Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
04.11.2019 - Nr. 1867

Juden in den Niederlanden: Stigmatisiert, entrechtet, ermordet



„Niemand hatte die Chance zu überleben“



Von Florian Stark | Um der deutschen Belagerung von Malta zu entkommen, stach das britische U-Boot „Urge“ im April 1942 in See. Das Ziel Alexandria erreichte es nie. Nun können Unterwasserforscher klären, was mit dem Schiff geschah...

„Böse Menschen schlagen die Juden und niemand kommt uns zu Hilfe“



Die elfjährige Jüdin Rachel Mintz wurde in Polen während des Holocausts ermordet. Um einen Brief des Mädchens wird jetzt in Israel vor Gericht gestritten...




Stigmatisiert, entrechtet, ermordet



Von Rolf Brockschmidt | 75 Prozent der jüdischen Bevölkerung der Niederlande wurden unter der deutschen Besatzung von 1940 bis 1945 umgebracht...

Im Dienst der Besatzer

[DER TAGESSPIEGEL]
Von Sören Kittel | Rund 150 000 Niederländern wurde nach dem Krieg der Prozess wegen Kollaboration gemacht - Manche kooperierten, um Schlinmeres zu verhindern ..

Erinnerung an das Unfassbare



Rechten Terror konsequenter bekämpfen. Außenminister Maas über Lehren der Ausstellung „Fotografien der Verfolgung der Juden. Die Niederlande 1940–1945“. Interview...

Nachlass des jüdischen Bürgertums



Von Nikolaus Bernau | Wertvolle Bücher gehen an Hamburger Staatsbibliothek ...

Bettelbriefe an eine SS-Behörde



Von Ulrike Herrmann | Ludwig Erhard hat willig mit dem NS-Regime zusammengearbeitet. Dies beweist sein Briefwechsel mit einer Himmler-Behörde...

Wer wählt nationalsozialistisch?



Zum ersten Mal zieht die NSDAP in den badischen Landtag ein. Die Frankfurter Zeitung zieht erste Schlüsse aus dem Wahlerfolg – und glaubt derweil nicht, dass die Partei die Demokratie gefährden könnte...

Ausstellung in Neuengamme über die Nachbarn verfolgter Juden

[DIE WELT]
Jüdische Nachbarn, Kollegen, Mitschüler werden abgeholt und verschwinden. Wie reagierten gewöhnliche Menschen unter der Hitler-Diktatur darauf? Eine Ausstellung des Washingtoner Holocaust-Museums ist jetzt in Hamburg zu sehen...

Fußballfans arbeiten NS-Vergangenheit des VfB auf



Von Wolfgang Alexander Meyer | Das Schicksal der jüdischen Vereinsmitglieder ist eine zentrale Frage der Ausstellung. Durch die Geschichten einzelner Personen kann sie beantwortet werden...

Raub und Recherche



Von Nicola Kuhn | 1,9 Millionen Euro stellt das Deutsche Zentrum für Kulturgutverluste 2019 für die Forschung zur Verfügung. Drei Projekte sind in Berlin angesiedelt...

Erst halb gekauft, dann von Göring geraubt, heute gesucht



Von Stefan Koldehoff | Die Sammlerin Thea Sternheim sollte ihr Geld nie bekommen: 1933 stellte das Museum die Ratenzahlung ein, 1958 kam ihre Klage zu spät...

Geburtsort ehrt Georg Elser sehr spät



Von Uschi Götz | Georg Elsers Ermordung im Konzentrationslager Dachau liegt 74 Jahre zurück. Elser hatte am 8. November 1939 ein Attentat auf Hitler verübt. Nun setzt sein Geburtsort Hermaringen dem Widerstandskämpfer ein Denkmal. Doch nicht alle waren dafür...




25 Jahre nach ‚Ordinary Men‘ – Holocaustforscher Christopher R. Browning in Münster für wissenschaftliche Leistungen geehrt

Internationale Tagung zur Täterforschung und Holocaustvermittlung – Parlamentarischer Staatssekretär Kaiser: Browning hat Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit in Nordrhein-Westfalen wichtige Impulse gegeben.

Münster - Mit der Studie „Ordinary Men“ hat der US-amerikanische Historiker Christopher R. Browning vor 25 Jahren den Anstoß zu einem Wandel in der Holocaustforschung – und zur Gründung des Geschichtsorts Villa ten Hompel in Münster gegeben. Im Rahmen einer Tagung über Perspektiven der neuen Polizeitäterforschung und der Holocaust-Vermittlung ist Browning am Mittwochabend im Rathaus Münster für seine wissenschaftliche Leistung geehrt worden.
 
Sein Buch zum Reservepolizeibataillon 101 beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie „normale Männer“ im Nationalsozialismus zu Massenmördern werden konnten. Das von Browning untersuchte Reservepolizeibataillon 101 war keine NS-typische Formation wie NSDAP, Gestapo oder SS. Es bestand vielmehr mehrheitlich aus Familienvätern, die zur Ordnungspolizei eingezogen worden waren, weil sie für die Wehrmacht als zu alt galten. Sie erschossen in Ostpolen mindestens 38.000 Menschen, überwiegend Juden.
 
"Browning habe mit seiner Studie gezeigt, dass die Täter auch unter totalitären Bedingungen nicht alle gleich gehandelt haben. Einige haben sich verweigert, andere haben in vorauseilendem Gehorsam gehandelt und so zur Eskalation von Gewalt und Mord beigetragen. Browning hat damit auch der Erinnerungskultur in Nordrhein-Westfalen wichtige Impulse gegeben und deutlich zur Weiterentwicklung und Erneuerung der Gedenkstättenarbeit beigetragen," so der Parlamentarische Staatssekretär im NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft, Klaus Kaiser am Mittwochabend.
 
Die Fragen danach, wer die Täter im Nationalsozialismus waren, welche Umstände sie zu Tätern gemacht haben und welche Handlungsspielräume sie hatten, sind von großer Relevanz – auch heute und morgen. Denn sie stellen die Frage nach der persönlichen Verantwortung. Individuelle Verantwortung ist ein Kernthema jeder demokratischen politischen Bildung, betonte Kaiser.

Der 1999 gegründete Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster war 2001 die erste Gedenkstätte in Deutschland, die sich in ihrer Dauerausstellung mit der Ordnungspolizei als verbrecherischer Organisation befasste und parallel zu intensiver Forschung auch die Vermittlung für verschiedene Besuchergruppen didaktisch weiterentwickelt. Heute hat jede der 29 Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen eine empirische Basis. Die Gedenkstätten erforschen die Geschehnisse an den authentischen Orten, die Handlungs- und Entscheidungsspielräume der Beteiligten – und ermöglichen damit eine multiperspektivische Auseinandersetzung mit Tätern, Opfern und „Zuschauern“.

Bei der internationalen Tagung in Münster sind weltweit bekannte Wissenschaftler aus den USA, Israel, Norwegen, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und Deutschland vom 29. bis 31. Oktober 2019 zusammengekommen, um sich über Bilanz und Perspektiven der Täterforschung sowie Konsequenzen für die Gegenwart auszutauschen. Die Tagung wurde gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung und der Landeszentrale für politische Bildung NRW durchgeführt.
 
Browning ist Professor für Geschichte an der University of North Carolina, Chapel Hill, und einer der weltweit führenden Holocaust-Forscher. Er ist Autor vieler einflussreicher Bücher über Nazi-Deutschland und den Holocaust. Die Bücher „Ganz normale Männer”, „Die Entfesselung der ‚Endlösung‘“ und „Remembering Survival“ erhielten jeweils einen National Jewish Book Award.
 

(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt,
Microtext-Journalistenbüro)




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