Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
16.09.2020 - Nr. 1913

ACHTUNG:

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Dienstag, 22. September 2020


Guten Tag!

Nr. 1913 - 16. September 2020



Eine historische Zeremonie im Weißen Haus: Die Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Bahrains haben im Weißen Haus in Washington die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen mit Israel besiegelt. Unter Vorsitz von US-Präsident Donald Trump unterzeichneten die beiden Außenminister zusammen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu die Vereinbarung. Zu den Gründen, warum dies möglich werden konnte, bemerkt Daniel Hechler auf TAGESSCHAU.de:
"Schon jetzt hat sich dort (VAE) eine lebendige jüdische Gemeinde zusammengefunden, eine der wenigen in der arabischen Welt. Zudem hat der noch vergleichsweise junge Staatenbund am Golf mit Israel nie Krieg geführt, das Verhältnis gilt als vergleichsweise unbelastet. Wohl auch deshalb konnten die Emirate ein lange gepflegtes Tabu in der arabischen Welt brechen: Annäherung und Ausgleich mit Israel auch ohne einen unabhängigen Palästinenserstaat."
Im TAGESSPIEGEL konzediert Christian Böhme Trump einen "echten Coup", die Verträge markierten tatsächlich "den Beginn eines neuen Nahen Ostens. Denn die Zeiten, in denen die Konfrontation zwischen den Regierenden in Jerusalem und der arabischen Welt die Region (und weit darüber hinaus) auf fatale Weise prägte, sie zählen nicht mehr." Und er weist auf das eigentlich tiefere Motiv der Beteiligten hinter dem Deal: "So entsteht ein schlagkräftiges politisches und militärisches Bündnis gegen den Iran. Genau darauf haben Trump und sein Team hingearbeitet. Israels Premier Benjamin Netanjahu hat den US-Präsidenten darin immer wieder bestärkt." Und fügt kritisch hinzu:
"Nur täusche sie keiner: Teheran wird sicherlich nicht klein beigeben und den Rückzug aus Ländern wie Syrien, Irak oder Jemen antreten. Insofern liegen Trump und Co. falsch, wenn sie den neuen Nahen Osten mit einer Zeit des Friedens gleichsetzen. Der Uralt-Konflikt zwischen Arabern und Israelis mag sich dem Ende zuneigen – der mit dem Iran tritt dagegen in eine brandgefährliche Phase."
Im österreichischen STANDARD weist Gudrun Harrer im Kontext der israelisch-arabischen Annäherung auf einen interessanten religiösen Aspekt hin:
"In Bezug auf Israel ist schon des Längeren nichts weniger als die Entstehung eines arabischen Antinarrativs zur nationalistisch-islamistischen Erzählweise im Gange, dass die Juden – im Koran nachzulesen – die frühen Feinde des Islams und Israel ein westliches koloniales Gebilde im Nahen Osten ist. In einer Predigt etwa betonte Anfang September der Imam der Großen Moschee in Mekka den freundlichen Umgang des Propheten Mohammed mit einem jüdischen Nachbarn. Und dass nicht nur Juden ein Teil des kulturellen Erbes der Region seien, sondern der Staat Israel ein Recht auf Existenz und Sicherheit habe, sagte bereits 2018 der saudische Kronprinz."
In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG analysiert Christian Weisflog vor allem die Folgen der israelisch-arabischen Annäherung für das inner-arabische Machtgefüge. Im Blick auf die Palästinenser und die Frage, wo diese bei alledem blieben, bemerkt er:
"Der Erfolg könnte Israel nun erst recht ermutigen, die Palästinenser noch weiter einzuschnüren. Die Palästinenser selbst haben mit dem Rücken zur Wand zwei Optionen: Sie verabschieden sich endlich von ihren Illusionen und gehen bisher unvorstellbare Kompromisse gegenüber Israel ein. Oder sie radikalisieren sich und öffnen sich verstärkt dem iranischen Einfluss."
Und Inga Rogg ergänzt in ihrem Kommentar für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG:
"Niemand kann heute sagen, wohin die vielen Konflikte in der Region noch führen werden. Für die Palästinenser sollte es freilich ein Weckruf sein, dass sie mit ihrem Vorstoss in der Arabischen Liga, das Abkommen zwischen den VAE und Israel zu verurteilen, scheiterten. Die Beteuerungen ihrer Friedensbereitschaft und die Appelle an mögliche Vermittler reichen nicht mehr. Unter den Israeli weckt die Anerkennung durch die VAE und Bahrain hohe Erwartungen, diese könnten freilich genauso enttäuscht werden wie jene nach den Friedensverträgen mit Ägypten und Jordanien."
Links zu Berichten und Kommentaren in der Rubriken ISRAEL UND NAHOST AKTUELL und ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Was seit Tagen befürchtet wurde, nun ist es soweit: In Israel kommt es aufgrund steigender CoV-Zahlen zu einem neuen landesweiten Lockdown. Am Sonntag stimmte die Regierung gegen den Widerstand einiger Minister für drastische Ausgangsbeschränkungen, die ab Freitagnachmittag zunächst für drei Wochen in Kraft treten sollen. Schulen, Kindergärten, Hotels, Restaurants und Einkaufszentren müssen geschlossen werden. Menschen dürfen sich nur bis zu 500 Meter von ihrem Zuhause entfernen. Stark eingeschränkter Zugang oder gar gänzlich geschlossen werden Synagogen und anderen Gotteshäuser. Weil sich der Lockdown also auch auf die jüdischen Feiertage auswirken wird, trat der strengreligiöse israelische Wohnungsminister Jakov Litzman von der Partei Vereinigtes Tora-Judentum noch vor Beschluss am Abend zurück. Kritik kommt freilich auch von anderer Seite, wie Benjamin Hammer für TAGESSCHAU.de berichtet:
"Der Oppositionsführer Yair Lapid sieht in den neuen Einschränkungen jedenfalls ganz klar ein Versagen der Regierung: "Fünf Monate lang hat die Regierung Israels nichts getan", sagte Lapid dem Fernsehkanal 13: 'Durch ihr völlig verrücktes Handeln hat sie das Vertrauen der Bevölkerung verloren. Was die Regierung uns jetzt eigentlich sagt, ist dass sie sowohl im Bereich der Wirtschaft als auch im Bereich der Gesundheit total versagt hat und wir alle nun den Preis dafür zahlen müssen'."
Links zu Berichten und Kommentaren zur Lage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Sehr ausführlich und äußerst kenntnisreich analysiert Joseph Croitoru in einem Beitrag für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG die Al-Aqsa-Kampagne des türkischen Ministerpräsisenten Erdogan, gestützt von diversen regimetreuen und israelfeindlichen Organisationen. Von der "Befreiung der Al-Aqsa" ist die Rede, ein Ziel, das immer offensiver als Teil der türkischen Staatsideologie etabliert wird, mit der sich Erdogan als "neuer Saladin" beweisen wolle. Das hat u.a. auch unmittelbare Folgen vor Ort in Jerusalem:
"Die türkische Al-Aqsa-Kampagne gewann deutlich an Schwung, als Erdogan nach der Anerkennung Gesamtjerusalems als Hauptstadt Israels durch die Trump-Regierung im Dezember 2017 aus Protest alle Muslime aufrief, den Tempelberg zu besuchen. Nun reisten vermehrt türkische Pilgergruppen dorthin, die vor dem Felsendom demonstrativ türkische Nationalfahnen und Poster mit Erdogans Konterfei hochhielten. Auch Türken aus Deutschland schlossen sich dem an. Die israelische Polizei reagierte prompt und untersagte den türkischen Touristen, auf dem Berg politische Symbole zu zeigen und den roten Fes, die osmanische Kopfbedeckung, zu tragen. Als belgisch-türkische Besucher sich dem Verbot widersetzten, wurden sie festgenommen und des Landes verwiesen. Aufsehen erregte im Sommer 2018 der Fall einer 80-köpfigen muslimischen Pilgergruppe aus der Türkei, der am Ben-Gurion-Flughafen die Einreise nach Israel verweigert wurde."
Der Link zum Beitrag in den Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Für die WELT erinnert Sven Felix Kellerhof an die Reichstagswahlen vom 14. September 1930, die einer kleinen, rechtsradikalen Splitterpartei namens NSDAP eine Verachtfachung ihrer Stimmen einbrachte. Die Abstimmung markierte den Anfang vom Ende der Weimarer Republik. Kellerhof skizziert in seinem Beitrag die Hintergründe für diesen Wahlerfolg: "Eine verhängnisvolle Neuwahl führte zum Durchbruch der Nazis".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die Idee von Europa als aufklärerischem Projekt wurzelt in der Erfahrung des Holocaust als Nullpunkt der Zivilisation. Vor diesem Hintergrund beobachtet Richard Herzinger, dass zum Einen das Gedenken an das Grauen zur Routine zu werden drohe, während es zum anderen immer mehr Versuche gebe, die Shoah nationalistisch zu instrumentalisieren. Dabei hat er insbesondere Putins Vereinnahmung der Holocaust-Erinnerung im Blick, die er ausführlich analysiert. Sein Fazit lautet u.a.:
"Indem Putin das Holocaust-Gedenken nun nutzt, um sein autoritäres Gegenmodell zur liberalen Demokratie zu legitimieren, stellt er dieses Kernelement des westlich-demokratischen Selbstverständnisses und der daraus abgeleiteten Vision einer liberalen Weltordnung fundamental infrage."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Vor 85 Jahren wurden die Nürnberger Gesetze erlassen. Die Folgen trafen in erster Linie Juden, aber ebenso auch Sinti und Roma, deren Diskriminierung bis in die Gegenwart anhalte. Vor diesem Hintergrund sprach die TAZ mit Erich Schneeberger, Chef des bayerischen Landesverbands der Sinti und Roma, der zunächst den Unterschied zwischen Sinti und Roma erklärt, und auf die Frage, ob es inzwischen eine größere Sensibilität beim Thema Antiziganismus gebe, antwortet:
"Nein, die gibt es nicht. Weil wir in der Gesellschaft keine Lobby haben. Wenn ein jüdischer Mitbürger beleidigt oder verletzt wird, gibt das einen Aufschrei. Zu Recht! Das ist aber bei uns nicht so. Oder hat man etwas davon gehört, dass Angehörige der Roma in Berlin niedergestochen worden sind? Oder dass bei dem Anschlag in Hanau drei Roma unter den Opfern waren? Oder dass der Attentäter vom Münchner OEZ auch einen Sinto und zwei Roma ermordet hat?"
Der Link zum Gespräch in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Es gibt viel Unsicherheit im Umgang mit antisemitischen Parolen und Symbolen, was zu falschen Reaktionen führt. Es besteht Präzisierungsbedarf. Dies meint Susanne Krause-Hinrichs, Geschäftsführerin der F. C. Flick-Stiftung aus Potsdam. Sie ist überzeugt, das es auch an rechtlichen Grundlagen mangelt, um eine effiziente Bekämfung des Antisemitismus voran zu bringen. In einem Beitrag für den TAGESSPIEGEL erläutert sie, was hilfreich sein könnte: "Der Kampf gegen Judenhass sollte Staatsziel werden".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

In letzter Zeit wurde wieder stärker debattiert, wie die christliche Kirche mit ihrem antijudaistischen Erbe umgehen soll. Die Diskussion um die Schmähskulptur der Judensau an der Stadtkirche von Wittenberg ist ein prominentes Beispiel. Aber es gibt auch darüber hinaus viele problematische Bilder in den Kirchen mit abwertenden Darstellungen von Juden aus dem Mittelalter. Wie damit umzugehen sei, ist in manchen Fällen umstritten, wie Jonas Ochsmann für DEUTSCHLANDRADIO erläutert. Er zitiert in diesem Zusammenhang auch die israelische Historikerin Katherine Aron-Beller von der Universität Tel Aviv, die im Blick auf das Problem eine Kontextualisierung entsprechender Bildmotive fordert:
„Was wir in unserer Gesellschaft brauchen, sind Hinweise, die ein heutiges Publikum aufklären. Mit einer klaren Botschaft, was diese Bilder repräsentierten. Wir wissen heute, dass sich darin Antijudaismus zeigte. Die Bilder bleiben für uns als Erinnerung daran.“
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der Bundesligaverein Borussia Dortmund und seine rechtsextremen Fans - das ist eine lange Geschichte, sogar eine jahrzehntelange Geschichte, in der sich allerdings immer wieder auch Fans gegen die Neonazis wendeten und der Verein sich offensiv dem Problem stellte. Einige glaubten gar, es überwunden zu haben. Doch die Rechten gewinnen wieder an Macht, wie Thomas Liebermann in einer bedrückenden Reportage für DIE ZEIT schildert. Jeder BVB-Fan, der sich heute wehrt, so berichtet er, müsse mit Drohungen und Gewalt rechnen:
"Der braune Fleck auf der gelben Wand."
Der Link zur Reportage in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.

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Nach Angaben der amerikanischen Humanistischen Gesellschaft arbeiten in den USA heute gut hundert Humanisten als zertifizierte Seelsorger. Und die Nachfrage an sie steigt stetig, wie Katja Ridderbusch für DEUTSCHLANDRADIO berichet. Dabei reflektiere die Nachfrage nach humanistischen Seelsorgern einen doppelten Trend in den USA. Immer mehr Menschen fühlen sich keiner Religion zugehörig, und immer mehr kommen aus religiös gemischten Familien: "Trost ohne Gott".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Das Thema Beschneidung wird oft hitzig diskutiert. Von juden- und islamfeindlicher Diskriminierung über Hygiene bis hin zu Vorwürfen der Verstümmelung wird bei solchen Debatten alles in die Waagschale geworfen. Diese Diskussionen wirken oft radikal und weit weg von der Lebensrealität der Betroffenen, was BENTO, das junge Magazin des SPIEGELS, dazu bewogen hat, zwei Betroffene zu Wort kommen zu lassen. Beide sind beschnitten - und unterschiedlicher Meinung, ob sie ihre Söhne ebenfalls beschneiden lassen würden: "Beschneidung: Vorhaut ab oder Vorhaut dran?"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Aziz Bozkurt ist Vorsitzender der "AG Migration und Vielfalt" in der SPD - und er stammt aus einer alevitischen Familie, also von Anhängern einer betont eigenständigen bis stark liberalen Ausrichtung des Islam. In der TAZ begründet er, warum er bei aller persönlichen Distanz für das Kopftuch und gegen das Berliner Neutralitätsgebot ist:
"In den letzten Jahren habe ich gelernt, dass die Motive von Frauen für das Kopftuch vielfältig sind. So vielfältig wie die Frauen selbst. Emanzipiert, feministisch und kämpferisch geht auch mit Kopftuch. Ja, es gibt auch die politisch Motivierten, die starke Verbindungen in islamistische Verbände pflegen und denen es um politische Geländegewinne geht. Aber es geht auch um junge Frauen, die das Kopftuch als Muss für ihre Religion ansehen und in Sachen Feminismus manch einer Frau ohne Kopftuch Jahrzehnte voraus sein können. Was also wiegt mehr: die Angst vor den politisch Motivierten oder die Freiheit der Selbstbestimmten? Meine Entscheidung fällt mit Blick auf die Aufgabe der Sozialdemokratie eindeutig für die Freiheit aus."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Mit einem Festakt beging der Zentralrat der Juden in Deutschland in Berlin sein Jubilläum zum 70-jährigen Bestehen. Prominenteste Rednerin war Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich über das «blühende jüdische Leben» im Land freute und sich zugleich tief besorgt zum wieder aufkeimenden Antisemitismus und Rassismus äußerte. Der zunehmend enthemmte und sichtbarer auftretende Antisemitismus sei eine Schande und beschäme sie zutiefst. Dass es den Zentralrat nunmehr 70 Jahre gäbe, sei nicht absehbar und das mit ihm verbundene jüdische Leben in Deutschland nach dem Holocaust alles andere als selbstverständlich gewesen. Der Präsident des Zentralrats, Josef Schuster, erklärte in seiner Ansprache, dass viele deutsche Juden heute ein Unbehagen verspüren und deshalb ihr Judentum nicht offen zeigen würden. Man wisse jedoch die Mehrheit der Bundesbürger hinter sich und gebe dem Land, wie bereits vor 70 Jahren, einen Vertrauensvorschuss. Zur Feststunde am Dienstag konnten wegen der Pandemiemassnahmen lediglich 130 Gäste geladen werden; unter ihnen war viel Politprominenz, etwa ehemalige Bundespräsidenten und -kanzler, und auch Vertreter aus Religion und Gesellschaft zu sehen.
Links zu Berichten, Kommentaren, Interviews sowie den Redetexten von Angela Merkel und Josef Schuster in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Jürgen Moises hat für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG eine Ausstellung im Jüdischen Museum in München besucht, in der die Fotografin Lydia Bergida jüdische Münchner und ihre Beziehung zum Oktoberfest und zur Tracht porträtiert. Damit solle deutlich werden, wie die "Wiesn", also das Münchner Oktoberfest, oder etwas überhöht, das Bayerischsein und Jüdischsein zusammenpassen. Insgesamt 24 Menschen hat Lydia Bergida fotografiert. Sie alle sind in München lebende oder gebürtige Münchner, sind jüdischen Glaubens und tragen Tracht:
"Mit Kippa und Lederhosn"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Verliert ein strenggläubiger Jude seinen Glauben, verliert er meist auch das ganze soziale Umfeld. In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG erzählt Simon Hehli die beeindruckende Geschichte des Schweizers Chajm Melzer, der Woche für Woche die Kippa anzieht, in die Synagoge geht und so tut, als sei er ein frommer Juden. Aber das ist er nicht. Chajm Melzer ist vom Glauben abgefallen. Nur darf das in seiner Gemeinschaft niemand wissen. Denn seine Kinder und seine Frau sind nach wie vor gläubig. Sie fürchten sich davor, zu Aussenseitern zu werden, wenn bekanntwürde, dass der Vater und Ehemann ein Apostat, ein Abtrünniger ist: "Wenn sich ein Orthodoxer von Gott abwendet und zum heimlichen Atheisten wird".
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Einmal im Jahr platzt die Stadt Uman in der Ukraine aus allen Nähten. Der Grund: Rund 30.000 jüdisch-chassidische Pilger beten, tanzen und singen am Tag des Neujahrsfestes Rosch Haschana, das dieses Jahr am kommenden Freitag beginnt, am Grab ihres 1810 verstorbenen geistigen Anführers Rabbi Nachman. Die Pilgerfahrt, so versprach es Nachman, bringe seinen Anhängern seinen Segen und Beistand vor Gott. Doch diesmal ist alles anders. Die Ukraine hat aufgrund der Corona-Pandemie ihre Grenzen für ausländische Staatsbürger geschlossen. Und so steckten etwa 800 chassidische Pilger bereits seit der Nacht zum Dienstag nördlich von Tschernihiw im Niemandsland an der Grenze zwischen Belarus und der Ukraine fest, wie die TAZ und die FAZ berichten: "Pilgerfahrt wird zum Politikum".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Die sogenannten Televangelists (Fernsehprediger) in den USA verdienen nicht nur Milliarden Dollar durch Spenden, sondern haben auch einen erheblichen Einfluss auf die Politik. Und das heißt konkret zugunsten von Trump, den sie als von Gott gesandt verkünden, wie Arndt Peltner für DEUTSCHLANDRADIO berichtet. Er zitiert u.a. Pete Evans von der christlichen Organisation Trinity Foundation mit Sitz in Dallas, Texas, die das Treiben der Televangelists seit vielen Jahren sehr genau beobachtet:
„Es ist eine unheilige Allianz zwischen der christlichen Rechten und der Rechtsaußenpolitik, genauer gesagt, der republikanischen Partei. Viele dieser Televangelists unterstützen die Theorie oder besser These, dass Präsident Trump der König Kyros der Große unserer Zeit sei – Kyros war der König, der mithalf, Jerusalem wieder aufzubauen – also, dass Trump von Gott gesandt wurde, um die ungeborenen Kinder zu schützen vor einer gottlosen Masse, die Amerika nur ausplündern will.“
Der Link zur Reportage über Trumps fromme Helfer in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Kann man etwas wie die bürokratisch durchgeplante, industrielle (Massen)Vernichtung von Millionen Menschen angemessen in Worte fassen? Ist – und wenn ja wie – ein Schreiben über die Shoah möglich? Diese Fragen sind Gegenstand einer Aufsatzsammlung über Literatur und Shoah von Sven Kramer. Der Band bietet zwei Zugänge zur Literatur der Shoah: Er widmet sich einzelnen Autoren und neuen Forschungsperspektiven. Peer Jürgens stellt den Band für LITERATURKRITIK.de vor: "Vom Versuch, den Abgrund auszuleuchten".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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