Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
17.01.2019 - Nr. 1811

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Montag, 21. Januar 2019.



Guten Tag!

Nr. 1811 - 17. Januar 2019



"Ein Hügel südlich von Bethlehem, in den von Israel im Westjordanland besetzten Gebieten, entscheidet vielleicht über die Zukunft eines palästinensischen Staates", meint Till Magnus Steiner in einer Reportage für die TAGESPOST. Worum geht es? Ende letzten Monats hat die israelische Regierung verlauten lassen, dass sie auf diesem Hügel namens Givat Eitam eine Fläche von 1,18 Quadratkilometern dem Bau- und Wohnungsministerium zugewiesen hat, um die bestehende Siedlung Efrat zu erweitern. Diese Zuweisung ermöglicht den Beginn der aktiven Planung zur Bebauung Givat Eitams, gegen die allerdings beim Obersten Gerichtshof Israels eine Petition der israelischen Friedensorganisation "Peace Now" vorliegt: "Der Kampf um den Hügel".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

René Trabelsi ist der erste jüdische Minister Tunesiens seit den 1950er Jahren und derzeit der einzige in der arabischen Welt. Der jüdische Tourismusminister gilt als Experte seines Fachs, aber bei seinem Amtsantritt wurde vor allem erst einmal über seine Religion diskutiert. Konkrete Vorwürfe gab es wenige, aber mancher Abgeordnete zweifelte an der Loyalität des Ministers gegenüber dem tunesischen Staat. Es machten sogar Gerüchte die Runde, Trabelsi besitze neben der tunesischen und der französischen auch die israelische Staatsangehörigkeit. Sarah Mersch traf den Minister in Tunis und berichtet über ihre Eindrücke und Gespräch in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG: «Ich schweige und mache meine Arbeit».
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Aviv Kochavi ist am Dienstag mit allerlei Zeremonien in sein Amt als Generalstabschef eingeführt worden. Kochavi studierte Philosophie an der Hebräischen Universität Jerusalem, Public Administration in Harvard und internationale Beziehungen in John Hopkins. Veganer in der israelischen Armee werden sich freuen: Ihr neuer Boss Aviv Kochavi ist auch einer, sodass künftig mehr auf ihre Bedürfnisse geachtet werden dürfte. Im Vorjahr gab es noch 550 Beschwerden von Veganern über das Essen bei den israelischen Streitkräften, wie Alexandra Föderl-Schmid in ihrem Porträt des neuen Militärchefs in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG schreibt: "Der neue Chef der israelischen Armee ist ein sehr ungewöhnlicher Soldat".
Der Link zum Porträt in der Rubrik ISRAEL INTERN.
   
Aus den USA kennt man derlei Debatten schon lange: Der Streit um die Darstellung der Evolutionstheorie in den Schulen gehört in den USA fast schon zum Alltag. Vor allem evangelikale Christen wettern immer wieder gegen die Evolutionstheorie und bringen den biblischen Schöpfungsbericht dagegen in Stellen. Aber in Israel? Im Judentum? Sollte dort die Anerkennung der Evolutionstheorie auch ein Problem sein? Ja, berichtet Alexandra Föderl-Schmid in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, den Israels Museen tun sich zunehmend schwer mit der Präsentation des Themas Evolution. Hier sind es die Ultraorthodoxen, die gegen Darwin zu Felde ziehen und um Proteste von dieser Seite zu vermeiden, greifen Kuratoren oftmals zu unkonventionellen Lösungen. Das neueröffnete Steinhardt Museum für Naturgeschichte in Tel Aviv beispielsweise versteckt die Entwicklung des Menschens im obersten Stockwerk, sucht aber auch das Gespräch mit den Besuchern: "Darwin, versteckt hinterm Vorhang".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

1980 erschien ihr Bestseller "Dies ist nicht mein Land. Eine Jüdin verlässt die Bundesrepublik", der damals für lange und weitreichende Diskussionen über die Situation der Juden im Deutschland der Nachkriegszeit sorgte. Das ist nicht nur lange her, sondern auch für Lea Fleischmann hat sich seitdem in ihrem Verhältnis zu Deutschland viel verändert. Anfang Januar wurde die Autorin sogar für ihre Bemühungen um die deutsch-israelischen Beziehungen ausgezeichnet. Und im Interview mit der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG bekennt sie:
"Ich gehörte zur 68er-Generation, und als Atheistin hat für mich in Deutschland Religion keine Rolle gespielt. Erst in Jerusalem habe ich die religiösen Werte des Judentums kennengelernt, aber vermitteln kann ich nur in der deutschen Sprache. In Jerusalem habe ich Frieden mit Deutschland und mir selbst geschlossen. Mein Beruf ist für mich zur Berufung geworden."
Links zu zwei Interviews mit ihr und einem Bricht in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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„Ein Ärgernis, eine Beleidigung, ein Vergehen!“ ... „Wer braucht diesen Schund, der ein Tiefpunkt für den Verlag ist und nicht mal als Parodie durchginge?“ ... „Hanser blamiert sich mit kitschigem Roman!“ ... „Ein Roman voller erzählerischer Klischees.“ ... "Eine Nazischnurre mit Fertigfiguren" ... "Ein Fall von literarischer Hochstapelei."
Dies alles Kostproben aus einigen der einschlägigen Rezensionen in FAZ, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, ZEIT, DEUTSCHLANDRADIO zu dem Buch soeben erschienenen Buch von Takis Würger "Stella", in dem es um die historische Figur Stella Goldschlag geht, die im Dritten Reich als Jüdin andere Juden an die Gestapo verraten hat. Der SPIEGEL-Journalist Takis Würger hat über ihr Leben einen Roman geschrieben und rekonstruiert dafür das dekadente Berliner Nachtleben. Freilich gibt es auch andere Stimmen zum Buch: "Leise, glaubwürdig und ja, auch schonungslos, aber an keiner Stelle unempathisch, effekthascherisch oder gar reißerisch" urteilt beispielsweise Philipp Peyman Engel in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG. Wie dem auch sei, über den Roman ist eine Debatte entbrannt,  wie es sie in dieser Intensität nur selten in der deutschsprachigen Literatur gibt. Der Vorwurf: Takis Würger, der nichtjüdische Schriftsteller, instrumentalisiere den Holocaust für seine »kitschige Nazi-Schnurre mit Fertigfiguren« (Deutschlandfunk). Das Buch sei das Symbol einer Branche, die jeden ethischen oder ästhetischen Maßstab verloren zu haben scheint. Neben zahlreichen Rezensionen und ersten Aufarbeitungsversuchen der bislang gelaufenen Debatte liegen mittlerweile auch die ersten Interviews mit dem Autor selbst vor. Auf die Frage der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG etwa, ob er von der Heftigkeit der Debatte überrascht sei, antworetet Würger:
"Ja. Aber ich glaube, die Debatte ist wichtig. Wenn mein Roman Stella dazu führt, dass ein paar mehr Menschen in unserem Land über den Terror der Nazis nachdenken, finde ich das gut."
Links zu einigen ausgewählten Rezensionen, Debattenbeiträgen und Interviews in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Gestern Abend lief der ebenso beeindruckende wie berührende dokumentarische Film "Die Unsichtbaren", der das Schicksal von vier untergetauchten Juden und Jüdinnen sowie deren Familien im Berlin des Dritten Reichs erzählt. Vor diesem Hintergrund greift Sven Felix Kellerhoff in der WELT das Schicksal dieser untergetauchten "Illegalen" auf und schildert weitere Beispiele: "So tauchten jüdische „U-Boote“ vor den NS-Schergen unter".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Lutz van Dijk, 62, ist ein deutsch-niederländischer Schriftsteller, Historiker und Pädagoge.Er war zehn Jahre Lehrer in Hamburg, später Mitarbeiter des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam. Seit 2001 lebt er in Kapstadt, Südafrika, und ist Mitbegründer der Stiftung HOKISA, die sich für von AIDS betroffene Kinder und Jugendliche in einem Township einsetzt. Nun fordert er gemeinsam mit anderen in einer Petition, dass der Bundestag am Holocaust-Gedenktag 2021 erstmals explizit die homosexuellen Opfer thematisieren solle. Seit seiner Einführung im Jahre 1996 hat es bisher insgesamt 22 Holocaust-Gedenktage gegeben, an denen im Bundestag ganz unterschiedliche Personen zu Wort kamen, um über ihre eigenen Erfahrungen oder die ihrer Angehörigen während des Nationalsozialismus zu sprechen. Das Thema der verfolgten Homosexuellen jedoch blieb bislang unberücksichtigt. Die TAZ sprach mit van Dijk über mögliche Gründe und seine Petition an den Bundestag: „Eine Brücke bis in die Gegenwart“.
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Mehr als 100 jüdische und israelische Intellektuelle haben in einem gemeinsamen Aufruf die „Bank für Sozialwirtschaft“ für deren Umgang mit israelkritischen Kontoinhabern kritisiert. „Als jüdische und israelische Akademiker und Intellektuelle verurteilen wir die laufende Kampagne, die darauf abzielt, die Jüdische Stimme und ihre Mitglieder zum Schweigen zu bringen, unabhängig davon, ob wir mit allen ihren Positionen übereinstimmen oder nicht“, heißt es in dem Schreiben, über das die TAZ berichtet. In dem Streit geht es um die in Berlin ansässige Organisation „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“. Hintergrund: 2016 hatte die Bank das Konto der Organisation gekündigt, weil diese die BDS-Bewegung unterstütze, die sich für einen Boykott israelischer Waren einsetzt. Als die Bank ihre Entscheidung 2017 revidierte, wurde sie daraufhin vom Simon-Wiesenthal-Center (SWC) in Los Angeles als antisemitisch bezeichnet. In Reaktion darauf beauftragte die Bank die Berliner Antisemitismus-Forscherin Juliane Wetzel zu prüfen, ob die „Jüdische Stimme“ antisemitisch sei. Dass Deutsche „ein Urteil fällen, ob eine Gruppe von Juden und Israelis, darunter viele Nachkommen von Holocaust-Überlebenden, antisemitisch sei“ halten sie für „lächerlich und schamlos“, schreiben daraufhin kürzlich die Unterzeichner des Aufrufs. Zu ihnen gehören der US-Linguist Noam Chomsky, die Philosophin Judith Butler, die in Jerusalem lehrenden Soziologin Eva Illouz, der Publitzist Micha Brumlik und der israelische Historiker Moshe Zimmermann, der in einem Interview mit der TAZ vor wenigen Tagen betonte:
"Es gibt in der BDS-Bewegung viele Leute, die antisemitisch argumentieren. Aber nicht jeder BDS-Unterstützer ist zwangsläufig Antisemit. Auf der anderen Seite ist nicht jeder, der einen Boykott der Siedlungen im palästinensischen Westjordanland unterstützt, automatisch BDS-Mitglied."
Die Unterzeichner des Aufrufs kritisieren dabei nicht nur die „Bank für Sozialwirtschaft“, sondern auch Einschüchterungsversuche der israelischen Regierung: „Zivilgesellschaftliche Organisationen in Israel und weltweit, die sich für die Menschenrechte der Palästinenser einsetzen, werden von israelischen Offiziellen in zynischer Weise als Feinde des Staates, Verräter und zunehmend als Antisemiten abgestempelt“, heißt es in dem Aufruf. Und: „Wir rufen die deutsche Zivilgesellschaft dazu auf, Antisemitismus unnachgiebig zu bekämpfen und dabei klar zu unterscheiden zwischen Kritik am Staat Israel, so hart sie auch ausfallen mag, und Antisemitismus.“
In einem längeren Kommentar positioniert sich Frederik Schindler in der TAZ deutlich und kritisiert das Eintreten der "Jüdischen Stimme" für die BDS-Bewegung: "Die Boykottkampagne BDS ist nicht propalästinensisch, sondern antisemitisch. Die Sozialbank sollte Unterstützern kein Konto gewähren." Den Vorwurf, mit der Brandmarkung der BDS-Bewegung als antisemitisch solle die Meinungsfreiheit und Kritik am Staat Israel unterbunden werden, hält er für unzutreffend:
"Mit Kritik an spezifischer Politik hat BDS aber eben nichts zu tun. So zeigt ein genauerer Blick auf die Kampagne, dass es nur vermeintlich um den Einsatz für die Rechte der Palästinenser geht. Wäre dies so, müsste sich die Kampagne vor allem gegen die islamistische Hamas richten, die die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen massiv entrechtet, unterdrückt, mit antisemitischer Propaganda indoktriniert und als menschliche Schutzschilde im Krieg gegen Israel missbraucht. Von BDS unbeachtet bleiben auch Tausende leidende Palästinenser, die unter grauenvollen Bedingungen im syrischen Flüchtlingslager Jarmuk leben müssen."
Auch Michael Wuliger kritisiert in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG die Behauptung der Kritiker, man wolle sie mit dem Antisemitismusvorwurf mundtot machen und hält dem entgegen:
"Über kaum ein anderes Thema wird in deutschen Medien so unverhältnismäßig oft berichtet wie über die Lage der Palästinenser. Und eine pro-israelische Schlagseite hat die Berichterstattung in der Regel nicht. Die relativ wenigen Unterstützer Israels kämpfen dagegen aus der Defensive an. Nicht die Meinungsfreiheit der Antizionisten ist bedroht, sondern ihr Anspruch auf ein Meinungsmonopol."
Unterdessen hat auch der Zentralrat der Juden die Organisation »Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost« kritisiert. Der Verein unterstütze aktiv Veranstaltungen der BDS-Bewegung, betonte Zentralratspräsident Josef Schuster am Dienstag. »Und die Stoßrichtung der BDS-Bewegung ist unzweifelhaft antisemitisch«, heißt es in einem Bericht der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG.
Die Links zu den Berichten, Kommentaren und Interviews in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Er bezichtigte Juden der "rücksichtslosen Gewinnsucht und der Arbeitsscheu" und wünschte sich das "Verbluten" von "Judenjungen" bei der Beschneidung: Der preußische Beamte Christian Peter Wilhelm Beuth (1781-1853) war nicht nur Wegbereiter der Ingenieurwissenschaften - sondern auch Antisemit. Darf so ein Mensch Namenspatron einer deutschen Hochschule sein? Das ist er nämlich im Falle der Berliner Beuth-Hochschule. Auf einem Symposium soll nun über eine mögliche Umbenennung debattiert werden - aber Kritiker fühlen sich ausgebremst, berichtet Petra Sorge für den SPIEGEL: "Hochschule streitet über antisemitischen Namensgeber".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Für DOMRADIO berichet Thomas Spang von einem ungewöhnlichen Experiment in den USA: Ein Millionär hat Juden dafür bezahlt, mindestens drei Jahre lang im US-Bundesstaat Alabama zu leben, einer Hochburg der Evangelikalen. Nun scheint sein Versuch allerdings zu scheitern. So versuchte beispielsweise ein Ehepaar sein Bestes, um Vorurteile abzubauen und den evangelikalen Christen den eigenen jüdischen Glauben verständlich zu machen:
"Einem Reporter der "Washington Post", der sie kürzlich besuchte, berichteten sie, dass sie Latkes, jüdische Reibekuchen, backten und die methodistische Gemeinde im Ort besuchten. Doch ihre Annäherungen blieben unbeantwortet. Lisa musste sich anhören, Juden würden ihre Hamburger mit Babyblut zubereiten. Und Kenny verlor einen Patienten für die Hausbetreuung, als der erfuhr, dass sein Pfleger Jude sei."
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Am heutigen Donnerstag wird in mehreren europäischen Ländern der "Tag des Judentums" begangen - so etwa in Italien, Österreich, Polen und den Niederlanden. Vor diesem Hintergrund hat der Vatikan an die Notwendigkeit des christlich-jüdischen Dialogs erinnert. Christen biete er "die Gelegenheit, sich der jüdischen Wurzeln ihres Glaubens zu erinnern". Für ein stärkeres gemeinsames Engagement von Christen und Juden hat sich Papst Franziskus ausgesprochen. Er fordert mehr Einsatz im gemeinsamen Dialog. Der "Tag des Judentums" in Österreich geht auf einen Beschluss des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich im Jahre 2000 zurück und wird mit zahlreichen Veranstaltungen und Gottesdiensten begangen. In diesem Jahr steht er unter dem Motto "Unsere gemeinsame Hoffnung". Über die Hintergründe und aktuellen Aktivitäten am heutigen Tag sowie die ermutigenden Worte aus dem Vatikan berichtet u.a. in mehreren Beiträgen die österreichische Nachrichtenagentur KATHPRESS: "Papst Franziskus betont Nähe zwischen Christen und Juden".
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Heute endete das 19. Internationale Bischofstreffen im Heiligen Land, as am 12. Januar begonnen hatte. 14 Bischöfe von zwölf europäischen und nordamerikanischen Bischofskonferenzen sowie aus Südafrika nahmen an dem Treffen teil. Die Deutsche Bischofskonferenz war durch den Vorsitzenden der Deutschen Kommission Justitia et Pax, Bischof Dr. Stephan Ackermann (Trier), vertreten. Die jährlich stattfindenden Bischofstreffen zielen darauf ab, die Verbundenheit der Weltkirche mit den Christen im Heiligen Land zum Ausdruck zu bringen und internationale Aufmerksamkeit für die Situation der Kirchen in der Region herzustellen. Darüber hinaus sollen Möglichkeiten der Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern ausgelotet werden. Beim diesjährigen Treffen stand insbesondere die immer dramatischer werdende Situation der Christen im Nahen Osten und teilweise auch in Israel selbst im Mittelpunkt der Begegnungen und Gespräche, die heute mit einer Abschlusserklärung endete: "Die Christen in Israel fühlen sich relativ gut".
Links zu Berichten, Interviews und dem Wortlaut der Schlusserklärung in der Rubrik Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Für viel Wirbel sorgte in den letzten Tagen ein umstrittenes Kunstwerk des finnischen Künstlers Jani Leinonen mit einem gekreuzigten "McJesus" in der israelischen Stadt Haifa. Bischöfe in Israel forderten die Stadt auf, die von ihnen als verletzend empfundene Christusdarstellung aus einer Kunstausstellung zu entfernen. Zwar gebe es ein Recht auf Meinungsfreiheit und man teile das Ziel der Ausstellung, Kritik an der Konsumgesellschaft zu üben, betonten die Bischöfe. Es sei aber nicht hinnehmbar, dazu „das bedeutendste Symbol der christlichen Religion“ zu missbrauchen, hieß es weiter. "Überraschend ist", so Alexandra Föderl-Schmid in ihrem Bericht für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG", "dass sich der Protest erst jetzt regt, obwohl das Werk bereits seit August zu sehen ist." Und in der TAZ kommentiert Tania Martini etwas fassungslos:
"Ärgerlich genug, dass derart platte Konsumkritik – Sie wissen schon, die Ware ist heilig, die Ware ist die Religion des Kapitalismus – es in ein Museum schafft. Aber dass diese Langeweile noch skandalpolitisches Potential haben soll, ist kaum zu glauben."
Links zu Berichten und Kommentaren in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Sollen jüdische Museen immer Holocaust-Museen sein? Dürfen sie in Ausstellungen israelkritische Positionen vertreten? Wie viel Geschichte muss sein und wie viel Zukunft darf sein? Mit diesen Fragen hat DEUTSCHLANDRADIO drei jüdische Museen konfrontiert: in Frankfurt, Berlin und München. Ein aktueller Beitrag berichtet über die Antworten, die man daraufhin erhalten hat: "Das Selbstverständnis jüdischer Museen in Deutschland".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Avitall Gerstetter war mit 33 Jahren Berlins erste jüdische Kantorin und hat sich seitdem als eine Brückenbauerin zwischen den Religionen einen Namen gemacht. Und ebenso hat sie zahlreiche Projekte entwickelt, mit denen sie sich gegen den Antisemitismus einsetzt. Nun hat sie eine neue Idee. Ausgerechnet - oder gerade deswegen - will sie im Berliner Bezirk Treptow, der für seine antisemitische Pöbeleien und rechtsextremistische Propaganda bekannt ist, einen festen Ort für jüdische Kultur errichten, nämlich einen jüdischen Kultursalon. Darüber berichet der TAGESSPIEGEL - und im Interview mit der BERLINER MORGENPOST erläutert die Kanatorin etwas mehr ihre Motive und Pläne: "Kantorin will jüdischen Kultursalon eröffnen".
Die Links zu Bericht und Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

An den jüdischen Feiertagen Jom Kippur und Pessah besteht für gläubige Juden eigentlich ein Schreibverbot. Darauf mehr Rücksicht zu nehmen hat nun Zentralratspräsident Schuster eingefordert, wie einem Bericht im MIGAZIN zu entnehmen ist. Und in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG erläutert Ralf Balke das Problem näher. Beispielsweise berichtet er von einem Medizinstudenten aus Bayern, dessen Abschlussprüfungen in 2019 auf den Zeitraum zwischen dem 8. und 10. Oktober und damit ausgerechnet auf Jom Kippur fallen, dem höchsten jüdischen Feiertag. Zwar betonten alle Beteiligten, wie wichtig ihnen religiöse Vielfalt und die Religionsfreiheit seien, aber wirkliche Schritte für die Lösung eines solchen Problems würden nicht unternommen. Die Situation sei »äußerst unbefriedigend und sorgt in der jüdischen Gemeinschaft verständlicherweise für Ärger«, ergänzt Josef Schuster: "Prüfung an Pessach".
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die Chronistin beschädigter Kindheiten und jüdischen Lebens in Deutschland, die Kinder- und Jugendbuchautorin und Übersetzerin Mirjam Pressler, ist tot. Mirjam Pressler war Taxifahrerin, führte einen Jeansladen – und schrieb später unvergessliche Jugendbücher und Romane, die immer wieder auch vom Holocaust und von antisemitischen Pogromen handelten. Auch die Tagebücher von Anne Frank hat sie erstmals vollständig aus dem Niederländischen ins Deutsche übertragen; eine Beschäftigung, aus der ihre gefeierte Anne-Frank-Biografie „Ich sehne mich so“ erwuchs. Und natürlich war sie eine große Übersetzerin israelischer Literatur. Und da sei es beinahe "ein bisschen unheimlich", so Gerrit Bartels in ihrem Nachruf im TAGESSPIEGEL, dass knapp "drei Wochen nach dem Tod des israelischen Schriftstellers Amos Oz" nun auch "seine deutsche Übersetzerin Mirjam Pressler im Alter von 78 Jahren in Landshut gestorben [ist], nach langer, schwerer Krankheit, wie es heißt".
Links zu ersten Nachrufen für die Frau, die erst relativ spät in ihrem Leben erfahren hat, dass ihre Mutter Jüdin ist, in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Die größte Christenverfolgung geschieht noch immer in der islamischen Welt. Also in jener Welt, deren Flüchtlingen wir bei uns Raum geben. Warum Leisetreterei bei dem Thema falsch ist, legt Steffen Reiche in einem Beitrag für die WELT dar. Steffen Reiche, 58, ist Pfarrer an der Nikolasseer Kirche Berlin und war von 2005 bis 2009 für die SPD Mitglied im Deutschen Bundestag. "Was tut Deutschland oder Belgien, was tun die Vetomächte USA oder Großbritannien, was tut Frankreich oder Russland im UN-Sicherheitsrat? Was sagt der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK)? Nicht nur mal leise und nebenbei, sondern laut und unüberhörbar", so fragt Reiche, Pfarrer an der Nikolasseer Kirche Berlin und von 2005 bis 2009 für die SPD Mitglied im Deutschen Bundestagin, in seinem Beitrag für die WELT: "Gegen Christenverfolgung ist Appeasement nutzlos".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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»S’brent« (Es brennt) ist wohl das bekannteste Lied von Mordechai Gebirtig (1877–1942). Der jüdische Dichter aus Krakau schrieb es 1938 nach einem Pogrom in der polnischen Kleinstadt Przytyk. Während des Nationalsozialismus wurde das Lied zur inoffiziellen Hymne jüdischer Widerstandskämpfer, heute wird sie in Israel alljährlich zum Holocaust-Gedenktag angestimmt. Nun hat der Journalist Uwe von Seltmann eine Biografie des Dichters vorgelegt, der als Vater des jiddischen Volkslieds gilt. Anett Böttger hat sie für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG gelesen: "Vater des jiddischen Volkslieds".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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