Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
20.11.2019 - Nr. 1871

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Mittwoch, 27. November 2019.



Guten Tag!

Nr. 1871 - 20. November 2019



Die USA haben den internationalen Konsens aufgekündigt, demzufolge die israelischen Siedlungen in besetzten palästinensischen Gebieten völkerrechtswidrig sind. Jede juristische Frage rund um die Siedlungen sollte von der israelischen Justiz geklärt werden, erklärte Außenminister Mike Pompeo am Montag vor Reportern. Deren Existenz als Verstoß gegen internationales Recht zu werten, lenke nur von Bemühungen um ein Nahost-Friedensabkommen ab, so begründete er die Entscheidung. Netanjahu begrüßt die Entscheidung euphorisch - das internationale Echo ist verheerend. "Mit einem Satz", titelt Gil Yaron in der WELT, "wirft Washington 41 Jahre US-Diplomatie über den Haufen". In seinem Kommentar heißt es: "Nicht nur, dass Washington damit in Israels Innenpolitik eingreift – Trump stößt damit die internationale Staatengemeinschaft vor den Kopf."
Im TAGESSPIEGEL kommentiert Christian Böhme:
"Nur ist eine allein an tatsächlichen und vermeintlichen Fakten orientierte Politik nicht gleichbedeutend mit guter Politik und schon gar nicht mit erfolgreicher. Die USA unter ihrem heutigen Präsidenten - dessen ultimativer Deal zur Lösung des Nahostkonflikts nach wie vor auf sich warten lässt -  verprellen vielmehr sowohl Palästinenser, die Trumps Amtsantritts wortreich verfluchen, als auch internationale Partner."
Beinahe zornig schreibt Alexandra Föderl-Schmid in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Die Palästinenser können sich von einer Zwei-Staaten-Lösung verabschieden. ... Für den amerikanischen Präsidenten Donald Trump zählt das Völkerrecht nicht. Er richtet seine Nahost-Politik in Manier eines Rambos neu aus - nach dem Motto: Erlaubt ist, was mir gefällt."
Auch Andreas Rüesch ist in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG wenig angetan:
"Mit ihrer Neupositionierung zur israelischen Siedlungspolitik lässt sich die Administration Trump auch von wahlpolitischem Kalkül leiten. Vordergründig bekennt sie sich weiter zur Suche nach einer Lösung im Palästinakonflikt, doch ihr Friedensplan verkommt immer mehr zu einem Phantom."
Gudrun Harrer benennt in ihrer Analyse für den österreichischen STANDARD die eigentlichen Kräfte, die sie hinter der Entscheidung sieht:
"Denn der Verdacht ist naheliegend, dass die Entscheidung Donald Trumps nicht nur mit seiner Unterstützung für Netanjahu zu tun hat. Er richtet sich damit auch an seine evangelikalen christlichen Wähler, die meist brennende Zionisten sind. Denn nur wenn das ganze historische Israel in jüdischer Hand ist, kann der Messias wiederkommen (der dann übrigens alle Juden bekehren wird)."
Die Konsequenzen von Trumps Entscheidung beschreibt bitter Dominik Peters im SPIEGEL wie folgt:
"Die Vereinigten Staaten von Amerika fallen vorerst aus als Makler zwischen den Konfliktparteien. Mehr noch: Sie scheinen unter Trump alles vorzubereiten für den 32. Dezember, den palästinensischen Sankt Nimmerleinstag."
Und Franziska Brantner, für die Grünen Mitglied im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union im Bundestag, konstatiert im Interview mit DEUTSCHLANDRADIO, Trumps neuerliche Kehrtwende in der Nahost-Politik sei schlicht ein „weiterer Sargnagel für die Zwei-Staaten-Lösung“.
Links zu den Berichten zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST AKTUELL, zu den Kommentaren und Interviews in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Dr. Tomer Persico gilt als einer der führenden israelischen Gelehrten zum Thema Säkularisierung und dem damit verbundenen Thema des Verhältnisses von Staat und Religion in Israel. Er gehört dem renommierten Shalom-Hartmann-Institut an und lehrt momentan als Gastprofessor auf dem Koret-Lehrstuhl am Institut für jüdisches Recht und Israel-Studien an der Universität in Kalifornien, Berkley. Die TAGESPOST hat mit ihm ein interessantes Gespräch darüber geführt, ob Israel ein jüdischer Staat oder ein Staat des jüdischen Religionsgesetzes sei. Anders gesagt geht es um das zunehmend gespannte Verhältnis von Religion und Staat in Israel. Auf die Frage, ob Israel vor allem in den letzten Jahren "jüdischer" im Sinne von "religiöser" geworden sei, antwortet Persico:
"In Israel geht die Hinwendung zum jüdischen Ethno-Nationalismus mit einer Verstärkung individualistischer Äußerungen des Judentums und damit mit einer Bewegung zur Liberalisierung der Öffentlichkeit einher. Auf der einen Seite sehen wir also den Aufstieg der extremen Rechten und auf der anderen Seite die zunehmende Unterstützung für die Ermöglichung der Zivilehe und sogar der LGBT-Ehe in Israel über die politischen Grenzen hinweg. Man kann also durchaus sagen, dass Israel jüdischer geworden ist, da der politische und soziale Diskurs mit dem Gespräch über das jüdische Volk und die jüdische Tradition durchdrungen ist, aber wir müssen verstehen, dass dieser Entwicklung sowohl eine nationalistische als auch eine privatisierte, liberale Tendenz innewohnt."
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Auch wenn der Holocaust im Land der Überlebenden, in Israel, mehr oder weniger ständig präsent ist, spielen die Novemberpogrome keine dominierende Rolle in der Erinnerungskultur des Landes. Eine Ausnahme bilden die Jeckes, also jene Juden, die ihre Wurzeln in Deutschland haben. Sie haben sich u.a. in einer Organisation zusammengeschlossen, die dne Namen "Vereinigung der Israelis mitteleuropäischer Herkunft" nennt. Ihre derzeitige Direktorin, Devorah Haberfeld, sagt zum 9. November als Gedenktag: „Wir sind, glaube ich, die Einzigen, die in Israel diesen Tag begehen“". Klaus Hillenbrand hat die diesjährigen Gedenkfeierlichkeiten der Jeckes zu den Novemberpogromen in Israel für die TAZ beobachtet: "Es geht um das Leben!"
Der Link zu seinen Eindrücken in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Das hat schon etwas Groteskes an sich: Während Außenminister Heiko Maas (53, SPD) am Samstag den „Preis für Verständigung und Toleranz“ entgegen nimmt, der ihm u.a. für seinen Einsatz gegen Antisemitismus und für Israel verliehen wurde, stimmt sein UN-Botschafter bei sieben von acht gegen Israel in der UNO eingebrachten Resolutionen mit "ja". Das widerspricht den Zielen von Außenminister Maas, stellt der TAGESSPIEGEL fest und die BILD-ZEITUNG kommentiert: "Das Auswärtige Amt macht den Außenminister zum Gespött!". Weiter heißt es dort:
"Es ist ein schändliches Ritual: Jedes Jahr bringen autoritäre Staaten wie Syrien, Jemen und Saudi-Arabien zahlreiche Resolutionen bei der UN ein, die sich gegen ein Land richten – Israel. Doch das Bittere ist: Die UN-Generalversammlung macht mit und nimmt fast alle anti-israelischen Resolutionen an. Auch die Bundesrepublik stimmt meist FÜR die Resolutionen – und damit GEGEN Israel. Und das, obwohl die Bundesregierung immer wieder betont, an der Seite Israels zu stehen."
Auch der Zentralrat der Juden hat gegen das jüngste Abstimmungsverhalten Deutschlands in der UNO heftig protestiert. Und noch deutlicher wurde der Arbeitskreis jüdischer Sozialdemokraten in einem Offenen Brief an den Außenminister, den die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG veröffentlicht hat. Darin heißt es u.a.:
"Wir schämen uns, dass Deutschland diesen Resolutionen zugestimmt hat. Das ist ein Schlag ins Gesicht Israels, aber auch ein harter Schlag gegen uns Jüdinnen und Juden in Deutschland. Antisemitismus und Israelhass sind zwei Seiten einer Medaille, die für Hass und Gewalt steht. Wir fordern Dich hiermit auf, diesen Spuk in der UN endlich ein Ende zu setzen und zukünftig bei solchen Abstimmungen mit NEIN zu stimmen."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Nach einem jahrelangen Rechtsstreit hat Österreich angekündigt, das Geburtshaus von Adolf Hitler in eine Polizeistation umzuwandeln. Das Haus dürfe „niemals ein Ort zum Gedenken an den Nationalsozialismus sein", so begründete der österreichische Innenminister Peschhorn diesen Schritt, wie Stephan Löwenstein in seiner Hintergrundreportage für die FAZ berichtet: "In Hitlers Geburtshaus zieht die Polizei ein".
Der Link zum Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der Historiker, Publizist und Rabbiner Andreas Nachama, Jahrgang 1951, leitet seit 1987 die Topographie des Terrors in Berlin und ist seit 1994 Direktor der gleichnamigen Stiftung. Nach nunmehr 30 Jahren Dienstzeit scheidet der Historiker aus diesem Amt. Nachama studierte an der FU Berlin und arbeitete zunächst bei den Berliner Festspielen. Von 1997 bis 2001 war er Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Berlin und Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland. Unter anderem leitete er die Jüdischen Kulturtage (1992 – 99) und lehrte bis 2015 am Berliner Touro College. Zurzeit engagiert sich Nachama beim interreligiösen Projekt "House of One" und als jüdischer Präsident der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Aus Anlass seines Ausscheidens als Direktor der "Topographie" hat der TAGESSPIEGEL mit ihm über die Erinnerungskultur in Deutschland gesprochen. Auf die Frage, wie sich die Erinnerungskultur in Deutschland verändere in Anbetracht der Tatsache, dass die meisten Zeitzeugen des Holocaust und Nationalsozialismus inzwischen tot sind, antworetet er:
"Für die Geschichtsschreibung hat das keine Bedeutung, die Tatsachen sind gut erforscht. Aber es spielt eine Rolle bei der Ansprache von jungen Leuten. Der authentische Bericht eines Überlebenden ist beeindruckender als Bücher oder Filme. Inzwischen, so glaube ich, treten Orte an die Stelle der Personen. Das kann ein ehemaliges Konzentrationslager, die „Topographie“ oder ein Stolperstein sein."
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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In Großbrittanien ist Wahlkampf - und die Frage ist offen, ob der nächste Regierungschef nicht Jeremy Corbyn von der Labour-Partei sein könnte. Aber allein die Möglichkeit, dass der 70-jährige Altlinke, der in so viele Antisemitismus-Affären verwickelt war, in die Downing Street Nr. 10 einziehen könnte, beunruhigt viele Juden. Nun hat sogar der Verband Jewish Labour Movement (JLM) offiziell erklärt, dass er den Labour-Vorsitzenden Jeremy Corbyn im Wahlkampf nicht unterstützen wird, wie Philip Plickert in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG berichet: "Wählt nicht unseren Chef!".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

An dem polnischen »Unabhängigkeitsmarsch« (Marsz Niepodleglosci) in Warschau nahmen am Montag, dem 11. November – dem Jahrestag der 1918 erlangten polnischen Unabhängigkeit –, nach Angaben der Stadt Warschau 45.000 Menschen teil. Seit zehn Jahren rufen das Nationalradikale ­Lager (ONR), die Allpolnische Jugend (MW) und die Nationale Bewegung (RN) jährlich zu dieser Veranstaltung auf, die sich auch dieses Mal als eine antisemitische Großdemonstration entpuppte. Tom-Aaron Aschke war für die JUNGLE WORLD vor Ort und hat Fotos und Eindrücke mitgebracht: "Für Gott, Nation und Judenhass".
Der Link zu seiner Foto-Reportage in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Die Punkband »Die Toten Hosen« ist vom Deutschen Fußball-Bund mit dem Julius-Hirsch-Ehrenpreis 2019 ausgezeichnet worden. Ob mit ihren Hits «Sascha...ein aufrechter Deutscher», «Fünf vor Zwölf» oder jetzt auf ihrem neuen Album «Schwerelos» - die Düsseldorfer Punkrocker beziehen seit ihrer Gründung 1982 «deutlich Position gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus», auch über die Bühne hinaus, begründete der DFB am Montagabend die Auszeichnung. DIE WELT und die FAZ berichten von der Preisverleihung vor Ort: "Niemand watschelt alleine".
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

In Berlin ist eine Bund-Länder-Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus und zum Schutz jüdischen Lebens zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammengekommen. In der Kommission werden die Länder durch ihre Antisemitismusbeauftragten oder durch mit der Aufgabe betraute Ansprechpartner vertreten. Es ist beabsichtigt, dass das Gremium ab jetzt zwei Mal im Jahr zusammenkommt und unter dem gemeinsamen Vorsitz von Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, und einem jeweils wechselnden Co-Vorsitzenden eines Bundeslandes stehen soll. Nach ihrem ersten Treffen hat die Kommission erste Vorschläge für Polizei und Politik präsentiert, wie die WELT, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und MÜNCHENER ABENDZEITUNG berichten: "Mehr Sicherheit, mehr Sichtbarkeit".
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Der Tod gehört zum Leben dazu – doch was kommt danach? Wiedergeburt, Unsterblichkeit der Seele, Auferstehung? Die Religionen der Welt haben ganz unterschiedliche Antworten auf diese Frage. In einem Beitrag für T-ONLINE gibt Sandra Simonsen einen Überblick, wie die Antworten auf diese Frage ausfallen in Christentum, Judentum, Buddhismus, Islam, Bahaitum, Daoismus und sogar im Voodoo: "So geht es nach dem Tod weiter".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Deutsche Bischofskonferenz hat am 14. November 2019 eine Arbeitshilfe mit wichtigen Texten zu den katholisch-jüdischen Beziehungen seit der Konzilserklärung Nostra aetate (1965) veröffentlicht. Sie trägt den Titel eines Zitats von Papst Franziskus: „Gott wirkt weiterhin im Volk des Alten Bundes“. Die Textsammlung umfasst kirchenamtliche Dokumente, die von verschiedenen Bischofskonferenzen, der Päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum und der Päpstlichen Bibelkommission zum Judentum veröffentlicht wurden, sowie jüdische Erklärungen zum Christentum. Sie gibt damit einen guten Einblick in den gegenwärtigen Stand des christlich-jüdischen Gesprächs.
Nähere Infos sowie den Link zum Download der Arbeitshilfe in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der 40-jährige Deutsch-Afghane Ahmad Milad Karimi ist Religionsphilosoph, Islamwissenschaftler, Dichter und Verleger. Seit Juli 2016 ist er Professor für islamische Philosophie an der Universität Münster. In einem langen, zweiteiligen Gespräüch mit der MÜNCHENER ABENDZEITUNG führt er aus, warum viele Muslime seines Erachtens nach ihren Glauben falsch verstehen und leben - und was man dagegegen tun könne. Im Laufe des Gesprächs kommt die Sprach auch auf den Nahost-Konflikt und die scheinbar ausweglose Situation, in der sich dort Muslime und Juden gegenüberstehen. Dazu sagt Karimi:
"Wir haben zu spät erkannt, dass es hier nicht um Religion geht. Es geht nicht darum, dass Muslime und Juden etwas gegeneinander haben, sondern um einen politischen Konflikt. Es geht um Erde, es geht um Grenzen, es geht um Identität, aber vor allem um Macht. Da können Religionen sogar versöhnen und friedlich einwirken. Es gibt so viele Parallelen zwischen Islam und Judentum – viel mehr als zwischen dem Islam und dem Christentum im Übrigen. Ich habe einen großen Respekt vor den Juden, weil sie eine vorzügliche Art haben, ihren Glauben zu leben, Gott zu lieben. Ich würde sogar sagen, die Juden sind meine Glaubensgeschwister. Niemals wäre ich darauf gekommen, sie zu bekriegen, sie zu bekämpfen, sie zu hassen. Ich glaube, die Juden und Muslime, die nicht dort leben, die nicht tagtäglich mit diesem Ausnahmezustand konfrontiert sind, können von außen her Signale setzen, um zu zeigen, dass wir zueinander gehören. Wir religiösen Menschen können Konflikte in der Welt vielleicht nicht mehr lösen, aber zumindest können wir sagen: nicht in meinem Namen, weil wir zusammengehören!"
Die Links zu dem zweiteiligen Gespräch in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Eine gleichermaßen wenig bekannte wie hoch spannende Geschichte erzählt Jens Rosbach für DEUTSCHLANDRADIO: Auf den Meeren verbreiteten einst jüdische Piraten Angst und Schrecken. Ihr Zorn richtete sich vor allem gegen die spanischen und portugiesischen Schiffe, deren Länder sie zum christlichen Glauben zwangen. Rosbach erzählt ihre Geschichte und stellt einige der einst prominentesten jüdischen Seeräuber näher vor. Dabei hilft ihm vor allem Michael Halévy, Sprachwissenschaftler und Experte für die sephardische Kultur. Was auch immer Mythos oder spätere Interpretation sein mag – für den Hamburger Experten ist klar: Die antisemitische Verfolgung in Europa hat das gewalttätige Treiben vieler jüdischer Freibeuter stark gefördert:
„Wenn man immer verfolgt wird, immer unterdrückt wird, dann hat natürlich die Tatsache, dass man auf dem freien Meer einen Beruf ausüben kann, in dem man nur sich selbst verantwortlich ist, eine gewisse Attraktivität.“
Der Link zur wenig bekannten Seeräuber-Geschichte in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

In diesen Tagen, vor genau hundert Jahren, verfasste Franz Kafka seinen berühmten «Brief an den Vater», einen der bewegendsten Briefe der Literaturgeschichte, den er freilich nie abgeschickt hat. Auf den 103 handschriftlichen Seiten versucht der hochsensible Franz auf verschiedenen Ebenen die vertrackte Beziehung mit seinem jähzornigen Vater und die daraus resultierenden Ängste zu verarbeiten, wie etwa seine verstörte und beängstigte Beziehung zur Sexualität und zur Ehe. Was jedoch bei diesem Brief gerne übersehen wird, ist ein gegen dessen Ende herausragender Abschnitt zum Judentum. Darin äussert sich Franz schonungslos zur Vorstellung seines Vaters zum «Jüdisch-Sein» - und damit auch zu seinen eigenen Vorstellungen zur Jüdischkeit. Emanuel Cohn zitiert den entscheidenden Passus in der schweizer-jüdischen Wochenzeitung TACHLES in ganzer Länge und interpretiert die Aussagen im Blick auf Kafkas Verständnis vom Judentum. "Es scheint", so urteilt er, "dass gewisse Elemente des vor hundert Jahren verfassten Kafka-Briefes an Aktualität nichts eingebüsst haben."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Das Subsidiaritätsprinzip ist im katholisch-sozialen Denken entstanden. Im säkularen Umfeld ist es kaum noch wegzudenken. Innerhalb der Kirche wird es dagegen wenig rezipiert. Ursula Nothelle-Wildfeuer, Professorin für Christliche Gesellschaftslehre an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg im Breisgau, erläutert für das theologische Portal FEINSCHWARZ das Prinzp und plädiert: Die Kirche sollte das von ihr hoch gehaltene Subsidiaritätsprinzip auch auf den eigenen Kontext anwenden – um der Evangelisierung und ihrer Glaubwürdigkeit willen: "Glaubwürdig Kirche sein? Das Subsidiaritätsprinzip in der Kirche".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Neben Stefan Zweigs erzählerischem Werk existiert auch ein wenig bekanntes essayistisches, das zahlreiche scharfsinnige Einschätzungen der gesellschaftspolitischen Entwicklung in Europa und anderswo seit Zweigs Politisierung durch den Ersten Weltkrieg offenbart. Viele dieser Texte, die nun in einer Publikation vorliegen, sind der Forschung bisher unbekannt, andere werden erstmals seit ihrer Erstveröffentlichung in den 1920er- oder 1930er-Jahren wieder zugänglich gemacht. Enthalten sind Texte aus dem Zeitraum von 1916–1941, die ein neues Licht auf den »unpolitischen« Autor Zweig werfen. Harro Zimmermann hat die Essays für die FRANKFURTER RUNDSCHAU gelesen: "Politische Essays von Stefan Zweig: Die Marter des Schweigens".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

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1978/79 wurde die US-Serie "Holocaust" zum weltweiten TV-Event. Vor dem Hintergrund der Neu-Ausstrahlung von "Holocaust" nach genau vierzig Jahren erzählt die Filmemacherin Alice Agneskirchner in ihrer Film-Dokumentation, die heute zu später Stunde im Fernsehen zu sehen ist, die Geschichte dieses Fernseh-Ereignisses, von der Entstehung und den Dreharbeiten über die Ausstrahlung bis zu den Reaktionen. Ein "Making of" der besonderen Art: "Wie 'Holocaust' ins Fernsehen kam".
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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