Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
16.02.2021 - Nr. 1935

ACHTUNG:

Am Freitag, 19. Februar 2021, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 309 mit einem Beitrag von Holger Banse: "Tag des Judentums: Die Bedeutung des 17. Januar in seiner ökumenischen Perspektive."


Guten Tag!

Nr. 1935 - 16. Februar 2021



Kanada, Mexiko, Großbritannien, Indien, Frankreich, Deutschland, Japan, Australien, Südkorea, Russland und China... Mit den Regierungschefs all dieser Länder hat der neue amerikanische Präsident Joe Biden bereits telefoniert. Und Israel? Mit Netanyahu? Der wartet zunehmend verzweifelt auf einen Anruf. "Vielleicht wäre es nun an der Zeit, den Führer von Israel anzurufen, den engsten Verbündeten der USA?", fragte daher vor wenigen Tagen Israels UN-Botschafter Danny Danon - und verriet für den Fall, dass Trumps Team beim Auszug aus dem Weißen Haus alle Telefonbücher mitgenommen hat, gleich noch, wie man den erreicht: "Die Nummer des Premiers ist 972-2-6705555." Wie aus alledem eine peinliche Posse wurde und was das über das israelisch-amerikanische Verhältnis zu sagen hat, berichtet Moritz Bausmtieger für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "+972-2-6705555".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Kein Land auf der Welt impft so schnell wie Israel: Sechs Wochen nach Beginn seiner Impfkampagne haben vierzig Prozent der Israelis eine erste Dosis bekommen. 25 Prozent der Bevölkerung sind bereits vollständig immunisiert. Die Impfung gegen Corona stehe auch arabischen Israelis zu, also Palästinensern, die an Orten leben, die Israel offiziell zu seinem Staatsgebiet zählt. Das meint die israelische Medizinrechtlerin Shelly Kamin-Friedman, die im Auftrag zweier Menschenrechtsorganisationen einen Bericht verfasst hat, in dem sie sich für das »Recht auf Impfung« für Palästinenser ausspricht. Der SPIEGEL hat mit der Anwältin und Expertin für Medizin- und Gesundheitsrecht gesprochen: »Wir haben eine moralische Verpflichtung«.
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

In einem Beitrag für die FAZ gibt Jochen Stahnke einen Überblick zu den derzeitigen Positionierungen und Konstallationen im israelischen Parteiensystem im Blick auf die bevorstehenden Wahlen. Er beschreibt, wie zersplittert die politische Linke ist - und dass andererseits Benjamin Netanjahu offenbar kein Problem damit hat, den früheren Jerusalem-Bürochef der rechten Internetplattform „Breitbart“ zu seinem Wahlkampfleiter zu machen. Mehr noch:
"Um auf 61 Sitze zu kommen, organisierte Netanjahu bereits den Zusammenschluss einer kleinen rechtsextremen Siedlerpartei mit der rassistischen Splitterpartei „Jüdische Kraft“. Zusammen kommt diese Liste in den Umfragen auf vier Sitze, überspringt damit die 3,25-Prozenthürde und könnte Zünglein an der Waage spielen. Die „Jüdische Kraft“ propagiert die Vertreibung von Arabern und kämpft gegen jegliche Gleichberechtigung arabischer Israelis. Viel spricht dafür, dass Netanjahu dabei weniger ideologisch als rein instrumentell vorgegangen ist."
Stahnkes Prognose für den Ausgang der Wahlen:
"Wie die Wahl ausgeht, wird dabei vom weiteren Verlauf der Pandemie abhängen. Wenn die großangelegten Impfungen Herdenimmunität bewirken, könnte dies Netanjahu einen letzten Schub zu seiner eigenen politischen Immunität geben."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Während erneut ungemein ermutigende Zahlen aus Israel eine hohe Wirksamkeit des Biontech-Impfstoffs belegen, kommt die bislang so erfolgreiche Impfkampagne ins Stocken, der erste Ansturm auf die Impfzentren ist erlahmt. Drei Viertel der Corona-Neuinfektionen in Israel gehen auf junge Menschen zurück, denn die lassen sich nur zögerlich impfen. "Obendrein ist das Internet voll mit Fake News und Verschwörungsquatsch, und Wirkung entfaltet dies offenbar vor allem bei zwei Gruppen: bei den ultraorthodoxen Juden, die rund zwölf Prozent der Bevölkerung stellen, und bei der arabischen Minderheit, die ungefähr ein Fünftel ausmacht. Dort sind die Impfzahlen durchgängig unterdurchschnittlich", berichtet Peter Münch für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Eine ganz persönliche Perspektive vermittelt wiederum Steffi Hentschke in der ZEIT. Sie lebt in Tel Aviv und berichtet von ihrer ersten Covid-Impfung, mit 33 Jahren, während ihre Großeltern in Deutschland weiter warten müssen: "Vom komplizierten Glück, geimpft zu sein".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

2015 feierten Israel und Deutschland das 50-jährige Bestehen ihrer diplomatischen Beziehungen. Den heiklen Weg maßgeblich mitgeebnet hat Asher Ben-Natan. 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Schoa baute er als erster Botschafter Israels in Deutschland (1965-1969) Brücken. Am gestrigen 15. Februar wäre Ben-Natan, geboren 1921 als Arthur Piernikarz in Wien, 100 Jahre alt geworden. Anlass für Andrea Krogmann in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG an den diplomatischen Brückenbauer zu erinnern.
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Der Vizepräsident des Auschwitzkomitees Christoph Heubner hat kritisiert, dass viele NS-Täter nie angeklagt und verurteilt wurden, berichtet die TAZ. Die deutsceh Justiz habe jahrezehntelang bei der Verfolgung von NS-Verbrechern versagt: „Zu wissen, dass die Täter aus den Lagern zumeist unbehelligt und ungefährdet ihr Leben leben konnten, ohne für ihre Untaten Rechenschaft vor einem deutschen Gericht ablegen zu müssen, hat die Überlebenden ihr ganzes Leben belastet“, so Heubner. Anlass für seine Kritik sind zwei aktuelle Anklagen, die derzeit geprüft werden: beim Landgericht Itzehoe gegen eine 95-jährige ehemalige Sekretärin des Konzentrationslagers Stutthof und beim Landgericht Neuruppin gegen einen 100-jährigen ehemaligen Wachmann des Lagers Sachsenhausen: "Harte Kritik an deutscher Justiz".
Der Link zum Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Fast auf den Tag genau vor 80 Jahren, am 15. Februar 1941, haben die Nazis die ersten knapp 1.000 Jüdinnen und Juden aus Wien nach Polen deportiert. In einem Beitrag für den ORF erinnert die Historikerin Michaela Raggam-Blesch an jene Tage, als die Wiener Juden mit 50 Kilo Gepäck, zwei Paar Schuhe und zwei Decken abtransportiert wurden - und in ihren polnischen Zielorten unbeschreibliches Elend erdulden mussten. Die „Wiener Transporte“ wurden zudem zum Vorbild für die Logistik des planmäßigen Völkermords, der im Jahr darauf beginnen sollte: "Beginn der Deportationen vor 80 Jahren".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

"Die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz und der Bombenangriff auf Dresden liegen zeitlich eng beisammen. Der 27. Januar und der 13. Februar 1945 – nur gut zwei Wochen waren dazwischen. So nahe das Gedenken an die Opfer dieser beiden Ereignisse im Kalender liegt und so sehr alle Toten des Krieges zu beklagen sind, so weit klafft die historische Einordnung doch auseinander: Für kaum jemanden haben diese beiden Gedenktage zeitlebens eine solch existenzielle Bedeutung gehabt wie für meine Mutter. Sie war 20, als sie gemeinsam mit ihren Eltern durch das brennende Inferno in Dresden lief."
In einem sehr persönlichen Beitrag schildert Michael Brenner, Professor für Jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wie die Bomben auf Dresden seine Mutter vor dem KZ bewahrten - und wie ambivalent vor diesem Hintergrund sich die Erinnerung gestaltet.
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Die Kampagne von Boycott, Divestment and Sanctions (BDS) ist israelfeindlich und in den Augen vieler antisemitisch - in den Augen anderer wiederum gerecht und edel. Ein Gespräch zwischen den beiden Gruppierungen ist kaum mehr möglich, beklagt Israel-Korrespondent Ulrich Schmid in einem längeren Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Schmid schildert die fraglos anti-israelischen Wurzeln der BDS-Bewegung und analysiert das politische Geflecht in Israel, den USA und Deutschland, in dem sich die BDS-Gegener und -Anhänger bewegen. Bei alledem beklagt er, dass man dabei jedoch übersehe, "dass es diskussionswürdige Grauzonen gibt, dass Gutgemeintes üble Folgen haben kann und dass keiner der Glaubenssätze in diesem Streit viel taugt."
Mahnend fragt er:
"Doch was ist mit Moshe Zuckermann? Was mit Ilan Pappe, mit Avraham Burg? Was ist mit all den unzähligen friedlichen, linken, jüdischen und nichtjüdischen Kritikern Netanyahus, von denen sich die meisten nicht als Gegner Israels verstehen, nicht als Hetzer und schon gar nicht als Antisemiten? Soll man ihnen auch den Mund verbieten, wenn sie der BDS-Kampagne positive Seiten abgewinnen können?"
Und als mögliches Vorbild für einen anderen Umgang empfiehlt er schließlich die differenzierte Haltung des neuen US-Präsidenten Joe Biden: "Die boykottierten Boykotteure".
Der Link zum Essay in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Antisemitismuskritische Bildungsarbeit an Schulen geschieht bislang vor allem auf dem Wege der Erinnerungskultur, in deren Fokus die Geschehnisse des Holocaust liegen. „Dazu existieren bereits viele gute Inhalte und Bildungsformate“, sagt Olga Rosow. Dieser Fokus allein reiche aber heutzutage bei der pädagogischen Präventionsarbeit nicht mehr, erklärt die Leiterin der Sozialabteilung der jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Wie aber kann man Schüler und Schülerinnen etwa in der achten Klassenstufe an das Judentum heranführen und gegen Antisemitismus immun machen? Was lässt sich Jugendlichen über den Staat Israel vermitteln? Wie lassen sich Schubladendenken und Vorurteile bekämpfen? Für solche und andere Fragen in Bezug auf Judentum, jüdische Identitäten, Israel und Antisemitismus in seinen heutigen Formen steht seit Mittwoch das Onlineprojekt »Malmad« zur Verfügung, das Annette Kanis ausführlich in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG vorstellt: "Malmad zeigt Vielfalt".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Die neue Judenfeindlichkeit in Deutschland, die zunehmende Feindseligkeit, die Jüdinnen und Juden in Deutschland erfahren, lässt sich durch Sonntagsreden nicht länger beschönigen. Antisemitismus macht sich auf bedrohliche Weise in der Mitte der Gesellschaft breit. Sigmund Gottlieb, ehemaliger Chef-Redakteur beim Bayrischen Rundfunk, richtet daher in seinem kürzlich erschienen Buch "Stoppt den Judenhass" einen Weckruf an die breite Bevölkerung: Steht auf nicht nur gegen rechtsradikale Gewalttaten und Islamismus, sondern auch gegen Hass in den sozialen Medien, gegen unlautere Kritik am Staat Israel, gegen antijüdische Schimpfworte auf dem Schulhof, gegen verharmlosende Berichte in den Medien und gegen die alltägliche Gleichgültigkeit. Im Interview mit der TAGESPOST erläutert er seine Sichtweise. Auf die Frage, wie seine Prognose für die Zukunft aussehe, wie sich der Antisemitismus in Deutschland weiterentwickle, sagt er:
"Ich bin nicht optimistisch. Da ist einmal eine Gleichgültigkeit, die ich feststellen muss. Ein Großteil der Bevölkerung interessiert sich überhaupt nicht für dieses Problem. Eine Empathie für die Opfer wird aber nicht durch „Nie wieder“-Reden von Politikern erzeugt oder dadurch, dass ab und an irgendwo Lichterketten-Demonstrationen stattfinden. Zum Anderen gibt es leider eine Tendenz der Normalisierung des Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft. Es sind längst rote Linien überschritten worden. Es sagen heute Leute öffentlich etwas über Juden, was sie sich früher nicht getraut hätten. „Typisch Jude“, „typisch Soros“ oder „typisch Rothschild“ heißt es dann, ohne dass es einen öffentlichen Aufschrei gibt. Ich habe das Gefühl, dass es diesen Aufschrei noch lange nicht geben wird. Ich höre ihn zumindest nicht. Das liegt wohl auch daran, dass viele Menschen jetzt in der Corona-Krise genug mit ihren eigenen Problemen zu tun haben."
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Namen haben in Religionen eine große Bedeutung. „Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner“ – so heißt es im Herzensgebet der orthodoxen Kirche. Es geht auch noch kürzer: Jesus beim Einatmen, Christus beim Ausatmen, immer wieder wiederholt – eine christliche Form der Meditation. Auch andere Religionen kennen die Verbindung von spiritueller Versenkung und Gottesnamen: In der Mystik der jüdischen Kabbala sind es 72 Namen Gottes, 72 Gruppen von je drei hebräischen Buchstaben aus bestimmten Bibelversen. Der Islam kennt die 99 schönen Namen Allahs. In einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO beschreibt Kirsten Dietrich die spirituelle Kraft der Namen im Judentum, Christentum und Islam: "Heilig, ansprechbar und doch so fern".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Matthias Schreiber ist Vorsitzender des Vereins "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland", der die zahlreichen Veranstaltungen und Initiativen im laufenden Festjahr koordiniert. Von Hause aus evangelischer Pfarrer arbeitet Schreiber heute als Kirchen- und Religionsbeauftragter in der Düsseldorfer Staatskanzlei. Im Gespräch mit KATHOLISCH.de erläutert er die Intention des Festjahres und spricht über die Verantwortung der christlichen Kirchen gegenüber Juden und Jüdinnen. Auf die Frage, ob nicht-jüdische Menschen überhaupt über das Judentum sprechen können, ohne die jüdische Perspektive von außen zu vereinnahmen und zu verfälschen, sagt er:
"Ich denke, das ist eine Frage der Empathie. Es gibt ja umgekehrt auch hervorragende Bücher über Jesus aus der Feder und Perspektive jüdischer Autoren. Wir sind Hörende und Lernende auf beiden Seiten. Obwohl mit den zahlreichen Organisationen, wie etwa der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit oder Aktion Sühnezeichen, die seit den Fünfzigerjahren entstanden sind, ein tragfähiger Boden für die Versöhnungsarbeit gelegt worden ist, steht bei diesem Thema jede Zeit und jede Generation irgendwie wieder am Anfang. Um die eigene Sprachlosigkeit zu überwinden, hilft es nur, unvoreingenommen aufeinander zuzugehen und sich gegenseitig zuzuhören. Nur so kann man einen sensiblen Umgang finden und stößt etwa auf die Frage: Wer bestimmt eigentlich, was Antisemitismus ist? Das sind doch häufig Definitionen nicht Betroffener. Wie sähe denn eine Definition aus jüdischer Perspektive aus? Hier liegen inhaltlich Chancen, und gerade auch die Christen sollten häufiger gezielt jüdische Stimmen aufgreifen und ihnen Gehör verschaffen."
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Im Januar haben die katholische und evangelische Kirche in Zusammenarbeit mit Vertretern des Judentums eine Plakat-Kampagne gestartet. Damit wollen sie sich gegen Antisemitismus wenden und für ein stärkeres Miteinander von Christen und Juden werben. Ein Jahr lang werden Plakate in der Öffentlichkeit angebracht, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei Feiertagen thematisieren und so über beide Religionen informieren wollen. Der Darmstädter orthodoxe Rabbiner Jehoschua Ahrens setzt sich bei der Kampagne mit pädagogischen Materialien auseinander. Im Interview mit DOMRADIO äußert er sich über das Ziel der Kampagne, mögliche Missverständnisse und den christlich-jüdischen Dialog. Auf die Frage, wo seiner Ansicht nach der christlich-jüdische Dialog heute stehe, antwortet er:
"Ich denke, da ist noch viel zu tun. Momentan gibt es einen Generationen- und Strukturwechsel, und es wird sich zeigen, wie es weitergeht. Ich bin da sehr optimistisch: Es gibt eine Vielfalt, und jüdisches Leben wird mit seinen Inhalten besser wahrgenommen. Mittlerweile tragen Juden mehr zum Dialog bei, so dass nicht ausschließlich Christen über das Judentum sprechen. Es ist viel im Fluss, auch die Themen ändern sich, und wir wissen noch nicht, wohin die Reise geht. Insgesamt wäre es wünschenswert, wenn die Gesamtgesellschaft und die Politik erkennen würden, dass die Religionen bei der Stärkung einer demokratischen, pluralen und toleranten Gesellschaft sehr viel beitragen können. Das würde auch gegen Antisemitismus, Rassismus und Populismus helfen."
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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"Das liberale Judentum entspricht meiner Einstellung zum Leben, meinen Werten. Das Entscheidende ist die Gleichstellung von Männern und Frauen. In einer Welt, in der die Gleichstellung so zentral ist, sehe ich nicht ein, warum es gerade in der Religion anders sein soll», sagt Eric Frey, Textchef bei der österreichischen Tageszeitung «Der Standard», der im vergangenen Sommer zum Präsidenten der liberalen Gemeinde Or Chadasch (Neues Licht) in Wien gewählt wurde, wo er sich länger schon vor allem bei Konflikten hilfreich engagiert hatte. Henriette Schroeder widmet ihm in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG ein Porträt: "Der Vermittler".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die Organisation "Bechol Lashon" (der hebräische Name lässt sich als «in allen Sprachen» übersetzen) plädiert für ein weltoffenes und multikulturelles Judentum in einem Amerika, dass sich neu herausgefordert sieht im Umgang mit verschiedenen Ethnien und Kulturen. "Bechol Lashon", im Jahre 2000 gegründet, dürfte dabei Amerikas wichtigste jüdische Organisation sein, die das Bewusstsein über die ethnische und kulturelle Vielfalt «jüdischer Identität und Erfahrung» stärken will. Jetzt hat die Organisation eine neue Leiterin, Marcella White Campbell, die erste Afroamerikanerin in diesem Amt. Julian Voloj stellt sie und die Anliegen der Organisation, der sie nun vorsteht, in der schweizer-jüdischen Wochenzeitung TACHLES näher vor: "Sind Juden weiss?".
Der Link zum Beitag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Wer in den USA ins Krankenhaus kommt, kann sich dort von einem Rabbiner betreuen lassen. In Corona-Zeiten finden jüdische Seelsorge und Gottesdienste freilich unter verschärften Bedingungen statt, wie Heike Braun für DEUTSCHLANDRADIO schildert. Sie hat Rabbi Ozarowski und Rabbi Emanuel bei ihrer Arbeit im Sinai Hospital in Chicago begleitet und beobachtet, wie jüdische Krankenhausseelsorge unter Pandemiebedingungen mögich ist. Dabei haben es die Rabbiner nicht nur mit jüdischen Kranken zu tun, hier und da kommt es auch zum Kontakt mit nicht-jüdischen Personen. Rabbi Ozarowski etwa erzählt, wie er einmal zu einem katholischen Gläubigen geholt wurde:
„Er war überzeugt, dass er bald sterben muss. Ich kam mit ihm ins Gespräch, wir beteten zu Gott und plötzlich kam die Rede darauf, wie ein Klingonen-Krieger in den Star-Trek-Filmen stirbt. Der sterbende Klingone oder ein anderer Klingone geben einen lauten Schrei von sich, damit der Tod weiß, dass ein Klingone auf dem Weg zu ihm ist. Ich habe damals mit dem katholischen Gläubigen eine Stunde lang über Star-Trek-Filme geredet, er war sich plötzlich sicher, dass er doch noch nicht sterben muss. Ich bin dann losgegangen und habe ihm einen katholischen Priester besorgt. Später begegnete mir die Frau des Patienten auf dem Flur und sie sagte: ‚Meinem Mann hat das Gespräch mit Ihnen über Star Trek viel besser gefallen als das Gebet mit dem katholischen Priester.‘“
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Zwischen Schulabbruch und erstem Sex, zwischen Berlin und Istanbul, zwischen religiöser Freundin und wilder Cousine sucht die 16-jährige Gülay ihren Weg. Sie verknallt sich in Hacke und erkennt zu spät, dass sein Rassismus nicht nur Fassade ist, sondern zu echter Gewalt führt. Wird Gülay vor Gericht gegen ihn aussagen? Sie muss eine Entscheidung treffen – allein, rasch und mit allen Konsequenzen. So in aller Kürze das Setting von Eva Lezzis neuem Jugendbuch "Kalter Hund". Die jüdische Autorin wurde in New York geboren, ist in Zürich aufgewachsen, studierte Germanistik in Berlin, wo sie promovierte und habilitierte in Potsdam.  Mit ihren Kinder- und Jugendbüchern verleiht Eva Lezzi insbesondere transkulturellen Erfahrungen eine literarische Stimme. So auch in ihrem neue Buch, in dem Lezzi weit über den Tellerrand ihrer eigenen Community hinaus schaut, wie Ayala Goldmann in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG ausführt: "Hund und Katze".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Enthaltsamkeit und Liebesrausch: Die Bibel kennt beides, denn Sexualität ist im Alten und Neuen Testament ein vieldiskutiertes Thema, vor allem in einem bestimmten Buch, das die körperliche Liebe sogar ganz ungeniert feiert. Vor dem Hintergrund des vergangenen Sonntags gefeierten Valentinstags wirft Till Magnus Steiner für KATHOLISCH.de einen Blick ins Buch der Bücher und schildert, wo und wie es in der Bibel vor Erotik knistert.
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Der sogenannte Intersektionalismus will die Verschränkung von Diskriminierungsformen darstellen und diskutieren und dabei vor allem auch Alltagserfahrungen der Betroffenen dabei miteinander verknüpfen. Besonders heftig wird in diesem Kontext über die Frage gestritten, inwieweit die Feindschaft gegen Jüdinnen und Juden in das Konzept der Intersektionalität integriert werden kann. Diese Problematik lasse sich vor allem an dem jüngst erschienen Buch der US-amerikanischen Autorin Ijeoma Oluo »Schwarz sein in einer rassistischen Welt. Warum ich darüber immer noch mit Weißen spreche« durchbuchstabieren, meint Olaf Kistenmacher, der das Buch für die JUNGLE WORLD gelesen hat: "Zugleich 'weiß' und 'nichtweiß'".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

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Heute Abend im TV zwei interessante Dokumentationen, die beide sehr verschiedene Ereignisse in der NS-Zeit darstellen. Zum einen geht es um den Fall Bruno Lüdke, einem vorgeblichen Massenmörder, dem in der NS-Zeit vorgewurfen wurde, 84 Frauen ermordet zu haben. Erst Jahrzehnte später konnte seine Unschuld bewiesen werden. Und zum anderen eine Dokumentation über den Berliner Leon Schwarzbaum, der als einziger seiner Familie Auschwitz und Sachsenhausen überlebte. Der Film begleitet ihn an die Orte des Holocaust, bei Diskussionen in Schulen und TV-Talkrunden und dem Besuch einer Justizvollzugsanstalt: "Der letzte Jolly Boy".
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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