Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
25.04.2019 - Nr. 1834

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erscheint am Dienstag, 30. April 2019.



Guten Tag!

Nr. 1834 - 25. April 2019



Es ist noch nicht lange her als im März diesen Jahres Hunderte Bewohner gegen die desolaten Lebensumstände im Gazastreifen unter der Hamas demonstrierten. Seit kurzem liegt der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG nun exklusives Filmmaterial vor, das ein erschütterndes Bild vermitteln von diesen grössten Kundgebungen seit der Machtübernahme der Hamas im Jahre 2007. Die kurzen Handy-Clips belegen, wie Ulrich Schmid berichtet, "teils wilde, teils gespenstische Szenen. Es wurde geschossen. Wohnungen von Aktivisten und deren Familien wurden durchsucht und verwüstet. Aktivistinnen und Aktivisten wurden geschlagen und in der nächtlichen Kälte mit Wasser übergossen." Die Hamas sei derart brutal gegen die Demonstranten vorgegangen, weil sie sich in ihrer Existenz bedroht fühlte, sagt Mchaimar Abusada, ein Politikwissenschafter an der Al-Azhar-Universität in Gaza-Stadt. So etwas habe man noch nie erlebt:
"Mit anderen Oppositionsformen habe man keine Mühe. Mit den Dutzenden von Milizen, zum Teil aus Iran finanziert, habe man sich längst arrangiert. Im «Joint Operation Room» führe man einen konstanten Dialog mit allen wichtigen Gruppen. Doch wenn «die Strasse» erwache, sei das etwas ganz anderes. «Wenn die Erfolg haben, werden sie uns auslöschen», hätten sich die Hamas-Führer gesagt. Angst hätten sie gehabt, nackte Angst. Und Angst mache brutal."
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

In der ZEIT kommentieren der israelische Historiker Moshe Zimmermann und der ehemalige Botschafter Israels in Berlin Shimon Stein den Ausgang der jüngsten Parlamentswahlen in Israel - und sehen eine "Demokratie im Stress". Sie fürchten, dass Israels Rechtspopulisten unter Benjamin Netanjahu die Angriffe auf den liberalen Rechtsstaat weiter fortsetzen werden: "Wir beobachten, ähnlich wie in anderen Ländern der westlichen Welt, dass die Werte der liberalen Demokratie in unserem Land eine gewisse Umdeutung erfahren. Dass sie abschmelzen." Zimmermann und Stein beklagen den Niedergang der Linken, der sich fortsetzen werde, "zumindest solange sich die Linken nicht programmatisch erneuern, keine charismatischen Leitfiguren aufstellen und sich vor allem nicht bereit erklären, mit den Parteien der arabischen Minderheit zusammenzuarbeiten." Ihr Fazit:
"Israel scheint von einem Sacro Egoismo befallen: dem Glauben, dass man sich in der Politik nur von nationalen Interessen leiten lassen muss. Das Land schien bislang resistent gegen die antiliberale Welle – bislang. Nach den Wahlen in Israel ist vor den Wahlen in Europa."
In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG weist Carlo Sprenger, Professor für Psychologie und Philosophie an der Universität Tel Aviv, in einem Kommentar darauf hin, dass die westliche Welt Israel vor allem im Kontext des Israel-Palästina-Konflikts wahrnehme, während dieser aber im Wahlkampf in Israel selbst kaum eine Rolle gespielt habe: "Die führenden Parteien, Likud und Blau-Weiss, hatten nicht einmal eine klare Agenda, wie sie mit dem endlosen Palästina-Konflikt umgehen wollten." Stattdessen sieht er im Wahlergebnis einen anderen Trend am Werk:
"Der gemeinsame Nenner der Parteien, die hinter Netanyahu stehen, ist ihr Hass auf die «liberalen Eliten», von denen sie sich unterdrückt fühlen – aus verschiedensten Gründen. [...] Netanyahus politisches Talent ist, diesen Hass so zu nutzen, dass ein antiliberaler «Block» entsteht, der immer vorzieht, ihn als Ministerpräsidenten zu unterstützen – auch wenn ihre Interessen sehr verschieden sind."
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Wer je einmal in Jerusalem war, der weiß, dass diese heilige Stadt nicht nur von allerlei politischen und religiösen Konflikten bedroht ist, sondern auch permanent vor einem Verkehrskollaps steht. Und natürlich war es nun während der Ostertage wieder besonders dramatisch, denn dem israelischen Fremdenverkehr zufolge kamen so viele Touristen wie noch nie. Um dem Verkehrschaos zu entkommen, setzt nicht zuletzt Israels Tourismusminister Yariv Levin große Hoffnung in ein Seilbahnprojekt, das vor zwei Jahren auf den Weg gebracht wurde. Mittlerweile wurden die Genehmigungsverfahren abgeschlossen, wie Alexandra Föderl-Schmid für die SÜDDEUTSCHE ZEIUTNG berichtet: vier Stationen und 15 bis zu 26 Meter hohe Seilbahnstützen sollen errichtet werden. Aber das Projekt ist umstritten, und das gleich aus mehreren Gründen. So hat beispielsweise der israelische Architekt Mosche Safdie, der die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem entworfen hat, gewarnt: "Eine Seilbahnanlage, die an die Mauern der Altstadt grenzt und über ein historisches Tal schwebt, wäre ein Präzedenzfall, der zweifellos internationale Ablehnung und Tadel hervorrufen wird."
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Weltweit ist die wachsende Wirtschaftsmacht China auf dem Vormarsch. So auch in Israel, wo man mit gigantischen Infrastrukturprojekten, Millionen für Start-Ups und mittels Forschungskooperationen mit den Universitäten massiv in Israel investiert, wie Dominik Peters im SPIEGEL berichtet und beispielhaft nennt: "Bereits 2014 kaufte der chinesische Staatskonzern Bright Food mit Tnuva Israels Marktführer bei Milchprodukten - eine nationale Marke, die zwischen Mittelmeer und Jordan so bekannt ist wie Müllermilch in Deutschland. Mittlerweile ist China der zweitgrößte Handelspartner der Start-Up-Nation und unterhält dort zwölf Handelsvertretungen." Und: Nach Angaben des "Wall Street Journal" waren chinesische Investoren in den ersten drei Quartalen 2018 an allen 17 Finanzierungsrunden für israelische Start-ups mit einem Wert von über 20 Milliarden Dollar beteiligt. Während die israelische Regierung die chinesischen Aktivitäten willkommen heißt, gibt es nun warnende Stimmen ausgerechnet vom engsten Bündnispartner USA, wie auch Peter Mühlbauer für TELEPOLIS berichtet:
"Dem israelischen Fernsehjournalisten Barak Ravid zufolge hat dieses Interesse die amerikanische Staatsführung alarmiert: Sie veranlasste, dass US-Präsident Donald Trump dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu bei einem Staatsbesuch kurz vor dessen Wiederwahl die Warnung mit auf den Weg gab, die Amerikaner könnten den Umfang der Sicherheitszusammenarbeit mit Israel verringern, wenn sie befürchten müssten, dass im IT- und im militärisch-zivilen Dual-Use-Bereich ein sicherheitsrelevanter Informationstransfer nach Peking stattfindet."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Am 11. April 1945 befreien amerikanische Soldaten das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. Unter den Überlebenden finden sie auch 900 Kinder und Jugendliche. Nur zwei Tage vorher entkamen sie offenbar dem Todesmarsch, denn am 9. April hatten die SS-Kommandanten auch den größten Teil des sogenannten Kinderblocks zusammengetrieben. Doch der tschechische Blockwart Antonín Kalina verhindert den Aufbruch, der für die Kinder und Jugendlichen wohl das Ende bedeutet hätte. In Deutschland ist der mutige Mann aus dem südmährischen Trebíc praktisch nicht bekannt, in seiner Heimat war er das ebenfalls bis vor kurzem nicht. Der Journalist Stanislav Motl hat allerdings vor einigen Jahren ein Buch veröffentlicht: „Die Kinder von Antonín Kalina“. In einem Beitrag für das deutschsprachige RADIO PRAG erzählen Till Janzer und Zdenka Kuchynová die Geschichte des „tschechischen Schindler“: "Antonín Kalina – Retter der Kinder von Buchenwald".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In der Provinienzforschung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, von den Nazis enteignete jüdische Kunst wieder ihren ehemaligen Besitzern zuzuführen, geht es nicht nur um Bilder und Gemälde, denn die Nazis haben auch ganze jüdische Bibliotheken geklaut. Etwa eine Million Bücher müssen von den Forschern in die Hand genommen und durchblättert werden. Claudia Ehrenstein hat vor diesem Hintergrund für die WELT den Provenienzforscher Sebastian Finsterwalder besucht, der heute noch rechtmäßige Eigentümer jener gestohlenen Bücher sucht - und schildert sechs Beispiele aus seiner Spürhund-Arbeit: "Der Detektiv der geraubten Bücher".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Im SPIEGEL skizziert der deutsch-jüdische Historiker Michael Brenner auf ebenso anschauliche wie eindrücklich Weise den Zeitraum von der Räterepublik bis zum Putschversuch und wie Bayerns Rechtsextreme nach dem Ersten Weltkrieg jüdische Sozialisten als ideale Sündenböcke ausmachten. Dabei wird insbesondere das gespaltene Verhältnis des jüdischen Bürgertums zur linkssozialistischen Räterepublik deutlich, an der selbst wiederum Juden einen maßgeblichen Anteil hatten. Beispielhaft führt Brenner den jüdischen Kommerzienrat Siegmund Fraenkel an, dessen Familie zu der Minderheit der Münchner Juden gehörte, die auch im 20. Jahrhundert der jüdischen Orthodoxie treu geblieben war. Fraenkel war ein angesehener Münchner Kaufmann, Mitglied des Reichseisenbahnrats und Vize-Vorsitzender der lokalen Handelskammer. Brenner zitiert aus einem offenen Brief Fraenkels, den er "an die Herren Erich Mühsam, Dr. Wadler, Dr. Otto Neurath, Ernst Toller und Gustav Landauer" richtete und in dem es heißt, er wende sich an sie "...nicht als verängstigter, um Eigentum und Besitz besorgter Kapitalist, sondern weil ich mich mit Stolz und aus innerster religiöser Überzeugung zu jener Glaubensgemeinschaft bekenne, der einstens Sie selber oder doch Ihre Eltern angehört haben. Wir Münchner Juden haben in all den schweren, leiderfüllten Wochen der Vergangenheit geschwiegen, da Sie und andere landfremde, des bayerischen Volkscharakters unkundige Phantasten und Träumer die bittere Not und die seelische Depression unseres Volkes ausnützten, um Gläubige für Ihre vielleicht wohlgemeinten, aber verhängnisvollen und der menschlichen Natur zuwiderlaufenden Pläne einer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu werben".
Der Link zum lesenswerten Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Für Aufsehen in polnischen und israelischen Medien sorgte dieser Tage ein in der südostpolnischen Kleinstadt Pruchnik begangener «Karfreitagsbrauch», der sich durch unverhohlen antisemitische Züge auszeichnete. Just am Oster-Sonntag konnte man auf diversen Internetportalen Videoaufnahmen der Veranstaltung sehen, die zeigten, wie eine mit den Worten «Judas 2019» und «Verräter» beschriftete Strohpuppe in einem rituellen «Judasgericht» zunächst auf einem Beleuchtungsmast aufgehängt und anschliessend nach einem vorgegebenen Zeremoniell weiter geschmäht wurde. Bezeichnend war das Aussehen der Figur, das mit krummer Nase, orthodoxer Kopfbedeckung und Haartracht der klischeehaften Judendarstellung entsprach, die auch in nationalsozialistischer Zeit von Antisemiten verwendet wurde. Wie österreichischer STANDARD, der SPIEGEL und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG haben jedoch staatliche Stelle als auch die katholische Kirche schnell reagiert, was auf große Zustimmung Israels stieß: »Wir bedauern den antisemitischen Vorfall in dem Dorf Pruchnik im Rahmen des Osterfests, aber wir sind ermutigt von der entschlossenen Reaktion der polnischen Kirche, der Behörden und ranghoher Mitglieder der polnischen Regierung«, teilte das Außenministerium in Jerusalem mit.
Links zu den Berichten in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Dass die ehemalige DDR ein gespaltenes Verhältnis zu Israel, Judentum und Antisemitismus hatte, ist mittlerweile hinlänglich bekannt und recht gut erforscht. Ein besonders krasses Beispiel schildert nun Sven Felix Kellerhof in der WELT. Er hat sich mit Karl-Eduard von Schnitzler befasst, der bis zu seinem Tod im Jahre 2001 nicht nur ein übler Propagandist der SED war, sondern eben auch ein Antisemit: "Das kann man ablesen an zahllosen Passagen der rund 50.000 Blatt Sendemanuskripte zu seiner Propagandashow „Der schwarze Kanal“, die vom 21. März 1960 bis zum 30. Oktober 1989 fast jeden Montagabend im DDR-Fernsehen ausgestrahlt wurde. Der Historiker Clemens Escher hat jetzt die Rolle untersucht, die Israel im „Schwarzen Kanal“ gespielt hat. Veröffentlicht ist der Aufsatz in einem lesenswerten Sammelband über Antisemitismus in der DDR, den jetzt Wolfgang Benz herausgegeben hat, der frühere Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin." Kellerhoff referiert die wichtigsten Ergebnisse des Aufsatzes: "So hetzte der 'Goebbels der SED' gegen Juden".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat scharfe Kritik an dem Betreiber einer privaten Kapelle in Bayern geübt, in der Schwangerschaftsabbrüche mit dem Holocaust gleichgesetzt werden. »Mit dem entsetzlichen Vergleich in der Franz-Graf-Kapelle wird die Singularität des Holocaust negiert und der Massenmord an den europäischen Juden relativiert«, sagte Schuster - und hat Strafanzeige gestellt. In der Kapelle, die dem Landwirt Franz Graf gehört, sind Inschriften zu lesen, die Schwangerschaftsabbrüche als »größten Völkermord in der Geschichte der Menschheit« und als »Holocaust« an ungeborenen Kindern bezeichnen. Die zuständige Staatsanwaltschaft Regensburg konnte in den Inschriften der Kapelle freilich keine Verharmlosung des Holocaust erkennen, wie Patricia Hecht in ihrer Hintergrundreportage für die TAZ mitteilt. Durch seine provokanten Äußerungen wolle Graf nur „andere zum Nachdenken bringen über die Bedeutung eines Schwangerschaftsabbruchs“, schreibt die zuständige Staatsanwältin. „Das ist für mich gänzlich unverständlich“, sagt Josef Schuster: „Bei diesem Vorgang muss man sich fragen, ob der Antisemitismusbeauftragte bei der zuständigen Generalstaatsanwaltschaft eingebunden war und welchen Sinn die Einrichtung einer solchen Stelle hat, wenn sie nicht genutzt wird.“
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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1863 wurde es eröffnet und ist heute das älteste nationale Pilgerhaus in Jerusalem – und wohl eine der schönsten Ruheoasen mitten im Konfliktgebiet, mit Wiener Kaffeehaus und Garten: die Rede ist vom Österreichischen Hospiz. Am heutigen Donnerstag eröffnet Kardinal Christoph Schönborn die Casa Austria, den Anbau mit 13 weiteren Gästezimmern, der in den letzten Jahren neu gebaut wurde. 163 Jahre nach Gründung erreicht das Gebäude damit seine ursprünglich geplante Größe, wie der österreichische STANDARD und DOMRADIO berichten: "Österreichische Oase im Herzen Jerusalems wird größer".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der verstorbene Schriftsteller Amos Oz hielt die Geschichte von Judas' Verrat für eine gefährliche Legende. Ihm zufolge zeigten Quellen ein anderes Bild: "In seiner „Lecture on Jesus“ hat der israelische Schriftsteller Amos Oz im Mai 2017 in Berlin gegen diese traditionelle Haltung entschiedenen Widerspruch eingelegt. Auf dem Vortragstext beruht ein mit einem instruktiven Nachwort des Potsdamer Rabbiners und Religionswissenschaftlers Walter Homolka versehenes Bändchen: Amos Oz „Jesus und Judas“, Patmos Verlag, Ostfildern (94 Seiten, 12 Euro). Schon in seinem letzten Roman „Judas“ hatte sich der große, im Dezember 2018 in Tel Aviv verstorbene Autor mit dem vermeintlichen Christus-Verräter beschäftigt. Doch ins Zentrum gerät er erst in dem späteren Judas-Essay, mit dem Oz ausdrücklich an das Erbe seines Großonkels, des Historikers und liberalen Zionisten Joseph Klausner anschließt. Klausner hatte um 1920 mit zwei provokativen Büchern über Jesus Aufsehen erregt, zum Missfallen konservativer Juden wie Christen. In einem Beitrag für den TAGESSPIEGEL erläutert Peter von Becker, wie Amos Oz nun mit einer positiven Sicht auf seine für ihn nur scheinbar konträren Titelfiguren Jesus und Judas überrascht: "Hat Judas Christus wirklich verraten?"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Viele Christen insbesondere im evangelikalen Umfeld sähen es gerne, dass Juden sich am Neuen Testament orientieren. Das werde vor allem in der teils überheblich geführten Auseinandersetzung um eine Vergebung der Scho'ah deutlich, meint Elisabeht Hausen in einem Beitrag für ISRAELNETZ. Doch so einfach ist die Sache nicht, schreibt sie, und gibt u.a. zu bedenken, dass jeder Christ, der sich ernsthaft mit dem Judentum befasse, auch feststellen werde,
"dass Vergebung im Judentum eine andere Bedeutung hat als im Christentum – und wird so vor einem vorschnellen Urteil bewahrt. Aus jüdischer Sicht kann allein Gott Sünden vergeben. Wenn ein Holocaust-Opfer sich aus persönlichen Beweggründen dazu entschließt, seinen Peinigern zu verzeihen, ist das eine Entscheidung, die nicht auf die Allgemeinheit übertragen werden darf."
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Muslime kennen ihre Religion zu wenig und folgen oft unkritisch religiösen Autoritäten, finden Kerem Adigüzel und Adis Ugljanin. Mit ihrem Verein «Al-Rahman – mit Vernunft und Hingabe» wollen sie das ändern. Zweimal pro Monat treffen sich Männer und Frauen im schweizerischen Schlieren zur Korandiskussion. Alle sind willkommen, auch Andersgläubige. Für das schweizer Magazin MIGROS hat sich das Ralf Kaminski genauer angesehen: "Im Einsatz für einen aufgeklärten Islam".
Der Link zu seiner Reportage in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Im Jahre 1953 war das Nürnberger Valka-Lager das größte noch existierende Lager für sogenannte Displaced Persons (DPs), in dem weit über 3000 Menschen aus allen Nationen lebten. Unter ihnen befanden sich auch bis zu 50 Juden. Viele von ihnen waren Rückkehrer aus Israel und hielten sich illegal in der Unterkunft auf. Die europäischen Schoa-Überlebenden waren mit den ungewohnten klimatischen Bedingungen in der neuen Heimat nicht zurechtgekommen oder hatten einfach keine Arbeit gefunden. Wie sie es in jenem Jahr gleichwohl schafften, unter diesen nicht einfachen Bedingungen im Jahre 1953 Pessach zu feiern, schildert Jim Tobias in einem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG: "Der letzte Ort, wo Juden leben sollten".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die in Österreich geborene Jüdin Hella Pick kam mit zehn Jahren in einem jüdischen Kindertransport nach England, was ihr Leben rettete. Nach dem Krieg wurde sie zu einer der ersten großen Auslandskorrespondentinnen (damals hieß das noch diplomatic correspondent) für den „Guardian“. Auch für das ältere deutsche Publikum ist sie nicht unbekannt, denn sie trat „mindestens 30 Mal“ bei Werner Höfers „Frühschoppen“ auf. Am gestrigen 24. April feierte sie ihren 90. Geburtstag. Anlass für Andrea Seibel ihr in der WELT ein anrührendes Porträt zu widmen, in dem Pick auch schildert, wie sie durch eine Begegnung mit Willy Brandt die Kraft fand, sich wieder auf Deutschland zuzubewegen: „Wir plauderten im „Hyde Park Hotel“ bis drei Uhr in der Früh. Er hat etwas in meinem Kopf umgedreht. Für mich war das eine wertvolle Freundschaft, denn ich konnte die Deutschen annehmen und verstehen.“ Um so entsetzter ist sie heute in Anbetracht des drohenden Brexit: „Heute fühle ich mich total entfremdet. Ich verstehe dieses Land nicht mehr. Die Politiker benehmen sich fürchterlich. Das ist ein Unglück. Und die Menschen haben kein Gespür für europäische Kultur, sie wollen nur weg. Aber wohin?“
Der Link zum Porträt in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

"Die jüdische Öffentlichkeit in aller Welt hat sich am Montag über gute Nachrichten gefreut. Zu Recht, denn die Ukraine wird bald neben Israel das einzige Land der Welt mit einem jüdischen Präsidenten und einem jüdischen Premierminister sein." Von außen betrachtet sei das, vorsichtig ausgedrückt, erstaunlich, bemerkt Dimitri Tolkatsch in seinem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG. Schließlich höre man seit Jahren vom Erstarken nationalistischer Kräfte in der Ukraine, Neonazis können sich ungehindert in den Strukturen und Streitkräften des Innenministeriums betätigen, und in der Geschichtspolitik werden Nazikollaborateure und Nationalisten verehrt, auch solche, die sich an ethnischen Säuberungen beteiligten. Auch Jacques Ungar befasst sich in der schweizer-jüdischen Wochenzeitung TACHLES mit dem Komiker Wolodymyr Selenskyj, der nach den Stichwahlen als Gewinner für das Präsidentenamt in der Ukraine hervorging: "Zelensky ist Jude - Na und?". Und Denis Trubetskoy wirft vor diesem Hintergrund ebenfalls in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG einen informativen Blick auf die Lage und Geschichte der jüdischen Gemeinschaft im kriegsgeschüttelten Teil der Ost-Ukraine: "Wenig Hoffnung im Osten".
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

In China gehört das Judentum nicht zu den fünf offiziell anerkannten Religionen, die Gotteshäuser führen dürfen, aber der strengen Kontrolle des Staates unterworfen sind. Somit agieren die Juden in einer Grauzone, in der sie öffentlich nicht auffallen sollten, aber gleichwohl toleriert werden. Daran teil nehmen vor allem ausländische Jüdinnen und Juden, die oft beruflich in China sind. Warum es Juden in China in dieser Lage gleichwohl sehr schwer haben, schildert Sascha Storfner in einer Reportage für DEUTSCHLANDRADIO: "Beten im Verborgenen".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Hätte man damals vor 30 Jahren sein Buch über Kleriker ernst genommen, wären viele Missbrauchsfälle verhindert worden. Davon ist der Theologe und Psychotherapeut Eugen Drewermann überzeugt. Jetzt ist eine neue Ausgabe von „Kleriker. Psychogramm eines Ideals“ erschienen mit einem frischen Vorwort. Schon der erste Satz ist überraschend, zumindest, wenn man Drewermann unter dem Schlagwort „Kirchenkritiker“ einordnet. Da heißt es „Die Kleriker leiden am meisten an der katholischen Kirche.“ Warum er das so sieht, erläutert er in einem längeren Gespräch mit DEUTSCHLANDRADIO: „Mir tun die Kleriker leid“.
Der Link zum Gespräch in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Was braucht es, damit endlich Frieden herrscht zwischen Israelis und Palästinensern? Der gefeierte jüdisch-amerikanische Schriftsteller Nathan Englander erzählt in seinem neuesten Buch drei unwahrscheinliche Liebesgeschichten, die auf raffinierte Weise ineinander verschlungen sind und um diese zentrale Frage kreisen. Ein Mossadspion, der schon seit zwölf Jahren in einem geheimen Gefängnis eingekerkert ist, und sein Wärter. Ein General, der als Einziger von diesem Gefangenen weiß, aber seit Jahren im Koma liegt, und seine innigste Vertraute. Und ein Mann und eine Frau, die sich leidenschaftlich lieben, aber ebenso leidenschaftlich für ihr jeweiliges Land kämpfen – er ist Palästinenser, sie Israelin. Von Long Island über Berlin, Paris und Capri bis nach Israel und zum Gazastreifen, dem Mittelpunkt des so lange schon schwelenden Konflikts, führt der Roman, den Anne Haeming im SPIEGEL vorstellt: "Alles ist Puzzlearbeit".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

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Max Mannheimer (1920-2016) und Sr. Elija Boßler verband über viele Jahre eine tiefe Freundschaft. Regelmäßig begegnen sie sich in der KZ Gedenkstätte Dachau oder im direkt benachbarten Kloster. Für nicht wenige Menschen ist diese Beziehung zwischen "Jude und Nonne" eine Zumutung. Die Filmemacher Marina Maisel und Michael Bernstein sehen aber genau darin eine wichtige Botschaft, die sie dokumentieren und weitergeben wollen. Ihre Filmdokumentation aus dem Jahre 2015, die von einenm einmaligen, jüdisch-christlichen Dialog zeugt, ist heute Abend im TV zu sehen: "Dachauer Dialoge".
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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