Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
06.11.2018 - Nr. 1800

Der falsche Mythos vom wehrlosen Diaspora-Juden



80 Jahre Reichspogromnacht – Schweizweit werden die Synagogen beleuchtet

Am 9. November 2018 jährt sich zum 80. Mal die Reichspogromnacht.

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG und die Plattform der Liberalen Juden der Schweiz PLJS haben zu diesem Anlass zusammen mit verschiedenen jüdischen Gemeinden eine stille Form des Gedenkens gewählt. Am 8. November 2018 werden in Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich die Synagogen von aussen speziell beleuchtet.

Rund um den 80. Jahrestag der Reichspogromnacht finden schweizweit Gedenkveranstaltungen statt. Ausserdem lassen Synagogen und jüdische Betlokale ihre Gebäude nachts beleuchtet. Die Synagogen in Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich werden am 8. November 2018 mit einer besonderen Aussenbeleuchtung an die Ereignisse vor 80 Jahren erinnern. Der 9. November fällt dieses Jahr auf einen Freitagabend, also den Beginn des Schabbats. Daher finden die Gedenkanlässe bereits einen Tag zuvor am Donnerstag statt.

(Quelle: Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund)


Prozess gegen früheren SS-Wachmann beginnt



Die Anklage wirft dem 94-Jährigen Beihilfe zum Mord in mehreren Hundert Fällen im KZ Stutthof vor...

Grundschüler wissen wenig über Juden und Roma

[FRANKFURTER RUNDSCHAU]
Ein Großteil der Grundschüler hat laut einer Studie keine Ahnung, was die Begriffe „Jude“ oder „Roma“ bedeuten. Viele Schüler glauben zwar, dass Juden während des Zweiten Weltkriegs verfolgt wurden. Ganz sicher sind sie sich da allerdings nicht....

Der SS-Mann, den sie „Bubi“ nannten



Von Per Hinrichs | Der 94-jährige Johann R. muss sich vor dem Landgericht Münster wegen seiner Tätigkeit im KZ Stutthof verantworten. Judy Meisel war damals 14 Jahre alt und sah unvorstellbare Grausamkeiten. Jetzt will sie ihn erkannt haben. Ein Besuch bei ihr in den USA...

Der falsche Mythos vom wehrlosen Diaspora-Juden



Von Jens Rosbach | Die Revolte im Konzentrationslager Sobibor im Jahr 1943 hatte zwei Ziele: Faschisten zu ermorden und der Welt die Wahrheit zu erzählen. Doch der Aufstand widerlegt auch die Metapher vom angeblich passiven Juden...

Geschändet und geraubt



Von Eva-Elisabeth Fischer | "Sieben Kisten mit jüdischem Material" in München...

Ein düsteres Kapitel der Geschichte Roms



Von Andrea Spalinger | Am 16. Oktober 1943 wurden über tausend Juden aus Rom nach Auschwitz deportiert. Nur 16 von ihnen haben überlebt. Doch bis heute wird in Italien kaum über die Diskriminierung und Verfolgung der Juden gesprochen...




Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht

Sprechen über Antisemitismus in Vergangenheit und Gegenwart: Dem widmete sich eine Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht im Bundespresseamt. Der Antisemitismusbeauftragte Klein, Deutsche Gesellschaft-Vorstand Müntefering und Wissenschaftler diskutierten, wie man Anfänge erkennt und ihnen wehren kann.

 "Die Polizeiliche Kriminalstatistik weist für das letzte Jahr 1.504 antisemitische Straftaten aus", eröffnet die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer die Veranstaltung "Den Opfern verpflichtet - Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart". Die Bundesregierung akzeptiere diese Entwicklung nicht. Zusätzlich zu Forschungsprogrammen, Bildungsarbeit und Prävention gegen Antisemitismus und Extremismus habe sie im April 2018 das Amt des Antisemitismusbeauftragten eingerichtet. Er soll alle Maßnahmen der Bundesregierung koordinieren und jüdisches Leben fördern.

So war Felix Klein, der Antisemitismusbeauftragte, auch Hauptredner der Gedenkveranstaltung. Er sieht den Auftrag für die Gesellschaft, die Bedeutung der Ereignisse vom November 1938 neu zu justieren.

Wieder gebe es Demagogen, die in Deutschland ein Klima des Hasses schafften, das Gewalttaten Vorschub leiste. Dabei nannte er die Demonstration von Neonazis in Dortmund oder die Vorfälle in Chemnitz.

Klein sprach aber auch von der nicht immer bis in die Nachrichten vordringenden Diskriminierung auf Schulhöfen. "Grundlegende Errungenschaften der liberalen Demokratie werden angegriffen", so Klein. 1938 habe sich gezeigt, wie dünn die Firnis der Aufklärung in Deutschland gewesen sei. Viele Menschen hätte weggesehen, einige sogar mitgemacht. Doch jeder Einzelne habe Handlungsspielraum.

Mutige Handlungen wie von den Polizisten des 16. Berliner Reviers unter Hauptmann Krützfeld, die versuchten, die Brandstiftung an der Synagoge Oranienburger Straße zu verhindern, seien beispielhaft. "Anonyme Helfer können Vorbild sein. Das Wirken des Einzelnen kann den Unterschied machen", sagte Klein.

Er stelle fest, dass seit seiner Ernennung die Grenzen in der gesellschaftlichen Diskussion, ,,die Hemmschwellen", weiter gesunken seien. "Das bedroht unsere gesamte politische Erinnerungskultur. Hier müssen wir 'Stop' sagen". Klein appellierte, den Blick verstärkt auf die Menschen zu richten, die einen inneren Kompass hatten und dem Nationalsozialismus widerstanden. "Rote Kapelle, Weiße Rose oder die Polizisten des 16. Berliner Reviers können als Vorbild dienen."

Franz Müntefering als Vorstand der Deutschen Gesellschaft sprach vor allem die jungen Menschen an: "Wir müssen darüber sprechen." Er wies darauf hin, dass sich mit dem 9. November so viel in der deutschen Geschichte verbindet: 1848 sei der Paulskirchen-Abgeordnete Robert Blum hingerichtet worden. 1918 sei das Kaiserreich am Ende gewesen und eine "unfertige Demokratie" habe begonnen, die zumindest in Wahlen 1919 mündete. 1923 habe Hitler in einem Putsch zum ersten Mal versucht, die Macht an sich zu reißen. Dann die Pogromnacht 1938 und schließlich 1989, "als die Mauer zu Bruch ging".

Müntefering wirft die Frage auf: "Wäre nicht der 9. November der richtige Gedenk-Feiertag?" Im Gedenken "müssen wir den Alltag für uns gewinnen", so seine Schlussfolgerung.

Die Historikerin Cornelia Wilhelm von der Ludwig-Maximilian-Universität München machte darauf aufmerksam, dass der 9. November 1938 die "erste physische Attacke" auf Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland war. Dabei seien schon zu dem Zeitpunkt mehr als 100 Menschen zu Tode gekommen.

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, unterstrich: "Was am 9. November von den Nazis angeordnet wurde, war ein finaler Test: Wie weit können sie mit den Juden gehen! Deshalb müssen wir gerade junge Menschen 'imprägnieren', dass sie zu schätzen wissen, was wir hier in unserer Demokratie haben". Er hält bestimmte Tendenzen im Land, die unter dem Siegel "Das muss man ja nochmal sagen dürfen..." auftreten, für problematisch. Die jüdische Gemeinschaft sei darüber beunruhigt. Einige denken inzwischen darüber nach, ob sie ihre Zukunft in Deuschland oder auch Europa sähen.

(Quelle: Bundesregierung)


Der Beginn der Maschinerie



Von L. Joseph Heid | Nach den brutalen Ereignissen des Novemberpogroms von 1938 wurden später die unglaublichsten antijüdischen Massnahmen von sich wechselseitig übertrumpfenden Nazi-Funktionären beschlossen...

9. November Ein Tag zwischen Gut und Böse



Von Götz Aly | Am 9. November 1918 wurde die erste deutsche Republik ausgerufen, vor 29 Jahren fiel am gleichen Tag die Mauer. Damit lassen sich die Gedenktage gleichen Datums – 95 Jahre Hitlerputsch und 80 Jahre Pogromnacht – überblenden...

Der Auftakt zum Massenmord



Von Felix Edeha | Synagogen werden angezündet, Geschäfte zerstört, Polizei und Feuerwehr schauen zu: Mit den Novemberpogromen im Jahr 1938 tritt die Gewalt gegen Juden in Deutschland offen zutage. In kaum einer Stadt sind die Exzesse so heftig wie in Berlin... 

„Allein in NRW gab es mehr als hundert Tote“

[DIE WELT]
Von Frank Lorentz | Kommende Woche jährt sich die Pogromnacht zum 80. Mal. Was weiß man eigentlich genau darüber? Nicht genug, sagt Bastian Fleermann, Gedenkstättenleiter in Düsseldorf. Eine Studie zeigt die Ereignisse in neuem Licht...

Namensturm erinnert an jüdische Opfer der Novemberpogrome



Auf der LED-Fassade des Uniqa-Towers werden die Namen der Opfer sichtbar gemacht...

„Man muss Haltung zeigen“



Von Hanning Voigts | Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, streitet am 9. November über Demokratie und kulturelle Vielfalt. Ein Porträt...

Haus der Geschichte zeigt Versäumnisse der Mauerbach-Auktion



Von Olga Kronsteiner | 1996 wurde "herrenloses Gut" zugunsten von NS-Opfern versteigert, obwohl die Vorbesitzer teils bekannt waren ...

Erinnerung an die Hetzjagd gegen Innsbrucks Juden



Die Pogromnacht gegen jüdische Innsbrucker jährt sich zum 80. Mal. Ein Hörabend gibt Einblick in eine Geschichte von Gewalt und Schweigen...

Christen und Juden gedenken Novemberpogromen



Zum Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Novemberpogrome des Jahres 1938 veranstalten auch heuer wieder mehrere christliche und jüdische Organisationen gemeinsam die „Bedenktage“-Reihe „Mechaye Hametim“...

1933 – Eine Kunstinstallation von Ramesch Daha



Das Jüdische Kulturmuseum Augsburg-Schwaben zeigt ab dem 7. November 2018 die Installation „1933“ der österreichisch-iranischen Künstlerin Ramesch Daha. Der 80. Jahrestag der Novemberpogrome ist der geeignete Anlass, mit einer künstlerischen Arbeit den Beginn der Ausgrenzung der deutschen Juden und Jüdinnen zu thematisieren ...




»Draußen brennt die Synagoge!«



Von Christian Feldmann | Heute vor 75 Jahren starb der Priester und »Gerechte unter den Völkern« Bernhard Lichtenberg. Eine Erinnerung ...

Der Dompropst, der den Nazis die Stirn bot



Von Steffen Zimmermann | Er war einer der bekanntesten katholischen Gegner des NS-Regimes und zahlte dafür einen hohen Preis: Vor 75 Jahren starb der Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg auf dem Weg in das Konzentrationslager Dachau...




Schwarz-weiß-rot-braune Kontinuitätslinien



Von Eckart Conze | Soll man „Fachleute“ aus der NS-Zeit weiter beschäftigen? Fragen, die sich nach 1945 sowohl in Bonn als auch in Ost-Berlin stellten...

Hohe personelle Kontinuität



Von Guido Thiemeyer | „Belastete“ Beamte konnten nach 1945 in Ost und West weiterarbeiten. Die DDR verschelierte das aber besser...

        




Konzerthaus Dortmund zeigt "Violinen der Hoffnung" als klingende Zeitzeugen

Dortmund - "Violinen der Hoffnung" lautet der Titel einer Ausstellung, die vom 12. bis zum 16. November im Foyer des Konzerthauses Dortmund zu sehen ist. Präsentiert werden insgesamt 16 Geigen, deren Besitzer von den Nationalsozialisten im Holocaust verfolgt wurden.

Neben den Instrumenten werden auch deren Geschichten und die ihrer Besitzer erzählt, hieß es am Freitag in einer Mitteilung des Konzerthauses.
 
Der israelische Geigenbauer Amnon Weinstein hat insgesamt 70 solcher Geigen zusammen mit seinem Sohn Avshalom restauriert und wieder zum Klingen gebracht. Geigenbauer Weinstein begann in den 1980er Jahren mit seiner Sammlung. Damals öffnete er in seiner Werkstatt in Tel Aviv den Deckel einer Violine, die er restaurieren wollte. Dabei rieselte dunkle Asche heraus.
 
Er forschte nach und fand heraus, dass der einstige Besitzer die Geige im Männerorchester des Vernichtungslagers Auschwitz gespielt hatte und von dort stammte auch die Asche. Weinstein sammelt seitdem Violinen aus Lagern, Ghettos und von Partisanen und restauriert sie. Als "Violinen der Hoffnung" schicken sie die Instrumente als klingende Zeitzeugen für Ausstellungen und Konzerte um die ganze Welt.

In Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dortmund kommt das Projekt jetzt, 80 Jahre nach der Reichsprogromnacht, nach Dortmund. Am 13. und 14. November werden einige der Violinen zudem im 3. Philharmonischen Konzert der Dortmunder Philharmoniker zu hören sein.
 
Internet:
www.konzerthaus-dortmund.de

(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt
Microtext-Journalistenbüro)




Doppelausstellung in Münster zum Überleben nach dem Holocaust

Münster - Die Bürgerhalle des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Münster zeigt seit Freitag eine Ausstellung unter dem Titel "Leben - nach dem Überleben".

Die Schau ist bis zum 15. November terminiert und präsentiert Bilder und Zitate von Überlebenden des Holocaust und ihrer Famiien in Israel. Die Fotografin Helena Schätzle hat im Auftrag einer israelischen Hilfsorganisation insgesamt vier Monate lang die Angehörigen dreier Generationen beobachtend begleitet.
 
Ihre Bilder sowie die Textpassagen aus Gesprächen zeigen nach Angaben der Veranstalter "die emotionalen Spuren einer immer noch präsenten Vergangenheit." Zeitgleich sind zudem unter dem Titel "Über-Leben" Zeitzeugenporträts des Münsterschen Fotografen Ralf Emmerich zu sehen. Der hatte ehemalige Mitglieder der jüdischen Gemeinde Münster ausfindig gemacht und sie in Deutschland, England und den Niederlanden besucht.
 
Zehn Gesichter blicken in der Schau überlebensgroß von weißen Wänden und scheinen den direkten Blickkontakt mit den Betrachtern zu suchen. Alle zehn wurden von den Nationalsozialisten verfolgt und verließen in den 1930er Jahren Deutschland.
 
Die Doppelausstellung ist montags bis freitags von 8 bis 18.30 Uhr geöffnet.
 
Internet:
www.lwl.org/de

(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt,
Microtext-Journalistenbüro)




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