Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
11.02.2019 - Nr. 1818

Es soll nichts zurückgenommen werden: Gespräch zum jüdisch-christlichen Dialog im Vatikan



Genfer stimmen für Verbot religiöser Symbole



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In Genfer Amtsstuben sind Kopftücher und Kreuze künftig passé



Politiker und öffentlich Beschäftigte dürfen nach dem Willen der Genfer keine Kopftücher oder andere religiöse Symbole bei der Arbeit mehr tragen ...

«Dann muss ich fünf Musliminnen entlassen»



Genf verbietet seinen kantonalen Angestellten religiöse Symbole. Muslime wollen klagen, Juden sind zufrieden. Und Freidenker hoffen, dass andere Kantone nachziehen...

Chor darf nicht auftreten



Ist das Kunst oder muss das weg? Weil in der Friedensmesse "The Armed Man" auch der Ruf des Muezzin vorkommt, hat der Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes geplante Aufführungen untersagt. Ein "Allahu Akbar" will er in der Kirche nicht hören. Interview...

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Es soll nichts zurückgenommen werden
Gespräch zum jüdisch-christlichen Dialog im Vatikan

Auf Initiative der katholischen Präsidentin des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) kamen am Dienstag, dem 22. Januar 2019, das Präsidium des DKR und die Leitung des Gesprächskreises „Juden und Christen“ beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken zu einem Gespräch mit dem Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kurt Kardinal Koch, im Vatikan zusammen.


(v.l.n.r.: Dr. Margaretha Hackermeier; Pater Dr. Norbert Hofmann; Rabbiner Prof. Dr.
Andreas Nachama; Kurt Kardinal Koch; Dagmar Mensink; Friedhelm Pieper)



Anlass waren die Irritationen über eine Stellungnahme von Joseph Ratzinger/Papst em. Benedikt XVI. zum Dokument der Vatikanischen Kommission anlässlich des 50. Jahrestages der Promulgation von „Nostra Aetate“, die Kardinal Koch im Juli 2018 in der Zeitschrift „Communio“ veröffentlicht hat.

„Der Text von Papst em. Benedikt XVI. hat zu erheblichen Irritationen im christlich-jüdischen Gespräch geführt. Insbesondere seine Kritik an der Rede vom ungekündigten Bund Gottes mit Israel hat Zweifel hervorgerufen, ob die katholische Kirche zur Anerkennung des Judentums auf der Grundlage von ‚Nostra Aetate‘ noch steht.“, so die Vertreter und Vertreterinnen des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und des ZdK-Gesprächskreises „Juden und Christen“. Die teilweise leidenschaftlichen Reaktionen auf den Artikel seien Ausdruck der Sorge, dass das, was in den jüdisch-christlichen Beziehungen erreicht worden sei, an entscheidenden Punkten wieder in Frage gestellt werden könnte.

Kardinal Koch erläuterte, er habe die Stellungnahme von Papst em. Benedikt XVI. der Öffentlichkeit nicht vorenthalten wollen und die Möglichkeit einer offenen Diskussion für den besten Weg gehalten. Es handle sich bei dem Artikel nicht um ein Schreiben mit lehramtlicher Autorität, sondern um die Position eines einzelnen Gelehrten. Auf die Rückfrage, ob nicht die Person des Schreibenden dem Text ein anderes Gewicht gebe, erwiderte Kardinal Koch, dass „Nostra Aetate“ höchste lehramtliche Autorität genieße und auch der Kommissionstext kirchenamtlich autorisiert sei, während der Text des emeritierten Papstes allein dessen persönliche Auffassung wiedergebe. Ausdrücklich wies der Kardinal die Lesart zurück, dass Joseph Ratzinger/ Papst em. Benedikt XVI. mit dem Artikel die Karfreitagsfürbitte für den Außerordentlichen Ritus theologisch untermauern wollte. Der emeritierte Papst habe mit seinen Ausführungen „Nostra Aetate“ in keiner Weise in Frage stellen wollen und stehe auch voll hinter dem Kommissionstext. Er habe nur an zwei Punkten eingehakt und theologische Kritik geübt, etwa ob man vom biblischen Verständnis her überhaupt von einer „Kündigung“ des Bundes sprechen könne. Die Fragen, die er aufwerfe, seien es wert, bedacht zu werden – nicht um etwas zurückzunehmen, sondern um es zu vertiefen. Kardinal Koch merkte in diesem Zusammenhang an, dass die Formulierung einer „Umstiftung des Sinai-Bundes in den neuen Bund im Blute Jesu“ auf das katholische Selbstverständnis ziele und das Judentum nicht abwerten wolle, da auch von Papst em. Benedikt XVI. nicht bestritten werde, dass der Bund mit Israel ewig gültig sei. Freilich zeige die Debatte, dass auf katholischer Seite die Frage, wie der christliche Glaube an die Heilsuniversalität Christi und die ebenso klare Glaubensaussage vom nie aufgekündigten Bund Gottes mit Israel überzeugend zusammengedacht und ohne Verletzungen ausgesprochen werden kann, noch nicht ausreichend beantwortet sei und des weiteren Nachdenkens bedürfe.

Die Mitglieder des Präsidiums des DKR und die Leiter des Gesprächskreises „Juden und Christen“ beim ZdK gaben zu bedenken, dass der Dialog auch nach 50 Jahren noch ein „zartes Pflänzchen“ sei, weshalb es umso wichtiger sei, dass das entstandene Vertrauen nicht durch missverständliche Äußerungen gefährdet würde. Kardinal Koch erklärte, dass im Dialog zwischen Juden und Christen keine Seite der anderen ihre Glaubensüberzeugung streitig machen dürfe und man sich gegenseitig auch unbequeme Glaubenswahrheiten zumuten müsse. Er beklagte in diesem Zusammenhang, dass im Dialog mit den Juden nicht alle Katholiken offen sprechen würden, quasi ihr Kreuz versteckten. Er mahnte mehr Ehrlichkeit im Dialog auf Augenhöhe von allen Seiten an.

Alle Gesprächsteilnehmer stimmten darin überein, dass die theologische Arbeit weitergehen müsse. Das gelte auch für das Verständnis der religiösen Bedeutung des Landes Israel.

Der ZdK-Gesprächskreis wird eine wissenschaftliche Publikation zu den offenen Fragen des Dialogs initiieren und lud Kardinal Koch zu einer öffentlichen Auftaktveranstaltung ein, um den Austausch mit dem Gesprächskreis fortzusetzen. Kardinal Koch wies darauf hin, dass der Diskurs auf regionaler Ebene ebenso wichtig sei wie die Arbeit im Vatikan. Aktivitäten des DKR und des Gesprächskreises gäben wichtige Impulse, die die Kommission bereichern würden.

Abschließend hoben alle Gesprächspartner die gesellschaftliche Bedeutung des jüdisch-christlichen Dialogs hervor: „Juden und Christen verbindet der Glaube an den Einen Gott. Nur wenn klar ist, dass die Kirchen das Judentum wirklich anerkennen, können wir antijüdischen Stereotypen den Boden entziehen und zum Wohl der Gesellschaft zusammenarbeiten.“, so die Leitungen des DKR und des Gesprächskreises beim ZdK. Sie bedankten sich bei Kardinal Koch für die Einladung und die Möglichkeit zum offenen und konstruktiven Austausch.
 

Gesprächsteilnehmerinnen und -Teilnehmer vom 22. Januar 2019:

Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen
Pater Dr. Norbert Hofmann, Sekretär der Päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum
Dr. Margaretha Hackermeier, Präsidentin des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit
Pfarrer Friedhelm Pieper, Präsident des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit
Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama, Präsident des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit und Leiter des Gesprächskreises „Juden und Christen“ beim ZdK
Dagmar Mensink, Leiterin des Gesprächskreises „Juden und Christen“ beim ZdK

(Quelle: Deutscher Koordinierungsrat)


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