Jüdinnen und Juden im Land leben meist zurückgezogen und wollen nicht auffallen. Das ändert sich aktuell - zumindes ein wenig - dank der Netflix-Serie "Der Club", bei der jüdische Türkinnen und Türken der 1950er Jahre im Mittelpunkt stehen. Von Kritikern und Mitgliedern der jüdischen Gemeinde der Türkei wird die Serie als bahnbrechend gelobt, wie Susanne Güsten für die AUGSBURGER ALLGEMEINE berichtet: "Eine fast vergessene Welt: Gefeierte Serie über türkische Juden".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Der Europäische Jüdische Kongress und die Jüdische Gemeinde Litauens haben diese Woche die Benennung eines grossen neuen Kultur- und Wissenschaftszentrums in Kaunas, Litauen, in Erinnerung an den brühmten jüdischen Philosophen Emmanuel Levinas, der dort geboren wurde, hervorgehoben und gelobt. Das im vergangenen Monat eröffnete Emmanuel-Levinas-Zentrum ist Teil der Litauischen Universität für Gesundheitswissenschaften. Nach Angaben der Universität werden dort wissenschaftliche und kulturelle Veranstaltungen sowie Ausstellungen über Levinas stattfinden. Die Eröffnung fand freilich mitten in einer Reihe erbitterter Auseinandersetzungen in Litauen über das Gedenken an Personen und Ereignisse statt, die mit der reichen jüdischen Präsenz des Landes verbunden sind – oder mit ihrer Beinahe-Vernichtung durch Einheimische und die Nazis während des Holocausts, wie Cnaan Lipschitz für die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES berichtet: "Anhaltende Kontroverse".
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Er gründete bereits 1908 einen Anti-Lärm-Verein, warnte 1930 vor Umweltzerstörung und fürchtete den Klimawandel und Hannover verdankte ihm die erste Volkshochschule in Deutschland. Der Kriegsgegner Theodor Lessing sah das Unheil des Nationalsozialismus voraus und wurde eines der ersten Opfer der NS-Diktatur. Ende August 1933 ermordeten sudetendeutsche Nationalsozialisten den Philosophieprofessor aus Hannover im tschechischen Exil: das erste Attentatsopfer der Nazis im Ausland. Zum 150. Geburtstag erinnern TAGESSPIEGEL und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG an den mutigen Vordenker: "Pazifist und Visionär: Theodor Lessing vor 150 Jahren geboren".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT

Die Zeiten, als man Rabbiner aus dem Ausland importierern musste, weil Deutschland nach der Schoa für Juden nicht attraktiv war, seien längst vorbei, sagt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden. Jüdische Gemeinden in Deutschland können heute Rabbiner und Kantoren »made in Germany« einstellen, ob liberal oder orthodox. Und in der Tat gibt es mittlerweile drei Ausbildungsort für angehende Rabbiner und Rabbinerinnen: das Abraham Geiger Kolleg für das liberale Judentum, das Zacharias Frankel College der konservativen Masorti-Bewegung, die beide ihre Standorte in Potsdam haben, sowie das orthodoxe Rabbinerseminar in Berlin-Mitte. Christine Schmitt sellt die Ausbildungsstätten in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG näher vor: "Wie man Rabbiner oder Kantor wird."
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Der Synodale Weg und selbst Kardinal Marx fordern inzwischen die Abschaffung der Pflicht zur sexuellen Enthaltsamkeit für katholische Geistliche. Doch noch gibt es auch Widerstand, als sei Kirche ohne Zölibat undenkbar. Wie alt aber ist die Vorschrift wirklich? »Es wird so getan, als ob Ehelosigkeit schon immer Voraussetzung für das Priestertum gewesen wäre, aber das stimmt nicht«, erklärt Kirchenhistoriker Hubert Wolf von der Universität Münster, der sich in seinem Buch »Zölibat. 16 Thesen« (2019) ausführlich mit dem Thema auseinandergesetzt hat. In einer kleinen Geschichte des Zölibats versucht der SPIEGEL mit Hilfe des Kirchenhistorikers aufzuklären: "Wie die katholische Kirche Priester zur Ehelosigkeit zwang".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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"Als er im Krankenhaus lag, sollte ich Opa versprechen, dich den Islam zu lehren, wenn er nicht mehr da ist, unseren Islam, den Islam, mit dem ich aufgewachsen bin." So beginnt ein Vater Abend für Abend seiner Tochter zu erzählen – nicht nur von seiner eigenen Religion, sondern von dem, was alle Gläubigen eint, von Gott und dem Tod, von der Liebe und der Unendlichkeit um uns herum. Dies die Ausgangssituation von Navid Kermanis neuem Buch über Gott und die Welt, in dem er die allabendlichen Gespräche mit seiner Tochter schildert. Mark Siemons hat das Buch für die FAZ gelesen: "Wie soll man über etwas reden, für das es keine Worte gibt?"
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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