Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
11.10.2018 - Nr. 1794

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erscheint am kommenden Dienstag, 16. Oktober 2018.


Guten Tag!

Nr. 1794 - 11. Oktober 2018



Israel spricht erstmals seit langem wieder mit der Hamas, berichtet Jochen Stahnke in der FAZ. Im Rahmen der Treibstoffversorgung für den Gaza-Streifen mit Hilfe des Wüstenstaates Qatar kam es jüngst zu direkten Verhandlungen u.a. auch zwischen Israel und der Hamas unter Umgehung des palästinensischen Ministerpräsidenten Abbas. Dem gefiel das gar nicht:
"Abbas lässt Dutzende Millionen Dollar an Gehaltszahlungen für Beamte in Gaza und weitere Hilfszahlungen einbehalten und wehrte sich bis zuletzt heftig gegen das Angebot Qatars. Er will die Hamas isolieren und die Macht über Gaza zurückgewinnen. [...] Die palästinensische Führung in Ramallah wehrt sich mit allen Mitteln gegen eine gesonderte Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas. Sie fürchtet ihren endgültigen Machtverlust im Gazastreifen."
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Nach einer Woche Zwangsaufenthalt im Transitbereich des Flughafens von Tel Aviv will eine Studentin aus den USA nun ihr Recht auf Einreise nach Israel gerichtlich einklagen. Die Studentin Lara Alqasem war am Dienstag vergangener Woche in Israel gelandet, um ein Studienjahr in Jerusalem anzutreten. Israel jedoch verweigert bis heute die Einreise, da der 22-jährigen "Byokott-Aktivitäten" vorgeworfen werden. Grundlage des Einreiseverbots bildet dabei ein im März 2017 verabschiedetes, höchst umstrittenes Gesetz, wie die AARGAUER ZEITUNG und der TAGESSPIEGEL berichten: "US-Studentin darf nicht nach Israel einreisen".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Am 30. Oktober stehen Bürgermeisterwahlen in Jerusalem an. 40 Prozent der Wahlberechtigten in Jerusalem sind Palästinenser. Sie boykottieren jedoch traditionell seit der israelischen Eroberung Ost-Jerusalems und der Altstadt die Kommunalwahlen. 35 Prozent der verbleibenden Wahlberechtigten gehören dem ultra-orthodoxen Judentum an. Für den Großteil von ihnen ist die Wahlempfehlung der führenden Rabbiner entscheidend. Für die TAGESPOST schildert Till M. Steiner die derzeitige Stimmungslage in der Orthodoxie mit Blick auf die Wahlen in Jerusalem: "Machtfaktor Ultra-Orthodoxie".
Der Link zu seiner Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

"Ich war immer wieder erstaunt, zu erleben, wie ein ganz bestimmtes Narrativ Ausgangspunkt für die Lagebeschreibung vieler Journalisten war. Ein Beispiel: Immer wieder wurde Israels Reaktion zuerst erwähnt und nur im zweiten Satz, oftmals kleingedruckt, kurz angegeben, was die Gegenseite «mutmasslich» zuvor getan hatte. «Mutmasslich»? Der Raketenbeschuss aus Gaza erfolgt – leider – nicht mutmasslich, sondern ist bittere Realität in Israel."
Die BASLER ZEITUNG druckt ein Kapitel des neuen Buches von Arye Sharuz Shalicar ("Der neu-deutsche Antisemit: Gehören Juden heute zu Deutschland?") ab, in dem dieser sich mit der einseitigen Berichterstattung der deutschen Presse in Israel beschäftigt. Shalicar war von 2009 bis Ende 2016 Pressesprecher der israelischen Armee und ist heute Direktor für Auswärtige Angelegenheiten in Israels Ministerium für Nachrichtendienste im Büro des Ministerpräsidenten. In besagtem Auszug nimmt Shalicar insbesondere die Korrespondenten von SPIEGEL, FRANKFURTER RUNDSCHAU und SÜDDEUTSCHER ZEITUNG aufs Korn: "Informationen aus Nahost, vornehmlich aus dritter Hand".
Der Link zum Text in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Als sich Bundekanzlerin Merkel genau vor acht Tagen an der Seite von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu beim Treffen mit Wirtschaftsvertretern umblickte, sah sie nur Männer um sich. Unverblümt sagte sie zum Auftakt: "Es wäre nett, wenn beim nächsten Mal auch Frauen dabei sein würden. Das scheint noch eine sehr männliche Domäne zu sein." Ihre Bemerkung wurde in einem Video festgehalten, das sich anschließend schnell in Israel über sozialen Medien verbreitete und zu einem shitstorm gegen israelische Politiker und Wirtschaftsvertreter führe. Alexandra Föderl-Schmid erzählt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG die ganze Geschichte und die Reaktionen in Israel darauf: "Merkel unter Männern".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Am 8. Oktober 1938 drangen nationalsozialistische Schlägertruppen ins Erzbischöfliche Palais in Wien ein und zerstörten, was sie gerade fanden - ein nationalsozialistischer Bildersturm. In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG reflektiert der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück vor diesem Hintergrund die "theologiepolitische Biegsamkeit des österreichischen Episkopats" und insbesondere das Verhalten des damaligen Kardinals Theodor Innitzer, dem Erzbischof von Wien, der den Anschluss Österreichs an das Dritte Reich zunächst ausdrücklich gut hieß und ein paar Monate später nach dem Einmarsch der Nazis dann doch zu klaren Worten fand. Tück hält freilich insgesamt ein "Versagen der Kirche" fest: "Sie hätte von Anfang an entschieden an der Seite der bedrängten und verfolgten Juden stehen sollen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Ben Ferencz ist der letzte noch lebende Chefankläger der Nürnberger Prozesse. Von 1947 bis 1948 brachte er Mitglieder der Einsatzgruppen vor Gericht, die über eine halbe Million Juden, Sinti und Roma ermordet hatten. Nun ist er 99 und arbeitet noch immer wie ein Besessener, schildert Sebastian Gubernator in der WELT und porträtiert den Mann, ohne den es nicht zu jenem Prozess über den sogenannten "Holocaus durch Kugeln" gekommen wäre: "Es war, als fahre er in die Hölle, jedes Mal".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Als durchaus starkes politisches Zeichen wertet Andreas Platthaus in der FAZ, dass die sächsische Staatsregierung ein Kabinettsmitglied zur Eröffnung einer kleinen, aber ungemein interessanten Ausstellung ins jüdische Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus geschickt hat: "Denn wer würde nach den Ereignissen von Chemnitz vor sechs Wochen in einer Dokumentation sächsischer Verbrechen der Pogromtage nach dem 9.November 1938 kein Politikum sehen". Insgesamt dokumentiert die Ausstellung jene drei Tage vom 9. bis zum 11. November 1938, als es in fast sechzig sächsischen Gemeinden zu Ausschreitungen gegen jüdische Bürger kam: "Es schreit der Stein in der Mauer".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Franz Neumanns Behemoth gilt heute als ein moderner Klassiker der Sozialwissenschaft. 1942, in der Entscheidungsphase des Zweiten Weltkrieges publiziert, war das Buch die erste Gesamtdarstellung Hitler- Deutschlands aus Emigranten-Feder. Die empirische Analyse der vier Säulen der NS-Gesellschaft und die kühne These von der chaotischen Struktur des nationalsozialistischen Unstaates , auf die der Name aus der jüdischen Mythologie verweist, sind eine Herausforderung für die historische NS-Forschung geblieben. Nun hat die Europäische Verlagsanstalt das Buch von Neumann über „Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933–1944“ neu herausgegeben. Ein "großes Verdienst", wie Detlev Claussen in der TAZ schreibt: "Das Monster".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Antisemitische Lügenverbreitung« und eine »unglaubliche Entgleisung« wird dem Bremer Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) vorgeworfen. Die Kritik kommt von den Grünen, der CDU und der FDP, und sie bezieht sich auf eine Rede Mäurers in der Bremischen Bürgerschaft. Dort hatte er Anfang Oktober gesagt: »Wenn ich sehe, dass die israelische Armee am Grenzzaun Dutzende von Palästinensern einfach hinrichtet, auch dafür habe ich kein Verständnis. Und ich kann alle diejenigen verstehen, die das zum Anlass nehmen, hier sehr deutlich ihre Meinung zu sagen.« Zu einer Entschuldigung kann er sich bislang nicht durchringen, wie JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG, WESER KURIER und die WELT berichten: "Antisemitische Lügenverbreitung".
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Vor dem Hintergrund dieses Bremer Falls ist es sich nicht uninteressant danach zu fragen, wie viel Antisemitsmus eigentlich in den Parteien des Bundestages steckt. Denn Antisemitismus ist in Deutschland nicht nur ein Phänomen politischer Ränder, sondern bricht sich auch in den Parlamenten und Parteistiftungen immer wieder Bahn - meint die BILD-ZEITUNG und hat einen Parteiencheck vorgenommen: "Wie viel Antisemitismus in den Parteien steckt"
Der Link zum Check in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Die Soros-Stiftung hat vor einigen Tagen in Berlin ihre Arbeit aufgenommen, nachdem sie in Ungarn wegen ständiger Anfeindungen nicht mehr arbeiten konnte. Eigentlich hätte die Meldung für Schlagzeilen sorgen müssen. Denn damit hatte eine maßgeblich von der rechten ungarischen Regierung inszenierte antisemitische Kampagne Erfolg. Peter Nowak versucht in einem Beitrag für TELEPOLIS zu erklären, warum es in Europa zu keinem Aufschrei gekommen ist und findet dafür eine bemerkenswerte Erklärung:
"Der Grund, warum die Vertreibung der Soros-Institutionen aus Ungarn wenig Resonanz erzeugte, liegt in einer Verschiebung des Antisemitismusbegriffs. Der Fokus liegt auf den israelbezogenen Antisemitismus. Tatsächlich war es richtig, diese Kategorie einzuführen. Israel war zum "Juden unter den Völkern" geworden und wurde wie diese diffamiert und delegitimiert. Es gibt heute noch immer wieder Beispiele, wo eine vermeintliche Kritik an der Politik der israelischen Regierung zu einem Generalangriff auf den Staat Israel wurde. Doch neben dem israelbezogenen Antisemitismus gab und gibt es in Deutschland den klassischen Antisemitismus, der sich im Ressentiment gegen reiche Bankiers und jeden Kosmopoliten richtet, die angeblich kein Vaterland haben und die Nationen zerstören wollen. So wurde den Soros-Einrichtungen von der ungarischen Regierung vorgeworfen, mit der Unterstützung von moslemischen Migranten zur Zerstörung des christlichen Europa beizutragen. Das ist auch ein wichtiges Element der derzeit in Westeuropa dominanten rechten Strömungen. Sie gehen sich betont israelfreundlich, was sie nicht selten mit Israelfahnen beweisen wollen (Die Rechte und die Israelsolidarität). Sie sehen Israel als Vorposten im Kampf gegen den Islam. Soros und seine Unterstützer hingegen sind für sie typische Vertreter von liberalen Kosmopoliten, die sich in aller Welt für Menschenrechte einsetzen und sich die Nationalisten aller Länder zum Feind machen."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Für seinen Gastbeitrag in der „FAZ“ muss der AfD-Partei- und Fraktionschef heftige Kritik einstecken. Thematisch ging es in Gaulands Text im Wesentlichen um eine scharfe Kritik an der Globalisierung und an den sie tragenden und von ihr profitierenden Eliten. Mehrere Historiker werfen dem 77-Jährigen nun vor, sein Text erinnere in Duktus und Argumentation stark an eine Rede, die Adolf Hitler 1933 vor Arbeitern gehalten hatte. So sagte beispielsweise Michael Wolffsohn dem TAGESSPIEGEL, wer die Hitler-Rede nicht kenne, dem juble Gauland „Adolf Hitler light“ unter. „Es ist schlimm, dass Gauland seinen gebildeten Anhängern signalisiert, dass er Rede und Duktus Hitlers kennt und dass er die gegen die Juden gerichteten Vorwürfe Hitlers nun auf die Gegner der AfD von heute überträgt.“ Ebenfalls im TAGESSPIEGEL analysiert der NS-Forscher Wolfgang Benz Gaulands Rede und schreibt u.a. der Text sei „ganz offensichtlich eng an den Hitlers geschmiegt“. Es handle sich nicht um ein Plagiat, aber um eine Paraphrase. Diese wirke so, „als habe sich der AfD-Chef den Redetext des Führers von 1933 auf den Schreibtisch gelegt, als er seinen Gastbeitrag für die ,FAZ' schrieb“. Und das Internationale Auschwitz Komitee wirft Gauland vor, er wolle die deutsche Gesellschaft „durch Hass und die Förderung niedriger Instinkte zerstören“.
Sehr viel moderater reagiert Jakob Augstein im SPIEGEL: "Man muss ihm zugestehen, dass er die Schwerkräfte richtig beschrieben hat, die an den westlichen Gesellschaften zerren." Hansjörg Müller weist in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG darauf hin, dass es auch schon andere gegeben habe, die ähnlich wie Gauland argumentierten, ohne Empörung auszulösen:
"Parallelen zwischen Hitlers Worten und denen Gaulands kann man durchaus sehen. Doch dann müsste man fairerweise auch darauf hinweisen, dass die meisten Globalisierungskritiker, ob rechts oder links, gelegentlich ein wenig wie Hitler tönen. Das macht sie noch lange nicht zu Nazis oder Antisemiten: Womöglich hat sich Gauland ja auch von dem 2015 verstorbenen Soziologen Ulrich Beck inspirieren lassen, der 2009 der «Zeit» sagte, zu den Verlierern zählten «die Beschäftigten in Branchen, die regional verhaftet sind und die durch die Globalisierung in die Defensive geraten», während Globalisierungsgewinner «gezielt Ländergrenzen überschreiten und mit grossen Vorteilen rechnen» könnten."
Auch der ehemalige SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel meldet sich im TAGESSPIEGL zu Wort und meint u.a.:
"Ein 'Bonsai-Hitler' ist der AfD-Chef nicht. Trotzdem ist seine Elitenkritik gefährlich: Sie führt gerade zu einer autoritären Gesellschaft. [...] Sein Plädoyer für eine Fundamentalopposition ist für ihn inhaltslose Taktik, um sich vom Konsens der anderen Parteien abzuheben. Wählerstimmen sollen nicht gewonnen werden, um alternative politische Ideen umzusetzen, sondern um das bestehende demokratische System zu unterminieren und wenn möglich zu blockieren. [...] Jeder, der die AfD aus welchem Frust auch immer wählt, muss wissen: Das sind Feinde der Demokratie und keine normalen politischen Wettbewerber."
In der TAZ schließlich kritisiert Sophie Spelsberg jedoch noch einen ganz anderen Aspekt bei dieser Debatte. Sie wirft der FAZ vor, "eine der wichtigsten journalistischen Pflichten verraten" zu haben: "Sie hat die AfD-Ideologie nicht hinterfragt und eingeordnet, sondern den LeserInnen auf dem Silbertablett präsentiert."
Die Links zum Thema in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.

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Vor fünf Jahren rief der Perkussionist Harvey Price das Projekt «Peace Drums» ins Leben mit dem Ziel, über die Musik einen friedensfördernden Dialog zwischen jüdischen, muslimischen und christlichen Jugendlichen in Israel zu schaffen. Seither treffen sich die Mittelschüler einmal in der Woche zum gemeinsamen Proben. Kürzlich war er mit seinem Projekt in Zürich zu Gast - und Lana Schenkel hat das für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG genauer beobachtet: "Jüdische, muslimische und christliche Jugendliche erhalten in Zürich kleine Impfdosen für den Frieden".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Kölner Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenbarbeit feierte kürzlich ihr 60-jähriges Bestehen. Damit ist sie eine der ältesten und mithin traditionsreichsten der über 80 Gesellschaften in Deutschland. Seit 2000 steht der 1949 in Köln geborene Jürgen Wilhelm an der Spitze des Vereins, der gut 850 Mitglieder zählt. Der KÖLNER STADTANZEIGER führte anlässlich des Jubilaums mit ihm ein Interview. Auf die Frage, was ihn im 60. Jahr des Bestehens der Gesellschaft bewege, antwortet er:
"Leider müssen wir eine unglaubliche Aktualität der Probleme konstatieren, an deren Bewältigung die „Christlich-Jüdische“ seit ihrer Gründung arbeitet. Antisemitismus, Rassismus und die fremdenfeindliche Ablehnung anderer Menschen haben zuletzt durch die Flüchtlingsfrage eine Konjunktur, die wir uns nicht hätten vorstellen mögen."
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Am 14. Oktober 2018 erhalten im Rahmen der diesjährigen Frankfurter Buchmesse das Ehepaar Aleida und Jan Assman den renommierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Der 80-jährige Assmann, so hieß es in der Begründung für die Auszeichnung, habe mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt sowie zur Genese von Intoleranz und absolutem Wahrheitsanspruch einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft der Religionen geleistet. Und Aleida Assmann "greife mit ihren Studien die immer wieder neu virulenten Themen von Geschichtsvergessenheit und Erinnerungskultur auf. Sie zeigt, dass ein offener und ehrlicher Umgang mit der Vergangenheit grundlegende Bedingung für ein friedliches Miteinander ist." Leonie Mielke porträtiert die Beiden in einem Beitrag für das SONNTAGSBLATT: "Jan und Aleida Assmann erhalten den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels".
Der Link zum Porträt in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Das Stuttgarter Lehrhaus wurde als Stiftung für interreligiösen Dialog im Jahre 2010 vom Ehepaar Lisbeth und Karl-Hermann Blickle und Meinhard Mordechai Tenné sel. A. gegründet. Im Paul-Gerhardt-Zentrum in Stuttgart-West richtet es seitdem regelmäßig Veranstaltungen aus, die von Christen, Muslimen und Juden besucht werden. Anlässlich des jüngsten Jahresfestes Ende September im Stuttgarter Lehrhaus schildert Brigitte Jähnigen für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG das Engagement des Vereins: "Miteinander lernen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Es ist die erste Ordination des orthodoxen Rabbinerseminars in der Hauptstadt seit 80 Jahren. Seit 2009 hatten insgesamt 16 Absolventen ihre Smicha (die Berechtigung, das Amt auszuüben) in München, Leipzig, Köln, Würzburg und Frankfurt erhalten. Am Dienstag nun standen Shlomo Sajatz und seine Studienkollegen Alexander Kahanovsky und Shraga Yaakov Ponomarov in der früheren Privatsynagoge Beth Zion in einem Hinterhof im Stadtteil Prenzlauer Berg und erhielten ihre Ordination. An dem Festakt in der Beth Zion Synagoge in Berlin-Mitte nahmen neben Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller, Bundesaußenminister Heiko Maas (beide SPD) und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und der Präsident des Jüdischen Weltkongresses und Gründer der Lauder-Stiftung, Ronald S. Lauder, teil. Die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG, DEUTSCHE WELLE und MiGAZIN haben die Feierlichkeiten beobachtet: "Durst nach Spiritualität".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

17. Oktober 1768: Israel Jacobson wird in Halberstadt geboren, am Nordostrand des Harzes, nicht weit von Magdeburg und Braunschweig. Halberstadt ist damals ein Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit. Israel Jacobsons Vater, Jacob ben Israel, betreibt ein Wechselgeschäft und ist Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Israel Jacobson erhält eine traditionelle jüdische Erziehung. Mit 19 Jahren heiratet er Minna-Menckel Samson, die wie er selbst aus einer wohlhabenden jüdischen Familie stammt. Sie bekommen vier Söhne und zwei Töchter. Nach dem Tod seines Schwiegervaters übernimmt Israel Jacobson die Bankgeschäfte und auch das Amt als Landesrabbiner. Die Familie zieht nach Braunschweig und Jacobson arbeitet als Bankier erfolgreich für mehrere Fürstenhäuser. Dadurch wächst auch sein politischer Einfluss. Jacobson setzt sich für die jüdische Bevölkerung ein. Dann, mit Anfang 30, beginnt Jacobsons Wirken als religiöser Reformer, das ihn zum Begründer des liberalen Judentums machen sollte. Heute bekennen sich weltweit rund 1,8 Millionen Menschen zum liberalen Judentum. Anlässlich des bevorstehenden 250. Geburtstags von Jacoson legt Christian Röther für DEUTSCHLANDRADIO ein längeres, sehr informatives und lesenswertes Porträt von Jacobson und des liberalen Judentums in Deutschland vor: „Nachdenken, nicht nachglauben“
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Ist die Identität zwischen Bayern und CSU wirklich nur ein Mythos oder doch noch ein realpolitischer Faktor? Die Bruchlinien, die sich aktuell zwischen Partei und Kirche zeigen, sind nicht plötzlich da. Die Entfremdung zwischen beiden Seiten hat eine Geschichte – es ist ein Stück in vier Akten, meint Sebastian Sasse. In einem Beitrag für die TAGESPOST erläutert er diese vier Akte und konstatiert, die enge Bindung zwischen CSU und Kirche ist Geschichte: "Es war einmal".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Im Blick auf die bevorstehende Heiligsprechung von Papst Paul VI. - den meisten wohl in Erinnerung wegen seines Neins zur Pille - übt der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG Kritik an der seit geraumer Zeit zu beobachtenden Häufung von Heiligsprechungen ehemaliger Päpste:
"Diese Akkumulation von Heiligsprechungen von Päpsten durch Päpste ruft inzwischen selbst bei gläubigen Katholiken ein gewisses Stirnrunzeln hervor. Steht die Selbstsakralisierung der Institution Kirche nicht in krassem Missverhältnis zu den Krisen und Skandalen, die in letzter Zeit publik geworden sind? Man könnte meinen, dass der anhaltende Bedeutungsverlust, den die päpstliche Autorität in den freien Gesellschaften erlitten hat, durch eine gesteigerte Bedeutungszuschreibung auf der Ebene des Persönlich-Charismatischen aufgefangen werden soll."
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Michael Wolffsohns neues Buch ist einer politischen Ikone in Deutschland gewidmet: Willy Brandt. Insbesonder aber nimmt Wolffsohn Brandts Israelpolitik unter die Lupe und rüttelt ordentlich am Image des »Friedenskanzlers« und Säulenheiligen der Partei. Ralf Balke hat das Buch für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG gelesen und meint: "Wer aber verstehen will, warum die SPD bis heute ein ambivalentes Verhältnis zu Israel hat, der kommt um die Lektüre dieses sehr wichtigen und lesenswerten Buches nicht herum."
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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