Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
26.07.2019 - Nr. 1853

ACHTUNG

Am Mittwoch, 31. Juli 2019 erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 290 mit einem Beitrag des Historikers Julius H. Schoeps: "Eine deutsche Krankheit. Von der Sehnsucht und dem drängenden Verlangen, ein „jüdisches“ Opfer zu sein".

Anschließend verabschiedet sich COMPASS in die Sommerpause! In der Zeit von 1. August bis einschließlich 11. September 2019 erscheint KEIN COMPASS!


Guten Tag!

Nr. 1853 - 26. Juli 2019



Der deutsche UN-Botschafter Christoph Heusgen hat die Nahostpolitik der Vereinigten Staaten mit deutlichen Worten kritisiert, berichtet die FRANKFURTER RUNDSCHAU. "Wir glauben an die Macht des Völkerrechts. Wir glauben nicht an die Macht des Stärkeren. Für uns ist Völkerrecht kein à la carte-Menü", sagte Heusgen vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Er richtete seine Worte, die er im Kontext der Beratungen zum Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern äußerte, ausdrücklich an den US-Vertreter im Raum: "Deutscher UN-Botschafter kritisiert Trumps Nahostpolitik".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Parham Maghsoodloo ist der erfolgreichste Schach-Grossmeister in Iran. Sein Talent, so heißt es in dem Beitrag von Richard Forster für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, besteche vor allem "durch eine enorme Zähigkeit in nachteiligen Positionen, eine unerschrockene Streetfighter-Mentalität und mitunter unorthodoxe Strategien". Beste Voraussetzungen für den Weg ganz nach oben, wäre da nicht seine Herkunft, eben der Iran. Denn:
"Wie in kaum einem anderen Sport oder Betätigungsfeld lässt es sich seit dem jüngsten Aufstieg der iranischen Schachspieler nicht mehr vermeiden, dass die Vorkämpfer des Gottesstaates mit den Vertretern Israels zusammentreffen. Und die Weisungen der Obrigkeit sind klar: gegen den Erzfeind darf nicht angetreten werden."
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Am Schabbat ruht in ganz Israel auch der Verkehr. In ganz Israel? Nein, das nun eben doch nicht, denn an manchen Orten wie u.a. Tiberias, Ramat Gan und Ramat Hascharon fährt der sogenannte "Schabbus". Nach diesem Vorbild wollen immer mehr Stadtverwaltungen auch am Wochenende öffentlichen Nahverkehr einführen. Das aber mögen wiederum die Ultraorthodoxen überhaupt nicht, protestieren vehement und haben zum Kampf gegen die "Schabbatgegner" aufgerufen, wie Sabine Brandes für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet: "Viel Lärm um den Schabbus".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Amos Goldberg ist Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem und Spezialist für die Erforschung des Holocaust. In einem beschwörenden "Appell aus Israel an meine deutschen Freunde", der in der FRANKFURTER RUNDSCHAU zu lesen ist, beklagt er die mangelnde Unterstütung deutscher Freunde bei seiner Kritik an der Politik der israelischen Regierung gegenüber den Palästinensern. Er mahnt, nicht aus falsch verstandener Rücksicht oder Furcht vor vorschnellem Antisemitismusverdacht im Blick auf Israel das Engagment für die liberalen Werte der Demokratie aufzugeben. Derlei falsche Zurückhaltung gefährte die Werte der Demokratie:
"Werte schätzen und sich um die Integrität Israels sorgen, müssen jetzt ihr ängstliches Zögern überwinden und sich dem israelischen und jüdischen demokratischen Lager anschließen. Sie müssen die Energie aufbringen, zwischen Antisemitismus und Manipulationen zu unterscheiden, die Israel vor der legitimen Kritik an seinen Rechtsbrüchen schützen sollen. Dazu gehört auch, die Verantwortung für jüdisches Leben in Deutschland von Versuchen zur Verzerrung des demokratischen Systems zu unterscheiden."
Der Link zu Goldbergs Appell in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Er wurde am 19. Juli 1919 in Turin geboren und wuchs in einer liberalen jüdischen, man darf davon ausgehen, überaus kultivierten Familie auf. Als Hochbegabter erwartete ihn nach seinem Chemie-Studium eine glänzende Karriere, aber es sollte - wie für so unendlich viele andere auch - ganz anders kommen. Als 24-jähriger wurde er nach Auschwitz deportiert, überlebte und verfasste bereits 1949 eines der erschütterndsten Zeugnisse, die wir von dem "Planet Auschwitz" (Elie Wiesel) kennen: Primo Levi. Vor wenigen Tagen wäre er hundert Jahre alt geworden. Ellen Presser blickt aus diesem Anlass in der schweizer-jüdischen Wochenzeitung TACHLES auf das einzigartige Vermächtnis dieses Chronisten des Unsagbaren: "Was für ein Mensch".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der Münchner Fotograf Rainer Viertlböck hat sich vorgenommen, alle Konzentrationslager der Nazis in Europa zu fotografieren. Gut 350 hat er bereits. Die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg präsentiert nun Viertlböcks Fotos der Außenlager des ehemaligen KZs Flossenbürg sowie ausgewählte weitere Motive der Serie vom 23. Juli bis 6. Oktober im Rahmen der Ausstellung „Strukturen der Vernichtung“. Dies nahm die FAZ zum Anlass, mit dem Fotografen über seine Beweggründe, Erfahrungen und Tabus bei seiner Arbeit zu sprechen. Auf die Frage, was im Zuge seiner fotografischen Arbeiten in den Lagern für ihn der ergreifendste Eindruck war, antwortet er:
"Ganz maßgeblich berührt haben mich die Gedenkstätten der Vernichtungslager in Polen. In Auschwitz war ich versucht, die Reaktionen der Besucher auf Fotos festzuhalten. Da wird viel gepost, da werden Selfies gemacht und so weiter. Dann habe ich in der ehemaligen Gaskammer des Stammlagers meine Kamera aufgebaut. Anschließend kam eine chinesische Besuchergruppe hinein, die alle eifrig mit den Handys fotografierten – wie geschaffen für einen zynischen Blick auf KZ-Touristen. Und dann fiel eine der Besucherinnen auf die Knie und hat gebetet. Alle anderen erstarrten in einer tiefen Andacht und schwiegen. Das war für mich der Punkt, an dem es zum Tabu wurde, Menschen dort zu fotografieren, weil ich erkannte, dass man tatsächlich nicht ermessen kann, was diese Stätten mit den Besuchern machen."
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Gestern vor 70 Jahren sprach Thomas Mann in der Frankfurter Paulskirche zum ersten Mal nach seiner Vertreibung wieder auf deutschem Boden. Der Anlass war Goethes 200. Geburtstag, der sowohl am Geburtsort des Dichters wie auch in Weimar gefeiert werden sollte. An beiden Orten war nun Mann als Festredner eingeladen. Mann nutzte die Gelegenheit, um in seinen Reden auf die Stellung Deutschlands nach dem Grauen durch den Nationalsozialismus einzugehen. In einem lesenswerten Beitrag schildert Florian Balke die Vorgeschichte dieser Einladung, den Verlauf und die Nachwirkungen von Manns Auftritt in Frankfurt. So notierte Mann in seinem Tagebuch beispielsweise im Blick auf seinen bevorstehenden Deutschlandbesuch, er habe ein „Gefühl, als ob es in den Krieg ginge“. Und am Abend nach seiner Rede wandte er sich mit dieser Frage an einen mitreisenden schweizer Freund:
„Was glauben Sie, junger Schweizer Freund, wie viel Blut wohl an all den Händen klebt, die ich heute habe drücken müssen, wie viel?“

Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Am 20. Juli 1944 scheiterte das Attentat auf Adolf Hitler. Anlässlich dieses Gedenktages zeichnet Tom David Uhlig, Mitarbeiter der Bildungsstätte Anne Frank und COMPASS-Autor (siehe: Online-Extra Nr. 289), die erinnerungspolitischen Debatten um die ‚Wendezeit‘ nach und hinterfragt die Rollen, die Jüdinnen und Juden darin von nicht-jüdisch Deutschen zugewiesen werden. Dabei stößt er auf einige Beispiele sekundären Antisemitismus in den erinnerungspolitischen Debatten jener Zeit. Die Quintessenz seiner Überlegungen, die auf dem theologischen Portal FEINSCHWARZ zu lesen sind, kommt programmatisch bereits in der paradox anmutenden Überschrift seines Beitrags zum Ausdruck: "Verdrängung durch Erinnerung".
Der Link dazu in der Rubrik  ANTISEMITISMUS.

Das American Jewish Committee (AJC) wurde 1906 in New York von amerikanischen Juden vorwiegend deutscher Herkunft gegründet. Ihr Ziel war es, jüdische Sicherheit zu gewährleisten und Demokratie, Menschenrechte und Völkerverständigung weltweit zu fördern. Heute ist das AJC eine weltweite Organisation mit 26 US-Büros und 14 internationalen Zweigstellen. Simone Rodan-Benzaquen ist in Deutschland aufgewachsen und leitet heute von Paris aus die sieben europäischen Büros des AJC (Berlin, Paris, Brüssel, Rom, Warschau, Prag und Sofia). In einem Gastbeitrag für DIE ZEIT setzt sie sich mit dem wachsenden Antisemitismus und insbesondere der Art und Weise, wie man in Europa bislang auf ihn reagiert hat, kritisch und mahnend auseinander:
"Bei jedem neuen Ausbruch werden dieselben Fragen ritualisiert wiederholt. Wie viel mehr können wir tun? Wie können wir dieses Übel besser bekämpfen? Mit verbalen Äußerungen allein wird es nicht besser werden, egal wie wichtig und herzerwärmend sie sind. In Frankreich könnte es mittlerweile zu spät sein, den sich wieder erstarkenden Antisemitismus einzudämmen. Umso wichtiger ist es angesichts dessen, dass Deutschland klar und schnell agiert und eine konsequente Null-Toleranz-Politik verfolgt."
Was aber bedeutet Null-Toleranz in diesem Zusammenhang? Neben mehreren Punkten, die sie anführt, kommt sie auch auf den kontrovers diskutierten, muslimisch geprägten Antisemitismus zu sprechen:
"Ebenso genügt es nicht, sich abstrakt gegen Antisemitismus auszusprechen. Bestimmt lässt sich mithilfe der religiösen Schriften der Judenhass verurteilen. Vielmehr gilt es aber, die maßgebliche Quelle, die ideologische Rechtfertigung und den Brandbeschleuniger in den Köpfen vieler junger Muslime anzusprechen: den Hass auf Israel. Solange mehrere dieser Verbände dem Thema gegenüber indifferent bleiben, wird sich nichts ändern. Dabei sollte auch berücksichtigt werden, dass die radikalsten antisemitischen Inhalte heute im Nahen Osten produziert werden und über Internet und Fernsehen auch die Jugendlichen in Europa erreichen. Gerade im Kampf gegen den Islamismus müssen die demokratischen Parteien der Mitte den Antisemitismus ohne Scheu ansprechen. Sie dürfen herausfordernde Themen wie Integration nicht vernachlässigen. Sonst überlassen sie Rechtspopulisten das Feld, die zu einer sachlichen Debatte nichts beizutragen haben und lediglich Hass schüren."
Der Link zu ihrem Essay in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Im Grunde war es schon eine kleine Revolution, die demzufolge auch deutschlandweit für Aufmerksamkeit sorgte: Berlin führt vor drei Jahren eine Antidiskriminierungsbeauftragte speziell für Schulen ein. Mutig, wie viele meinten, traue sich das Land doch damit einzugestehen, dass es ein Problem mit Rassismus an unseren Schulen gibt. Das Amt erhielt Saraya Gomis. Nach drei Jahren nun aber die Ankündigung, dass Deutschlands erste und einzige Antidiskriminierungsbeauftragte für Schulen aufhört. Eine Nachricht, die für viel Aufregung gesorgt hat. Die Reaktionen auf Twitter von Menschen, die die Arbeit von Gomis begleitet haben waren: Das sei beschämend für Berlin, ein Armutszeugnis. "Und wir wissen alle, warum", schreibt eine. Wissen wir das? Judith Luig geht der Frage nach den Gründen für Gomis' Entscheidung, den Abschied zu nehmen, nach und hat sich für DIE ZEIT auf Spurensuche begeben: "Schule mit Rassismus".
Der Link zur Reportage in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS/RASSISMUS.

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Ist es allein dem Sommerloch geschuldet? Oder ist es doch Ausdruck bedenklicher Befindlichkeiten im Land? Da kündigen zwei Kitas in Leipzig an, "aus Respekt gegenüber einer sich verändernden Welt" Schweinefleisch vom Speiseplan der Kinder zu streichen - und es entsteht eine teilweise hasserfüllte Debatte um vorgebliches Einknicken der Verantwortlichen vor muslimischen Bedürfnissen. Die Debatte kochte derart hoch, dass nicht nur die Polizei ausrücken musste, sondern nun auch die Zentralräte der Juden wie der Muslime sich zu Stellungnahmen genötigt sahen. Josef Schuster vom Zentralrat der Juden macht deutlich, er halte es grundsätzlich für positiv, dass mit höherer Sensibilität als früher darüber nachgedacht werde, religiöse Gepflogenheiten oder Bedürfnisse von Minderheiten zu berücksichtigen, mahnte aber auch: "Ich denke allerdings, dass ein Verbot von Schweinefleisch übers Ziel hinaus geschossen wäre." Der Zentralrat der Muslime thematisierte vor allem die dadurch ausgelöste Empörung. Erstaunlich sei, "wie die Empörungswelle um ein Vielfaches höher ist als bei den derzeitigen, schrecklichen täglichen Schändungen und Bombendrohungen gegen deutsche Moscheen von mutmaßlich Rechtsradikalen", erklärte Aiman A. Mazyek, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland. Ähnlich sieht das auch Linda Peikert in ihrem Bericht für die TAZ:
"Da wir uns aber sowieso gerne mit dem Thema Essen beschäftigen, scheint die Aufregung über ein paar Stunden Schweinefleischverzicht für Kitakinder größer als die über den Tod eines 32-jährigen Mannes in einer Gewahrsamszelle in Erfurt am vergangenen Samstag oder über einen rechtsextremistischen Mordanschlag auf einen Eritreer in Hessen zu sein. Dabei müsste, wo das Thema Essen in unserer Gesellschaft einen sakralen Status erreicht hat, doch auch Rücksichtnahme auf ein bestimmtes Essverhalten selbstverständlich sein."
Der Verband Deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) kann die Aufregung über den Verzicht von Schweinefleisch in Kindertagesstätten wiederum gar nicht nachvollziehen. "Bei einem Preis von - je nach Bundesland - zwei bis vier Euro für ein Kita-Essen kann nur minderwertiges Fleisch angeboten werden", sagte der VDSKC-Vorsitzende, Rolf Hoppe. Es sei für die Kinder besser, für diesen Preis "lieber vernünftiges Gemüse in Bioqualität, als billiges Fleisch" zu verwenden.
Im Gespräch mit dem TAGESSPIEGEL versucht schließlich Migrationsforscher Werner Schiffauer zu erklären, wieso das Thema die Gemüter erregt – und inwiefern solche Beschlüsse kontraproduktiv sein können. Auf die Frage, wie er vor dem Hintergrund des jüngsten Konflikts den aktuellen Stand der Integration einschätze und wie weit wir auf dem Weg zu einer „Wir-Gesellschaft“ bereits sind, antwortet er kurz und trocken: "In der Steinzeit. Dass überhaupt ein Schweinefleischverzicht zum Thema gemacht wird, das ist der Skandal."
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

In einem bemerkenswerten Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG vertritt Laila Mirzo, ihres Zeichens deutsch-syrische Ex-Muslima und Trainerin für interkulturelle Kompetenz, den Standpunkt, dass die vielfach zu hörenden Säkularisierungsforderungen an den Islam das eigentliche Problem nicht berühren, das sie weit eher in der zentralen Instanz sieht, die die Person des Propheten Mohammed für den islamischen Glauben einnehme. Daher fordert sie einen "sakralen Königsmord" an seiner Figur. Erst wenn offene Kritik an seinen Fehlern geübt werde, meinten es liberale Muslime ernst mit der Reformation, so Mirzo. U.a. schreibt sie:
"Schliesslich ist Mohammed als Prophet fester Bestandteil des islamischen Glaubensbekenntnisses. Die «Schahada» ist die erste der fünf Säulen des Islams, und ein Muslim bezeugt damit: «Es gibt keinen Gott ausser Gott. Mohammed ist der Gesandte Gottes.» Ein Bekenntnis zum Islam ist also immer ein Bekenntnis zu Mohammed. Wo Islam draufsteht, ist immer Mohammed drin, egal wie kritisch man den Koran und die Hadithe lesen mag. Wenn man sich Mohammed aus dem Islam rausmogeln will, hat diese Bewegung tatsächlich nichts mehr mit dem Islam zu tun."
Der Link zum Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Nun ist er da, wo er immer hin wollte: Boris Johnson ist neuer britischer Premierminister. Und der Rest Europas ist über den Brexitfundamentalist gewiss "not amused". Aber auch viele britische Juden haben gegenüber Johnson gemischte Gefühle, wie Cnaan Lipshiz in einer ersten kurzen Analyse für die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES ausführt. Die Gründe für die ambivalente Haltung der britischen Juden gegenüber Johnso liegen dabei vor allem bei seinen Kontakten zu Israel, seinen eigenen jüdischen Wurzeln und seiner offensichtlichen Ignoranz gegenüber den Erwartungen vieler Briten dahingehend, wie man über religiöse Minderheiten spricht und sich ihnen gegenüber verhält: "Boris Johnson und die Juden".
Der Link zur Einschätzung in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

"Während alle vom Niedergang des Judentums in Westeuropa reden, hat sich in Edinburgh die Zahl der Kinder Israels zeitweise auf fast elf Prozent der Bewohner verfünfzigfacht, ein Anstieg um 5000 Prozent. Zwar nicht in der ganzen schottischen Hauptstadt, aber an der Stenhouse Road 33. Dort steht Her Majesty’s Prison Saughton, der Knast der Stadt. 2014 waren dort von rund 960 Einsitzenden zwei jüdisch. 2017 zählte die Gefängnisverwaltung bereits mehr als 100 jüdische Knackis."
Über die Hintergründe dieses erstaunlichen Phänomens berichtet Michael Wuliger in seiner gewohnt humoresken Art für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG: "Koscher im Knast".
Der Link zur Kolumne in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Am 28. Juni 1902 als Sohn der jüdischen Eheleute Jenny und Simon Popper in Wien geboren, flohen Karl Popper und seine Frau Josefine im Januar 1937 aus Österreich in Richtung England, wo sie sich nach Neuseeland einschifften. Hier, in Neuseeland, entstand jenes Werk, das dem Philosophen Weltruhm einbrachte: "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde". Dem nationalsozialistischen Völkermord fielen 16 Angehörige der Familie Popper zum Opfer. Deshalb motivierte Karl Popper neben dem totalitären Stalinismus insbesondere das NS-Regime zu seinem Hauptwerk. In einem Beitrag für HAGALIL erinnert Jim G. Tobias an jene Tage im neuseeländischen Exil, als Poppers berühmtestes Werk entstand: "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Religion spielt in der amerikanischen Gesellschaft eine wichtige Rolle. Nirgedwon wird dies vielleicht so deutlich, wie anhand der «Megakirchen», inzwischen jede Woche Tausende Gläubige mit Pop-Musik und Videoinstallationen anlocken. So auch in der Lakewood-Kirche in Housten, der größten unter den 1750 Megakirchen in den USA. Rund 50 000 Gläubige besuchen jede Woche einen der fünf Gottesdienste der Lakewood Church, die Marie-Astrid Langer für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG besucht hat. Dabei kommt sie auch auf die zentrale Rolle der Pfarrer in diesen Megakirchen zu sprechen, die sie u.a. wie folgt illustriert:
"Gemein ist allen Megakirchen auch ein Fokus auf den Pfarrer – oder ein Pfarrer-Ehepaar im Fall der Lakewood Church. Joel und Victoria Osteen sind die Rockstars der Kirchengemeinde, ihre Namen prangern wie ein Werbeschild an der Aussenwand der Arena. Nach 45 Minuten Pop-Konzert präsentieren sich die beiden erstmals der Menge, eine Hebebühne fährt sie aus dem Boden hervor. Die beiden sehen aus als kämen sie von einem Foto-Shooting. Schlank, blond, schön, die amerikanische Verkörperung des Ehe-Glücks. «Hallo Lakewood, danke, dass ihr gekommen seid», ruft Joel Osteen und streckt mit seiner Frau die Hand wie zum Sieg empor. Die Halle bebt."
Der Link zur Reportage in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Wenig überraschend, aber noch immer nicht genügend im Fokus der Aufmerksamkeit: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und sogar rechtsextreme Einstellungen finden sich auch unter Christen; sie werden in manchen christlichen Milieus mit bestimmten religiösen und theologischen Denkmustern begründet und verschmelzen mit deren Frömmigkeitsstilen. In dem von ihr herausgegebenen Band "Das Fremde akzeptieren. Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entgegenwirken" warnt Sonja Angelika Strube vor diesen christliche-rechtspopulistischen Tendenzen und fragt danach, wie man ihnen begegnen kann. Mit Beiträgen namhafter Theolog/innen werden dabei die Konturen eine christlichen Theologie deutlich, die Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aktiv entgegenzuwirken vermag. Der Band sollte auf jedem kirchlichen Schreibtisch liegen – so der Rezensent Rainer Bucher, der den Band für das theologische Portal FEINSCHWARZ gelesen hat: "Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entgegenwirken!"
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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